Zum Junggesellenabschied fährt der Ehemann in spe Doug (Justin Bartha) mit seinen beiden besten Freunden Phil (Bradley Cooper) und Stu (Ed Helms) sowie seinem Schwager Alan (Zach Galifianakis) nach Las Vegas. Am Morgen nach der rauschhaften Nacht wachen Phil, Stu und Alan nicht nur in einem vollkommen verwüsteten Hotelzimmer auf, in dessen Badezimmer es sich zudem ein Tiger bequem gemacht hat, sie bemerken auch bald, dass Doug spurlos verschwunden ist. Weil alle drei schwer mit den Nachwirkungen des Gelages und akutem Gedächtnisverlust zu kämpfen haben, müssen sie die Ereignisse der vorigen Nacht mit Mühe und Not rekonstruieren, um ihren Freudn zu finden und pünktlich zur Hochzeit nach Hause zu bringen. Und sie stellen bald fest, dass sie beim Feiern nichts haben anbrennen lassen …
Mit THE HANGOVER habe ich ungefähr dasselbe Problem wie mit Philipps OLD SCHOOL: Beide Filme sind recht sparsam mit ihren Gags und entlassen den Zuschauer mit dem Gefühl, ihr Potenzial nicht vollkommen ausgereizt wurde. Vielleicht ist das aber auch eine ausgesprochene Stärke beider Filme: Dass sie eben nicht in ein heilloses Gagfeuerwerk münden, dem die Narration komplett untergeordnet wird, sondern eine Geschichte erzählen, die ihr komisches Potenzial aus der Konfrontation der Figuren mit absurden Situationen bezieht. THE HANGOVER hat einen sehr gleichmäßigen Flow, eine sehr „saubere“ Dramaturgie, was durchaus untypisch für eine Komödie ist, die sich normalerweise viele Ruhepausen und „Nummern“ gönnt und den roten Faden gern zugunsten wilder Slapstickeinlagen opfert. Philipps inszeniert auch THE HANGOVER eher wie ein Drama, mit dem Unterschied, dass es hier nie um Leben oder Tod geht, sondern alles eine gewisse Leichtigkeit behält. Getragen wird das nicht zuletzt von den Darstellern, die ihre schematischen Figuren – Phil ist der attraktive, unverantwortliche Draufgänger, Stu der ängstlich-biedere Pantoffelheld und Alan schließlich das leicht psychotische Partyanimal – zum Leben erwecken und vor der Beliebigkeit retten. Interessant ist auch, wie Philipps seine Geschichte aufbaut: Die exzessive Party selbst – eigentlich Zentrum eines solchen Films – wird ausgespart, Einzelheiten kommen nur sporadisch ans Licht und zum Schluss deuten nur ein paar Fotos an, was passiert ist. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum man als Zuschauer – wie die Protagonisten – das Gefühl hat, bei THE HANGOVER das Wesentliche verpasst zu haben. Aber gerade dieser Kniff verleiht dem Film das gewisse Etwas, das ihn von anderen, vergleichbaren Komödien unterscheidet, seine Glaubwürdigkeit und bewahrt zudem die Würde der Figuren. Je mehr ich über den Film nachdenke, umso besser gefällt er mir eigentlich. Wenn man mit korrigierter Erwartungshaltung an THE HANGOVER herangeht – einen komischen Film statt einer tumben Krawallkomödie erwartet – wird man sein Glück wohl finden. Ich muss den demnächst noch einmal schauen, um ihn richtig einschätzen zu können.
[…] ROLE MODELS trifft stets den richtigen Ton zwischen Apatow’schem Krawall- und Fäkalhumor (für den hier vor allem Seann William Scott steht) und leichtem Drama sehr überzeugend und sympathisch: Die Chemie zwischen den vier ungleichen Hauptdarstellern stimmt, die Nebendarsteller wissen ihre Gelegenheiten, zu brillieren, ebenfalls zu nutzen (hier seien stellvertretend die großartige Jane Lynch, der verlässliche Ken Jeong und Joe Lo Truglio genannt), die Gags sitzen und der ganze Film ist von einer aufrichtigen Sympathie für alle seine Figuren gekennzeichnet: Nie begnügt er sich nicht mit bequemen Plattitüden, die sich schon beim Wort „Live-Rollenspiel“ aufzufächern drohen. Und da ROLE MODELS dann auch noch eine der schönsten KISS-Huldigungen der Filmgeschichte beinhaltet, gibt’s von meine Seite aus nichts als Lob. Mir hat er sogar noch besser gefallen als der allseits gelobte THE HANGOVER. […]