Ein greisenhafter Mann namens Chris Dubois (Jean Claude Van Damme) schlägt ein paar Ganoven in die Flucht, als sie eine Bar ausrauben wollen. Dem verblüfften Barkeeper erzählt er seine Geschichte: In den 20er-Jahren führt er eine Bande diebischer Kinder an, landet auf der Flucht vor der Polizei als blinder Passagier auf einem Schiff nach Thailand, wird von dem verschlagenen Adligen Lord Dobbs (Roger Moore) aus der Gefangenschaft befreit und auf die Muay-Thai-Insel gebracht, wo er in der Kunst der gleichnamigen Kampfkunst unterrichtet wird. Als er Dobbs später wiederbegegnet, hat er einen Wunsch: Er will am Ghan-gheng teilnehmen, einem Martial-Arts-Turnier, an dem die besten Kämpfer der Welt teilnehmen. Mit der Aussicht auf die Siegesprämie, einem Drachen aus massivem Gold, überredet er Dobbs, ihn zu begeiten. Dobbs‘ Assistent Smythe (Jack McGee), die Journalistin Carrie Newton (Janet Gunn) und der Schwergewichtsweltmeister Maxie Devine (James Remar), selbst zum Turnier eingeladen, begleiten sie …
THE QUEST erzählt die gleiche Geschichte wie BLOODSPORT, jener pseudobiografische Film über den realen Martial Artist Frank Dux, der sich bei einem illegalen asiatischen Turnier an die Weltspitze gekämpft haben will, verlegt sie aber in die Zwanzigerjahre und in das Genre des Abenteuerfilms. Das erweist sich zunächst als gute Idee: Mit viel epischem Drive startet der Film in New York, begibt sich dann auf hohe See, offeriert Roger Moore in einem wunderbaren Besetzungscoup als charmanten Gentleman-Gauner und verbindet die Turniergeschichte schließlich noch mit Elementen des Heist Movies. Die Production Values sind sehr ordentlich, die Kulissen auch deshalb sehr schön anzusehen, weil man Period Pieces dieser Art nicht allzu oft geboten bekommt, und JCVD ist, so scheint es, mit dem Herzen dabei. Leider nimmt er sich vor lauter Spektakel aber nicht genug Zeit, seine Charaktere atmen zu lassen, dem Plotverlauf ein paar auflockernde Schlenker zu gestatten: Im Bemühen, alles in 90 Minuten Film unterzubringen, hetzt THE QUEST im Schweinsgalopp vorüber und mehr als einmal fühlte ich mich, als hätte ich etwas ganz Entscheidendes verpasst. Es vergeht mal mehr, mal weniger Zeit zwischen zwei Szenen, ohne dass man das erkennen könnte, an anderer Stelle scheinen für die Entwicklung des Film wichtige Passagen zu fehlen. Der Rhythmus ist also mehr als holprig und ließ mich vermuten, dass hier mehrfach großzügig die Schere angesetzt worden ist. Einen entsprechenden dagingehenden Hinweis habe ich aber nicht gefunden.
Vielleicht hat Van Damme sich tatsächlich einfach übernommen mit THE QUEST. Dafür spricht auch, dass der Teil des Films, in dem er sich eigentlich am meisten zu Hause fühlen müsste, eben das Turnier im letzten Drittel, am uninspiriertesten daherkommt. Seine Inszenierung ist auch vorher bestenfalls zweckdienlich, aber das wird eben durch einen sichtbaren Enthusiasmus wettgemacht, der während der Fights am Schluss weitestgehend fehlt. Die Teilnehmer bleiben allesamt bloße Folien, ohne große Dramaturgie wird Kamof um Kampf bis zum vorhersehbaren Ende aneinandergereiht. Das hat Newt Arnold, Regisseur von BLOODSPORT und auch nicht gerade als größter Actionregisseur aller Zeiten bekannt, damals deutlich besser hinbekommen. So muss ich Jean Claude Van Damme zugutehalten, dass seine bislang einzige Regiearbeit zwar viel besser ist als ihr Ruf, aber auch deutlich erkennen lässt, warum er keinen weiteren Film nachlegte. Enthusiasmus und Herz allein reichen leider nicht. Aber diese Besetzung von Roger Moore, die ist echt klasse.