east of eden (elia kazan, usa 1955)

Veröffentlicht: Juni 29, 2009 in Film
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1025194[1]Kalifornien 1917: Der jugendliche Cal Trask (James Dean) liegt im Clinch mit seinem Vater, dem Farmer Adam Trask (Raymond Massey), fühlt sich von diesem ungeliebt und gegenüber seinem Bruder Aron (Richard Davalos) benachteiligt. Als Cal herausfindet, dass seine vom Vater verschollen geglaubte Mutter Kate (Jo van Fleet) nur wenige Meilen entfernt ein Bordell betreibt, begnnt bei dem Jungen ein Selbsterkenntnisprozess, der seine Familie endgültig zu zerreißen droht …

Der Nachruf, den Truffaut dem im Alter von nur 24 Jahren verstorbenen James Dean widmete und den man in seiner Textsammlung „Die Filme meines Lebens“ lesen kann, hat mich auf die Idee gebracht, mich einmal den drei großen Filme Deans zu widmen (lustigerweise lese ich eben bei IMDb, dass Dean auch in Fullers von  mir vor kurzem erst gesehenen FIXED BAYONETS! eine kleine Rolle spielte). EAST OF EDEN kannte ich bisher noch gar nicht, GIANT habe ich zuletzt in meiner Kindheit gesehen und die letzte Betrachtung von REBEL WITHOUT A CAUSE datiert ebenfalls noch auf das Prä-DVD-Zeitalter. Truffaut erklärt Dean in seinem Text zu einem der wichtigsten Darsteller überhaupt, der mit seinen extrem physischen Rolleninterpretationen die – ich paraphrasiere – Psychologie im Schauspiel vernichtet habe. Was er damit meint: Deans physischer Ausdruck doppelt nicht einfach nur die internen psychischen Vorgänge seiner Figuren nach außen, vielmehr drückt er eine Differenz zu diesen aus. Emotionen und körperliche Reaktionen stimmen nicht überein, sie konterkarieren einander, wirken dadurch aber sponatner, originärer und letztlich glaubwürdiger: Truffaut sagt, Dean spiele „neben“ seiner Rolle. Aus heutiger Sicht mutet dieses Spiel der Jugendikone manchesmal etwas exaltiert an, dennoch lässt sich doch kaum leugnen, dass sich sein Spiel von dem seiner Zeitgenossen so stark unterscheidet, dass es damals tatsächlich revolutionär gewirkt haben muss: etwa, wenn sich Dean mit dem Rücken zur Kamera dreht und dabei weiterspricht oder sich dem Blick der Kamera ganz entzieht, obwohl er Bestandteil der Szene ist. Sein Spiel wirkt vollkommen intuitiv, ungebändigt und ungenormt und es erfasst seinen ganzen Körper. Schon die Art, wie er in der ersten Einstellung von EAST OF EDEN dasteht, leicht gebeugt und verdreht, der Pullover in Falten geworfen, die den Eindruck unterstreichen, Cal sei körperlich deformiert: Das Leid des Adoleszenten, das Dean erkörperte wie kein anderer, ist bei ihm zur physischen Disposition geworden.

Der Film um diesen Schauspieler herum muss, aller formalen Finesse zum Trotz, neben dessen Leistung unweigerlich verblassen – auch wenn das angesichts seiner vollen Cinemascope-Blüte ein denkbar unpassedner Ausdruck ist. Kazans Film ist eindeutig ein Kind seiner Zeit, schwelgend in seinen Bildern, empathisch in seiner Musik, episch in seinem Entwurf, passioniert in seiner ungezügelten Melodramatik. Genau das, was man einst als „großes Hollywoodkino“ bezeichnete, ein Film bildgewordener Emotion. Trotz dieser unabstreitbaren Größe merkt man EAST OF EDEN aber an, dass er Schwierigkeiten damit hat, Steinbecks Roman auf knappe zwei Stunden Film zu verdichten. Der rote Faden – der Konflikt innerhalb Familie Trask – geht in der Mitte verloren, wenn die historische Dimension des Stoffes in den Blick gerät (EAST OF EDEN zeichnet auch das Bild einer USA, die sich auf den Ersten Weltkrieg vorbereitet), und wird dann erst am Ende etwas unvermittelt wieder aufgenommen. Trotz dieser verschmerzbarer Schwächen ist EAST OF EDEN aber immer noch sehenswert und voller großer Momente und Bilder. Man darf trotzdem annehmen, dass er ohne Dean nur die Hälfte wert wäre. Hier kann nur eine Zweitsichtung, in der ich mich allerdings dazu zwingen muss, an Dean „vorbeizuschauen“, Aufschluss geben.

Kommentare
  1. […] REBEL WITHOUT A CAUSE wiederholt Dean seine Paraderolle aus EAST OF EDEN und spielt erneut einen Jugendlichen, der an den äußeren Umständen zerbricht. Statt im Jahr 1917 […]

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