In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wird der amerikanische Soldat Sergeant David Brent (James Best) verwundet, von der Deutschen Helga Schiller (Jane Cummings) gesundgepflegt und vor den Nazis versteckt. Weil sich die beiden verlieben, bleibt David als Zivilist auch nach Kriegsende in Deutschland, wo er mitverantwortlich für die Verteilung von Nahrungsmitteln und Medizin an die Bevölkerung ist. Diese Aufgabe kollidiert jedoch mit der verbotenen Beziehung zu Helga und ruft zudem die „Werwölfe“ auf den Plan, eine paramilitärische Organisation überzeugter Nazis, die sich gegen die Besatzer auflehnen …
VERBOTEN! ist ein außergewöhnlicher Film, weil er sich nicht mit ruhmreichen Schlachten und triumphierenden Helden beschäftigt, sondern den Blick auf das richtet, was nach dem Krieg kommt. Konflikte werden hier nicht wie sonst im Kriegsfilm üblich in ausgedehnten Feuergefechten und mit großzügigem Einsatz von Pyrotechnik ausgetragen, sie spielen sich eher im Inneren ab: In der Angst der amerikanischen Besatzer, auf überzeugte Nazis hereinzufallen, und dem daraus resultierenden Misstrauen gegenüber allen Deutschen auf der einen Seite und der Erkenntnis der Deutschen auf der anderen Seite, denen die Tragweite der Verbrechen des vermeintlichen Heilsbringers langsam bewusst wird. Natürlich gibt es auch die unverbesserlichen Fanatiker, die Werwölfe, die auch inmitten der gespenstischen Trümmerlandschaft noch nicht erkennen, was sie und ihr Führer angerichtet haben, aber sie werden in Fullers Film verdrängt von der Seelenqual, die sich im Gesicht von Helgas kleinem Bruder Franz (Harold Daye) abzeichnet, als er mit seiner Schwester den Nürnberger Prozessen beiwohnt und erfahren muss, welche Gräueltaten unter Hitlers Regierung begangen wurden.
VERBOTEN! ist ein Film voller Empathie und Menschlichkeit, die ohne eitle Ideologie oder große philosophische Konzepte auskommt. In einem Genre, in dem gern der erhobene Zeigefinger geschwungen wird, sich jeder selbst immer auf der richtigen Seite wähnt, ist er von einem erfrischend ballastfreien Realismus: Menschen haben die Potenz zum Guten wie zum Schlechten und werden aufgrund ihrer Handlungen belohnt oder bestraft. Es besteht kein Grund, sie darüber hinaus zu verurteilen. In welchen Landesgrenzen man aufwächst, ist Zufall, und ein Deutscher mithin nicht per se ein Nazi. Jeder sollte die Möglichkeit bekommen, seine Schuld zu gestehen und sich zu rehabiltieren. Ewige Verdammnis ist etwas für die Metaphysik und nicht für die Erde. Diese Form des Humanismus hat Fuller sich nicht in einem Studierzimmer angeeignet, sondern hart erkämpf: Er selbst hatte sich als Mitglied der Infantrie von Omaha Beach in der Normandie über Frankreich, die belgischen Ardennen und Deutschland bis zum KZ Falkenau durchgeschlagen und tatkräftig zur Kapitulation Deutschlands beigetragen, war aber auch nach Kriegsende noch dortgeblieben, um bei den ersten Schritten des Wiederaufbaus mitzuhelfen. Man darf davon ausgehen, dass VERBOTEN! diese Phase der Orientierungslosigkeit und Neubesinnung sehr authentisch beschreibt; tatsächlich sind die Bilder komplett zerstörter Innenstädte und der Menschen, die in diesen Trümmern den Neubeginn proben, auch heute noch unverbraucht und vor allem für einen deutschen Zuschauer niederschmetternd. Dann sieht man das Archivmaterial von den Nürnberger Prozessen (Fuller war zu seinem Bedauern selbst nicht anwesend), von den KZs, den Leichenbergen, den ausgemergelten menschlichen Versuchskaninchen und es wird alles noch viel viel schlimmer. Ich verneige mich vor Samuel Fuller, der diese Schrecken zum Teil mit eigenen Augen sehen musste und nur 14 Jahre später dennoch diesen Film drehen konnte, der seinen Hass nicht auf „die Deutschen“ richtet (was verständlich gewesen wäre), sondern vielmehr als Mahnung an die gesamte Menschheit verstanden werden muss.