Kurz vor dem gemeinsamen Urlaub erhält Delphine (Marie Rivière) den Laufpass von ihrem Freund. Sie ist geschockt und versucht nun, ihren Sommerurlaub allein zu organisieren. Doch egal, wohin sie auch geht, überall wird sie nur an ihre Einsamkeit erinnert …
LE RAYON VERT ist Marie Rivières Film: Kaum eine Szene kommt ohne die Schauspielerin aus, Rohmer folgt ihr von Paris nach Cherbourg, in die Alpen und schließlich nach Biarritz, bevor es zu einem Happy End in St. Jean de Luz kommt. Nach den doch eher realistisch-ernüchternden Geschichten der vier Filme zuvor ist LE RAYON VERT ein Film über die Hoffnung, auch wenn es lange nicht so aussieht. Delphine droht in ihrer Trauer und ihren Selbstzweifeln zu ersticken, auch wenn ihr doch der Weg zum Glück in Form der Farbe Grün gewiesen wird (das hatte ihr eine Wahrsagerin prophezeit). Am Ziel angekommen sieht Delphine dann auch den titelgebenden „grünen Strahl“ bzw. das „grüne Leuchten“, wie es im deutschen Titel heißt. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, das sich im letzten Moment des Sonnenuntergangs ereignet und das den, der es sieht, in die Lage versetzt, das eigene Wesen und das anderer in völliger Klarheit vor sich zu sehen. LE RAYON VERT ist aber nicht nur hoffnungsvoll, er ist auch ein Film über die Einsamkeit unter Menschen: Egal, wo sich Delphine auch aufhält, sie ist immer am falschen Ort. Der Versuch, Kontakte zu knüpfen, bringt ihre Isolation umso stärker ans Licht. Es gibt eine famose Szene, in der man förmlich sehen kann, wie Delphine graduell immer mehr in sich zusammensackt, während sich die Menschen um sie herum amüsieren. Dass Delphine ausgerechnet am Bahnhof, von wo aus sie eigentlich abreisen möchte, jemanden trifft, bei dem sie sich wohl fühlt, bestätigt zum einen die Phrase, dass das Glück immer unerwartet zuschlägt, zum anderen korrespondiert dies mit einigen anderen Rohmer-Filmen: Züge und Busse sind gute Orte, um Menschen zu treffen. Aus der Reihe COMÉDIES ET PROVERBES hat mir LE RAYON VERT mit am besten gefallen, was neben der sommerlichen Melancholie des Films ausdrücklich auf biografische Details zurückzuführen ist: Wer einmal aus heiterem Himmel verlassen wurde, kann sich mit Delphine absolut identifizieren: Rohmer und Rivière treffen das Gefühl aus Einsamkeit, Scham und Selbshass, das einen dann beschleicht, wirklich perfekt. Und dass ich schon mal in Biarritz war und diesen Ort sehr in mein Herz geschlossen habe, hat sicherlich auch geholfen. Ein schöner, sehr entspannter und meditativer Film mit einem wunderbaren Ende.
[…] „leichter“, nachvollziehbarer, nimmt ihm aber auch einiges vom Zauber, den Filme wie LA RAYON VERT oder PAULINE A LA PLAGE versprühten. Im Vergleich zu jenen mutet dieser beinahe depressiv an: Die […]