dying breed (jody dwyer, australien 2008)

Veröffentlicht: November 26, 2010 in Film
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Nina (Mirrah Foulkes) begibt sich mit ihrem Freund Matt (Leigh Whannell), Matts Bruder Jack (Nathan Phillips) und dessen Freundin Rebecca (Melanie Vallejo) nach Tasmanien, um dort überlebende Exemplare des eigentlich als ausgestorben geltenden Tasmanischen Tigers, einer Wildhundart, zu finden. Vor Jahren hatte Ninas Schwester dort Spuren des Tieres entdeckt, war aber unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Auf Tasmanien angekommen, müssen sich die vier Freunde zunächst mit der etwas hinterwäldlerischen Bevölkerung herumschlagen. Die harmlosen Reibereien schlagen bald jedoch um in blutigen Ernst, denn die Hinterwäldler entpuppen sich als Nachfahren des legendären Kannibalen Alexander Pearce. Und um sich fortzupflanzen sind sie auf frisches Blut angewiesen …

DYING BREED habe ich bei einem privaten Themenabend im Doppelpack mit dem fantastischen VAN DIEMEN’S LAND gesehen, der die wahre Geschichte von Alexander Pearce erzählt. Der Ire fristete zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Dasein als Sträfling auf Tasmanien, bevor er mit mehreren anderen zusammen in die unendlichen Regenwälder der entlegenen Insel floh. Von Hunger und Kälte geplagt, ohne jeden Proviant, entschlossen sie sich bald dazu, sich gegenseitig zu verspeisen. Pearce überlebte als einziger, landete aber erneut in Gefangenschaft und wurde bei einem zweiten gelungenen Fluchtversuch schließlich rückfällig. DYING BREED bedient sich eines Was-wäre-wenn-Szenarios und geht davon aus, dass der Kannibale eine Nachkommenschaft hinterlassen hat, die heute noch ihr Unwesen auf der Insel treibt. Die Idee mag durchaus reizvollen Stoff für einen Horrorfilm bieten, aber definitiv nicht in der hier vorliegenden Form. Die genannte Prämisse bleibt lückenhaft, nicht nur weil sie der Historie völlig widerspricht, sondern vor allem weil nie die Frage beantwortet wird, wie (und mit wem) sich Pearce fortgepflanzt und wie und an wen er seinen Kannibalismus vererbt haben soll. Es steht zu vermuten, dass sich die wenig kreativen Köpfe hinter dem Film diese lästigen Fragen gar nicht erst gestellt haben, weil sie viel zu begeistert von der Idee waren, kannibalistischen Backwood-Horror mit australischer Geschichte zu verbinden, als dass sie sich von schnöden Plausibilitätsanforderungen die Tour vermasseln lassen wollten. DYING BREED kommt dann auch nie über schematisches Malen nach Zahlen hinaus: Von den flachen Figuren, zwischen denen es von Anfang an die obligatorischen schwelenden Konflikte gibt, über die misstrauisch-unfreundlichen Hinterwäldler, die mit ihren faulen Zähnen und geistig behinderten Kindern in heruntergekommenen Verschlägen hausen, bis hin zum blutigen Showdown mit der schaurigen Finalenthüllung weiß man als halbwegs bewanderter Zuschauer immer, was als nächstes passieren wird, und wundert sich höchstens, dass diese Wiederkehr des ewig Gleichen tatsächlich nicht von einem einzigen originellen Einfall gestört wird. Geht man davon aus, dass ein Film wie DYING BREED von Überzeugungstätern und Horrorfanboys aus der Taufe gehoben wurde, fragt man sich unweigerlich, ob diese sich selbst solch eine abgestandene Plörre tatsächlich zu Gemüte führen würden. Die Phrase „Von Fans für Fans“ kann man hier jedenfalls übersetzen mit „Von Einfallslosen für Anspruchslose“. So schleppt sich DYING BREED seinem vorhersehbaren Ende entgegen, ohne dass auch nur für eine Sekunde der Funke überspränge. Abgesehen von einigen schönen Aufnahmen der tasmanischen Wildnis und den guten Production Values gibt es hier wirklich nichts, was das Ansehen lohnen würde. Ein auch schon nicht besonders origineller Film wie WRONG TURN legt wenigstens ein ordentliches Tempo vor, vermeidet es, seine belanglose Geschichte unnötig breit zu treten, sondern serviert 75 Minuten lang handlich verpackten Thrill und Gore, die einen wenigstens für die Zeit des Kinobesuchs durchschütteln, bevor er einen wieder in die Gleichgültigkeit entlässt. DYING BREED tut aber so, als hätte er wirklich etwas zu erzählen und vergisst darüber, wenigstens ein paar happige Ekeleffekte zu kredenzen. Zum Vergessen. Oder zum Einschlafen.

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