Die Crew um Captain Sean Murphy (Gabriel Byrne) verdient sich ihr Geld damit, herrenlose Schiffe zu bergen. Als der Fremde Jack Ferriman (Desmond Harrington) Bilder vorlegt, die einen seit den frühen Sechzigerjahren vermissten Luxusliner zeigen, wittern Murphy und Co. das Abenteuer und das große Geld. Doch auf dem Schiff angelangt, müssen sie bald feststellen, dass etwas nichgt mit rechten Dingen zugeht …
Ich bin gehemmt, über diesen Film zu schreiben, denn aus mir unerfindlichen Gründen gefällt er meiner lieben Frau und meine zugegebenermaßen wenig diplomatische Meinungsäußerung, der Film sei „absolute scheiße“, die ich mir nach Sichtung nicht verkneifen konnte, sorgte bereits für einige eheliche Verstimmungen. Nun gebe ich gern zu auch dem ein oder anderen Kackfilm wider jedes bessere Wissen erlegen zu sein, aber ein so dermaßen nichtssagender, liebloser, komplett geschmacksneutraler, identitätsloser und zu allem Überfluss auch noch uneffektiver Quatsch wie GHOST SHIP ist garantiert nicht darunter (behaupte ich jetzt mal im Brustton der Überzeugung). Meine These: Meine Gattin hat sich a) von der einzig guten Szene – dem niedlichen Splattereffekt zu Beginn, den Regisseur Steve Beck aber aus seinem eigenen, ein Jahr zuvor entstandenen und ebenfalls blöden 13 GHOSTS (Moment mal … Den mag meine Frau ja auch! Ich wittere eine Verschwörung!) geklaut hat, blenden lassen oder aber b) die viel versprechende Prämisse um ein Geisterschiff hat ihre Fantasie solchermaßen angeregt, dass ihr gar nicht aufgefallen ist, dass der Film rein gar nichts aus deren Potenzial macht. GHOST SHIP ist ungefähr so gruselig wie ein nachmittäglicher Sommerspaziergang durchs gut besuchte Naherholungsgebiet, geheimnisvoll wie die Werbebroschüre vom Media Markt und spannend wie ein Mittagsschläfchen. „Dramaturgie“ und „Atmosphäre“ scheinen Beck und seinen Mittätern nicht so wichtig gewesen zu sein, wenn sie von der Existenz dieser längst überkommenen Fachbegriffe überhaupt jemals gehört haben. Wer braucht so etwas auch, wenn er doch ein aus allen sattsam bekannten Versatzstücken des jüngeren Horrorkinos zusammengesetztes Drehbuch, eine nach Quote gecastete Darstellerriege, ein gut ausgeleuchtetes Setting (damit man auch alles gut erkennen kann) und einen unmotiviert Nu-Metal-Stücke vor sich hin blökenden Soundtrack vorweisen kann? Mit dieser „Philosophie“ „holt“ man den „Kunden“ da „ab“, wo er „steht“, „schafft“ „Synergien“ am laufenden Meter und das ganze auch noch ausgesprochen „zeitnah“ – ein nicht zu unterschätzendes „Incentive“, betrachtet man die engen „Zeitkorridore“ und halb geschlossenen „Zeitfenster“ der „Zielgruppe“. Dieser Werbesprech öffnet tatsächlich die Augen für eine hinter dem Film liegenden Wahrheit, die ihn gegen jegliche von mir und anderen Filmfreunden formulierte wohlfeile Kritik und den ihr inhärenten Purismus immunisiert: Keiner der Macher von GHOST SHIP hatte vor, einen wirklich guten Film zu machen, sondern eben nur ein gut verkäufliches Produkt für den schnellen Gebrauch, sozusagen Fahrstuhlmusik für die Augen. Da wäre es ja tatsächlich nur hinderlich, bliebe der Film über seine Spieldauer hinaus hängen oder provozierte er gar eigene überaus lästige Gedanken im Zuschauer, die ihn davon abhielten, direkt im Anschluss an den Kinobesuch den limitierten Käsecracker zum Film zu kaufen. Aber mein Gott, ist diese vollkommen unambitionierte Verschwendung von Talent und Rohstoffen traurig: Früher konnte man sich über Horrortrash wenigstens noch kaputtlachen oder ärgern, war ein mieser Film wenigstens noch auf seine ganz eigene, individuelle Art und Weise schlecht. GHOST SHIP hingegen ist von vorne bis hinten durchgenormt, ein Horrrofilm mit Hartgummireifen drumrum, damit sich niemand dran verletzen kann. Seine „Wirkung“ erinnert mich ein wenig an die ROAD RUNNER-Cartoons und das stumpfe, nahezu stumme „Puff“, dass man vom Aufprall von Wile E. Coyote noch hört, nachdem er minutenlang dem Abgrund entgegengerast ist …