Archiv für Juli, 2016

Hasenjagd 2SABABA wurde offensichtlich back-to-back mit dem allerdings ungleich größer produzierten vierten Teil der EIS AM STEIL-Reihe gedreht: Man findet sich im selben Setting eines israelischen Militär-Ausbildungslagers wieder, neben Zachi Noy sind auch Joseph Shiloach als lächerlicher Ausbilder Ramirez, Moshe Ish-Kassit als Captain und Devora Bakon als Ramirez‘ fette Geliebte wieder mit von der Partie. Aber alles ist viel kleiner und schäbiger: Nur eine Handvoll Statisten tummelt sich zwischen den Baracken, die nur für gelegentliche Abstecher in die umliegende, überaus trist aussehende Wald-und-Wiesen-Landschaft verlassen wird.

Aber auch in anderer Hinsicht wird das auch schon nicht gerade hohe Niveau des Vorbildes unterboten: Der in Deutschland absurd EIS AM STIEL 4. TEIL: HASENJAGD 2. TEIL betitelte Film stürzt sich geradezu mit Anlauf und kopfüber in die humoristische Jauche, serviert seinem verzweifelt Obhut in wurmstichigen Kinosälen suchenden Trenchcoat-Publikum eine bedenklich torkelnde Polonäse an Pimmel-, Popo-, Pipi- und Pupswitzen und bietet den lustlos an ihrem verdorrten Pillermann rubbelnden Kunden eine wie lobotomiert wirkende Sibylle Rauch an, die zum zweiten Mal unter Zachi Noy stöhnend ihren zweifelhaften Karrierehöhepunkt erlebt. Nach 75 Minuten und einem eilig zurechtgeklöppelten Finale – die Männer um den depperten Ramirez müssen sich im Manöver gegen eine Konkurrenzkaserne behaupten – ist der Spuk vorbei und man weiß, warum die Militärklamotte keine Zukunft mehr hatte. Spätestens hier war alles gesagt, jeder dumme Witz gemacht.

Was SABABA in der deutschen Fassung aber zu einem wahren Meilenstein des Gaga-Humors macht, ist – wie so oft – die Synchro, für die vermutlich Rainer Brandt verantwortlich zeichnete (er ist selbst einmal kurz zu hören). Viele ursprünglich nichtswürdige Streifen wurden in den Siebzigern und Achtziger durch die kreative Arbeit von Synchronarbeitern veredelt und genießen daher heute noch Kultstatus unter Freunden des psychotronischen Films. Man denke etwa an den hier jüngst besprochenen DJANGO NUDO UND DIE LÜSTERNEN MÄDCHEN VON PORNO HILL, einen ultraschundigen Sexwestern, der in der deutschen Bearbeitung zum bizarren Metafilm wird. Qualitativ wird hier kein neuer Gipfel erklommen: Michael Chevalier spricht den Ramirez gar etwas zurückgenommener als zuvor Erik Schumann, es gibt die Brandt-typische Mischung aus putzig-derben Neologismen (ein Hochsitz wird etwa als „Frischluft-Lokus“ bezeichnet), abgewandelten Redensarten („In der Regel hatten die alten Griechen rote Bärte.“) und beliebter Stadards wie dem Stotterer oder ständiger Versprecher und Verbesserer. Was einem aber wirklich die Luftzufuhr zum Hirn abschnürt, ist die schiere Menge und das irrwitzige Tempo dieser Zoten. Die Figuren quasseln ohne Unterlass und teilweise so schnell, dass man die eine Pointe noch gar nicht verstanden hat, bevor man schon eine schallende Rechts-Links-Kombi zweier weiterer Ohrfeigen abbekommt. Da geht ein solcher Platzregen aus verbaler Diarrhoe auf einen nieder, dass man sich zwischendurch nur durch spontanes Wachkoma retten kann. Ehrlich, ich habe schon viele absurde Synchros gehört und gefeiert, aber diese hier nimmt einen einmalige Sonderstellung ein. Ein Kraftakt, eine Monument der sinnentleerten Quasselei, ein Einlauf für die Ohren. Und nur für ganz Harte.

p_4-2Wir müssen an dieser Stelle über ein ausgestorbenes Genre sprechen: die Militärklamotte. Einst war sie ein wichtiger Bestandteil burlesker Tradition und ein beliebtes Mittel der „einfache Leute“, sich über die hohen Tiere lustig zu machen, denen sie meist als Schlachtvieh dienten. Noch in den Siebzigern war sie bei unseren italienischen Freunden überaus beliebt, weil sie doch Gelegenheit bot, prallen Klamauk mit frivolen Späßen und nackter Haut in Verbindung zu bringen. Auch in den Achtzigern gab es noch einige Produktionen, die man als Ableger der alten Tradition bezeichnen konnte: Ivan Reitmans STRIPES etwa oder eben den vierten Teil der EIS AM STIEL-Reihe. Aber heute scheint es kaum noch vorstellbar, dass Wehrdienst oder gar der akute Einsatz im Kampfeinsatz irgendjemandem als geeigneter Komödienstoff erschienen, zumal die sich anbietenden Gags heute nicht mehr so ganz zeitgemäß scheinen. SAPICHES greift auf alle denkbaren burlesken Standards zurück, bildet innerhalb der Filmreihe ein einerseits logisches Kapitel – zum Coming-of-Age gehört eben auch der Wehrdienst -, andererseits aber auch einen deutlichen Exkurs (der dann sogar zu einem Spin-off in Form des unfassbaren Zachi-Noy-Vehikels SABABA führte, das hierzulande als HASENJAGD 2 vermarktet und wahrscheinlich back-to-back gedreht wurde).

Nachdem sich Benny (Yftach Katzur), Momo (Jonathan Segal) und Johnny (Zachi Noy) ein letztes Mal in bewährter Manier die Hörner abgestoßen haben (an Bea Fiedler) – was bedeutet, dass Momo ein Rohr verlegen durfte und der ihm folgende Johnny mal wieder in flagranti vom gehörnten Ehemann erwischt und mit blankem Arsch auf die Straße getrieben wurde -, winkt der Militärdienst, an dem die Freunde kein rechtes Interesse haben. Unter dem Schneid und Machismo vorgaukelnden, in Wahrheit aber furchtbar trotteligen und völlig unter dem Pantoffel seiner feisten Geliebten (Devora Bakon) stehenden Ausbilder Ramirez (Joseph Shiloach) bahnen sich die erwartbaren Scherze an. Da versuchen die Jungs sich vom Arzt einen Urlaubsschein zu erschleichen, was immer wieder zu lustigen Prostataabtastungen und homophoben Schwulenwitzchen führt, müssen sie einen Auftritt in Frauenkleidern absolvieren und die folgenden Avancen der nichts ahnenden Männer abwehren, stürzt der arme Johnny in die Latrinengrube und startet Benny eine Liebelei mit der nebenan bei den Frauen stationierten Rina (Sonja Martin).

Der Hang zum Klamauk ließ sich schon im vorangegangenen dritten Teil nicht mehr verleugnen, doch wurde der da noch durch ernsthafte, in der Tradition der ersten beiden Teile stehende Passagen abgefedert. Hier nun kracht die Schwarte endgültig im Minutentakt und die klischierte Liebesgeschichte um Benny und Rina ist kaum mehr als eine Fußnote, die in erster Linie dazu da ist, die schöne Sonja Martin einmal wie Gott sie schuf in einem nach Langnese-Eis schreienden Strandszenario abzulichten. In der wohl besten Szene des Films taucht die grobschlächtige Freundin von Ramirez bei Bennys Eltern auf, die schockiert sind, weil sie die unmögliche Person für Bennys Zukünftige halten, zieht eine Kanne Bier auf Ex weg und rülpst danach mit Inbrunst. Da wird der ganze Witz des Films auf wenige Sekunden verdichtet. Ansonsten zieht Joseph Shiloach Davidsons letzten Serienbeitrag mit seiner irrwitzigen Darbietung an sich und Erik Schumanns delirierende Synchronarbeit setzt dem Ganzen eine leuchtende Krone aus bunt glasiertem Kot auf. HASENJAGD ist einer dieser Filme, bei denen die Logik und der gesunde Menschenverstand schon einmal völlig ausgeschaltet werden, nur um eine vollkommen hirnrissige Pointe zu setzen. Alles für den Jokus, dann geht’s in den Lokus. Unfassbar, dass dieser Schwachsinn mit SABABA sogar noch getoppt wurde. Mehr dazu in Kürze.

 

police-academy-3-back-in-trainingDer dritte Teil kehrt nach dem Ausflug auf die Straßen von Los Angeles zurück auf das bekannte Terrain der Ausbildungsakademie von Commandant Lassard (George Gaynes), bringt einige Figuren zurück, die man im direkten Vorgänger (vielleicht) vermisst hat und ergänzt sie um einige, die sich in THEIR FIRST ASSIGNMENT als würdige Neuzugänge der Serie erwiesen haben. Der Plot ist einfach: Weil die Stadt zu Sparmaßnahmen gezwungen ist, soll eine der beiden existierenden Polizeiakademien geschlossen werden. Um zu ermitteln, welche dies sein wird, werden die Schulen einer Serie von Tests unterzogen. Die eine Akademie ist natürlich die des liebenswert trotteligen Lassard, der wieder einmal darunter zu leiden hat, dass seine Kadetten zwar engagiert, aber auch ziemlich chaotisch sind, die andere untersteht dem um keinen Sabotageakt verlegenen Mauser (Art Metrano), der seine Schurkenrolle aus Teil zwei wiederholt. Diese Handlung wird in einer munteren Reihe von meist ziemlich tumben Sketchen abgewickelt, bevor sich die eigentlich hoffnungslos abgeschlagenen Kadetten in einer echten Mission beweisen dürfen und schließlich triumphieren.

POLICE ACADEMY 3: BACK IN TRAINING ist – das dürfte klar sein – gewiss kein komödiantischer Triumph, aber man muss den Drive, den er in seiner Aneinanderreihung hirnrissiger Possen entwickelt, bewundern. Jeder „Charakter“ hat genau eine Eigenschaft, die gnadenlos ausgereizt wird: Hightower (Bubba Smith) ist schwarz, groß und stark, weshalb es natürlich urkomisch ist, dass er sich in einer Szene als Frau verkleiden muss. Tackleberry (David Graf) ist der schießwütige Waffennarr, der gleich mehrfach gezwungen wird, eine Rambo-Parodie zu absolvieren. Jones (Michael Winslow) macht Furzgeräusche nach, Hooks (Marion Ramsey) hat eine Piepsstimme und Callahan (Leslie Easterbrook) dicke Titten. Zed (Bobcat Goldthwait) ist ein neurotisches, unberechenbares Nervenbündel, Sweetchuck (Tim Kazurinsky) ein kleiner, biederer Brillenträger, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann, und der japanische Kadett Nogata (Brian Tochi) kann – Achtung! – Karate und ist Anlass für einfältige Arigato-Alligator-Witze. Mauser ist ein mieser Speichellecker, der andere Speichellecker für seine Zwecke einspannt, darunter natürlich wieder den dämlichen Proctor (Lance Kinsey), aber auch die Wiederkehrer Copeland (Scott Thomson) und Blanks (Brant von Hoffman). Ja, und Mahoney (Steve Guttenberg) hält das Ganze als einzig halbwegs normale Figur zusammen und darf seinen aufdringlichen Stalker-Charme erneut in einer unterentwickelten Romanze mit einer langweiligen Blondine (Shawn Weatherly) zum Besten geben. Auch die sich ständig prügelnden Kirkland-Männer sind wieder dabei, dafür bleibt die zugehörige Tochter respektive Schwester, Tackleberrys Gattin, außen vor. Bei so viel Potenzial für blühenden Blödsinn bleibt keine Zeit, sich zu langweilen.

Den Rest besorgt dann die „Augen zu und durch“-Inszenierung von Jerry Paris, der sich beim Schnitt des großen Finales – einer endlosen Verfolgungsjagd mit grellbunten Jetskis, die ganz offensichtlich als großer Schauwert eingesetzt werden – nicht lange um Raumerklärung und Continuity schert. Raum und Zeit sind in Auflösung begriffen, die Zote diktiert die Logik. Der Mann konnte auf zwei Jahrzehnte Regieerfahrung vor allem mit Fernsehserien wie THE MUNSTERS, TAMMY, THE DICK VAN DYKE SHOW oder THE ODD COUPLE vorweisen und wusste wahrscheinlich sehr genau, wie man auf eine Szene in kürzester Zeit den Deckel draufmacht. POLICE ACADEMY 3: BACK IN TRAINING wird von diesem atemlosen „Immer weiter“ angetrieben, das Rohrkrepierer verzeihlich macht. Hier ist Komödie noch echtes, bisweilen schmutziges Handwerk, bei dem halt auch mal ein Nagel krumm ins Holz geschlagen wird. Scheiß drauf, weitermachen. Leider war für Paris nur kurze Zeit später Schluss: Er starb nur zehn Tage nach der Premiere von POLICE ACADEMY 3 an einem Gehirntumor. Ich verkneife mir einen entsprechenden Witz und schließe versöhnlich: Ich hatte nämlich einen Mordsspaß mit diesem herrlich blöden Film.

eis_am_stiel_iiiMit dem dritten Teil der EIS AM STIEL-Reihe klinkten sich deutsche Produzenten in das Erfolgsgeschäft ein – und trieben die Verflachung weiter voran. Die Eröffnungssequenz gibt gleich einen guten Vorgeschmack auf das Kommende: Beim Spannen kracht der dicke Zachi Noy durch das Dach eine Duschbaracke, auf der Flucht vor den aufgebrachten Frauen fällt er am Strand in eine von seinen Kumpels ausgehobene Grube, die ihn sogleich einbuddeln und seinem Schicksal überlassen. Sie sind kaum verschwunden, da kommt auch schon ein Dreikäsehoch des Weges und pinkelt dem armen Tropf ins hilflos aus dem Sand guckende Gesicht. Ein Auftakt nach Maß.

EIS AM STIEL 3: LIEBELEIEN setzt verstärkt auf flache Zoten und frivole Späße, die die eigentliche Story über weite Strecken des Films völlig vergessen lassen. Benny (Yftach Katzur) ist glücklich mit der süßen Sally (Ariella Rabinovich) liiert, als ihm die kirschmundige Nikki (Orna Dagan) begegnet und ihm den Kopf verdreht. Nach einer Affäre ist Schluss mit Sally, doch Nikki entpuppt sich als echtes Luder, das Benny ständig mit anderen Typen provoziert. Benny, vorher der sensibelste und vernünftigste seiner Clique, tritt hier in die Fußstapfen seines Freundes Bobby (Jonathan Segal), der in den Filmen zuvor noch Momo hieß, diesen Namen aber aus unerfindlichen Gründen an Zachi Noy abtreten musste, welcher zuvor noch Johnny genannt ward: Eine Extravaganz, die die deutsche Synchro exklusiv hat. Das bedeutet, Benny benimmt sich Sally gegenüber wie ein Arsch und markiert ständig den eiskalten Hund, dem alles egal ist. Ironischerweise muss ihm ausgerechnet der Egofucker und Chauvi Bobby die Leviten lesen und ihm die Augen für Nikkis miesen Charakter öffnen: Wahrscheinlich, weil er sich selbst in ihr wiedererkennt. Ich hatte ja schon vorher angemerkt, dass die EIS AM STIEL-Reihe sehr ausschließlich aus männlicher Sicht erzählt ist, was sich nicht zuletzt darin äußert, dass Typen, die Frauen wie bessere Matratzen behandeln, echte Kerle sind, Frauen, die das gleiche tun, aber Huren. Nun ja. Hier und da blitzt Herz auf, meist in den Szenen zwischen Benny und Sally, ansonsten geht der dritten Installation sowohl der Realismus des Originals wie auch die Wärme des Sequels ab.

Wenn man die Ansprüche etwas zurückschraubt und einen vielleicht sogar nostalgische Bande an den Film ketten, ist er trotzdem ganz OK: Am besten sind eigentlich die Szenen mit Bennys Eltern (Menashe Warshavsky & Dvora Kedar), die besonders viel Screentime bekommen: Ich mochte die Szene, in der die Mama mit Benny in einem Bekleidungsgeschäft ist und mit dem alten Verkäufer über „Albert Pressler“ schwadroniert und um den Preis einer Hose feilscht. In einer langen Episode buhlen sowohl Benny als auch sein Vater um die Gunst der feschen Nichte Trixie (Sibylle Rauch), die dann in einer eher ekligen Szene wieder einmal von Momo und Bobby benutzt wird. Eine andere Episode dreht sich um eine nymphomane Klavierlehrerin und endet – ebenfalls ein beliebter Standard der Reihe – damit, dass der Dicke Haue bekommt, weil er sich an der Falschen vergreift. Der Film huscht so an einem vorbei, ohne wirklich anzustrengen: Durchaus eine Leistung, aber sein größter Fehler ist wohl, dass er gegenüber den Vorgängern einen merklichen Rückschritt bedeutet, er seine Charaktere nicht weiterentwickelt, sondern in ihrem pubertären Status verharren lässt – was sie nicht eben sympathischer macht. Benny wirkt mit seiner ausdruckslosen Trauermine beinahe wie ein Psychopath und die süße sommersprossige Sally kann einem beinahe Leid tun, dass sie am Schluss doch wieder auf ihn reinfällt. Ein bitterer Zerrspiegel des Endes vom ersten Teil.

 

 

 

 

police-academy-2-their-first-assignment-30426Über POLICE ACADEMY schrieb ich, dass er vor allem durch die Besetzung von George Gaynes als Commandant Lassard und G. W. Bailey als Lieutenant Harris über das Niveau einer bloßen Blödelkomödie gehoben wird. Was heißt es also für POLICE ACADEMY 2: THEIR FIRST ASSIGNMENT, dass die Präsenz des ersten auf eine Gastrolle reduziert wird und letzterer gar ganz abwesend ist? Die Antwort: nichts Gutes. Trotzdem ist das Sequel noch einigermaßen amüsant.

In L.A. steht Captain Pete Lassard (Howard Hesseman), der Bruder des Akademieleiters, kurz vor dem Rausschmiss als Chef seines Precincts, das von einer steigenden Anzahl von Verbrechen heimgesucht wird, derer der gutmütige Staatsbeamte einfach nicht Herr wird. Der hinterhältige Lieutenant Mauser (Art Metrano) steht schon in Lauerstellung, um seinen Vorgesetzten abzulösen, seinen dämlichen, stiefelleckerischen Adjutanten Proctor (Lance Kinsey) immer im Anschlag. Lassard fragt schließlich seinen Bruder um Hilfe und lässt sich von diesem die frisch gebackenen Absolventen der Polizeiakademie als Problemlöser andrehen, was die zu erwartenden Albernheiten und Turbulenzen, schließlich aber auch ein Happy End nach sich zieht.

Echte Höhepunkte sind rar gesät in POLICE ACADEMY 2: Was wirklich schön ist, sind die kleinen Signale, die einen daran erinnern, welch beschissenen Ruf US-amerikanische Großstädte in den Achtzigerjahren hatten. Richtige Gewalt gibt es hier natürlich nicht, aber wenn ein verhuscht-panischer Geschäftsmann sein Ladenlokal nach Feierabend eilig mit einem elektrifizierten Stacheldraht-Rolltor verbarrikadiert und sich dann gehetzt über die Schultern blickend auf den Heimweg durch ausgestorbene und heruntergekommene Straßen macht, dabei von ein paar fantasievoll gekleideten Punks heimgesucht wird, kommen einem unweigerlich all die DEATH WISHs und ROBOCOPs in den Sinn, die maßgeblich dazu beitrugen, die USA als Land am zivilisatorischen ABgrund zu zeichnen. Ob sich POLICE ACADEMY 2 vielleicht sogar ein wenig lustig macht über die Endzeitstimmung, die die Law & Order-Apologeten damals beschworen? Die Rowdys um den Anführer Zed (Bobcat Goldthwait) muten jedenfalls nicht so sehr wie gefährliche Gewaltverbrecher, sondern eher wie gelangweilte und vernachlässigte Lausebengel an, die nicht wissen, wo sie mit ihrer Energie hin sollen. Dass Zed im kommenden Teil in den Kreis der Polizei aufgenommen wird, spricht jedenfalls Bände hinsichtlich der humanistischen Gesinnung der Reihe: Gebe den größten Versagern eine Aufgabe (und eine Uniform) und sie werden zu nützlichen Dienern der Gesellschaft. Dass das umgekehrt natürlich wenig schmeichelhaft für die staatliche Organisation der Polizei ist, macht die schöne Ambivalenz der Reihe aus. Bobcat Goldthwait ist vor allem in der deutschen Synchro eine Schau und wird leider mit viel zu wenig Screentime bedacht. Sein postverbales Gekreisch und Gejammer ist eine Schau. Im Mittelpunkt steht der Zickenkrieg zwischen den neuen Cops und ihrem Fürsprecher auf der einen Seite und dem blöden Mauser auf der anderen. Das ist meist nicht so aufregend, zumal Mauser ein denkbar einfaches Ziel abgibt, aber das helmartige Toupet, dass er nach einer Spezial-Haarbehandlung mit Epoxitharz tragen muss, ist dann doch ziemlich toll. Waffennarr Tackleberry (David Graf) bekommt mit der nicht minder schießwütigen Kirkland (Colleen Camp) eine Freundin (und zum Abschuss dann sogar Ehepartnerin) zur Seite gestellt und mit dem schmuddeligen Hundepolizisten Schtulman (Peter van Norden) gibt es noch eine weitere neue Figur, die u. a. mit klebenden Stinkesocken um sich wirft.

Wie gesagt: Der Film bleibt deutlich unter dem Niveau des Vorgängers, aktiviert aber noch  ausreichend Goodwill im Zuschauer, um als „liebenswert“ eingestuft zu werden.

police_academy_filmIch behaupte: Wer 1984, als POLICE ACADEMY in deutschen Kinos mit über 5 Millionen Zuschauern zum erfolgreichsten Film des Jahres avancierte (zuvor hatte er schon in den USA abgeräumt, wo er immerhin auf Platz 6 der Jahrescharts abschloss), so um die zehn Jahre alt war, für den war dieser Film eine der „top priorities of the year“. Ich habe ihn damals zwar nicht im Kino gesehen, sondern erst später auf Video, aber auch für mich gab es keinen Zweifel daran, dass POLICE ACADEMY ein Geschenk der Götter war. Die stattliche Zuschauerzahl lässt kaum einen Zweifel daran, dass sich auch genug Erwachsene für die derbe Komödie interessierten, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sie erst von Eltern in solch astronomische Höhen getrieben wurde, die ihre hysterischen Buben ins Kino begleiten mussten.

So richtig ist das Phänomen POLICE ACADEMY heute aber nicht mehr nachzuvollziehen: Der wesentlich vom Drehbuchautor Pat Proft erdachte Stoff traf voll ins Schwarze und zog bis 1989 im Jahresrhythmus fünf Sequels (erst Teil 7 folgte dann mit einigem Abstand 1994) sowie etliche Nachahmer nach sich. Dabei erschöpfen sich die eher durch eine Idee als durch eine Story nur lose verbundenen Gags meist in sehr offensichtlichen Kalauern und tumben Slapstick-Nummern, die nie das Niveau und die Mehrdeutigkeit der strukturell verwandten ZAZ-Komödien erreichen (Proft schrieb später die Drehbücher für die NAKED GUN-Filme und die beiden HOT SHOTS!-Teile). Auch Schauwerte oder Stars sind Mangelware: Zwar erlangte Steve Guttenberg dank seiner Rolle als smarter Carey Mahoney kurzzeitigen Ruhm, und machte One-Trick-Pony Michael Winslow das Beste aus seinem überschaubaren Talent, aber im Wesentlichen ist der Erfolg des Films auf ein immens glückliches Händchen der Macher und eine günstige Konstellation der Sterne zurückzuführen. Darauf, sowie auf die generelle Antipathie, die dem Polizisten, jenem sich in einer Uniform versteckenden Besserwisser und Kontrolletti, seit jeher zuteil wurde und die auch POLICE ACADEMY gekonnt bedient. Alle Vorurteile, die man gegen die Polizei je hatte, kommen zum Tragen, und die hochrangigen Offiziere werden als Deppen oder eitle Klugscheißer enttarnt, deren Job selbst ein paar Taugenichtse erledigen können.

Was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass POLICE ACADEMY tatsächlich ziemlich witzig ist, witziger jedenfalls, als ich das vermutet hatte. Auch dank des großartigen Castings – nur Typen: Tackleberry (David Graf), Hightower (Bubba Smith), Hooks (Marion Ramsey), Callahan (Leslie Easterbrook), Barbara (Donovan Scott) – gelingt es Regisseur Wilson nämlich, die Defizite seines Films für sich arbeiten zu lassen. Die beiden Asse im Ärmel sind dabei die großartigen G. W. Bailey als eisenharter, missgünstiger Ausbilder Lieutenant Harris sowie George Gaynes als gutmütig-verpeilter Commandant Lassard, der schon ein bisschen Leslie Nielsens Frank Trebbin vorwegnimmt und bei ZAZ wahrscheinlich von Lloyd Bridges verkörpert worden wäre. Die größten Lacher gehen auf ihr Konto und zwar nicht, weil man ihnen solch granatenstarken Gags in den Mund gelegt hätte, sondern weil sie das mimische Handwerk der Reaktion zur wahren Kunstform erhoben haben. Dass Harris bei einem Motorradsturz kopfüber in einem Pferdearsch verschwindet, ist sicherlich keine Sternstunde der amerikanischen Komödie, aber wie er danach zum ersten Mal wieder mit indigniertem, leicht verstörtem Gesichtsausdruck vor seine grienenden Kadetten tritt, rehabilitiert die gesamte Sequenz und ist zum Schießen. Von Gaynes Performance, als sein Lassard bei einer Rede von einer unter seinem Rednerpult verborgenen Prostituierten (Seventies-Pornoikone Georgina Spelvin) einen Blowjob bekommt, ganz zu schweigen. Die ausgestellte Blödheit und Albernheit des Films wirkt auf Dauer tatsächlich ansteckend, weil die Darsteller voll in ihr aufgehen und auch die größte Idiotie noch mit jener vergeblichen Würde versehen, aus der hier mehr als einmal wenn schon nicht komödiantisches Gold, so doch sehr gepflegtes Silber entsteht. Meine Gattin sagte eben, sie habe den Film außerdem „unerwartet progressiv“ gefunden. Ich weiß nicht, ob ich das unbedingt so formulieren würde, aber es ist schon was dran: Männer und Frauen, Schwarz und Weiß sind gleichrangig und es ist weniger das Abweichen von der sexuellen Norm, dass der Film in seinen Zoten aufs Korn nimmt, als das krampfige Aufrechterhalten einer verlogenen Fassade. POLICE ACADEMY hat ein Herz für Außenseiter.

10312Zum zweiten Teil der EIS AM STIEL-Reihe habe ich einen Schwank aus meiner Jugend parat: Als er im Fernsehen ausgestrahlt wurde, war ich mit meinen Eltern zu einer Feier bei einem Arbeitskollegen meines Vaters eingeladen. Blöderweise hatte ich vergessen, den heimischen Videorekorder zu programmieren, also fragte ich den Gastgeber, ober er etwas für mich aufnehmen könne. „Hahaha, wohl EIS AM STIEL, was?!“, lachte er nur, sofort wissend, was einen 14-Jährigen am Fernsehprogramm interessieren musste, Mir war das ein bisschen peinlich, aber ich habe den Film dann direkt dort gucken dürfen, wenn ich mich recht entsinne.

Mit der Auffrischung des Sequels erklärt sich auch meine Überraschung angesichts des dorch recht unerquicklichen Tonfalls des Vorgängers. Mit FESTE FREUNDIN vollzieht Davidson den Schritt hin zu den eher harmlosen Teeniekomödien, die ich aus der Erinnerung heraus mit der Reihe assoziierte. Dramaturgisch ist alles viel runder, geformter, weniger episodisch, die Charaktere sind hinsichtlich ihrer Funktion zurechtgeschliffen, alles ist vorhersehbarer, aber auch etwas konsumierbarer als noch zuvor. Benny (Yftach Katzur) rückt noch mehr ins Zentrum, Johnny (Zachi Noy) wird endgültig zum tragischen Clown und Momo (Jonathan Segal) ist nun ein gänzlich unentschuldbares Arschloch, sodass es einen wundert, wie man ihn noch sechs weitere Teile dabei behalten konnte. Nachdem es in ESKIMO LIMON noch um den ersten Sex ging, steht nun nichts weniger als die große Liebe im Mittelpunkt, die Benny erwischt, als er eines Tages die schöne Tammy (Yvonne Michaels) trifft.

Seine Bemühungen, sie zu eine Date zu überreden, sind tatsächlich sehr süß und charmant, aber natürlich gibt es bald die ersten Probleme. Es ist schon erstaunlich, wie fix die Jungs hier mit Ohrfeigen um sich schmeißen, überhaupt muss man jederzeit damit rechnen, dass der Chauvi aus ihnen herausbricht. Unangenehmer Höhepunkt des Films ist die Episode, in der Bobby seine Kumpels bei seiner Eroberung einschleust und das nichts Böses ahnende Mädchen mitten in einer Numme „übergibt“. Das ist schon eine ziemlich abgefuckte und niederträchtige Idee, zumal die drei die Entrüstung des Mädchens nur so halb verstehen, wenn überhaupt. Aber solche Misstöne – die den ersten Teil noch prägten – sind hier eher rar und nach 85 Minuten gibt es dann so ein richtig herzerwärmendes Happy End. Kein Vergleich zur deprimierenden Frustration von ESKIMO LIMONs Schlussakkord. Emotionaler Höhepunkt ist für mich aber Johnnys Zusammenbruch, als er erfährt, dass sein bester Freund es mit seiner Martha getrieben hat: Wer Zachi Noy immer für einen fetten Witzbold ohne Talent gehalten hat, wird von seiner Darbietung eines besseren belehrt. Ein schöner Film, nicht so eigenständig wie das Original, aber dafür deutlich herzlicher.

lemon-popsicle-movie-posterA trip down memory lane: Es muss so ’89, ’90 rum gewesen sein, als RTLplus die Filme der EIS AM STIEL-Reihe komplett ausstrahlte und meinem damals 13-, 14-jährigen Ich viele schöne Stunden vor dem Fernseher bescherte. Die Filme waren mir schon ein Begriff aus der Videosammlung meines Großonkels, auch meinen Eltern waren sie bekannt. Mit acht zwischen 1978 und 1988 erschienenen Teilen war die von Menahem Golan und Yoram Globus initiierte Reihe nicht nur ein Megaerfolg gewesen, sondern ein echtes popkulturelles Phänomen, dass das hierzulande sonst eher unbeachtete Filmland Israel in den Blick der Massen rückte. Einen gute Ruf genoss EIS AM STIEL hingegen nie: Das waren Softsexfilmchen mit derbem Humor, die man als seriöser Filmkritiker natürlich nicht gut finden durfte.

Das Wiedersehen nach gut 25 Jahren war von Ent-Täuschung geprägt: In Erinnerung behalten hatte ich EIS AM STIEL als sommerlich-liebenswürdigen, relativ zahmen Coming-of-Age-Film. Der mit Bubblegum-klebrigen Fünfzigerjahre-Hits bis an den Rand vollgepackte Soundtrack, damals ein kaum zu unterschätzender Erfolgsfaktor, begünstigte die Sinnestäuschung. Aber wahrscheinlich ist sie auch der damaligen Seherfahrung zuzuschreiben: Als 14-Jähriger war ich damals auf einer Ebene mit den Protagonisten und selbst, wenn ich nicht wie sie in den Fifties in Israel aufwuchs, so waren viele Probleme, mit denen sie sich rumschlugen, und Erfahrungen die sie machten, doch relativ identisch mit den meinen. Momo, Benny und Johnny waren Indentifikationsfiguren, die man als Junge sofort verstand. Heute war ich doch einigermaßen erstaunt darüber, wie unsympathisch – eben alterstypisch – die drei teilweise agieren: Der schöne Momo (Jonathan Segal) sowieso, ein Womanizer ohne Skrupel, aber auch der eigentliche Protagonist Benny (Yftach Katzur), ein Zögerer und Zauderer, der erst spät wirklich einmal Stellung bezieht. Johnny (Zachi Noy) ist der arme Dickwanst, dem meist übel mitgespielt wird, aber wie er jeden Pfennig, den er seinen Kumpels leiht, sofort in seinem Notizbuch vermerkt und seine Komplexe mit großen Sprüchen überspielt, lässt auch ihn in keinem allzu guten Licht dastehen. EIS AM STIEL ist exklusiv aus Männerperspektive erzählt und die Mädchen und Frauen, die darin vorkommen, bleiben als Menschen völlig unergründet, sie sind keine Charaktere, lediglich Gesichter: hübsche, und dann auch interessant als potenzielle Sexualpartner, oder weniger hübsche, und dann betrachtet Davidson sie kaum freundlicher als seine Protagonisten. Ich habe keinen direkten Vergleich, aber auch die deutsche Synchro sorgt nicht für Differenzierung, im Gegenteil. In einer relativ bitteren Szene, wenden sich die drei Jungs aus lauter sexueller Frustration an eine Protituierte und landen mit dieser in einer ranzigen Abstellkammer, wo sie den Akt auf einer traurigen Holzpalette vollziehen, die behelfsmäßig mit einem schmutzigen Laken bedeckt ist. Benny, der seine Jungfräulichkeit in diesem alles andere als romantischen Szenario verliert, übergibt sich danach, während Johnny unbeeindruckt seinen Platz einnimmt und einige saftige Sprüche ablässt, die nicht recht zu Situation passen wollen, eher der damaligen Synchromode geschuldet scheinen.

EIS AM STIEL ist keine ausschließlich gut gelaunte Angelegenheit und wenn er dennoch mit dieser süßlichen Melancholie und Nostalgie aufgeladen ist, dann liegt das daran, dass er sich ganz in die Vorstellungswelt seiner drei männlichen Hauptfiguren begibt. Ja, Davidson kreiert einen greifbaren Sense of Place, und viele Szenen, in denen die Jungs einfach nur in ihrer Flipperhalle rumhängen, sich die Plakate amerikanischer Filmklassiker vor dem Kino anschauen oder durch die Straßen schlendern, sind wunderbar: Man spürt die Sonne auf der Haut und den Kitzel unendlicher Möglichkeiten, dieses Gefühl, das der Jugend exklusiv ist. Aber alles, was sich dann für sie ergibt, ist fürchterlich deprimierend und falsch, ganz gleich ob es die verzweifelt notgeile Seemannsbraut ist, die Jungs in ihre Wohnung lockt, um sich ihre Bedürfnisse befriedigen zu lassen, oder natürlich die große Liebesgeschichte zwischen Momo und Nili (Anat Atzmon), die mit einer ungewollten Schwangerschaft, einer feigen Trennung, Tränen und einer Abtreibung endet. Man weiß als Zuschauer, dass der edle Retter Benny nicht belohnt werden wird, ahnt, mit welcher Wendung der Film enden wird. Auch wenn EIS AM STIEL auf unzählige Klischees zurückgreift: Er fühlt sich meistens erschreckend echt an und rettet das wenigstens noch ins direkte Sequel hinüber. Dass die drei Freunde nach diesem Film und dem, was sie erlebt haben, immer noch zusammen rumhängen, ist schmerzhaft, aber wahr. Pubertierende Jungs sind schon ziemlich ekelhaft.

 

outland_poster_ukOUTLAND wird gemeinhin als Hyams Ode an den Western und vor allem an Fred Zinnemanns Megaklassiker HIGH NOON beschrieben. Die Parallelen sind deutlich, aber zu sagen, OUTLAND sei lediglich ein modernisiertes Remake, ginge zu weit. Hyams Film ist nicht in Echtzeit erzählt, der berühmte „Countdown“, der bis zur Ankunft der Schurken vergeht, mit denen sich der Held herumschlagen muss, nimmt nur ca. das letzte Drittel des Films in Anspruch und wird eher sporadisch eingesetzt. Klar, die Story um den Gesetzeshüter, der in einer auf einem fernen Jupitermond installierten Mine seine Arbeit tut, einem Verbrechen auf die Spur kommt und plötzlich ganz allein auf weiter Flur, (fast) ohne Hilfe gegen ein paar Killer antreten muss, ist unschwer als Westernparaphrase zu erkennen: Aber überlagert wird das meiner Meinung nach durch die überdeutlichen Anleihen bei einem anderen Klassiker, der 1981 gerade drei Jahre alt war, aber bereits immensen Einfluss ausübte. Die Rede ist natürlich von Ridley Scotts ALIEN.

Die alt und rostig aussehende Industriearchitektur der Station, die dunklen, dann wieder mit grellem Neonlicht beleuchteten Gänge, die Müdigkeit und Depression der Arbeiter, die mit grauen, eingefallenen Gesichtern und ungepflegten Bärten trüb in die Gegend gucken, die ungemütlich aussehenden Kabinen, in denen man sich mit Huren vergnügen kann, die Abwesenheit jeden Sonnenlichts oder überhaupt eines Draußens, das nicht tödlich ist: Das alles ist offenkundig von Scotts Film beeinflusst. Auch hinsichtlich des Plots: Die Ausbeutung der Arbeiter durch die Wirtschaft, die in ALIEN noch eher im Hintergrund läuft, wird in OUTLAND deutlich in den Vordergrund geschoben. Überhaupt spricht einiges dafür, Hyams Film als eine Art Spin-off zu beschreiben. Die Welt, in der das alles spielt, könnte dieselbe zu sein, und was bei Scott eher zwischen den Zeilen zum Vorschein kam, wird hier nun an der Oberfläche verhandelt. Die Geschichte wird dann auch nicht so sehr durch die illegal eingeschmuggelten Drogen angestoßen, die die Arbeiter erst in eine Psychose und dann in den Selbstmord stürzen, sondern durch deren Depression, die der Zustand der Isolation und das Dasein in einer vollkommen lebensfeindlichen Umgebung hervorruft und das Bedürfnis nach Flucht weckt. Connerys Marshall McNiel muss trotz des Verlusts seiner Familie triumphieren, weil er die Abberufung in den Weltraum als Aufgabe begreift, die er bewältigen muss, bevor er zurück auf die Erde kann. Er hat keine Flucht im Sinn, sondern die volle Konfrontation mit dem Grauen. Aber er hat eben auch eine Wahl, anders als die armen Teufel, die ihren Lebensunterhalt in der Mine erschuften müssen.

OUTLAND ist ein schöner Film, auch wenn sein Krimiplot fast pflichtschuldig abgewickelt wird. Aber Hyams gelingt es wieder einmal, eine ausgesprochen dichte Atmosphäre zu schaffen, die sich hinter jener von ALIEN nicht verstecken muss. Dann und wann erreicht sein Film eine hypnotische, tranceartige Qualität, auch weil es – anders als im Western etwa – meist aufreizend langsam zugeht, die Soundeffekte die alles erstickende Stille nie ganz zu übertönen in der Lage sind. Die tollsten Szenen sind dann auch nicht die Showstopper mit den zerplatzenden Köpfen, sondern die Unterredungen zwischen McNiel und seiner einzigen verbündeten, der einem guten Schluck nie abgeneigten Ärztin Lazarus (Frances Sternhagen): zwei Außenseiter, die sich am ungemütlichsten aller Orte ihres gegenseitigen Respekts versichern. Da fiel mir dann auf, dass Lazarus nach der Astronautengattin aus CAPRICORN ONE schon die zweite starke Frauenfigur bei Hyams ist, die nicht gleichzeitig Love Interest ist. Mal drauf achten, ob sich dieser Trend fortsetzt.

DER BUNKER - Info English 2015-finalÜber Nikias Chryssos‘ tolles Spielfilmdebüt DER BUNKER habe ich an anderer Stelle schon viele lobende Worte verloren. Wer den Film bei seinem limitierten Kinostart verpasst hat, kann sich jetzt DVD und Blu-ray kaufen. Am 22. Juli bringt Bildstörung, eines der besten deutschen Labels für ungewöhnliche oder vergessene Filmkunst, den Film in den Handel. Der Kauf ist für jeden aufgeschlossenen Filmfreund Pflicht, alle anderen müssen, Punkt! Im Booklet findet man neben einem Text vom Fuldaer Schriftsteller Guido Rohm auch einen Essay von mir, in dem ich mich neben einigen knappen Deutungsansätzen auch um eine kurze Aufarbeitung deutscher Genrefilm-Geschichte bemühe. Wie gesagt: Kauft euch die Scheibe, denn der Film ist wirklich toll.