Zwei New Yorker Cops, zwei Partner. Der eine, Nick Conklin (Michael Douglas) ungezügelt, ungebändigt, möglicherweise korrupt. Der andere, jüngere, Charlie Vincent (Andy Garcia), attraktiv, humorvoll, schlagfertig, sauber. Einer wird im Verlauf des Films, der die beiden amerikanischen Bullen nach Japan führt, sterben, der andere ihn rächen. Dabei zur Seite steht ihm ein japanischer Polizeibeamter, der von seinem Kollegen aus Übersee lernt, die Dinge etwas lockerer zu sehen, diesem im Gegenzug beibringt, was Pflicht und Ehre bedeuten. BLACK RAIN teilt mit Scotts epochemachendem BLADE RUNNER nicht nur eine lautliche Gemeinsamkeit des Titels. Der Wanderer zwischen den Welten, entlang der Demarkationslinie zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz, ist hier zum Wanderer zwischen den Kulturen geworden, auf der Suche nach der amerikanischen Identität. Das nächtliche Tokio funkelt im Neonlicht der Reklametafeln, vom Soundtrack pluckert es synthetisch, das drohende Unheil ist seltsam schön in all seiner Fremdheit – und einlullend.
Das ist es dann aber auch schon mit den Parallelen. In den knapp sieben Jahren, die bis hierhin seit BLADE RUNNER vergangen sind, ist Scott vom Regiewunderkind auf normalsterbliches Maß geschrumpft. BLACK RAIN zeigt ihn schon mitten im MIttelmaß angekommen, im hohlen Kintopp, der mit geleckten Bildern Substanz vorgaukelt, die gar nicht mehr da ist. Bei aller formalästhetischen Gefallsucht ist sein Polizeifilm schmerzhafter Beweis dafür, dass Ridley Scott kaum mehr als ein Einfaltspinsel ist, ein Chauvie im Körper eines Pseudointellektuellen. Wenn die Auseinandersetzung des Polizeifilms mit als typisch männlich apostrophierten Rollenklischees und Handlungen diese oft genug als eigentliches Übel enttarnt, geht Scott bei der Zeichnung seiner Protagonisten als schwanzgesteuerter Prolos sichtlich einer ab. Nur bei ihm ist es möglich, dass der „sympathische“ Sidekick den vermeintlich gemütlichen Teil seines Tokio-Aufenthalts mit den Worten „I’m gonna be in and out of geishas like a Times Square pickpocket“ begeht, ohne dass die sich beim Zuschauer einstellende Fremdscham beabsichtigt wäre. Das hier ist der Film, in dem der verbissen-unangenehme Held – Michael Douglas in einer seiner typischen Arschloch-Rollen eben – der amerikanischen Edelbordellbesitzerin (Kate Capshaw, die die Emanzipation ja schon mit ihrer Rolle in INDIANA JONES AND THE TEMPLE OF DOOM um Jahre zurückgeworfen hatte) am Schluss noch einen schmierigen Zungenkuss aufdrücken muss, einfach, weil das im Film bisher noch fehlte. Und auch wenn der Film, dessen Titel auf den schwarzen Regen verweist, der nach dem Abwurf der Atombombe auf Japan niederging, vielleicht als Kritik an eben jener amerikanischen Großmannssucht gedacht war, die Douglas und Garcia verkörpern: Scott planiert jeden Ansatz dieser Kritik restlos. Am Schluss überreicht der nach Hause in eine ungewisse Zukunft abreisende Conklin seinem japanischen Kollegen die Beute, um die während des Films ein mörderischer Bandenkrieg entbrannt war: Was wohl Ausdruck seiner rebellischen, antiautoritären Ader sein soll, ist nach den vorangegangenen Gesprächen über Ehrlichkeit und Gesetzestreue, in die ihn der Japaner verstrickt hatte, ein Zeichen absoluter Respektlosigkeit gegenüber dessen Wertvorstellungen und Überzeugungen. Es ist der Moment, in dem Scott die ganze Fadenscheinigkeit seines Filmchens bloßlegt. Es geht ihm nicht um interkulturelle Verständigung und Versöhnung, nicht darum, im Kontakt mit anderen Wertvorstellungen Demut zu lernen, sondern doch wieder nur um Kulturimperialismus. Am amerikanischen Wesen soll die Welt genesen. Eklig.
Dass ich trotzdem einigermaßen mit BLACK RAIN klar gekommen bin, liegt einzig und allein an der Achtzigernostalgie, mit der er den Betrachter infiziert. Wenn zu Beginn eine männliche Reibeisenstimme zu überproduziertem AOR erklingt, dazu der Dampf aus den New Yorker Gullideckeln steigt, als würde in der Kanalisation ein Freudenfeuer abgebrannt, dann finde ich das ganz einfach schön. Eine Empfindung, die sich über 120 Minuten Scott’scher Chauviekacke allerdings deutlich relativiert.
Gerade wieder gesehen und für fantastisch befunden. 8/10 würde ich dem locker geben.
Die angesprochene Chauvie Kacke habe ich kaum ausmachen können. Regen Sie sich wirklich über den Geisha Spruch Garcias auf? Wenn ich mal so Männern beim Reden zuhöre (mich eingenommen) dann dreht sich des Öfteren viel um Frauen. Da achtet man auch nicht immer auf political correctness, sodass „guck dir mal die herrlichen Brüste von der da an“ oder „die würde ich jetzt gerne knallen“ als Floskeln eines standardisierten Small Talks unter Männern nicht zwangsläufig die generelle Emanzipation der Frau niederreißen sollen. Sie sind einfach Ausdruck einer Spontanität und eines im Manne verankerten Balzverhaltens. Da ist nichts schlimmes dran.
Frauen schnacken ja auch darüber, wie groß das Gemächt eines Mannes wohl ist oder ob sein Hintern die Hose gut ausfüllt. Da ist doch nichts schlimmes dran.
Mal ehrlich: Ich habe noch nie Männer sagen hören: „Schau dir die bezaubernde Dame da drüben an. Ich kann ihren tollen Charakter förmlich riechen und deswegen spreche ich sie jetzt an.“
In Zeiten in denen schon ein paar Worte Brüderles zu Sexismus-Debatten führen, sollte man den Mann auch nochmal Mann lassen sein dürfen und auf dem Boden der Tatsachen bleiben.
Als wenn jede Frau kateogorisch Machos hassen würde. Dem ist nicht so. Aber auf denen wird immer gerne rumgetreten, weil sie eine vermeintlich gute Angriffsfläche bieten.
Richtig, Männer reden manchmal so. Was nichts daran ändert, dass es sexistisch und chauvinistisch ist. Ist nicht zwingend ein Beinbruch oder gleich der Untergang des Abendlandes, weil Menschen sich nunmal manchmal dumm verhalten. Heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass es deswegen „gut“ ist. Die Argumentation „Frauen machen das genauso“ ist übrigens auf dem intellektuellen Niveau eines Sechsjährigen. Mir wurde damals in einem solchen Fall damals immer entgegnet: „Und wenn alle anderen die Brücke runterspringen, springst du hinterher?“
In BLACK RAIN werden zwei ölige, unsympathische Chauvieärsche als Supertypen und Frauenbeglücker dargestellt, ohne dass das auch nur annähernd aufgebrochen oder kritisch reflektiert worden wäre. Mich hat das massiv angenervt und – wie im Falle des Geishaspruches – angeekekelt. Wenn es ihnen anders ergangen ist: Schön für Sie.
Warum sollte es chauvinistisch sein, sich über die potenzielle „Geilheit“ einer Frau oder eines Mannes zu unterhalten und dies dann in geeignete Worte zu kleiden. Das erschließt sich mir nicht.
Warum ist es denn sofort „dumm“, wenn man ab und an mal solche Sprüche fallen lässt? Das gehört zum Menschsein nun einmal dazu, meinen Sie nicht?
Nur weil etwas political nicht correct ist, heißt es nicht, dass es sofort verabscheuungswürdig ist.
Ist der forcierte „Dirty Talk“ in welchem die Partner sich gegenseitig böse Worte entgegen werfen auch gleich ein Ausdruck von Dummheit? Das möchte ich bezweifeln.
Sich über die Geilheit eines Mannes oder einer Frau zu unterhalten, ist nicht chauvinistisch, weswegen ich dieses Gespräch ja auch mit Ihnen führe. Chauvinistisch ist es aber, wenn man sein Verhalten vollkommen von der eigenen Geilheit diktieren lässt und dabei alle Regeln missachtet. Wenn man also, wie Andy Garcia im Film, sagt „I’m gonna be knee deep in geishas“ (was glaube ich der Spruch war, über den ich mich so aufgeregt habe, die Sichtung liegt ja nun schon eine Weile zurück), so ist das nun einmal frauenfeindlich und sexistisch, außerdem auch noch rassistisch. So wie Scott seine Helden inszeniert, scheint er diesen Sexismus nicht zu erkennen, sondern vielmehr als Zeichen besonderer Männlichkeit zu interpretieren. Das finde ich abstoßend, das habe ich kritisiert. Mir ist nicht Menschliches fremd, aber ich möchte mit Leuten, die damit prahlen, dass sie gleich „knietief in Geishas stecken“ werden, lieber nichts zu tun haben. Und wenn ich einmal das Bedürfnis haben sollte, „knietief in Geishas zu stecken“, so hoffe ich, dass ich niemandem davon erzähle, sondern es ganz allein für mich behalte, friedlich in den nächsten Puff gehe und mir meine Fantasien brav gegen Geld erfüllen lasse.
Außerdem fällt mir nun schon zum zweiten Mal auf, dass Sie nicht richtig lesen. Sie fragen: „Warum ist es denn sofort “dumm”, wenn man ab und an mal solche Sprüche fallen lässt? Das gehört zum Menschsein nun einmal dazu, meinen Sie nicht?“ Die Antwort darauf habe ich schon in meinem letzten Posting gegeben. Gern noch einmal, bitte zur Kenntnis nehmen: „Richtig, Männer reden manchmal so. Was nichts daran ändert, dass es sexistisch und chauvinistisch ist. Ist nicht zwingend ein Beinbruch oder gleich der Untergang des Abendlandes, weil Menschen sich nunmal manchmal dumm verhalten. Heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass es deswegen “gut” ist.“
Sie scheinen einer dieser Menschen zu sein, die eine humanistische Haltung mit der rechten Kampfformel der „Political correctness“ anrüchig machen wollen. Mir ist Political Correctness ehrlich gesagt völlig mumpe. Von Frauen prahlend wie von verfügbarer Ware zu sprechen, ist nun einmal ekelhaft, herablassend und menschenverachtend. Um das zu erkennen, brauche ich keine Sprachregeln. Jeder sagt mal dummes Zeug und nicht jeder, der das tut, ist ein Unmensch, Nazi, Sexist oder Rassist, nur sollte er in der Lage sein, sein Verhalten zu reflektieren und sein Verhalten zu ändern, wenn man ihn darauf aufmerksam macht. Wer dann immer noch meint, das sei alles völlig normal und OK, der ist als Gesprächspartner danach für mich erledigt. An diesem Punkt gibt es für mich keinen Kompromiss. Deshalb gibt es für mich eigentlich auch keinen weiteren Diskussionsbedarf an dieser Stelle.