Los Angeles, 1938: Der mittellose Kunstflieger Cliff Secord (Bill Campbell) träumt gemeinsam mit seinem Mechaniker Peevy (Alan Arkin) von der Teilnahme an den nationalen Meisterschaften. Als ihr Flugzeug eine Bruchlandung macht, scheinen ihre Träume geplatzt und ihre Existenz gefährdet. Doch da fällt den beiden ein merkwürdiger Raketenrucksack in die Hände, der es seinem Träger ermöglicht, in rasender Geschwindigkeit durch die Luft zu fliegen. Der Rucksack, so stellt sich heraus, ist die Erfindung Howard Hughes‘ (Terry O’Quinn), der damit wiederum das Interesse der Nazis geweckt hat, die seit Jahren erfolglos versuchen, einen solchen Rucksack zu entwickeln. Und deren Schergen setzen nun alles daran, die Erfindung in ihre Hände zu bekommen, was wiederum Cliff und seine Angebetete, die Schauspielerin jenny Blake (Jennifer Connelly) in arge Bedrängnis bringt …
THE ROCKETEER ist die Verfilmung einer Graphic Novel, die wiederum auf einem alten Movie-Serial aus den Vierzigerjahren basiert. Die zweite Regiearbeit des Effektspezialisten Joe Johnston (nach HONEY, I SHRUNK THE KIDS) war allerdings ein ziemlicher Flop, was man zum einen der Obskurität der Vorlage, zum anderen dem Fehlen großer Stars zuschreiben mag. Johnstons Regielaufbahn wurde für ein paar Jahre auf die Warteschleife verlegt, heute ist er wieder gut im Geschäft. Und auch THE ROCKETEER darf fast zwanzig Jahre nach seinem Erscheinen rehabilitiert werden. Zwar mag ihm der ganz große Glamour abgehen, dafür merkt man ihm in jeder Sekunde an, wie viel die alberne Geschichte um den Mann mit dem Raketenrucksack ihrem Macher bedeutete. Johnston gelingt mit seinem Film genau das, was Spielberg in seinem diesjährigen INDIANA JONES-Aufguss vollkommen in den Sand gesetzt hat: Er erschafft eine Welt, die sich zu unserer verhält wie deren pulpiges Spiegelbild und so zur mythischen Überhöhung und Legendenbildung beiträgt. Hier wie dort sind die Nazis die Bösewichter, ihr hanebücherner Plan, mittels berucksackter Soldaten die Welt zu erobern – der in einem an die filmische Vorlage erinnernden Wochenschau-Film illustriert wird – stellt in der Welt des Films sogar eine echte, unhinterfragte Bedrohung dar. Flugzeug- und Filmfanatiker Howard Hughes, ein echter Amerikaner und Widerstandskämpfer, ist wiederum natürlich der geniale Urheber des Rucksacks. Timothy Dalton brilliert als eitler Schauspieler und Nazispion Neville Sinclair in einer Rolle, die das Gerücht, das einst um Errol Flynn kursierte, aufgreift, und der riesenhafte Nazikiller Lothar wiederum ist mit seinem grotesken Gesicht an den entstellten Schauspieler Rondo Hatton angelehnt, der in zahleichen billigen B-Filmen der Dreißiger- und Viertzigerjahre das Monster geben musste. Johnston webt ein dichtes Netz an Bezügen, treibt ein munteres Spiel mit seinen Vielfachkodierungen, ohne damit jedoch seinen Stoff zu verraten und sich auf eine sichere Ebene der Ironie zu flüchten. Die Wirkung, die er erzielt, ist einer solchen Absicherung geradezu entgegengesetzt: Er verleiht dem naiv-albernen Superheldenmärchen Würde, verdeutlicht, was es mit unserem Bedürfnis nach Helden und Legenden überhaupt auf sich hat, wie sich Geschichte und Erinnerung in diese einschreiben. Wer die doch unerwartete Tiefe dieses Films ausloten möchte, dem sei ein Double Feature aus THE ROCKETEER und Scorseses THE AVIATOR ans Herz gelegt. Ich könnte mir vorstellen, dass da noch ganz andere Fassetten ans Licht kommen. Fürs Erste reicht es aber, sich die Trivia-Seite auf IMDb anzusehen (der ich einige Anregungen und Fakten verdanke).
Ich liebe diesen Film! Und ich habe noch nie jemanden getroffen, der den Film kannte (ohne daß ich ihn nicht vorher dazu gezwungen hätte, ihn sich anzusehen). Ick freu mir!
Dann freu ick mir mit dir!
Ick mir och