das ungeheuer von london-city (edwin zbonek, deutschland 1964)

Veröffentlicht: Februar 1, 2014 in Film
Schlagwörter:, , , , , ,

ungeheuer_von_london_city_dasWährend der Schauspieler Richard Sand (Hansjörg Felmy) in der Titelrolle des Boulevard-Theaterstücks „Jack the Ripper“ dem begeisterten Publikum Abend für Abend das Fürchten lehrt, geht auf den Straßen ein echter Frauenmörder umher. Die Ermittlungen des Scotland-Yard-Beamten Dorne (Hans Nielsen) konzentrieren sich bald ebenso auf Sand wie der Unmut des Politikers Sir George (Fritz Tillmann), pikanterweise der Vater von Sands Geliebter Ann (Marianne Koch), der das Theaterstück wegen schlechten Einflusses verbieten will. Derweil hat auch Sand Schwierigkeiten, seinen offensichtlich schlechten Einfluss mit seinem Gewissen zu vereinbaren. Oder hat seine Rolle gar Besitz von ihm ergriffen?

Edwin Zbonek hat das Glück, die wunderbaren London-Settings nutzen zu dürfen, die schon Gottliebs DAS PHANTOM VON SOHO zu seiner mit beiden Händen greifbaren Atmosphäre verholfen hatten. Es macht einfach einiges her, wenn der maskierte Butzemann durch die düsteren, vom Nebel durchdrungenen Gassen streunt und meterhohe Schatten wirft. Die Geschichte um den Killer, der die Kunst nachahmt, die das Leben nachahmt, passt sich dem an, ist ebenfalls deutlich dichter und vielschichtiger als das, was einem im Gros der damals so beliebten Gruselkrimis so geboten wurde. Das scheint mir eh ein Charakteristikum von Atze Brauners Bryan-Edgar-Wallace-Filmen: Selbst, wenn die nur im Fahrwasser von Wendlandts Erfolgsreihe schipperten, waren sie inhaltlich doch sehr eigenständig und meist ernster als die eher spaßigen, selten wirklich nachhaltig wirkenden Vorbilder. Da fällt es dann auch nicht so sehr ins Gewicht, dass Zbonek als Regisseur keine echten Akzente setzen kann: Seine Inszenierung ist ein bisschen bieder und wahrscheinlich am ehesten als „zweckmäßig“ zu beschreiben. Und die Auflösung kann den vorangegangenen 90 Minuten auch nichts Wesentliches mehr hinzufügen: Wer der Mörder ist, ist einfach nicht so wahnsinnig interessant, nachdem irgendwann klar ist, dass Sand es nicht sein kann. Trotzdem: Auch wenn DAS UNGEHEUER VON LONDON-CITY etwas schwächer ist als DER HENKER VON LONDON, DAS PHANTOM VON SOHO oder DAS SIEBENTE OPFER, darf man Brauner einen weiteren Gewinner bescheinigen.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..