Andrew Quint (Oliver Reed), erfolgreicher Werbefilm-Regisseur, sucht seinen Arbeitsplatz eines Morgens mit einer Axt auf, verarbeitet seinen Schreibtisch zu Kleinholz und knallt seinem Chef Jonathan Lute (Orson Welles) die Kündigung auf den Tisch. Er hat die Verlogenheit seines Jobs satt, ist bereit auf Reichtum und Wohlstand zu verzichten und fortan seinem Idealismus zu folgen. Vorerst gilt es aber einige alte Verbindungen zu kappen: Nicht soll von seinem alten Leben übrig bleiben, wenn er künftig als Journalist für das Literaturmagazin seines Freundes Nicholas (Norman Rodway) arbeitet. Also sucht er alle seine Geliebten auf, um sich von ihnen zu verabschieden. Doch so einfach funktioniert das nicht mit dem neuen Leben, denn das alte lässt ihn nicht los.
Winner bleibt sich in seiner dritten Kollaboration mit Oliver Reed treu: I’LL NEVER FORGET WHAT’S ‚ISNAME ist wie schon THE SYSTEM und THE JOKERS eine jener in den Sechzigerjahren reüssierenden Pop-Komödien, die sich durch eine desillusionierte Haltung gegenüber einer bisweilen kafkaeske Züge offenbarenden britischen Gesellschaft sowie expressive stilistische Einsprengsel auszeichnen (die ein bisschen an das erinnern, was De Palma etwa zur selben Zeit auf der anderen Seite des Ozeans machte). Quints Abschiedsreise macht ihn zum Zuschauer einer Art „Vergangenheitsfilm“ und führt ihn in einer besonders absurden Episode zum Ehemaligentreffen an seine alte Schule, wo der senile Headmaster (Michael Hordern) eine peinlich berührende Rede hält – brillant der Moment, in der er von seiner Frau spricht und sich dann plötzlich daran erinnert, dass diese längst verstorben ist: Tragik und Komik unentwirrbar verwoben. Eine psychedelische Albtraumsequenz lässt alle bisherigen Wegbegleiter Quints noch einmal Revue passieren, aber verabschieden wollen sie sich nicht. Besonders hartnäckig ist sein Chef Lute, eine mephistophelische Figur, die Quint auf rätselhafte Art und Weise an Orten ausfindig macht, von denen sie gar nichts wissen dürfte, und ihn mit reizvollen Angeboten zur Rückehr verleiten will. Das endgültige Ende ihrer Partnerschaft soll ein letzter Werbefilm sein, den Quint als flammendes Plädoyer wider den Konsumerismus inszeniert und ein großes Fiasko für seinen Chef anstrebt. Stattdessen wird er bei einem Werbefilm-Wettbewerb gefeiert und als bester Regisseur ausgezeichnet. Auch der Traum vom Idealismus erweist sich als Seifenblase: Nicholas, der integre Literaturkritiker, verkauft sein Magazin an einen großen Konkurrenten, weil er von der hehren Kunst allein nicht leben kann – und seine anspruchsvolle Gattin Carla (Ann Lynn) versorgt werden will.
Winners Zynismus macht es nicht leicht, seinen Film wirklich zu mögen: Bis auf Georgina (Carol White), Quints neue Kollegin, mit der er eine sanfte Liaison beginnt und die wohl auch deshalb ein besonders grausames Schicksal ereilt, sind alle Figuren verlogene Egoisten, ätzende Versager, dumpfe Materialisten oder fette Popanze. Dass Quint mit unverhohlener Arroganz auf sie herabblickt, obwohl er selbst mehr als eine Leiche im Keller hat, macht ihn selbst zu einer äußerst zweifelhaften Identifikationsfigur: Bei den Besuchen bei seiner Noch-Ehefrau Louise (Wendy Craig), reagiert er jedesmal mit Befremden, ja Ekel auf die Zuneigung seines leiblichen Kindes, verweigert jede Erwiderung seiner Gefühle. Sein Wunsch, plötzlich in Idealismus zu machen, alle alten Verbindungen zu kappen, scheint nach einem ohne Reue in Saus und Braus verbrachten Leben nicht nur naiv, sondern auch feige und selbstgerecht. Trotzdem wünscht man ihm das Glück, von dem man weiß, dass Winner es nicht auf der Rechnung hat für seine Figuren. Da gibt es nur Ausweglosigeit und Demütigung. Man muss Winner zugutehalten, dass er bei seiner defätistischen Weltsicht keine Ausnahmen macht: Alle bekommen sie ihr Fett weg, ganz egal, wo sie stehen.
Sehenswert ist I’LL NEVER FORGET WHAT’S ‚ISNAME auf jeden Fall, schon allein aufgrund der sensationellen Ensemble-Besetzung, die auch schon für THE JOKERS vor der Kamera stand. Einen besonders schönen Part hat wieder einmal Harry Andrews abgegriffen: Er spielt einen Sammler von Film-Memorabilia, und das lüsterne Grinsen, dass sein Gesicht überzieht, als er der braven Georgina einen besonders derben Schmutzfilm vorführt, fungiert als eindrückliches Bild dessen, was Winner vom Menschen hält.