Als Augenzeugen von Werwolf-Sichtungen in der Sowjetunion berichten, wird Prof. Harry Beckmeyer (Barry Otto), ein Anthropologe, dessen Großvater um die Jahrhundertwende bereits Bekanntschaft mit Lykanthropen gemacht hatte, von der US-Regierung beauftragt, Nachforschungen anzustellen. Gleichzeitig läuft Donny (Leigh Biolos) in Australien der bildhübschen Jerboa (Imogen Annesley) über den Weg, die er überredet, am Werwolffilm des Horrorregisseur Jack Citron (Frank Thring) mitzuwirken, für den auch er arbeitet. Doch Jerboa ist auf der Flucht, denn sie gehört einem australischen Stamm von Werwolf-Beuteltieren an, der über die Jahrhunderte von feindseligen Menschen fast komplett ausgerottet worden ist …
Die miserablen Wertungen auf IMDb und OFDb zerreißen mir das Herz. Sind die Menschen wirklich so dermaßen blind, blöd, bequem und fantasielos, dass sie nicht in der Lage sind, zu erkennen, dass Moras HOWLING III: THE MARSUPIALS einer der originellsten, gewagtesten, unkonventionellsten, fordernsten, witzigsten und anspruchsvollsten Horrorfilme seines Jahrzehnts ist? Was hier inhaltlich wie formal aufgefahren wird, ist erstaunlich: Der Film beginnt mit einigen ziemlich überraschenden (und damals noch absolut wegweisenden) Found-Footage-Elementen und verblüffenden Authentifizierungsstrategien (eine der Figuren blickt völlig unvermittelt in die Kamera und fragt eine andere, seit wann „hier“ denn alles mitgefilmt würde), dann erinnert der Horrorfilmregisseur den Zuschauer noch einmal daran, dass Pop- und Hochkultur seit Warhol nicht mehr zu trennen seien, als ob er damit für Toleranz für das, was da auf den Zuschauer noch zukommen wird, werben wolle. Und das ist durchaus angebracht (aber, siehe die genannten Bewertungen, auch hoffnungslos), denn HOWLING III: THE MARSUPIALS geht wirklich niemals den Weg, der sich abzuzeichnen scheint, sondern schlägt immer, wenn man gerade meint zu ahnen, wie es weitergeht, eine komplett neue Richtung ein. Das ist alles andere als einfach, weil diese Strategie einer herkömmlichen Spannungsdramaturgie diametral entgegensteht: Man weiß als Zuschauer bald schon nicht mehr, was man erwarten soll. Wenn man sich darauf einlassen kann, ist Moras Film hochgradig faszinierend, reich und wunderschön. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass er wie nur wenige B-Filme beweist, welche schöpferische Kraft dem vermeintlichen Trivialkino tatsächlich innewohnt. Mora weigert sich konsequent, bloße Dienstleistung zu betreiben, seine Zuschauer zu Konsumenten zu degradieren, der Meute also bloß zu geben, was sie braucht. Er fordert im Gegenteil die totale Offenheit, das Zurückstellen des bequemen Anspruchsdenkens. Spätestens am Schluss, wenn sich HOWLING III: THE MARSUPIALS von der Geschichte einer Person in ein weltumspannendes Drama, vom harmlosen Werwolftrash in einen Film über menschliche Hybris und Toleranz verwandelt und in 15 Minuten Filmzeit 30 Jahre abdeckt, muss man den Kniefall proben. Wenn HOWLING II: YOUR SISTER IS A WEREWOLF Moras CITIZEN KANE des Werwolffilms ist, dann ist HOWLING III: THE MARSUPIALS sein TOUCH OF EVIL.