In einer modernen Trabantenstadt vor den Toren von Paris begegnen sich die junge Beamtin Blanche (Emmanuelle Chaulet) und die Studentin Lea (Sophie Renoir). Beide freunden sich an. Die selbstsichere Lea, mit dem gutaussehenden Fabien (Eric Viellard) zusammen, kümmert sich sofort um das Liebesglück der schüchternen Blanche. Der erfolgreiche Alexandre (François-Eric Gendron) ist ihrer Meinung nach genau der Richtige. Doch dann nähern sich Blanche und Fabien in Abwesenheit Leas einander an …
Mit LE AMI DE MON AMIE findet Rohmers sechsteilige Reihe COMÉDIES ET PROVERBES ihren mehr als versöhnlichen Abschluss. Nach all den fehlgeschlagenen Beziehungskonzepten und unglücklich verlaufenden Liebschaften ist es doch sehr erfreulich am Ende dieses Films gleich zwei Liebespaare in eine hoffentlich glückliche Zukunft entlassen zu können. Hervorstechendstes Merkmal von Rohmers Inszenierung ist die Betonung der Architektur. Der Film spielt in einer luxuriösen Wohnanlage, in der Moderne und Renaissance einander die Hand reichen und die von weitläufigen Freizeitanlagen gesäumt ist. So gibt es auch wieder die für Rohmer typischen kontemplativen Ausflüge in die Natur. Neben der Architektur sticht eine recht geschickte Anordnung farbiger Akzente ins Auge: Man achte etwa auf die Platzierung der Accessoires in Blanches Büro oder die letzte Szene, in der die vier Protagonisten entweder Grün oder Blau tragen und so noch einmal das Bäumchen-Wechsel-Dich-Spielchen des vorangegangenen Films pointieren. LE AMI DE MON AMIE ist vielleicht der zugänglichste und leichteste Film der Reihe und gut für einen Einstieg ins Werk Rohmers geeignet, der mich wirklich sehr begeistert hat. Wie ich schon im Eintrag zu LES NUITS DE LA PLEINE LUNE versucht habe zu erklären, stellt dessen Inszenierungsstil eine echte Herausforderung für den Zuschauer dar: Die breiten Dialoge lenken oft vom Bild ab und suggerieren, hier fände eben nur Theater auf der Leinwand statt. Erst nach einiger Eingewöhnungszeit fallen einem dann die vielen Feinheiten der Regie auf; eine besonders große Rolle spielen etwa die Settings und das Dekor. Der erste Eindruck ist sicher der eines besonders „nackten“ Stils – und das ist in gewisser Hinsicht auch richtig, etwa, was die Verwendung von Musik angeht; das Format von 1,33:1 spielt da auch mit hinein (nur PAULINE À LA PLAGE ist nicht in diesem „Fernsehformat“ gedreht). Dennoch passiert in Rohmers Filmen sehr viel mehr als man zunächst annimmt, was ihren nicht unerheblichen Reiz ausmacht. Für mich war das definitiv nicht die letzte Begegnung mit diesem Filmemacher, der – im Gegensatz zu vielen anderen Regisseuren, die man voreilig mit diesem Label versieht – tatsächlich einen absolut einzigartigen Stil kultiviert hat.