Bruce Wayne (Christian Bale) hat sich von seinen Geschäften zurückgezogen und mit ihm ist auch Batman verschwunden, nachdem er die Schuld an Harvey Dents Verbrechen auf sich genommen hat. Doch seine Hilfe wird dringend benötigt, als der Terrorist Bane (Tom Hardy), ein ehemaliges Mitglied von Ra’s Al Ghuls (Liam Neeson) „League of Shadows“, der auch Bruce Wayne einst angehörte, mit einer Armee unterprivilegierter Helfer die Macht über Gotham City an sich reißt und droht, die Stadt mit einer Atombombe in die Luft zu jagen. Während Batman mit der Juwelendiebin Selina Kyle (Anne Hathaway), die nachts als Catwoman unterwegs ist, den Kampf gegen den Schurken aufnimmt, bemüht sich Commissioner Gordon (Gary Oldman) zusammen mit dem aufrechten Detective Blake (Joseph Gordon-Levitt) das Chaos einzudämmen. Was Wayne nicht weiß: Der Feind hat sich längst in die eigenen Reihen eingeschlichen …
Die weltweite Enttäuschung über Nolans Abschluss der Batman-Trilogie und den Nachfolger des vielerortens zur Filmsensation hochgejazzten THE DARK KNIGHT ist groß: Es heißt, dass Nolan nicht nur nicht erneut einen draufsetzen konnte, sondern auch, dass der Film konfus wirke, die einzelnen Plotstränge sich nicht zu einem homogenen Ganzen fügten, Bane außerdem kein neuer Joker bzw. Tom Hardy kein neuer Heath Ledger sei, Batman zu wenig Screentime und der Film insgesamt zu wenig knallende Actionszenen habe. All das stimmt und trotzdem hat mir THE DARK KNIGHT RISES besser gefallen als THE DARK KNIGHT. Erwartungshaltung mag ein entscheidender Faktor gewesen sein: In den Vorgänger bin ich mit dem Wissen um die Euphorie gegangen, die er bereits ausgelöst hatte, den Stimmen im Hinterkopf, die ihn gar nicht schnell genug zum neuen „besten Film der Welt“ machen konnten. Am Ende überwog dann eine gewisse Ratlosigkeit. Nolan hatte eine eigene Vision des Superhelden auf die Leinwand gebracht, aber auch eine, die irgendwie unangenehm spaßfrei, nihilistisch und, ja, zynisch wirkte in seiner inszenatorischen Rigidität und dem unangenehm thesenhaft entwickelten Plot. Ich hatte unmittelbar nach der Sichtung geschrieben, dass der Film wahrscheinlich über das Potenzial verfüge, bei weiteren Sichtungen zu wachsen: Aber es sagt sehr viel über meine Beziehung zu ihm aus, dass ich die Lust für diese weiteren Sichtung von THE DARK KNIGHT bislang nicht aufgebracht habe.
Bei THE DARK KNIGHT RISES ist das anders und das liegt nicht nur daran, dass Bane in der Originalversion tatsächlich nicht immer gut zu verstehen ist und ich einzelne Szenen gern noch einmal untertitelt sehen würde. Zwar ist dieser etwas unangenehme Ernst, mit dem Nolan seine Geschichte erzählt und der sein Werk tatsächlich zu einem „bösen“ Film macht (so wie A CLOCKWORK ORANGE oder CANNIBAL HOLOCAUST „böse“ sind), immer noch da, die spaßtötende Rigidität weicht aber dem Eindruck, dass Nolan dieser Film entglitten ist, sich das Chaos, das er bloß abbilden wollte, sich vielmehr in seine Struktur eingeschrieben hat. THE DARK KNIGHT RISES ist, wie der Amerikaner sagen würde, „all over the place“: Bruce Waynes Seelenpein, neues Liebesglück und Rückkehr ins Leben, Alfreds Sorgen um das Wohl seines Schützlings, der wirtschaftliche Niedergang des Wayne-Imperiums, der Auftritt der Catwoman, die durch Blake personifizierte Sehnsucht der Stadt nach der Rückkehr des gefallenen Helden, der Plan Banes, Anarchie und bürgerkriegsähnliche Zustände in der Stadt, die an die Revolutionen rund um den Erdball erinnern, das Aufbegehren der schweigenden Mehrheit gegen die Herrschaft (des Kapitals), schließlich der Zirkelschluss zum Anfang der Trilogie und der Herkunft Batmans. Und irgendwie haben es die Nolan-Brüder auch noch geschafft, in diese übervolle Handlung eine Verbannung Waynes in ein kerkerähnliches Gefängnis im Nahen Osten (?), seine Flucht aus demselben und die rechtzeitige Rückkehr ins eigentlich von der Außenwelt abgeriegelte Gotham City unterzubringen. Dass sich Nolan mit diesm Drehbuch verhoben hat, bemerkt man vor allem, wenn man die vielen unerklärlichen Zeitsprünge betrachtet: Welche Zeitspanne der Film abdeckt, wird nie wirklich plausibel dargestellt, immer wieder schreckt man auf, wenn der Dialog verdeutlicht, dass von einer Szene zur nächsten viel mehr oder viel weniger Zeit vergangen ist, als man gedacht hat. Da kann Wayne drei Wochen, bevor die Bombe explodieren soll, aus dem Kerker mitten im persischen (?) Nirgendwo fliehen, ohne Geld, ohne Karte, ohne Irgendwas und steht dann nach einem Schnitt wohlgenährt und frisch rasiert in Gotham, genau einen Tag vor der bevorstehenden Katastrophe. Das nennt man dann Timing. Oder aber Plothole.
Mir hat das gefallen, weil es den Film wieder näher an seine popkulturelle Quelle führt, ihm seine grimme Seriosität nimmt und ihm eine gewisse Komik verleiht, die Nolan sonst bemüht ist, um jeden Preis zu vermeiden, stets so tut, als sei es das normalste von der Welt, dass ein Milliardär sich als Fledermaus verkleidet und auf Verbrecherjagd geht. Der Realismus, den Nolan ins Franchise gebracht hat – man vergleiche nur mal sein Gotham City mit dem von Burton – und der sich auch in den deutlichen Anspielungen an realpolitische Ereignisse niederschlägt, wird hier immer wieder wunderbar ausgehebelt. Und dann ist da noch Bane: Tom Hardy hat wohl eine der undankbarsten Hauptrollen der jüngeren Filmgeschichte abbekommen, vor allem im direkten Abgleich mit seinem Vorgänger, aber er bringt ein enormes physisches Drohpotenzial mit, eine brachiale Banalität, eine gewisse stumpfe, prosaische Arbeitermentalität, die den genial-teuflischen Supervillains sonst total abgeht. Seine Stimme ist eines der prägendsten Elemente des Films, sodass es fast egal ist, was er da eigentlich sagt. Sie ist die körperlose Verlängerung seiner monolithischen Gestalt: Jede Silbe ein luftraubender Schlag vor den Solar Plexus, zieht er förmlich die Luft aus dem Zuschauerraum und füllt ihn dafür mit verbalem Beton. Es ist schön, dass Nolan dieser Härte offensichtlich nichts mehr hinzuzufügen wusste. Wayne/Bale ist hier tatsächlich annähernd sympathisch und weil Batman so an den erzählerischen Rand gedrängt wird, können wieder einmal Commissioner Gordon – Oldman war ja schon im Film zuvor eine Schau – und Blake das emotionale Zentrum des Films bilden. Das Ende ist auf wundersame Weise uplifting. Hoffentlich bleibt Batman verschollen, damit Gotham endlich Frieden finden kann.
Was das „Nitpicking“ über den Plot angeht, so darf man bei „The dark knight rises“ garnicht erst anfangen über den Sinn von Details nachzudenken, sonst stürzt das ganze Gerüst schneller in sich zusammen als das Stadion von Gotham City. Alleine die Anzahl von Personen die über Batmans „geheime“ Identität bescheid wissen liess mich fragen, ob diese inzwischen auf einem Internetportal einsehbar ist, wie in diesem Cartoon:
http://www.slashfilm.com/lol-batman-hates-wikileaks/
Aber auf einem Spektakel-Level war der Film eine deutlich rundere Sache als sein Vorgänger. Er fühlte sich immer noch stellenweise überladen an; manche Nebenhandlung oder Dialog hätte die eine oder andere Kürzung vertragen können und das emotionale Gewicht des betont epischen Szenarios droht auch ab und zu den Spaß am Geschehen niederzudrücken. Aber unterm Strich war dies ein sehr befriedigender Abschluß der Trilogie, Oder besser gesagt: dies wäre ein guter Abschluss, wenn der Epilog nicht statt den Film abzurunden gleich drei Storyfäden knüpfen würde an die sich ein eventueller Nachfolger anhängen liesse.
Dieses ständige „That’s NOT all, folks“ am Ende der Superheldenfilme ist ein Element, dass mir hier besonders auf die Nerven ging.