Marvin Mange (Rob Schneider) ist ein freundlicher Versager. Allzu gern würde er seinem verstorbenen Vater, einem ehemaligen, mehrfach geehrten Polizisten, nacheifern, doch Jahr für Jahr scheitert er aufgrund mangelnder Fitness an der Aufnahmeprüfung. So fristet er ein trauriges Dasein in der Asservatenkammer, wo er dem Spott kleiner Kinder auf Berufserkundung und Sergeant Sisk (John C. McGinley) ausgesetzt ist. Alles ändert sich, als Marvin einen schweren Unfall erleidet und von einem freundlichen Mad Scientist (Michael Caton) mit Tierorganen zusammengeflickt wird. Plötzlich hat er einen unerschöpfliche Ausdauer, immense Kraft sowie geschärfte Geruchs- und Gehörsinne – leider aber auch einen unkontrollierbaren Hunger und Sexualtrieb. Das erschwert nicht nur seine Annäherungsversuche an die Tierpflegerin Rianna (Colleen Haskell), sondern scheint ihn des Nachts auch in eine reißende Bestie zu verwandeln. Bald wird ein Mob auf ihn angesetzt …
Man verzeihe mir meinen derzeitigen Hang zum Klamauk, aber für meine derzeitige Verfassung sind solche leichten Filme einfach ideal. Bei denen ist es auch nicht so schlimm, wenn die Müdigkeit zuschlägt und ich nach einer Stunde abbrechen und am nächsten Tag weitergucken muss. Dass ich ein Faible für Klamauk habe, ist Lesern meines Blogs wahrscheinlich auch nicht entgangen. Und Rob Schneider, ein viel geschmähter Komiker aus dem Sandler- und SNL-Umfeld, ist tatsächlich sehr viel lustiger als sein Ruf. Für diese etwas seltsamen, tolpatschigen Underdogs, die unermüdlich davon träumen, einmal auf der Siegerseite des Schicksals zu stehen, ist er wie gemacht. Auch der ihm auf den Leib geschriebene THE ANIMAL, sein zweiter „großer“ Film nach etlichen Nebenrollen, nutzt Schneiders glubschäugiges Gesicht, seine störrische Wuschelmähne und seine linkische Verletzlichkeit zu größtmöglichem Effekt. Das Drehbuch von Tom Brady und Schneider himself etabliert den bemitleidenswerten Sonderling als tragisches Stehaufmännchen, bevor es ihm seine Triumphe gönnt und melkt die absurde Prämisse dabei bis auf den letzten Tropfen. Marvin erliegt einem Fressrausch in einer Metzgerei, Marvin wiehert beim Anblick einer schönen Frau wie ein Pferd und vergeht sich schnaufend an einem Briefkasten, Marvin markiert sein Revier, Marvin verführt eine läufige Ziege, Marvin prügelt sich mit einem Orang-Utan, Marvin leckt sich den eigenen Schritt. Es sind erwartbare Zoten, die der Film mit Gusto reißt, aber weil das Timing stimmt und Schneider so wunderbar den gedemütigten Trottel geben kann, funktionieren sie fast alle. Es gibt außerdem noch einen schönen Subplot um Marvins schwarzen Kumpel Miles (Guy Torry), der überall, wo man freundlich und zuvorkommend zu ihm ist, Reverse Racism vermutet – und was zunächst eine paranoide Marotte zu sein scheint, erweist sich bald als zutreffend. Es ist ein für die eigentliche Handlung unwichtiger Nebenstrang, aber er wertet THE ANIMAL gehörig auf, weil er jene Intelligenz erkennen lässt, die man angesichts der Vielzahl an ordinären Herrenwitzen eher nicht vermuten würde.
Dass THE ANIMAL dennoch kein vergessener Klassiker der Low-Brow-Comedy, sondern nur ein guter Vertreter dieser verfemten Gattung ist, liegt vor allem daran, dass der Übergang von der reinen Gagparade zum eher dramatischen, erzählerischen Teil des Films nicht funktioniert bzw. reichlich holprig vonstatten geht. Der Konflikt des Films wirkt reichlich aufgesetzt, wird dann in Windeseile zwischen Tür und Angel aufgelöst. Die Idee, Marvin auf Werwolf-artige nächtliche Raubzüge zu schicken, ist ja eigentlich sehr naheliegend und komisch, aber das Drehbuch etabliert diesen Strang erst überaus nachlässig, lässt die Auflösung dann schlagartig vom Himmel fallen. Man merkt, dass sich niemand wirklich für diesen Teil des Films interessiert hat und das Hauptaugenmerk der Autoren darauf lag, sich lustige Situationen für den tierischen Helden auszudenken. Durchaus verständlich, wie ich finde. Aber es ist ja ein bekanntes Problem, dass moderne Komödien sich schwer damit tun, eine Geschichte zu erzählen, die nicht wie ein notwendiges Übel erscheint. Und nicht alle Filmemacher haben den Mut, konsequenterweise ganz auf einen Plot zu verzichten – so wie Dennis Dugan das in GROWN UPS erfolgreich exerziert hat. Und die genretypische Love Story von THE ANIMAL kommt nicht zuletzt daher so schrecklich schematisch rüber, weil Marvins Love Interest fürchterlich gesichtslos bleibt und ihre Darstellerin mit ihrem zuckersüßen Mauselächeln vor allem Aggressionen weckt. Die Liebe, die sich in THE HOT CHICK zwischen den beiden besten Freundinnen anbahnt, ist um ein Vielfaches lebendiger, echter und sympathischer, als die Spießerliebe, die sich in THE ANIMAL anbahnt. Aber wie ich schon sagte: Der Schwerpunkt des Films liegt woanders und wer Spaß an wildem Klamauk hat, der wird hier durchaus fündig werden. Meine Frau und ich haben jedenfalls herzhaft gelacht. Nuff said.