Archiv für Juni, 2015

Der Titel lässt die guten Vorsätze der Produzenten erahnen: Zwei Jahre, nachdem Hopkins‘ A NIGHTMARE ON ELM STREET 5: THE DREAM CHILD an der Kinokasse eher enttäuscht hatte, wollte New Line die Serie zu ihrem Ende führen. Es kam anders: Der überraschende Erfolg des Films führte zu einem Rücktritt vom Rücktritt und machte den Weg frei für Freddys Rückkehr mit WES CRAVEN’S NEW NIGHTMARE (ähnlich wie New Lines ganz ähnlich gearteter und betitelter „Beerdigungsfilm“ JASON GOES TO HELL: THE FINAL FRIDAY zwei Jahre später). Trotzdem gilt Talalays Regiedebüt – sie war zuvor als Produzentin tätig gewesen und inszenierte danach noch die Genrefilme GHOST IN THE MACHINE und TANK GIRL – vielen als schwächster Eintrag der Reihe. Ob der Film besser ausgefallen wäre, hätte Peter Jacksons Drehbuch Verwendung gefunden? Reine Spekulation. Fest steht für mich, dass die zwei Jahre, die nach dem Vorgänger ins Land gezogen waren und in denen sich so langsam herauskristallisierte, was die „Neunziger“ sein könnten und würden, dem Franchise – einem typischen Produkt seiner Zeit, der Achtzigerjahre – nicht so besonders gut getan haben. FREDDY’S DEAD: THE FINAL NIGHTMARE wirkt holprig und verunsichert, keineswegs wie das mit Selbsbtbewusstsein erzählte neue, heiß ersehnte Kapitel einer doch zu einiger popkultureller Bedeutung herangereiften Geschichte. Man hat nicht das Gefühl, hier seien Überzeugungstäter am Werk, die der Meute geben, wonach ihr dürstet: So wie Talalay den Film inszeniert, kann man sich vielmehr des Eindrucks nicht erwehren, dass sie selbst nicht so recht von der Notwendigkeit und der Relevanz eines weiteren Sequels überzeugt war. Atmosphärisch, inhaltlich und tonal weicht FREDDY’S DEAD weit von seinen Vorgängern ab, und die neuen Elemente lassen ihn keineswegs moderner und zeitgemäßer erscheinen, sondern eher hilflos und aktionistisch.

Eine der großen Überraschungen meines Wiedersehens mit der NIGHTMARE-Reihe, war es festzustellen, dass die Filme trotz ihres spielerischen Tonfalls und ihrer poppig-bunten Oberfläche fast nie zum Zitate-Pastiche verkommen, das wenige Jahre später gewissermaßen der Default-Modus für diese Art von Film war. Die Fat Boys mögen über die Endcredits einen Freddy-Krueger-Song rappen, ein Auftritt des rappenden Kruegers bleibt uns Gott sei Dank ebenso erspart wie eine James-Bond-Parodie (die es aber als britisches Postermotiv gibt), die sich noch nicht einmal die FRIDAY THE 13TH-Reihe verkneifen konnte. Und wenn Freddys Handschuh in einem Traumsegment des vierten Teils auch zur Rückenflosse eines angreifenden Haifisches mutiert, wird JAWS dennoch nicht direkt referenziert – dabei könnte man sich nur allzu gut einen entsprechenden Soundtrack-Cue vorstellen. Die Filme entwickelten ihren visuellen Stil sehr organisch aus Freddys natürlichem Showmanship heraus, verarbeiteten ihre Einflüsse eher diskret, anstatt mit ihnen hausieren zu gehen. Das hatte ich, der sich noch gut an das auch auf noch so unpassende Produkte gepresste Konterfei Kruegers und seine teilweise lästige Allgegenwart erinnern konnte, völlig vergessen. Freddy braucht keine großen Vorbilder, an die er sich hängt, er ist sein eigener Star: Das ist die „Botschaft“, die man seinen grellen Scherzen entnehmen kann. Jedenfalls bis zu FREDDY’S DEAD, dem man deutlich anmerkt, dass er in den ach so ironisch-distanzierten Neunzigerjahren entstand. Die Texteinblendung zu Beginn lässt sofort an ESCAPE FROM NEW YORK denken, kurz darauf flattert Freddy in einem WIZARD OF OZ nachempfundenen Traum als Wicked Witch of the West durchs Bild, wenig später absolvieren Roseanne Barr und Tom Arnold, damals mit der Sitcom ROSEANNE zu außerordentlicher Popularität gelangt, einen Gastauftritt als keifendes White-Trash-Ehepaar und veranlassen die Protagonisten dazu, sich „wie in TWIN PEAKS“ zu fühlen. Johnny Depp macht als „Man on TV“ Anti-Drogen-Propaganda, eine Trip-Szene wird höchst anachronistisch von Iron Butterflys „In-a-gadda-da-vida“ untermalt (welcher Jugendliche hat das 1991 noch gehört?) und Alice Cooper spielt Freddy Kruegers leiblichen Vater. Inhaltlich wagte man nach den beiden vorangegangenen Filmen mit ihrer Alibihandlung einen etwas ambitionierteren Ansatz, der aber weniger wie eine Fortsetzung als wie eine Art dystopisch-fantastisches „What-if“-Szenario erscheint und von den Wurzeln der Serie im Teeniefilm wegführt: Zehn Jahre in der Zukunft hat Freddy Krueger tatsächlich alle Teenager in Springwood hinweggerafft, nur einer ist ihm entkommen, der bei seinem Versuch zu fliehen auf Umwegen doch wieder in seinem nun völlig entvölkerten Heimatörtchen landet, dessen Bewohner durch die zunehmende Überalterung mittlerweile reichlich seltsam geworden sind. Wie schon zuvor tauchen die Protagonisten tief in die Biografie des ehemaligen Kindermörders ein, doch die Versuche, Freddy Krueger einen psychologischen Background zu verleihen, überkreuzen sich heftigst mit der ausgestellten Künstlichkeit und Hysterie des Films. Der Film weiß keinen seiner drei Plotansätze wirklich zufriedenstellend zu nutzen (es tauchen auch noch mythologische Traumgeister auf, die aussehen wie schlecht gelaunte Kaulquappen) und wenn er sich dem Thema „Kindesmissshandlung“ zuwendet, wirkt das zwischen all dem ohrenbetäubenden Quatsch einfach nur fehlgeleitet und geschmacklos.

Das ist dann auch das Hauptproblem: Die Reihe hatte sich auch schon zuvor mit jedem Teil ein Stück mehr in Richtung Sketchshow entwickelt, durch die Freddy als Master of Ceremony führte, aber selbst wenn die noch so albern wurde, stand im Zentrum doch die traurige Idee, dass die Kinder auch noch in ihren Träumen, ihrem einzigen Rückzugsraum, von der verdrängten Schuld ihrer Eltern heimgesucht wurden. In FREDDY’S DEAD ist von dieser tragischen Konnotation nichts mehr übrig geblieben und der vormals grelle Humor wirkt nun gleichermaßen infantil wie steril. Die Sequenz, in der der auf seinem LCD-Spiel zockende Spencer (Breckin Meyer) von Freddy in ein Jump’n’Run-Videogame gesogen wird, ist ein gutes Beispiel für Talalays mangelndes Fingerspitzengefühl und die unablässigen Stilbrüche ihres Film, weil sie für einen offenkundigen Versuch, bei Kids Credibility-Punkte einzufahren, hoffnungslos überkommen wirkt. Mit seinem Ausruf „Cool graphics“ entlarvt sich Krueger, einst Stilikone und Trendsetter, angesichts der armseligen Qualität des Dargebotenen endgültig als Ahnungsloser, von der Zeit gnadenlos Überholter. Es kommt selten Gutes dabei raus, wenn sich Erwachsene versuchen, bei Jugendlichen anzubiedern, aber in einem Film der NIGHTMARE-Reihe, die stets von ihrer glaubwürdigen Sympathie und Empathie mit der Jugend geprägt war, ist dieser Move geradezu unverzeihlich. FREDDY’S DEAD wird von Minute zu Minute schlimmer, ergeht sich zum Ende in potthässlichen Visual Effects, die gar nicht gut gealtert sind, bietet noch eine lachhafte 3D-Sequenz auf, um Relevanz vorzutäuschen, und dürfte in seinem Gesamtentwurf mit „stillos“ mehr als adäquat umschrieben sein. Wenn die Protagonistin am Schluss grinsend den Titel des Films verkündet und zu den Credits eine Art Best-of aus den vorangegangenen Teilen läuft, meint man fast, alle Beteiligten laut aufatmen zu hören. Und als Zuschauer ist man da zum ersten Mal ganz bei ihnen. Grottig.

Wie ich zuvor schon geschrieben hatte, avancierte Freddy Krueger im Laufe der Achtzigerjahre zu einem echten Popkultur-Phänomen, das längst nicht mehr auf die Sphäre des Kinos und das Horrorgenre beschränkt war. Die dem fünften Teil vorangegangenen Filme hatten stetig höhere Gewinne eingefahren, jede Installation den Erfolg des Vorgängers noch übertroffen. Eine Entwicklung, die nicht ewig weitergehen konnte und mit Hopkins Film, der hinter den Erwartungen zurückblieb, dann auch beendet war. Wahrscheinlich hatte die schiere Omnipräsenz des Killers mit dem Ringelpulli auch zur Übersättigung des Publikums geführt: So ähnlich wie der Charakter der Greta (Erika Anderson), die im Film von Freddy so mit Essen vollgestopft wird, dass sie schließlich daran erstickt, war der fünfte Teil genau jene Portion zuviel, führte zu Übelkeit und Verdauungsproblemen und war der Anfang vom Ende für das Erfolgsfranchise.

Es half sicherlich nicht, dass THE DREAM CHILD bei aller visuellen Opulenz, mit der Hopkins den Film inszenierte, hoffnungslos zerfahren wirkt. Das Bemühen, eine echte Geschichte zu erzählen, statt eine weitere Nummernrevue im Stile des vierten Teils aufzubieten, ist zu spüren, doch die Story um das im Körper Alice‘ (Lisa Wilcox) heranwachsende Kind, das von Freddy (Robert Englund) attackiert wird, ist so konfus, um- und unverständlich, dass jeder Versuch, ihr zu folgen, zum Scheitern verurteilt ist. Die kreativen Morde, die zuvor im Zentrum jedes NIGHTMARE-Films standen, sind enttäuschend einfallslos und blutarm, der Body Count so niedrig wie nie zuvor. Auch Freddy selbst wirkt, als hätte ein Nickerchen dringend nötig: Das Make-up lässt ihn hier nicht wie ein Verbrennungsopfer, sondern eher wie eine hässliche alte Vettel aussehen und ähnlich zahnlos sind diesmal auch seine Sprüche. Dass der fünfte Teil nicht als vollkommener Reinfall angesehen werden muss, liegt, wie gesagt, vor allem an der visuellen Gestaltung des Films: Wo die Vorgänger bei aller Kreativität manchmal auch etwas ungeschliffen und gummig wirkten, bleiben hier keinerlei Wünsche offen, zieht Hopkins alle Register, und zeichnet die Traumwelten, in denen sich Alice und Freddy zum Kampf gegenübertreten, als surreal-gothische Escher-Appropriationen, in denen man sich gern länger aufhielte. Wie für Harlin vor ihm begann für den gebürtigen Jamaikaner mit A NIGHTMARE ON ELM STREET 5: THE DREAM CHILD eine vielversprechende Hollywoodkarriere. Im Anschluss drehte er den tollen PREDATOR 2, danach JUDGEMENT NIGHT, BLOWN AWAY und den Abenteuer-Horrorfilm THE GHOST AND THE DARKNESS (den ich dringend mal wieder sehen müsste), bevor der Flop mit LOST IN SPACE ihn ein wenig ausbremste. Heute arbeitet er überwiegend fürs Fernsehen und ist wie Freddy Krueger weitestgehend in Vergessenheit geraten.

A NIGHTMARE ON ELM STREET 4: THE DREAM MASTER war – soweit ich mich recht erinnere – so mit 13, 14 mein erster NIGHTMARE-Film und auch wenn die deutsche Verleihfassung leicht geschnitten war, war ich beeindruckt von den zahlreichen kreativen Make-up- und Spezialeffekten. Als Junge in diesem Alter musste man danach einfach zum Fan werden. Vor allem die Verwandlung der Sportlerin Debbie (Brooke Theiss) in eine Kakerlake hatte es mir angetan, aber eigentlich war es der schiere Überfluss an einprägsamen, bizarren und erschreckenden Bildern – der Junge im Wasserbett; die ausgesaugte Hülle der Asthmatikerin Sheila; die Pizza mit Menschenkopf-Belag; die Seelen in Freddys Brust –, der mich für den Film sofort einnahm. Jahre später war die einstige Faszination der Erkenntnis gewichen, dass das dritte Sequel eigentlich kaum mehr ist als eine bunte Nummernrevue, die mit ihrem Effektreichtum den dramaturgischen Mangel nur notdürftig zu kaschieren weiß. Heute muss ich auch dieses Urteil wieder revidieren bzw. relativieren: Zwar ist es richtig, dass die halbherzig eingeführte Idee des „Dream Masters“, einer Kraft, die es dem Träumenden ermöglicht, das Wesen seines Traums selbst zu bestimmen, kaum über eine Alibifunktion hinauskommt, aber die Nummernhaftigkeit des Films ist tatsächlich dazu geeignet, das Drama der Jugendlichen von Springwood deutlicher herauszuarbeiten als jeder Drehbucheinfall.

In Chuck Russells direktem Vorgänger kitzelte die Freddy-erfahrene Psychologin Nancy Thompson aus jedem der bedrohten Teenager eine besondere Traumfähigkeit heraus, eine Steigerung ihrer wahren Persona, mit der sie dem Dämon begegnen konnten. Die Traumwelt entpuppte sich als der einzige Raum, in dem die von ihren Eltern gegängelte und missverstandene Jugend sich noch entfalten konnte und den sie gegen die Infiltration durch das Böse verteidigen musste. Dieser Aspekt wird im vierten Teil konsequent ausgebaut: Jeder der jugendlichen Protagonisten wird über eine bestimmte Eigenschaft oder ein Hobby charakterisiert. Es gibt die hochintelligente Asthmatikerin, die Sportbegeisterte mit Käferphobie und den karatekämpfenden Scherzkeks. Doch ihre Hobbys sind hier eben auch nicht mehr dazu geeignet, ihnen Autonomie zu verschaffen oder sie gegen Krueger zu wappnen. Im Gegenteil wird jeder von ihnen durch sie klassifiziert, in eine Schublade gesteckt und mit einem am Ende tödlichen Etikett versehen: Es ist ihre Persönlichkeit, die so zu ihrer Achillesferse wird, die Krueger angreift. Die rigide Struktur von A NIGHTMARE ON ELM STREET 4: THE DREAM MASTER, der kaum noch Spontaneität kennt, sondern sklavisch seinem Programm ergeben ist, das er abspult wie eine fehlerlos arbeitende Maschine, verstärkt diesen Aspekt noch. Für die Jugendlichen in Springwood gibt es nur noch eines: den ihnen zugewiesenen Platz einzunehmen, ihre Funktion im Gefüge zu erfüllen und zu sterben.

Der vierte NIGHTMARE-Teil ist mithin ein idealtypischer Renny-Harlin-Film. Sein Werk zeichnet sich sehr oft durch eine Art maschineller Perfektion aus, die man negativ auch als „Seelenlosigkeit“ bezeichnen könnte, die m. E. aber eher als eine Art poststrukturalistischer Selbstreferenzialität durchgeht. Was A NIGHTMARE ON ELM STREET 4: THE DREAM MASTER auf inhaltlicher Ebene vermissen lässt, das erzählt er auf jener seiner formalen Struktur. Insofern hat sich der Kreis für mich wieder geschlossen: Ich halte seinen Beitrag zusammen mit Sholders zweitem Teil für den interessantesten der Reihe und seine vermeintliche Oberflächlichkeit für eine perfide Tarnkappe.

Nachdem der Killer seinen Opfern zuletzt neun Plätze in einem Theater reserviert hatte erwartet er sie neun Gäste auf einer verlassenen Felseninsel Sardiniens. Der aufmerksame Leser weiß sofort, dass er sich mit Baldis Film in das Subgenre des „Dekadente-Kotzbrocken-werden-an-isoliertem-Ort-zum-Opfer-eines-elaborierten-Racheplans“-Films begibt. Wie im oben genannten Vertreter handelt es sich bei den neun – vier Männlein, fünf Weiblein –potenziellen Opfern um die Mitglieder der wohlhabenden Familie des Patriarchen Uberto (Arthur Kennedy), die der mit in sein Ferienhäuschen nimmt, obwohl sie ihn ebenso wenig leiden können wie er sie und sie sich untereinander. Sie sind kaum angekommen, da geht das muntere Intrigieren, Lästern und kaum verhohlene Partnertauschen schon los. Ubertos junge Gattin Giulia (Caroline Laurence) hat eine Affäre mit Ubertos Sohn Michele (Massimo Foschi), der seine Frau Carla (Sofia Dionisio) als „frigide und dämlich“ bezeichnet. Micheles Bruder Lorenzo (John Richardson) bekommt seinerseits Hörner von Ehefrau Greta (Rita Silva) aufgesetzt, die ihn für einen Schwächling hält und lieber mit ihrem Schwager Walter (Venantino Venantini) in die Koje steigt. Patrizia (Loretta Persichetti) bleibt enthaltsam, weil sie mysteriöse Vorahnungen plagen, vor denen sie Abkühlung unter der Freilichtdusche sucht und Tante Elisabetta (Dana Ghia) glaubt ihren verstorbenen Liebhaber zu sehen, einen Fischer, den die Herren ihrer feinen Sippe vor 20 Jahren umbrachten, weil sie ihn für nicht standesgemäß hielten. Als das vom Zuschauer heiß erwartete Sterben losgeht, ist die Panik groß, weil jeder weiß, dass jeder ein Motiv hat und mithin der potenzielle Mörder sein könnte.

Ferdinando Baldi ist ein selten außergewöhnlich inspirierter, soweit ich das anhand der paar Filme, die ich von ihm kenne, beurteilen kann – der ultrasleazige LA RAGAZZA DEL VAGONE LETTO, der surrealistische Italowestern BLINDMAN mit Ringo Starr und der sehr ansprechende TEXAS ADDIO –, aber meist routinierter Regisseur, der dieser Einschätzung auch mit NOVE OSPITI PER UN DELITTO mehr als gerecht wird. Was er dem zum Vergleich herangezogenen L’ASSASSINO HA RISERVATO NOVE POLTRONE voraus hat, ist sein ausgeprägter Dienstleistungsgedanke: Baldi und sein Team liefern von der ersten Sekunde bis zum Finale mit Knalleffekt genau das, was der geneigte Zuschauer erwartet: Gemeine Morde, schöne Frauen, nacktes Fleisch, mit Vulgarismen aufgeladene Dialoge, flaschenweise weggesoffenen J&B-Whisky und das ganze gekleidet in schöne Bilder (hier mit Fernweh induzierender Mittelmeer-Kulisse) und untermalt von mal schwofiger, mal melancholischer Musik (von Komponist Carlo Savina). Richtig aufregend ist auch NOVE OSPITI nicht, zu unoriginell und vorhersehbar ist das alles letztlich, aber es macht trotzdem Spaß, am Ball zu bleiben, weil Baldi seine Höhepunkte sehr ökonomisch über den Film verteilt und so für Kurzweil garantiert.

Marcos schrieb in seinem gestrigen Kommentar zu Teil 2, dass sich die Reihe mit Russells zweitem Sequel in die Nähe von Spielbergs ILM begeben, mithin zum effektgetriebenen, kinderfreundlichen Familienkino entwickelt habe. Ob man das überhaupt als Kritikpunkt wertet, ist wohl eine Frage des persönlichen Geschmacks, richtig ist aber, dass der Film eher wenig mit Splatter und Horror zu tun hat, dem die ersten beiden Teile ohne Frage zuzurechnen waren, dafür aber umso mehr mit dem wish fulfillment des Fantasyfilms oder auch des heutigen Superheldenkinos. A NIGHTMARE ON ELM STREET 3: DREAM WARRIORS ist der Auftakt zur in den folgenden Sequels auf die Spitze getriebenen Verpoppung des ursprünglich sehr unheimlichen Traumdämons Krueger, der nicht nur immer mehr Raum erhält, sondern im Folgenden immer stärker ins Zentrum elaborierter Effektszenen gerückt wird. So sehr Russell das Franchise aber auch in Richtung des sicheren scare flicks für Teenies steuert, so sehr knüpft er inhaltlich an die Themen von Wes Cravens erstem Teil an, greift dessen Ideen auf und denkt sie konsequent zu Ende.

Springwoods Teenager sind außer Rand und Band, weigern sich panisch, schlafen zu gehen und reagieren aggressiv auf das Unverständnis der Eltern, die wiederum schlicht pubertäre Flausen hinter dem Verhalten ihrer Blagen vermuten. Einige besonders harte Fälle, darunter Kristen (Patricia Arquette), befinden sich unter der Obhut von Psychologe Neil Gordon (Craig Wasson) in einer Nervenklinik, wo man sie davon überzeugen will, dass von ihren Träumen keine echte Gefahr für sie ausgeht. Die Kids fühlen sich nicht nur unverstanden, sie müssen die „Hilfe“ der Erwachsenen, die darin besteht, ihnen Tranquilizer und Schlafmittel einzuflößen, sie dem Killer mithin auf dem Silbertablett zu servieren, geradezu fürchten. Zum Glück kommt irgendwann Nancy Thompson (Heather Langenkamp) daher, die weiß, was es mit dem entstellten Mann in den Träumen der Kinder auf sich hat. Sie entlockt jedem Kind eine besondere „Traumfähigkeit“ und bringt sie mithilfe einer besonderen Gabe Kristens zusammen, um gegen Krueger anzutreten.

Mit dem Anstaltssetting, der bisweilen aggressiv ausartenden Konfrontation der Kinder und des Pflegepersonals, den Gesprächstherapien, in denen die Ärzte mit verständnisvollem Ton, aber doch stets von oben herab ihr Urteil fällen, eher zu den Jugendlichen reden als mit ihnen und ihnen vor allem nicht zuhören, expliziert A NIGHTMARE ON ELM STREET 3: DREAM WARRIORS das Thema elterlicher Vernachlässigung und sogar Gefährdung, das in Cravens Film eher beiläufig mitlief. Russell bietet eine ganze Handvoll zur Identifikation einladender Charaktere auf, die das Heft unter Anleitung von Nancy selbst in die Hand nehmen müssen, weil von den Ärzten keine echte Hilfe zu erwarten ist. Die depressiven, verängstigten, wütenden und zum Teil schwer traumatisierten Kids erfahren von ihr die Wertschätzung und Anteilnahme, die sie benötigen, um das in ihnen schlummernde Potenzial zu schöpfen. Ihr Kampf gegen Freddy hat daher auch etwas von Selbstbefreiung, Selbstbestätigung und Selbstverwirklichung und die drohende Gefahr für Leib und Leben tritt für sie alle hinter dem Gefühl zurück, nicht mehr untätig und hilflos in ihrer Angst verharren zu müssen. So gesehen ist es nur folgerichtig, dass DREAM WARRIORS die Beschränkungen des Horrorfilms hinter sich lässt, bunter, fantasievoller und auch ein wenig kitschig daherkommt. Die Einsicht, die diesem Kitsch zugrundeliegt, ist jedoch ziemlich ernüchternd: In der Realität gibt es für diese Kids keinen Ort mehr, der noch nicht von den Vorurteilen der Erwachsenen besetzt wäre, und in ihrem einzig verbliebenen Rückzugsraum stellt ihnen nun auch noch ein rachsüchtiger Dämon nach. Es ist nicht leicht ein Teen zu sein.

In der Zeichnung Freddy Kruegers offenbart Russells Film zwar erste Ansätze für seinen Aufstieg zum One-Liner spuckenden Popstar – „Welcome to Prime Time, bitch!“ –, aber verglichen mit den Exzessen von Harlins nächster Installation wird er noch relativ dezent eingesetzt. Sein niederträchtigster Moment ist das Ködern der ehemalig drogenabhängigen Taryn (Jennifer Rubin) mit verlockenden Spritzen: Hier offenbart der bunte Achterbahnthrill seine abgründige Seite und in Taryns Blick, in dem sich die Enttäuschung über die eigene Schwäche und das Wissen um ihre unausweichliche Kapitulation spiegeln, ermöglichen eine emotionale Anteilnahme, die in den folgenden Teilen ausbleibt. Wenn ich an DREAM WARRIORS etwas bemängeln müsste, dann sicherlich, dass der Höhepunkt des Films, der Albtraum mit Freddy als Marionettenspieler, recht früh „verheizt“ wird und dann nichts ähnlich Einfallsreiches und Bildgewaltiges mehr kommt. Andersrum könnte man aber auch darauf hinweisen, dass Russells Film trotz aller vorhandenen Ansätze eben noch keine grelle Nummernrevue ist, sondern ein liebevoll erzählter Film mit einem sauber entwickelten Spannungsbogen. Ein Klassiker, so oder so.

Anlässlich meines Textes zu FRIDAY THE 13TH PART 2 hatte ich jüngst über die oft idiosynkratische Natur zweiter Teile gesprochen und dabei diesen Film explizit erwähnt: Jack Sholders Sequel zu Cravens A NIGHTMARE ON ELM STREET ist ein Paradebeispiel für meine These und gleich in doppelter Hinsicht seltsam. Nicht nur, weil er vom erst mit dem dritten Teil endgültig etablierten Muster der NIGHTMARE-Filme abweicht und seinen heimlichen Helden Freddy Krueger auf sehr eigene Art und Weise einsetzt, sondern auch, weil er einen Subtext aufweist, der mit dem Rest der Reihe rein gar nichts zu tun hat. A NIGHTMARE ON ELM STREET PART 2: FREDDY’S REVENGE ist ein Coming-Out-Film erster Güte und ein seltenes Beispiel für einen queeren Mainstream-Horrorfilm. Der Film ist tatsächlich so eindeutig schwul, dass der oben verwendete Begriff „Subtext“ kaum noch tragfähig ist und man sich außerdem über die geradezu rührende Ahnungslosigkeit von Regisseur Jack Sholder wundern muss, der angeblich der Meinung war, ein ganz normales Sequel zu inszenieren und an dem die mehr als eindeutigen Hinweise auf die unterdrückte Homosexualität von Protagonist Jesse (Mark Patton) völlig vorbeigingen. Der hingegen, selbst homosexuell, muss sich während der Dreharbeiten mehr als einmal auf die Zunge gebissen haben, waren ihm die Implikationen des Stoffes im Gegensatz zum Regisseur doch völlig klar.

A NIGHTMARE ON ELM STREET PART 2: FREDDY’S REVENGE widmet sich besagtem Teenager Jesse, der mit seiner Familie soeben in das Haus auf der Elm Street 1428 eingezogen ist, in dem Nancy Thompson im ersten Teil von dem Traumdämon Freddy Krueger bedrängt worden war. Es dauert nicht lange, da wird er von Albträumen heimgesucht: Doch Freddy will ihn nicht etwa umbringen, sondern Besitz von seinem Körper ergreifen, um so Zugang zur Wirklichkeit zu erhalten. Im Rahmen der Serie macht Kruegers Plan nicht den geringsten Sinn: Warum sollte Krueger Zugang zur Realität haben wollen, wenn er seinem blutigen Treiben im Vorgänger doch sehr effektiv und zudem völlig ungefährdet in den Träumen der Teenager nachgehen konnte? Auf die blutig-fantasievollen Traum-Morde, die in Chuck Russells drittem Teil zu Kruegers bevorzugtem M.O. und zum Erfolgsgeheimnis der Reihe werden sollten, wartet man hier noch vergebens, stattdessen greift Sholder Motive des Spukhausfilms auf, wenn Jesses Familie von unerklärlicher Hitze geplagt wird oder sich ihre Vögel plötzlich von selbst entzünden. Man merkt, dass den Autoren noch nicht ganz klar war, was die Zuschauer an Cravens Film und an Freddy Krueger eigentlich begeistert hatte: FREDDY’S REVENGE ist eine Sackgasse, aber eine, die es sich zu besuchen lohnt.

Der Traumdämon Krueger wird hier zur Metapher nicht für verdrängte Schuld, sondern für die unterdrückte Homosexualität Jesses. Gleich zu Beginn wird er von zwei Mädchen im Schulbus verlacht, dann kabbelt er sich mit seinem Kumpel Grady (Robert Rusler) beim Schulsport. Beim Einräumen seines Zimmers tanzt er zu quietschigen Eighties-Pop wie ein Chippendale, wenn ihn Krueger erschreckt, kreischt er hingegen wie ein Mädchen in der Geisterbahn. Eines Nachts, als er wieder einmal schweißgebadet aufwacht, verschlägt es ihn in den Sadomasoschuppen, den sein fieser Sportlehrer zu frequentieren pflegt. Der packt sich den Jungen sogleich, zwingt ihn zum nächtlichen Sport und will ihn dann in der Dusche züchtigen, als ihm Freddy zuvorkommt und ihm mit nassen Handtüchern in Großaufnahme den nackten Arsch versohlt. Später gelingt es der schönen Lisa (Kim Myers) endlich, den widerspenstigen Jesse auf die Matte zu zerren, doch bevor der Nägel mit Köpfen machen kann, kommt ihm erneut Freddy dazwischen. Was tut der arme Jesse: Er klettert ins Schlafzimmer seines Kumpels Grady und bittet diesen, auf ihn aufzupassen. Am Schluss ist es die Liebe Lisas, die den Dämon bezwingt und Jesse zumindest vorerst in den Hafen der Heterosexualität führt. Dass Jesses ziemlich eindeutigen Probleme damit keineswegs gelöst sind, deutet das Shock Ending mehr als nur an.

Als NIGHTMARE-Film ist Sholders zweiter Teil eher mäßig gelungen, was ihn aber paradoxerweise auch zum wahrscheinlich interessantesten Teil der Reihe und zu einem der bizarrsten Mainstream-Horrorfilme der Achtzigerjahre macht. Wie dieser Film in dieser Form entstehen konnte, angeblich ohne jede Absicht und Einsicht in das, was sich da für jeden denkenden Menschen offensichtlich auf der Leinwand abspielt, ist mir ein Rätsel. Egal, ob A NIGHTMARE ON ELM STREET PART 2: FREDDY’S REVENGE nun auf eine Verkettung von Zufällen zurückzuführen ist oder auf einen cleveren Streich: Wir alle dürfen uns glücklich schätzen, dass es ihn gibt.

Nach der FRIDAY THE 13TH-Reihe (und neben meiner kleinen Steve-Mc-Queen-Retro, die derzeit durch den Poststreik sabotiert wird, weil die Blu-ray von THE CINCINNATI KID einfach nicht ankommt) widme ich mich nun den Filmen um den als Traumdämon zurückkehrenden Kindermörder Freddy Krueger, der in den Achtzigerjahren zum absoluten Popstar avancierte. Neben seinem ikonischen Outfit war es wohl vor allem sein bizarrer Sinn für Humor, der sich in respektlos-anzüglichen Sprüchen und fantasievollen Morden niederschlug, der ihn zu solch Ruhm verhalf und ihn vom furchteinflößenden Schreckgespenst zum unerwarteten Helden der Jugend reifen ließ. Kruegers entstelltes Antlitz zierte ein schier unüberschaubares Angebot an Merchandising-Artikeln, eroberte in Form einer eigenen Fernsehserie die US-amerikanischen Haushalte und schmückte als Poster selbstverständlich auch mein Jugendzimmer. Es war in jener Zeit, zum Ende der Achtziger- und Beginn der Neunzigerjahre, nahezu unmöglich, ihm aus dem Wege zu gehen. Zum Original hege ich, wie zu einigen Filmen Cravens, ein etwas gespaltenes Verhältnis und frage mich heute, ob er bei mir besser funktionieren würde, wenn ich damals nicht einige spätere Folgen der Reihe zuvor gesehen hätte. Mein erster NIGHTMARE-Film war Renny Harlins drittes Sequel, in dem Freddy sein verstörendes Potenzial bereits weitestgehend eingebüßt hatte, und das Original erschien mir im Vergleich immer eher unspektakulärer als unheimlicher. Heute kann ich bestenfalls vermuten, dass ein unvorbereiteter Zuschauer das vor 30 Jahren wahrscheinlich anders empfunden haben muss: Der erste Mord an Protagonistin Nancys (Heather Langenkamp) bester Freundin Tina (Amanda Wyss) ist ziemlich heftig und ihren Freund Glen (Johnny Depp) erwischt es kaum weniger hart. Die Tonspur tut ihren Teil, die Nerven empfindsamer Gemüter zu traktieren. Aber ich kann mir trotzdem nicht helfen: Cravens Filme erscheinen mir Post-LAST HOUSE ON THE LEFT immer als eine Spur zu nett und zivilisiert, als dass sie mich tatsächlich schockieren würden, und so ist auch dieser Film, der inhaltlich das Potenzial zu einem echten Runterzieher hat, für mich in erster Linie ein Popcorn-Film, dessen Schocks an der Oberfläche bleiben.

Das ändert freilich nichts daran, dass A NIGHTMARE ON ELM STREET ein Klassiker ist, die dem Film zugrundeliegende Idee schlicht brillant und Craven der richtige Mann, all die psychologischen und soziopsychologischen Implikationen herauszustreichen, ohne jemals mit dem Holzhammer zu predigen. Von der ruppig-rohen Anmutung seines oben genannten Debüt hin zu diesem effektreichen Teeniefilm ist es ein weiter Weg, doch das scheinheilige Mittelklasse-Bürgertum, hinter dessen Maske der Zivilisiertheit eine blutgierige Bestie lauert, hat es für diesen 84er-Überraschungshit lediglich aus dem letzten Haus links in die Vorstadt verschlagen. Das eigentlich Erschreckende an A NIGHTMARE ON ELM STREET ist dann auch nicht so sehr das Treiben des Traumdämons Krueger, der Rache für das an ihm verübte Verbrechen nimmt, sondern die Erkenntnis, dass die braven Eltern in ihren gepflegten Häuschen eiskalte Killer sind. Von der Justiz allein gelassen, nahmen sie das Gesetz kurzerhand in die eigenen Hände, entledigten sich des überführten Mörders in ihrer Mitte auf ihre eigene, mitleidlose Art und Weise. Die Schuld, die sie seitdem mehr oder weniger plagt, die sie mehr oder weniger erfolgreich verdrängen, entwickelt indessen ihre eigenen Methoden, Wurzeln zu schlagen. Sie springt direkt auf die Kinder über, in deren Träumen Krueger sein Schaffen fortsetzen kann. Hier muss eine Generation für die Gräueltaten der vorangegangenen büßen, eine Einschätzung, die im Jahrzehnt nach Vietnam sicher nicht aus der Luft gegriffen war.

Der Erfolg von A NIGHTMARE ON ELM STREET fußt gewiss auch darauf, dass diese psychologische Dimension des Films nicht bewusst erfasst werden muss, um von ihm mitgenommen zu werden. Cravens Film ist ein „Jugendfilm“ im engsten Sinne des Wortes, weil er an die Wurzel des Generationenkonflikts geht, ein griffiges, konkretes Bild für den abstrakten „Verrat“ der Erwachsenen an ihren Kindern findet und sich auf deren Seite schlägt, ohne dabei Kompromisse oder Einschränkungen zu machen: Die Welt, in der sie aufwachsen, ist eine Hölle und die Eltern haben sie dazu gemacht. Das allein hätte wahrscheinlich für ein paar Sequels gereicht, aber zum popkulturellen Phänomen wurde die Serie erst durch ihren atemberaubenden visuellen Einfallsreichtum, der im ersten Teil noch längst nicht ausgeschöpft ist. Neben dem genialen Design der heimlichen Hauptfigur ist es vor allem die Verlagerung der Handlung auf die Traumebene, die die NIGHTMARE-Filme in den folgenden Installationen beflügelt und aller lästigen Limitierungen durch schnöde Logik entledigt. Dies und natürlich das spannungsfördernde Hin- und Herspringen zwischen Noch-Realität und Schon-Traum sind das tragfähige Fundament, auf dem in den kommenden zehn Jahren immerhin sechs weitere Filme entstehen konnten, die bei marginalen Qualitätsschwankungen zu den kreativen Sternstunden des kommerziellen Horrorfilms seiner Zeit zählen dürfen. Schade, dass sich daran heute keiner mehr zu erinnern scheint. Freddy Kruegers Wiederbelebung ist eigentlich längst überfällig (wenn auch nicht durch ein missratenes Remake), zumal der Zustand der Welt, die die Erwachsenen ihren Kindern vererben, sich in den letzten zwei Jahrzehnten eher nicht verbessert hat.

Dass der Killer neun Sitze für sie reserviert hat, wie der Originaltitel verkündet, wissen die Mitglieder der Familie Davenant nicht, als sie ihrem Oberhaupt Patrick (Chris Avram) in das im Familienbesitz befindliche, seit über 100 Jahren leerstehende Theater folgen. Wenig später entkommt Patrick nur knapp einem Attentat,  seine junge Geliebte Kim (Janet Agren) hat kurz darauf weniger Glück. An Verdächtigen besteht kein Mangel: Die Davenants hassen sich untereinander, nutzen sich gegenseitig aus, nehmen sich die Frauen weg und brauchen allesamt Geld, um ihren ausschweifenden Lebenswandel zu finanzieren, sodass es kaum weiter verwundert, dass das muntere Morden weitergeht. Aber nicht nur Niedertracht plagt die Davenants, zu allem Überfluss scheint auch noch ein Fluch auf ihrer Sippe zu liegen: Vor 100 Jahren soll bereits ein ganz ähnliches Gemetzel am selben Ort stattgefunden haben …

Ich habe mich während der Sichtung gefragt, was eigentlich die Initialzündung für diese Art von Geschichten war. Ich vermute mal, sie gehen auf Agatha Christies Roman „And then there were none“ von 1939 zurück (auch bekannt unter den politisch unkorrekten Titeln „Ten little niggers“ bzw. „Ten little indians“ nach den bekannten Kinderabzählreimen): Die Prämisse des Romans – acht Personen werden von einem Unbekannten auf eine Insel eingeladen, kommen dort nacheinander ums Leben und müssen herausfinden, wer ihnen an den Kragen will – wurde zu einer Art archetypischem Erzählschema des Thrillers und beeinflusste bis heutige unzählige Variationen. In Bennatis Film geht dieser Einfluss soweit, dass sogar der Name der verfluchten Familie eine mehr als nur zufällige phonetische Ähnlichkeit zum Schauplatz von Chirsties Klassiker offenbart (Davenant/Devon). Was den Stoff für Filmemacher so interessant machte, liegt auf der Hand: Er bietet Raum für interessante Ensemblezusammenstellungen mit überlebensgroßen Charakteren, Gelegenheit für publikumsträchtig inszenierte Gräueltaten und, wie im vorliegenden Fall, für eine gehörige Portion Zynismus. L’ASSASSINO HA RISERVATO NOVE POLTRONE profitiert erheblich von seinem in prachtvoll dekadenten Rot- und Erdtönen eingefangenen Theatersetting und eben den moralisch durch die Bank verkommenen Protagonisten, die alle Facetten menschlicher Niedertracht und sexueller Devianz – bzw. das, was der Spießer dafür hält – in sich vereinen. Da gibt es Alkoholismus, Inzest, Homosexualität, Drogensucht und natürlich ganz banale Geldgeilheit und Verlogenheit. So richtig schade ist es um keinen der Davenants und der Mörder zeigt ausgesprochene Kreativität darin, sie über die Klinge springen zu lassen. Diese Charakterisierung des Figureninventars stellt aber auch einen Teil des Problems dar, das der Film nicht überwinden kann: Dass Wohlergehen dieser Unsympathen steht ganz weit unten auf dem Wunschzettel des Zuschauers und so sehr man sich auch fragt, wer hinter ihrer Auslöschung steckt, so wenig berührt einen das ganze Treiben. L’ASSASSINO HA RISERVATO NOVE POLTRONE sitzt genau zwischen den Stühlen krachiger Exploitation auf der einen Seite und gediegener Trivialkunst auf der anderen. Das hebt ihn von bloß unterhaltsamen Gebrauchsfilmen zugegebenermaßen ab, aber bei mir kam eigentlich erst am Ende richtig Stimmung auf, als die schwarzhaarige Lesbierin an den Türrahmen genagelt wird, Papa Patrick sich an seiner geilen Tochter Lynn (Paola Senatore) vergreift und ihr augenrollender Drogenfreund Duncan (Gaetano Russo) mit dem Katzendolch und lustiger Verkleidung der aufgelösten Vivian (Rosanna Schiaffino) hinterher hetzt. Am Ende erhält die ganze Geschichte noch einen Schlag ins Metaphysische, wenn die Flucht vor dem Killer die Überlebenden in die Familiengruft führt und eine unheimliche Wahrheit ans Licht kommt.

Bennati, dessen letzte Regiearbeit dies war, inszeniert mit einigem Sinn für das altehrwürdige Setting, auf dessen maroder Bühne sich das makabre Schauspiel vollzieht, und ohne voll in den Schweinetrog zu greifen. Weil sich die Geschichte aber auf einen Schauplatz beschränkt und einem das Wohlergehen der Davenants so herzlich egal ist, kommt keine echte Spannung auf, nutzt sich L’ASSASSINO HA RISERVATO NOVE POLTRONE mit laufender Spielzeit immer mehr ab. Man muss wohl schon eine enge Beziehung zum italienischen Genrefilm unterhalten, um dieses Fundstück als Gewinn zu betrachten. Über ein „nett“ kommt er bei mir nicht hinaus und wenn ich ihn nicht gesehen hätte, wäre mein Leben auch nicht ärmer.

Auch mit diesem Film verbindet mich eine lange Geschichte, die bis zu meinem sechsten Lebensjahr zurückreicht, als meine Eltern den Film in unserer allerersten Videothek ausliehen. Jahrelang habe ich ihn immer nur stück- und szenenweise gesehen, aber schon das reichte aus, um mir seine Bilder unauslöschlich einzubrennen. Für mich ist LAWRENCE OF ARABIA die Gottwerdung des Monumentalfilms und die Definition von Kino, sofern ich das anhand der Konservensichtungen, auf die sich mein Urteil gründet, überhaupt adäquat beurteilen kann. Auf der großen Leinwand ist die visuelle Opulenz dieses Epos, kongenial begleitet von Maurice Jarres orientalisch anmutendem Score, wahrscheinlich kaum auszuhalten. Jedes Bild ist ein Fest der Farben, des Lichts und der Bewegung, eine Zelebrierung dieser unglaublichen, gleichermaßen unwirtlichen wie majestätischen Landschaft. Mittendrin Peter O’Toole mit einer Darbietung, die als die Krönung seiner Kunst gelten darf. Der Ire hatte vielleicht das Pech, diese Rolle zu einem sehr frühen Zeitpunkt seiner Laufbahn zu spielen. Sie war im Grunde genommen danach für ihn schon nicht mehr zu überbieten und lässt den Betrachter auch mit dem Abstand von nunmehr über 50 Jahren noch sprachlos zurück. Wenn man weiß, dass der notorische Trinker und Lebemann in den Drehpausen des auch körperlich immens strapaziösen Projekts nichts anbrennen ließ, mutet seine Leistung, die keinen einzigen Fehlgriff kennt, schlicht übermenschlich an. Was er hier leistete, ist kaum angemessen in Worte zu fassen.

LAWRENCE OF ARABIA ist ein Film, der es einem schwer macht, von Superlativen abzusehen, lässt heutige Epen, die seinen Einfluss kaum verleugnen können, reichlich alt aussehen, und das nicht nur, weil sie dem irrwitzigen logistischen Aufwand, den Lean betreiben musste, klinisch-sichere Rechnerpower entgegensetzen und so im Vergleich an Bildgewalt einbüßen. Auch intellektuell bedeutet LAWRENCE OF ARABIA eine Herausforderung, die dem Zuschauer heute nur noch selten zugemutet wird. Wer glaubt, Monumentalkino diene nur der Erbauung, befriedige ein triviales Bedürfnis nach große Bildern, muss diese Meinung nach Betrachtung von Leans Meisterwerk revidieren. Dabei scheint der Film zunächst noch einem etwas naiven Romantizismus anzuhängen, malt das zum Klischee geronnene Bild des weißen Aussteigers auf der einen Seite und des edlen Wilden auf der anderen. Doch spätestens nach der Intermission kippt LAWRENCE OF ARABIA, wird zum resignativen Antikriegs- und Anti-Interventionsfilm, dessen Lektionen sich auch heutige Machthaber noch erteilen lassen sollten. Alle, wirklich alle scheinbaren Gewissheiten, die der Zuschauer während der ersten 140 Minuten erlangt zu haben glaubte, entpuppen sich während der letzten anderthalb Stunden als bittere Irrtümer, der vermeintliche Held als tarurige Marionette eines unerbittlichen Systems, dessen Fäden ihn umso stärker festhalten, je mehr er sich von ihnen zu lösen versucht.

Lawrence, ein zuverlässiges, aber immer auch etwas verträumtes, tolpatischiges Mitglied der britischen Armee in Ägypten während des Ersten Weltkriegs, blüht geradezu auf, als er den Auftrag erhält, den Araberprinz Feisal (Alec Guinness) ausfindig zu machen, um ihn dazu zu überreden, den Briten im Kampf gegen die Türken zu helfen. Der junge Lawrence ist sogleich fasziniert von der Kultur der Beduinen, erlangt erst ihr Vertrauen, indem er ihre Interessen respektiert, anstatt sie bloß für seine Zwecke zu benutzen, dann ihren Respekt, als er mit ihnen die als undurchquerbar geltende Wüste Nefud durchquert. Er vereint die verfeindeten Stämme und führt sie zum Angriff auf die von Türken besetzte Küstenstadt Akaba, die die Araber in einer blutigen Schlacht zurückerobern. Doch das Blutvergießen führt zur ersten Zäsur, zum Riss im Bild des strahlenden Helden: Die Grausamkeit des Wüstenvolkes, die er als „zivilisierter“ Brite zunächst verabscheute, beginnt einen unwiderstehlichen Reiz auf ihn auszuüben. Hat er seine Herkunft bereits vollständig hinter sich gelassen, den Kulturwechsel vollzogen? Der Wunsch, aus der Armee auszusteigen, den er vor seinen Vorgesetzten äußert, die ihn in seiner arabischen Tracht eben noch für einen Spinner hielten, wird ihm versagt, zu wichtig ist er für sie mittlerweile geworden. Bis nach Übersee ist die Kunde von „Lawrence von Arabien“ gedrungen: Der amerikanische Journalist Jackson Bentley (Arthur Kennedy) sieht in dem Mann ein geeignetes Objekt, um dem amerikanischen Volk den Kriegseintritt schmackhaft zu machen. Konnten die Briten den blonden Träumer zu Beginn gar nicht schnell genug in die Wüste schicken, hat nun plötzlich jeder ein großes Interesse an dem Mann, der unter der Last der Erwartungen immer mehr in die Knie geht.

Die berühmtesten Szenen des Films stammen fast alle aus jenen ersten zweieinhalb Stunden, die von Lawrence Aufstieg zum Held der Araber erzählen und zahlreiche vergleichbare Filme beeinflussten, ja beinahe ein ganzes Subgenre begründeten (man denke nur an Costners DANCES WITH WOLVES): Die unbeschreibliche Szene, als Sherif Ali (Omar Sharif) sich aus dem Hitzeflimmern am Horizont herausschält, Lawrence‘ Rettungsaktion in der Nefud und sein selbstvergessener Tanz in der Tracht der Beduinen, die Eroberung Akabas und die Ankunft am Suez-Kanal, schließlich die Aufruhr im britischen Offiziersheim in Kairo, wo Lawrence und sein Diener Farraj wie Außerirdische beäugt werden. Dieser Teil des Films ist schlicht atemberaubend und lässt die ideologschen Zweifel, die Lawrence‘ Mission und sein kolonialistischer Blick auf die stolzen Wüstenkrieger ausüben, fast verstummen. Zu aufregend ist das, was einem da geboten wird. Die Quittung erhält man mit den herunterziehenden Schlussakten, die einem gnadenlos vor Augen führen, dass man einer Fata Morgana aufgesessen ist. Lawrence verwandelt sich mehr und mehr in einen desillusionierten, blutrüstigen Feldherren, die Utopie eines arabischen Staates unter britischer Duldung als Hirngespinst, die edlen Krieger als hoffnungslos untereinander verfeindet, Prinz Feisal als ebenso zynischer Politiker wie sein britischer Widerpart Dryden (Claude Rains). Die Liebe zu Arabien, die Lawrence nach der Eroberung Akabas noch gestand, ist in tausend Scherben zerbrochen, schlimmer noch das eigene Selbstbild. Zurück bleibt ein tief neurotischer Mann, dessen Altruismus sich vielleicht doch nur aus den eigenen Neurosen speiste. Lean legt den Schluss sehr nahe, dass es nicht zuletzt der Wunsch war, der eigenen, im Militärdienst als defizitär empfundenen Homosexualität zu entfliehen, sich und anderen der eigenen Männlichkeit zu versichern, die Lawrence antrieben und schließlich zum Mörder werden ließen. Was als filmische Heldenverehrung und Denkmalsetzung begann, endet als Psychogramm eines Zerrissenen in einer Welt kurz vor dem Abgrund.

Steve McQueens großer Durchbruch und ein weiteres jener ausufernden, stargespickten Abenteuerepen der Sechzigerjahre. Für mich ein nahezu perfektes Stück Entertainment, bei dem keine einzige der rund 180 Minuten zu viel ist und das bei allem atemlosen Thrill und aller fluffigen Komik nebenbei auch noch eine m. E. recht anspruchsvolle Struktur aufweist – und eine Sichtweise auf den Krieg, die nur auf den ersten, flüchtigen Blick geschönt scheint. Beim zweiten schmerzt dieser Film vielleicht sogar mehr als mancher waschechte Antikriegsfilm. Später mehr dazu.

McQueens zweite Zusammenarbeit mit John Sturges nach THE MAGNIFICENT SEVEN gab ihm – paradoxerweise, wenn man bedenkt, dass es sich um einen Gefängnisfilm handelt – endlich breiten Raum zur Entfaltung, machte es unnötig, den eigentlichen Hauptdarsteller mit Taschenspielertricks aus dem Bildhintergrund zu sabotieren. Als „Cooler King“ Hilts hat McQueen nicht nur den saftigsten Part abbekommen, er nimmt innerhalb des Films auch eine Sonderstellung als prototypischer Loner ein. Während die anderen Kriegsgefangenen unter der Leitung von „Big X“ Bartlett (Richard Attenborough) gemeinsam am Ausbruch aus dem Lager arbeiten, jeder eine kleine Aufgabe übernimmt und sich mit der Funktion eines Rädchens im geölt laufenden Getreibe begnügt, handelt Hilts ausschließlich auf eigene Rechnung. Für ihn ist es nicht so sehr soldatische Pflicht, die Bemühungen des Gegners zu sabotieren, sondern beinahe eine sportliche Herausforderung, aus so vielen Gefängnissen wie möglich auszubrechen. Dabei auch mal erwischt zu werden, ist integraler Bestandteil des Spiels: Wichtig ist nicht der Erfolg, sondern allein die Geste der Unbeugsamkeit, der Trotz, die Respektlosigkeit und die Beharrlichkeit in der Weigerung, sich unterzuordnen und aufzugeben. Auch wenn McQueen seinem Hilts ein Maß an unschuldig-kindlicher Spitzbübigkeit verleiht – für ihn scheint das tatsächlich alles nur ein ausgedehnter Spaß zu sein –, die er in späteren Rollen zugunsten eines kalten Professionalismus ablegen sollte: Hilts ist die erste wirklich ganz und gar typische McQueen-Figur, und Szenen wie jene, in der er in seiner Einzelzelle sitzt und sich die Zeit damit vertreibt, immer und immer wieder einen Baseball gegen die gegenüberliegende Wand zu werfen und aufzufangen, sind untrennbar mit seiner Persona verbunden. Das Image des ungehorsamen, unbezähmbaren Einzelgängers, hinter dessen stoischer Fassade es unentwegt arbeitet, wurde wahrscheinlich genauso in diesem Film begründet wie sein Status als PS-vernarrter Teufelskerl: Seine Flucht auf dem Motorrad am Schluss, die in einem waghalsigen Sprung über einen drei Meter hohen Zaun kulminiert, ist nur der Vorgeschmack auf Filme wie BULLITT oder LE MANS und natürlich auf seine privaten Rennfahrerambitionen.

Aber THE GREAT ESCAPE ist natürlich weit mehr als ein Starvehikel für McQueen: Der Film basiert auf dem gleichnamigen Tatsachenbericht von Paul Brickhill, einem Piloten der australischen Luftwaffe, der 1943 über Tunesien abgeschossen wurde und daraufhin im Kriegsgefangenenlager Stalag Luft III im heutigen Polen landete. Das Lager galt als besonders ausbruchssicher, trotzdem gab es einen groß angelegten Ausbruch, an dessen Planung Brickhill beteiligt, aber aufgrund seiner Klaustrophobie allerdings nicht teilnehmen konnte. Am Ende gelang 76 Männern die Flucht, 50 davon wurden in der Folge ergriffen und exekutiert. James Clavells Drehbuch hält sich eng an Brickhills Vorlage, endet sogar mit der gleichen Widmung („Dedicated to the fifty“). Der Film, den Sturges daraus macht, feiert die Kameradschaft unter den Gefangenen, betont die seltsame Beziehung, die sie mit ihren Wärtern unterhalten (Robert Graf, Vater von Regiseur Dominik Graf, spielt einen besonders bemitleidenswerten Deutschen). Gefangen sind sie im Grunde alle, egal auf welcher Seite sie stehen. Vor allem Kommandant von Luger (Hannes Messemer) ist nicht zu beneiden: Er hat die Aufgabe, die berüchtigtsten Ausbrecher der Alliierten zu bewachen, weiß genau, dass er sie nicht vollständig unter Kontrolle halten kann und ein Versagen ihn teuer zu stehen kommen wird. Ramsey (James Donald), das Sprachrohr der Inhaftierten, macht ihm keine falschen Hoffnungen: Es ist die Aufgabe der Gefangenen, aufzubegehren, und die zu ihrer Bewachung abgestellten Kräfte des Feindes so gut zu beschäftigen wie es geht. Die Verhältnisse sind während der ersten beiden Drittel geradezu auf den Kopf gestellt: Die Häftlinge arbeiten guter Dinge an ihrem Ausbruch und haben vom Feind nichts zu befürchten, sofern sie sich an dessen Regeln halten. Alles, was sie für den Ausbruch, die Flucht und das zwischenzeitliche Vergnügen benötigen, kann ihnen „scrounger“ Hendley (James Garner) besorgen, der Fragen nach seinen Bezugsquellen nur mit „don’t ask“ zu beantworten pflegt. Ein cleverer Schachzug des Drehbuchs, das sich nicht lang mit Erklärungen aufhalten muss und sich jederzeit auf die außergewöhnlichen Fähigkeiten Hendleys berufen kann. Fast bedauert man es, nicht auch mal in einem Kriegsgefangenenlager gewesen zu sein, so munter ist das Treiben des bunt zusammengewürfelten Haufens, der sich sogleich blind versteht.

Doch dann holt einen das letzte Drittel des Films auf den Boden der Tatsachen zurück, nimmt der vermeintliche Spaß ein bitteres Ende. Sobald die Männer das Lager verlassen haben, schlagen die Nazis zu, gelten plötzlich andere Regeln als im luftleeren Raum des Camps, wird nicht lange gefackelt. Einigen wenigen gelingt es mit Glück eine rettende Grenze zu erreichen, doch für die meisten endet das Abenteuer mit einer mitleidlosen Exekution irgendwo auf einem verlassenen Hügel in Deutschland. THE GREAT ESCAPE ist ein existenzialistischer Film und macht dem Zuschauer keine Illusionen über das Leben: Die Männer um Bartlett müssen so handeln, wie sie es tun, es gibt ebenso wenig eine Alternative wie einen garantierten Erfolg. Sicherheit gibt es ironischerweise nur zwischen den Stacheldrahtzäunen. Wer sich für die Freiheit entscheidet, muss sich der möglichen Konsequenzen bewusst sein.