the baron of arizona (samuel fuller, usa 1950)

Veröffentlicht: Juni 9, 2009 in Film
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poster The Baron of ArizonaIn den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts führt der Grundstücksmakler James Addison Reavis (Vincent Price) einen genialen Plan aus: Mittels geschickter Urkundenfälschungen, die ihn um die ganze Welt führen, und der Heirat mit einem Waisenmädchen, der er eine neue Identität verleiht, macht er sich selbst zum „Baron von Arizona“, dem rechtmäßigen Besitzer des ganzen Bundesstaats, und ruft damit sowohl den Zorn des Volks als auch die Aufmerksamkeit des ratlosen Staatsapparates auf sich …

Wie in seinem Debüt widmet sich Fuller wieder einer wahren Begebenheit. Die Geschichte des genialen Betrügers, Fälschers und Hochstaplers Reavis, der keinerlei Kosten und Mühen scheut, um sich selbst zu einem der reichsten Männer der Vereinigten Staaten zu machen und der mit seinem kühnen Plan fast erfolgreich ist, bietet allein schon eine faszinierende Geschichte. Und dank eines brillierenden Vincent Price‘ – der diese Rolle als eine seiner liebsten in Erinnerung behielt – noch dazu 90 Minuten fesselnde, pfiffige und hintergründige Unterhaltung. Hinter dem Schelmenstück verbirgt sich nämlich auch noch ein Diskurs zum Kolonialismus und der damit zusammenhängenden Rassenproblematik sowie eine philosophische Beschäftigung mit der Frage nach dem Wesen von Geschichte. Reavis wird mehrfach als Mann bezeichnet, „who changes geography“. Mittels seiner Fälschungen und Erfindungen schafft er Realität: Er erfindet Menschen samt eigener Historie, Erbschaften, Landgeschenke des Königs von Spanien, er legt Grundsteine und ändert Landbesitz-Verhältnisse. Sein Landgewinn beruht auf einer von ihm erfundenen und bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Alternativhistorie. Natürlich geht es ihm dabei zunächst vor allem um den materiellen Gewinn; doch dem Betrachter wird klar, dass sein Betrug auch seinem eigenen Lustgewinn dient. Er begnügt sich nicht mit einem kleinen Betrug, er will die Weltgeschichte umschreiben. Nebenbei erteilt er seinen Landsleuten damit auch eine gehörige Lektion, führt er ein gewagtes Experiment mit ihnen durch. Wenn sich ihm in einer Szene der auf- und ums sein Land gebrachte Mob entgegenstellt, ein Bestohlener ihm entgegnet, er sei einer der ersten hier gewesen, habe das Land selbst besiedelt und somit ein Recht darauf, kann der neben ihm zu sehende Indianer nur stumm dreinblicken. Für seine Belange interessiert sich niemand. Reavis dreht mit seinem Coup den Spieß um. Er stiehlt nicht von den Reichen und gibt den Armen, er bestiehlt alle, behält die Beute für sich und rekonstruiert somit ein Verbrechen, dass die Verienigten Staaten niemals als solches betrachtet haben.

Letztlich – und auch das ist typisch für Fuller – ist THE BARON OF ARIZONA aber auch ein Film über die sich komplementär verhaltenden männlichen und weiblichen Kräfte. Reavis verhält sich natürlich urtypisch männlich: Er raubt, betrügt und lügt für seinen eigenen materiellen wie immateriellen Gewinn. Doch der ganze Reichtum erfüllt ihn nicht, er macht ihn nur noch gieriger und droht in letzter Konsequenz, sein Leben zu kosten. Es ist seine Gattin, die Baronin Sofia de Peralta-Reavis (Ellen Drew), die ihn schließlich besänftigt, seine Sehnsucht stillt: indem sie ihm, der sie doch belogen und für seine Zwecke missbraucht hat, ihre bedingungslose Liebe gesteht, aller seiner Taten zum Trotz. Es ist die weibliche Kraft, die ihn letztlich versöhnt und ihn erkennen lässt, dass er weder Land noch Reichtümer noch einen gestohlenen Adelstitel braucht. Er muss nur James Addsion Reavis sein.

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