tales from the crypt (freddie francis, großbritannien 1972)

Veröffentlicht: März 5, 2012 in Film
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Fünf Personen besichtigen eine alte Gruft. Dort erwartet sie bereits ein Mann, der sie fragt, wo sie herkommen und was sie an diesen unwirtlichen Platz führt. Die Personen erinnern sich: 1. Heiligabend: Joanne Clayton (Joan Collins) hat soeben ihren Gatten ermordet, als sie im Radio hört, dass ein Irrer im Weihnachtsmannkostüm umgeht. Wenig später klopft es an ihre Tür … 2. Carl Maitland (Ian Hendry) betrügt seine Gattin mit einer jüngeren Frau, mit der er ein neues Leben beginnen will. Bei einer Autofahrt geraten beide in einen schweren Unfall. Als Carl das Bewusstsein wiedererlangt, ist seine Geliebte verschwunden und alle Menschen, denen er begegnet, nehmen schreiend vor ihm Reißaus … 3. Das hutzelige Häuschen des Witwers Grimsdyke (Peter Cushing) ist einem reichen Grundstücksbesitzer ein Dorn im Auge. Mit perfiden Mitteln treibt er den alten Mann schließlich an einem Valentinstag in den Selbstmord. Genau ein Jahr später erhält er selbst eine Valentinstagskarte … 4. Der Unternehmer Ralph Jason (Richard Greene) hat sich mit dubiosen Finanzspekulationen hoch verschuldet. Eine Statue, die er und seine Frau vor Jahren aus dem Urlaub mitgebracht haben und die ihrem Besitzer angeblich drei Wünsche gewähren soll, soll Abhilfe schaffen. Doch die Wünsche gehen allesamt nach hinten los …
5. Der eiserne Major William Rogers (Nigel Patrick) übernimmt die Leitung eines Heims für Blinde und beginnt sein Regiment mit eiserner Hand. Der blinde George Carter (Patrick Magee) mahnt ihn zur Nachsicht mit den Bewohnern, doch der ehemalige Soldat hört nicht auf ihn. Als einer der Blinden verstirbt, bekommt er die Quittung serviert …

Die erste Verfilmung von Geschichten der populären gleichnamigen amerikanischen Horrorcomics von William M. Gaines fügt sich relativ nahtlos in die Reihe der Episodenfilme ein, mit der die britische Produktionsfirma Amicus den schwächelnden Hammer-Studios in den Siebzigerjahren Konkurrenz machte. Statt des grellen Humors und der saftigen Splattereffekte, die die späteren Fernsehadaptionen der Comics in den USA auszeichneten, setzt Freddie Francis auf etwas leisere, aber kaum weniger humoristische Töne. Und das steht den Schuld-und-Sühne-Geschichten sehr gut zu Gesicht, weil ihr menschlicher Kern so stärker betont wird, wo die genannten US-Episoden sich doch eher in den sadistischen Rachefantasien ergehen: Sie bieten vielleicht mehr Schauwerte, sind aber eben auch eindimensionaler. Zentrum von TALES FROM THE CRYPT ist eindeutig die dritte Episode namens „Poetic Justice“. Sie profitiert von der Besetzung mit dem großartigen Peter Cushing als liebenswerter, kinder- und tierfreundlicher Witwer Grimsdyke, einer Rolle, die etwas abseits seiner sonstigen asketischen Vernunftmenschen angesiedelt ist und dank seiner herzzerreißenden Darbietung das emotionale Zentrum des Films bildet. Auf ähnlichem Niveau befindet sich die finale Episode „Blind Alleys“ um Patrick Magee, die gemeinsam mit „Poetic Justice“ auch rein längenmäßig den Löwnenateil des Films ausmacht. Die drei restlichen Episoden mit ihrer Laufzeit von gerade einmal zehn bis fünfzehn Minuten  verkommen gegenüber diesen Glanzlichtern leider zu besserem Füllmaterial. Es ist eben nicht ganz leicht, in dieser Kürze einen funktionierenden Spannungsbogen zu entwickeln. Trotzdem haben auch diese Episoden einen unverwechselbaren makaber-staubigen Charme und vielleicht profitieren sie sogar von ihrer knackigen Kürze: Dass sie nicht gerade wahnsinnig originell sind, fällt so jedenfalls kaum ins Gewicht.

Einziger echter Schwachpunkt des Films ist somit die Rahmenhandlung, die ihren Alibicharakter nicht verbergen kann, sehr halbherzig wirkt und darüberhinaus auch nicht wirklich Sinn ergibt: Es stellt sich – für jeden Kenner solcher Filme absolut vorhersehbar – heraus, dass alle fünf Personen Tote sind, die in der Gruft quasi Zwischenstation auf ihrem Weg zur Hölle machen. Ihre in den Episoden geschilderten Taten sind die Sünden, für die sie nun ihre vermeintlich gerechte Strafe bekommen, was ziemlich gemein ist, wenn man bedenkt, dass sie diese doch bereits in Form eines äußerst unangenehmen Todes erhalten haben. Das darf man schon als schludrig bezeichnen. Natürlich ist die Rahmenhandlung bei einem solchen Film nicht wirklich entscheidend, weil es in erster Linie doch um die Episoden selbst geht, aber dass man auch diese lästige Pflicht mit Kreativität und Sorgfalt erfüllen kann, beweist etwa der wie TALES FROM THE CRYPT ebenfalls von Milton Subotsky gescriptete und Freddie Francis für die Amicus inszenierte DR. TERROR’S HOUSE OF HORRORS von 1965. Vielleicht war die Luft sieben Jahre später auch einfach etwas raus.

Kommentare
  1. Whoknows sagt:

    Man muss im Moment einen Kommentar geradezu mit einem „Schön, dass du dich nicht auf ‚Media Monday‘ einlässt!“ beginnen. 😉 Und nun zur Sache: ich habe die leider gekürzten Folgen der Serie auf Sat.1 gierig verfolgt. Sie trafen meinen boshaften Nerv. Vom frühen Film aus den 70ern höre ich zum ersten Mal. Eine Perle, der ich unbedingt nachgehen muss – schon wegen dem Biest, das sich sonst im Champagner-Frühstück suhlte. 🙂

    • Oliver sagt:

      Media Monday? Habe das eben googeln müssen. Meinst du dieses Umfragedingsbums aus dem Medienblog? Da könnte ich 85 % der Fragen gar nicht beantworten. Und selbst wenn hätte ich keinen Bock darauf. „Lieblingsfilm mit Emma Stone“. Was soll das?

      Naja, wie dem auch sei: Schön, dass ich dir einen Film nahebringen konnte, den du noch nicht kennst. Er ist auf DVD übrigens in der MGM-Reihe „Midnite Movies“ im Doppelpack mit THE VAULT OF HORROR erschienen. Vielleicht kannst du die noch irgendwo ergattern. 🙂

      • Whoknows sagt:

        Das wäre schön, wenn ich an die beiden rankäme. Ich weiche allein für Splatti mittlerweile nämlich schon auf Fulci und Argento aus (die du zum Glück besprochen hast). – Und ja: Ich meine tatsächlich diese wöchentliche Umfrage-Leserholer-Sache, an der mittlerweile diverse Blogs mitmachen. Sie werden von mir einfach demonstrativ nicht angeklickt, wenn sie mal wieder der tiefgründigen Frage nachgehen, in welchem Film Ethan Hawke seine beste Darstellung bot. Unsereins reisst sich gelegentlich den *na, du weisst schon* für eine Besprechung auf. Und dann so etwas. 😦

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