Einer der letzten Endzeitfilme vor dem Paradigmenwechsel von MAD MAX. Hier ist die Postapokalypse noch kein sandiger Abenteuerspielplatz für Loner mit blauem Stahl im Blick, sondern Zustand der Depression, den man auf verschiedenste Art und Weise hinter sich zu bringen trachtet. Falk (Richard Harris) lebt mit seiner Geliebten Miriam (Alana Stewart) zusammen, durchkämmt die umliegenden Ruinen nach Essbarem, während sie von einem Ort namens „Genesis“ träumt, an dem die Erde neu entstehen soll. Die titelgebenden Ravagers hingegen sind eine marodierende Bande, die einem rattengesichtigen Anführer (Anthony James) folgt, alles ihnen über den Weg laufende Leben auslöscht, plündert und vergewaltigt. Natürlich finden sie auch Falks Unterschlupf und bringen Miriam um, worauf er sich erst auf Rachetour und dann auf Wanderschaft begibt. Auch wenn er die Idee von Genesis für eine Spinnerei Miriams hält: Die Idee geht ihm nicht aus dem Kopf. Als ihm ein in einer riesigen Hippiekommune lebender Mann zwei reife Äpfel überreicht, erhält der Glaube an einen Neuanfang der Erde neue Nahrung.
Auch wenn RAVAGERS der allerletzte Kick fehlt – nach starkem Auftakt versandet der Film etwas in der Sentimentalität, die die Spezialität des traurig dreinblickenden Iren Richard Harris ist -, so ist er doch wunderschön anzusehen. Ohne visuelle Effekte, Matte Paintings oder im Studio hochgezogene Kulissen entwirft Compton seine postapokalyptische Welt mithilfe verfallener Industriekomplexe, verlassener Orte und unwirtlicher Herbstlandschaften. Rostige Stahl- und rauchige Backsteinfassaden, moderige Holzverschläge, lehmige Mulden und tropfende Felswände in wunderschönen Braun-, Grau- und schmutzigen Grüntönen verleihen dem Film einen herrlich verwitterten Look und detailreiche Texturen, an denen ich mich kaum sattsehen konnte. Inhaltlich bietet RAVAGERS hingegen nur wenig Neues. Mehr als an die naheliegenden Verwandten fühlte ich mich an George A. Romeros DAWN OF THE DEAD erinnert, dessen letzten Akt RAVAGERS im Finale nahezu deckungsgleich spiegelt. Falk findet einige Überlebende, die sich auf einem riesigen Schiff mit funktionierender Elektrizität, unerschöpflichen Lebensmittelvorräten und zahlreichen weiteren Annehmlichkeiten niedergelassen haben. Das einzige Problem: Es gibt keine Freiheit, ihr Anführer Rann (Ernest Borgnine) regiert mit eiserner Hand und duldet keine Abweichler. Als die Ravagers, die Falk gefolgt sind, das Schiff stürmen, ist es Schluss mit der bequemen Luxusfestung.
Das große Problem von RAVAGERS scheint mir das Drehbuch zu sein: Langweilig wird Comptons Film nie, aber er versäumt es, sich auf einen zentralen Konflikt zu konzentrieren. Zu Beginn scheint es, als ginge es um die Konfrontation zwischen Falk und den Ravagers, doch dann treten letztere über weite Strecken des Films in den Hintergrund. Es wird einfach zu viel Zeit auf Handlungsabschnitte verwendet, die nebensächlich bleiben sollten, und der große Showdown wirkt wie in letzter Sekunde nachgereicht. Woody Strode und vor allem Ernest Borgnine werten RAVAGERS mit ihrer schieren Präsenz enorm auf, bekommen aber kaum mehr als eine handvoll Szenen in den letzten 15, 20 Minuten. Stattdessen nimmt Falks Beziehung zum wirren Sergeant (Art Carney) und der schönen Faina (Ann Turkel) breiten Raum ein, der nicht wirklich gerechtfertigt ist. Trotzdem ist RAVAGERS ein sehenswerter und kurzweiliger Vertreter des Siebzigerjahre-Endzeitfilms, den man bei der Suche allerdings nicht mit Eddie Romeros gleichnamigem Kriegsfilm aus dem Jahr 1965 verwechseln sollte, der bizarrerweise auch noch denselben deutschen Verleihtitel trägt: ZUM ÜBERLEBEN VERDAMMT. An den Kinokassen fiel RAVAGERS leider durch. Die Filmkarriere Comptons, die mit WELCOME HOME, SOLDIER BOYS und dem Überraschungshit MACON COUNTY LINE überaus vielversprechend begonnen hatte, war danach beendet. Bis zu seinem Tod im Jahr 2007 drehte er ausschließlich fürs Fernsehen, war dabei aber immens produktiv.