Um den Lebensunterhalt für sich und ihren behinderten Bruder Robby (Jason Oliver) zu verdienen, nachdem sie ihrem dysfunktionalen Elternhaus entflohen sind, geht die attraktive Mickie auf den Straßen Hollywoods anschaffen. Ihr Zuhälter ist Sharkey (Jeffrey Dean Morgan), ein unberechenbarer Charakter, zu dem sich Mickie aber aus unerfindlichen Gründen hingezogen fühlt. Als Sharkey sich mit einem Konkurrenten anlegt und in der Folge eines seiner Mädchen halbtot prügelt, geben Mickie und ihre Freundinnen die Verbindung zu ihm auf. Doch der sich geprellt fühlende Zuhälter sinnt auf Rache …
Ich mag das kleine exploitative Subgenre des Nuttendramas. Im Idealfall, etwa beim formidablen ANGEL, gelingt die Melange aus Exploitation und Sozialdrama so gut, dass beide eigentlich unvereinbaren Seiten sich gegenseitig stärken und aus der Verbindung etwas Großes entsteht. Im Normalfall verbirgt sich hinter der Fassade des TV-Dramas immerhin eine grelle Geschichte um Sex und Gewalt mit willkommenen Bildern städtischer Verwahrlosung. Im schlimmsten sind diese grellen Geschichten allerdings hochgradig langweilig und uninvolvierend. Und genau das ist der Fall bei der Corman-Produktion ANGEL IN RED, die auch unter dem Titel UNCAGED bekannt ist. Wie schlecht der Film tatsächlich ist, zeigt sich vor allem im direkten Vergleich mit dem ungleich besseren STREETWALKIN‘, 1985 ebenfalls unter Cormans Ägide entstanden, von dem ANGEL IN RED ein kaum verhohlenes Remake ist. Die Story wird – wenn ich mich recht erinnere – teilweise einstellungsgleich und nur mit geringfügigen Variationen (den Bruder gab es im älteren Film nicht) wiedergekäut, ohne dass sie dabei eine auch nur annähernd ähnliche Wirkung erzielen würde. ANGEL IN RED ist nicht nur nicht spannend, er ist so unbeholfen inszeniert und gespielt, dass man kaum mitbekommt, welche Geschichte er eigentlich erzählen will. ANGEL IN RED fehlt vor allem eine schlüssige Exposition. Das Schicksal Mickies und ihres Bruders wird nicht transparent, man nimmt ihr weder die Prostituierte ab noch begreift man, was sie eigentlich an Sharkey findet, der von Anfang an überaus psychotisch agiert. Die stattfindende Eskalation der Ereignisse schlägt sich im Ton des Films kaum nieder: Der operiert die ganze Zeit auf einem überaus mäßigen Erregungsniveau, egal ob nun gerade heile Welt auf dem Strich herrscht oder die Nutten in Lebensgefahr schweben. Das liegt wohl auch darin begründet, dass deren Alltag sehr diffus gezeichnet wird. Mickie geht ihrem Job mit dem Enthusiasmus eines hochmotivierten Berufsanfängers nach und auch ihre Kolleginnen lassen sich die gute Laune nicht von den üblichen Problemen verderben. Auch die obligatorische Maßregelung durch aggressive Pimps hinterlässt kaum Eindruck bei ihnen. Man könnte meinen, Prostitution sei ein szeniger Traumjob, getrübt durch die kleinen Unwägbarkeiten, die es schließlich auch im Büro gibt. Dieser Eindruck wird nicht zuletzt durch die überaus schnuckelige Hauptdarstellerin Leslie Bega bekräftigt, die mit unerschütterlich guter Laune ihren Latina-Prachtkörper ins Geschäft wirft und nie um Aufmunterung für eine weniger vom Glück geküsste Kollegin oder einen verschüchterten Freier verlegen ist. Wenn sie am Ende des Films, während der Schlusscredits, in einer Art Fast-Forward als abgeschrabbelte Bordsteinschwalbe auf dem Boden jener Prostitutionstatsachen angekommen ist, die der Film in dieser Schärfe ins Licht zu rücken zuvor versäumt hat, ist das der einzige echte, dafür dann sehr heftige Schockmoment. Vorausgesetzt, man hüllt den Mantel des Schweigens über den grauenerregenden Pop-Score. Vorgetragen von einer grotesk untalentierten Sängerin mit dünnem Stimmchen, verursachen die dissonanten „Melodien“ akuten Ohrenkrebs, während sich das Hirn angesichts schwachbrüstiger Versuche erotischer Lyrics („I am your love salvation“) in Stand-by-Modus begibt. Einziges Lichtlein im trüben Grau des Films sind die Performance von Jeffrey Dean Morgan und eben die hübschen Brüste der Hauptdarstellerin. Ersteren schaut man sich lieber in TEXAS KILLING FIELDS an, über letztere verfügen zum Glück auch noch andere, ähnlich attraktive Frauen.