Archiv für August, 2018

Intellektueller Pop-Nerd (Joseph Gordon-Levitt) verliebt sich in Manic Pixie Dreamgirl (Zooey Deschanel), die Beziehung platzt nach einigen Minikrisen, er verzweifelt, sie heiratet einen anderen, und am Ende macht er nach einem überraschenden Wiedersehen mit ihr und einem klärenden Gespräch seinen Frieden – und verliebt sich neu.

Man muss es (500) DAYS OF SUMMER zugute halten, dass er seine Geschichte einer gescheiterten Liebe nicht mit Blütenhonig zukleistert, auch wenn sein Pärchen natürlich zum Anbeißen schnuckelig ist. Aber eigentlich ist die Art von Beziehung, die er zeigt – hat wahrscheinlich jeder schon einmal erlebt -, tatsächlich eher schmerzhaft. Auch wenn Webb zusammen mit seinem Protagonisten am Schluss die Kurve Richtung Happy End bekommt, bleibt doch ein Gefühl der Ernüchterung und Niederlage. In Liebesdingen lässt sich manches gar nicht erklären – oder aber auf die denkbar brutalste Art und Weise: Die Gefühle reichen manchmal nicht aus, so einfach ist das. Und so grausam, wenn man derjenige ist, der vor Liebe zu zerfließen droht und nur gegen eine Wand prallt.

Der damals herausgestellte „Clou“ des Films, neben der kulleräugigen Zooey mit ihren dark bangs, bringt eigentlich kaum Mehrwert, ist lediglich ein erzählerisches Gimmick: Webb erzählt seine Geschichte nicht linear, sondern springt innerhalb des Zeitraums von 500 Tagen hin und her, vor und zurück. Hin und wieder ermöglicht ihm das, unverbundene Ereignisse kontrastierend oder erklärend gegenüberzustellen, aber im Großen und Ganzen funktioniert (500) DAYS OF SUMMER wie jede Romanze – mit dem einzigen, aber nun auch nicht gerade spektakulären Unterschied, dass der Zuschauer gleich zu Beginn über den traurigen Ausgang des Films in Kenntnis gesetzt wird. Auch der Authentizitätsgewinn, der durch eine solch episodische Erzählhaltung vermutlich angestrebt wird, hält sich in Grenzen: Immer, wenn es dramaturgisch erforderlich wird, greift das Drehbuch dann doch auf die gut abgehangenen Klischees zurück, etwa wenn Protagonist Tom nach einem flammenden, sich selbst und seine Weltsicht offenbarenden Monolog im Teammeeting seinen Job hinschmeißt.

Wie immer ziehen solche betont stylischen, quirky RomComs neben der Verehrung durch die sich am besten repräsentiert fühlende Generation auch einigen Hass auf sich: Auch an (500) DAYS OF SUMMER kann man ganz sicher einiges sehr nervtötend finden: Zooey Deschanels ach so unangepasste Summer etwa, ihre Wohnung mit den supersüßen Dekoideen, die ausgedehnte Sequenz mit dem romantischen Shopping-Bummel im Ikea, Toms Vorliebe für coolen britischen Eighties-Pop, den er auf T-Shirts spazieren trägt, oder natürlich seine weise kleine Schwester Rachel (Chloë Grace Moretz), die so tolle Ratschläge für ihn hat, obwohl sie erst 12 ist. Aber ich bin (500) DAYS OF SUMMER im Großen und Ganzen dann doch eher wohlgesonnen: Ganz so fürchterlich selbstverliebt/selbstmitledig wie der entsetzliche GARDEN STATE ist er eben doch nicht, und eigentlich kann ich an seiner Haltung zum Thema „Liebe“, „Beziehung“ und „Verliebtsein“ auch nichts Falsches finden. Das Problem, das all diese Filme haben, ist dann auch nichts so sehr, dass sie falsch liegen, sondern eher, dass sie eine Lebenserfahrung zur großen Erkenntnis stilisieren, die eigentlich jeder irgendwann einmal macht.

 

Wer mich kaufen will, kann das dieser Tage gleich dreifach:

Schon etwas länger auf dem Markt, aber immer noch aktuell genug, um ihn hier zu würdigen ist die Blu-ray-Veröffentlichung von Ruggero Deodatos gottgleicher Poliotteschi-Quasi-Parodie EISKALTE TYPEN AUF HEISSEN ÖFEN via filmart. Gemeinsam mit Pelle Felsch habe ich das Vergnügen gehabt, einen Audiokommentar aufnehmen zu dürfen, in dem wir etwas über die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse zur damaligen Zeit palavern. Alles garantiert unwissenschaftlich!

Etwas neuer ist der Filmkalender 2019 von Schüren, mit dem man das kommende filmische Jahr planen kann. Unter den Kurzaufsätzen, die den Kalender auflockern, befindet sich auch ein Porträt über Bud Spencer von mir.

Last but not least ist soeben die neueste Ausgabe des 35 MM Retrofilmmagazins erschienen, die unter dem Motto „Sommer – Sonne – Sumpf“ steht. Die große Hitzwelle scheint zwar (zum Glück) vorbei zu sein, wer davon aber nicht genug bekommt, findet auf den reich bebilderten Seiten sicheerlich sein Glück. Auch ich habe mich von den Temperaturen inspirieren lassen und mich in meiner Noir-Kolumne mit dem Fritz-Lang-Klassiker THE BIG HEAT befasst. Das Heft kann man hier bestellen.

Nur Franzosen können einen so bitteren Stoff mit solcher Lockerheit erzählen: Einer von Kommissar Verjeats (Lino Ventura) Männern wird vom Ganoven Portor erschossen, als er diesen dabei erwischt, wie er einen harmlosen Wahlplakatkleber über den Haufen fährt. Die Spur führt zum Politiker Lardatte (Victor Lanoux), der offensichtlich Kriminelle dafür bezahlt, dass sie die Verbreitung von Wahlwerbung der Konkurrenz unterbinden. Doch weil Verjeat die von den Vorgesetzten geforderte Diplomatie im Umgang mit dem feinen Herrn vermissen lässt und Lardattes Beziehungen weit reichen, sieht sich der Kommissar einer Beförderung und Versetzung gegenüber, die seinen Ermittlungen schnellstmöglich einen Strich durch die Rechnung machen soll. Gemeinsam mit seinem Kollegen Lefèvre (Patrick Dewaere) ersinnt Verjeat einen Plan, wie er der „Weglobung“ entgehen und den white collar criminal einlochen kann …

ADIEU POULET ist zunächst – wieder mal – ein ganz typischer Vertreter des französischen Polizeifilms dieser Zeit: Die Politik hängt voll drin in den schmutzigsten Machenschaften, lässt nach Belieben und ohne Mitleid kleine Bürger über die Klinge springen, die eh keiner vermisst, und lässt dann die Muskeln spielen, wenn es darum geht, die Gesetzeshüter, die sich an ihre Fersen heften, aufs Abstellgleis zu schieben. Die Vorgesetzten der Beamten machen das Spielchen immer mit, appellieren an die „Vernunft“ jener Polizisten, für die Gerechtigkeit nicht nur ein leeres Wort ist, das man vor sich her trägt, aber nach Belieben verwirft, wenn es passt, sondern Berufung. Es wird immer schön nach unten getreten, aber nach oben der Buckel gemacht. Es gibt nicht viele Möglichkeiten: Entweder wird man arrangiert sich und wird selbst korrupt bei diesem Spiel, sichert sich das bescheidene Plätzchen im Trockenen, wenn es denn schon für die Sonne nicht reicht, man verbittert wie Verjeat, der immer so aussieht, als habe er auf dem Gesicht geschlafen, oder man macht sich einen Spaß aus der ganzen Misere wie sein jüngerer Kollege Lefèvre. Beide halten den ganzen Apparat zum Narren, als sie einen Prozess über ihre eigene vorgespielte Bestechlichkeit inszenieren und zeigen denen, die sie loswerden wollen, am Ende, als sie dem miesen Politiker den Arsch retten sollen, den Mittelfinger. (Mussten dabei auch noch andere an Snake Plisskens „Fuck you“ am Ende von ESCAPE FROM NEW YORK denken?)

Das Erstaunliche an ADIEU POULET ist aber, wie leichtfüßig er das präsentiert, fast im Stile einer Buddy-Komödie, aber eben einer, die sich die Flausen längst abgewöhnt hat. Ich wartete die ganze Zeit darauf, dass Verjeat und Lefèvre sich nun Lardatte vorknöpfen, ihm die Hölle heiß machen, ihn in die Ecke drängen, dass der Jüngere im Kampf vielleicht das Leben lassen muss, und der Ältee daraufhin endgültig alle Fesseln der Beherrschung abwirft, aber soweit kommt der Film gar nicht, weil seine Protagonisten ständig abgehalten werden: von sich selbst, von der Hatz nach den schmuddeligen Berufsverbrechern, die die nötige Leitersprosse auf dem Weg sind, von der Bürokratie, die ihnen Stöcke zwischen die Beine wirft. Zum Schluss erledigt sich der Fall nicht durch ihre geniale Ermittlungsarbeit, sondern eben von selbst, weil auch die „da oben“ bei aller Gerissenheit nicht vor blöden Schlenkern des Schicksals gefeit sind und manchmal von ihm aus dem Hinterhalt überfallen werden.

Die Interaktion von Verjeat und Lefèvre, Ventura und Dewaere, verleiht dem Film die scharfen Konturen. Da der alte, knurrige Profi, der noch jene Werte vertritt, von denen er weiß, dass sie ihn bloß behindern, da der junge Wilde, der skeine Ahnung hat, warum er eigentlich bei der Polizei gelandet ist. Es ist auch seine Respektlosigkeit und Unbekümmertheit, die Verjeat nicht gänzlich an seinen verklemmt-velogenen Vorgesetzten verzweifeln lässt. Die beiden nach einer durchzechten Nacht auf einer Parkbank, völlig erschlafft, aber in vertraut-entpannter Zweisamkeit ruhend, sich selbst genügend: Das ist vielleicht das schönste Bild des Films, ein Augenblick, in dem der ganze Bullshit unendlich weit weg ist, obwohl er sich in den Augenringen und der Müdigkeit der beiden Männer noch abzeichnet. Mega, absolut mega auch Lefèvres Auftritt im Edelbordell, dessen Leiterin er auf herrlich nonchalante Art und Weise fragt, ob sie Lust habe mit einem jüngeren Mann zu schlafen, kurz fallen lässt, dass er als sehr gutaussehend gelte und sie dann zu einer Bestechung überredet; später sein wunderbar treudoofer Blick, als er dem Staatsanwalt später erklären soll, was denn der Unterschied zwischen einer Bestechung und jenen „kleinen Aufmerksamkeiten“ sei, die er erhalten habe. Man ahnt da noch nichts von Verjeats und Lefèvres Plan und dass das alles so gut funktioniert, liegt auch am Spiel der beiden. Lino Ventura spielt seine ihm auf den Leib geschnittene Rolle wie ein alter Felsen und Patrick Dewaere ist der Freeclimber, der sich an der windgepeitschen Oberfläche nach oben zieht: Seine Nebenfigur ist ganz, ganz wesentlich für diese subtile Rotzigkeit, die den Film auszeichnet und ihn dann doch vom „typischen französischen Polizeifilm“ abhebt.

 

Eine echte Entdeckung, ein Film, der keinem gleicht, den ich bisher gesehen habe, und dem es gelingt, auf unkonventionelle Art und Weise Thrill und ebenso provokante wie intelligente Gesellschaftskritik unter einen Hut zu bringen.

THE SPOOK WHO SAT BY THE DOOR beginnt zunächst wie eine Komödie: Der schwindende Rückhalt bei der schwarzen Bevölkerung (er hatte eine „Law & Order“-Rede gehalten) beschert einem Politiker fallende Umfragewerte. Ein schwarzes Schaf muss her: die CIA! Die verabschiedet sich in einem Akt der Wiedergutmachung sofort von ihrer diskriminierenden Einstellungspolitik und rekrutiert die besten Afroamerikaner, um sie zu Topagenten auszubilden. Der ehrgeizige Dan Freeman (Lawrence Cook) kann sich am Ende gegen alle Konkurrenten behaupten und landet in verantwortlicher Position beim Geheimdienst, wo er all die subtilen und weniger subtilen Rassismen, die er sich von seinem väterlichen weißen Vorgesetzten anhören muss, mit freundlichem Lächeln hinnimmt. Die Genügsamkeit hat einen Grund: Er hat seine eigenen Pläne, wie der Zuschauer bald erfährt. Als er genug gelernt hat, kündigt Freeman seine Stelle, um in Chicago als Sozialarbeiter tätig zu werden. Doch das ist nur Tarnung: Er benutzt sein Wissen, um eine schwarze Widerstandsarmee zu gründen, zu schulen und in den Krieg gegen „whitey“ zu führen. Tatsächlich stürzen die von ihm geleiteten Stadtguerrillas Chicago in kriegsähnliches Chaos …

Dass THE SPOOK WHO SAT BY THE DOOR etwas umständlich erzählt wird, der Rekrutierung und den Eifersüchteleien unter den Kandidaten streng genommen zu viel Zeit eingeräumt wird, ist wahrscheinlich zuerst der Tatsache geschuldet, dass Drehbuchautor Greenlee auch die gleichnamige literarische Vorlage verfasst hatte und sich schwertat, auf einige Elemente ganz zu verzichten. Letztlich schadet diese fehlende editorische Disziplin dem Film nicht, weil sie seine zentrale Kritik stärkt. Wie es Freeman seinem alten Collegekumpel, jetzt in verantwortlicher Position bei der Chicagoer Polizei, erklärt: Das Ghetto ist nicht erst durch die Taten der Widerständler zum Kriegsschauplatz geworden, das Gesetz des Dschungels galt hier schon vorher. Die Staatsgewalt ist auf diesen Straßen ein ständiger Begleiter, nur ist sie nicht dazu da, die Bewohner zu schützen, sondern das Kapital, den Grundbesitz, der sich in den Händen von Weißen befindet. Der Rassismus, der keine Lynchmobs und keine Rassentrennung mehr braucht, weil er es sich im Alltag gemütlich gemacht hat, in zwischenmenschlichen Beziehungen und gesellschaftlichen Strukturen, in denen er sich hinter einer zivilisierten Maske verbirgt, ist in Dixons Film allgegenwärtig: Er zeigt sich zu Beginn in der Alibiaktion des CIA, in der Art, wie dessen Verantwortliche sich damit brüsten „integriert“ zu sein und schon planen, den „negro“ in die Empfangshalle zu setzen, damit ihn jeder sieht (darauf bezieht sich auch der Titel); in der Herablassung, in der Freemans Vorgesetzter dessen „Rasse“ fürihre sportlichen Leistungen lobt, aber gleich einschränkt, dass man wohl noch „Generationen“ brauche, um den „cultural gap“ zu schließen; aber man sieht auch die Auswirkungen unter den Schwarzen selbst, die sich damit begnügen, eine Quote zu erfüllen, anstatt wirklich ihren Platz in der Gesellschaft einzufordern.

Freemans Zorn ist ein gerechter, aber es ist natürlich recht schnell klar, dass er nicht ans Ziel führen wird, sondern nur in ein sinnloses Blutvergießen, das keine Veränderung bringt, nur mehr Schmerzen. Der Weg wird Dixon und Greenlee mit der Kühle und Akribie von Chronisten beschrieben, wie THE SPOOK WHO SAT BY THE DOOR überhaupt auffallend schmucklos ist. Gerade die Innenszenen wirken extrem trist, technisch ist der Film gerade einmal solide zu nennen, nicht weit entfernt von den drittklassigen Blaxploitern, die in dieser Zeit in Reihe entstanden. Aber das fällt nicht negativ ins Gewicht, weil Dixon und Greenlee ihre Botschaft mit solcher Inbrunst nach außen tragen, dabei so viel Stoff zum Nachdenken, Diskutieren und Streiten liefern, wie ich dasschon lange nicht mehr gesehen habe. Ein ganz wesentlicher Schlüssel zum Erfolg ist Hauptdarsteller Lawrence Cook, der seinen Radikalen Dan Freeman mit maximaler Überzeugungskraft, messerscharfer Intelligenz und beunruhigendem Charisma ausstattet. Während andere gerade letzteren Faktor zu Ungunsten des zweiten aufblasen und so jeden Revoluzzer zum augenrolleden Spinner degradieren, bekommt man bei Cooks Freeman einen ganz guten Eindruck davon, wie die Gründung einer solchen Organisation in der Realität tatsächlich funktionieren könnte.

Dass sich THE SPOOK WHO SAT BY THE DOOR durchaus auch als eine Art Anleitung sehen lässt, war sicherlich einer der Gründe, warum United Artists den Film kurz nach seiner Veröffentlichung vom Markt nahmen. Der Film war lange Zeit nur als Bootleg erhältlich, bis er Mitte der 2000er auf DVD wiederveröffentlicht wurde. 2012 zählte Dixons Werk zu den 25 Neueinträgen in die „National Film Registry“, in der Filme von kultureller, geschichtlicher und sozialer Relevanz für die Nachwelt bewahrt werden sollen. Verspätete Ehrung für einen Film, der zur Zeit seiner Entstehung viel zu dicht dran war an der schmerzhaften Wahrheit und kein Interesse an Vermittlung zeigte. Ein radikaler, immens spannender und packender Film, den ich hiermit allen meinen Lesern ans Herz legen möchte.

 

Es wird wahrscheinlich nicht Siebzigerer als hier (vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich CAN’T STOP THE MUSIC schon gesehen habe): Ein lausiges Basketballteam avanciert unter der Führung einer Astrologin und eines kleinen Jungen zur Sportsensation und zum Meister – natürlich nicht, ohne auf ein scheußliches Glitzertrikot umzusteigen, den Hallenboden mit einem psychedelischen Fischmotiv zu verschandeln und mit einem Heißluftballon zu Discomusik zum Endspiel zu gleiten. So ganz habe ich nicht verstanden, was das soll.

Das Team der Pittsburgh Pythons erlebt auf dem Basketball Court ein Debakel nach dem nächsten. Die Spieler sind hoffnungslos zerstritten, bekämpfen sich mehr gegenseitig, als dass sie es dem Gegner schwermachen. Trainer und Manager sind ratlos und werden schließlich gemeinsam mit den Problemspielern entlassen, um dem Plan des Balljungen Tyrone (James Bond III) zu folgen: Er rekrutiert die Astrologin Mona Mondieu (Stockard Channing) und formt mit ihr ein Team aus Spielern, die wie der Star Moses Guthrie (Julius Erving) ausschließlich dem Tierkreiszeichen „Fische“ angehören. Die Bande von vermeintlichen Versagern – u. a. der Sitzriese Setshot (Jack Kehoe), der Indianer Winston Running Hawk (Branscombe Richmond), der Stumme Bullet (Malek Abdul-Mansour), der Pfarrer Grady Jackosn (Meadowlark Lemon) und das Zwillingspaar Benny und Kenny Rae (Dwayne & Darryl Mooney) – brennt vom Start weg eine absolutes Feuerwerk ab und schafft es bis zum Endspiel: Bei dem plötzlich aber die Astrologin Mona abwesend ist …

Angeblich genießt der Film einen kleinen Kultstatus aufgrund seines Disco-Soundtracks und der Tatsache, dass diverse damalige Basketballprofis – u. a. der Hauptdarsteller Julius Erving und Kareem Abdul-Jabbar – sowie lokalen Fernseh- und Politikgrößen zu sehen sind (Ken Foree übrigens auch). Wem das nicht ausreicht, der kann sich noch am Zeit- und Lokalkolorit sowie am reinen Kuriositätenfaktor erfreuen. Ich will dem Film eine gewisse muntere Kurzweil gar nicht absprechen, aber wirklich berührt oder gar mitgerissen hat mich das alles nicht. Worin genau der Geniestreich eines Teams aus Fischen nun genau besteht, dafür kann und will der Film keine Antwort liefern: Wir müssen ihm einfach glauben, dass die Pisces aufgrund dieser Tatsache nahezu unschlagbar sind. Zugegeben: Es wäre wahrscheinlich zwecklos, eine solch hirnrissige Idee irgendwie unterfüttern zu wollen, aber so wirkt das alles völlig willkürlich, zumal die tatsächlichen Fähigkeiten der Spieler nach ihrer Vereinigung als Team gar keine Rolle mehr spielen. Auch die Durchsetzung der absurden Idee, die ja noch dazu von einem kleinen Jungen kommt, verläuft problemlos. Überhaupt ist auffällig, dass der ganze Film nach seinem Auftakt bis zum großen Finale völlig ohne Konflikt auskommt. Noch nicht einmal das zum Schreien hässliche Trikot stößt auf Kritik, sondern darf sich ungeteilter Begeisterung gewiss sein. Diese Harmonie, der Glaube, dass so ein bisschen Spiritualität uns alle weiterbringt, ist wahrscheinlich neben Look und Feel und Sound das, was den Film am deutlichsten in seiner Zeit verortet. Faszinierend ist das schon irgendwie. Aber vielleicht ist „suspekt“ der bessere Begriff dafür.

 

Erstaunlich, wie aktuell ausgerechnet diese Teeniekomödie aus den Achtzigern – nicht unbedingt ein Genre, das für fortschrittliche Ideen bekannt ist – über 30 Jahre nach ihrer Entstehung anmutet. Die hübsche Terri (Joyce Hyser) hat alles: einen anbetungswürdigen Freund mit tollem Sportwagen (Leigh INFERNO McCloskey), einen heißen body und jede Menge Verehrer. Doch ihrem echten Traum macht ihr Lehrer einen Strich durch die Rechnung: Ihr Zeitungsartikel, von dem sie sich einen Praktikumsplatz bei der lokalen Zeitung versprochen hat, findet seine Zustimmung nicht, stattdessen wählt er drei Jungs aus. Ihren Ärger versucht er damit abzubügeln, dass sie ja als hübsches Mädchen auch Model werden könne. Terri ist empört und schmiedet einen Plan. Sie wird als Junge Terry erneut an dem Wettbewerb teilnehmen. Im Außenseiter Rick (Clayton Rohner) findet sie einen Freund – in den sie sich dann allerdings verliebt …

JUST ONE OF THE GUYS ist leider nicht in den Kanon der Teeniekomödien eingegangen, die Menschen in meinem Alter heute mit seligen Erinnerungen verbinden. Für den ganz großen Hit fehlte zunächst einmal die Kinoauswertung, denn Gottliebs Film wurde unter dem Titel LASS MICH MAL RAN! – ALS JUNGE IST SIE SPITZE gleich auf Video verwertet. Vermutlich traute man dem Braten hierzulande nicht: keine großen Stars (obwohl die Besetzung sehr charmant ist), kein Hitsoundtrack, keine ikonischen Szenen, Bilder und Momente, in denen der Eighties-Zeitgeist und das Lebensgefühl der damaligen Jugend zu perfekten Momentaufnahmen kristallisierten. Tatsächlich wirkt JUST ONE OF THE GUYS gerade in jenen Szenen, in denen er versucht, den Vorbildern nachzueifern, bemüht und steif. Die beiden geeks, die in Außerirdischensprache quaken (einer davon Arye Gros), der Nerd, der ständig ein neues Reptil mit sich führt: Das ist ganz putzig, aber eben auch etwas gewollt. Der Film hat solche Zoten eigentlich gar nicht nötig, weil er den zentralen Konflikt sehr glaubhaft und mit viel Gefühl inszeniert und sich dabei auf sympathische Figuren verlassen kann. Terri ist keine hübsche, aber stinklangweilige Prinzessin, ihr Rick kein schleimiger Prince Charming und sogar die sonst oft kreuzpeinliche Geschlechterwandlung funktioniert hier sehr gut. Für die meisten Gags sorgt Billy Jayne als Terris notgeiler, pubertierender Bruder, der sich auf der Jagd nach willigen Mädchen für nichts zu schade ist („horny will kick embarassment’s ass every time“) und mit seinen herrlichen One-linern fast schon den Philosophenstatus von Bill Murrays groundskeeper Carl aus CADDYSHACK oder Clint Howards Eaglebauer aus ROCK’N’ROLL HIGH SCHOOL heranreicht. Am schönsten ist sicherlich die Szene, in der er seiner Schwester die verschiedenen Arten beibringt, wie man sich gepflegt am Sack kratzt.

Etwas weniger gut kommt William Zabka weg, der noch einmal seine Arschloch-Rolle aus THE KARATE KID wiederholen darf und vom Drehbuch tatsächlich keine einzige positive Eigenschaft abbekommen hat. Wie am Ende mit ihm abgerechnet wird, ist dann der einzige echte Wermutstropfen: Man hätte ihm eine Läuterung gewünscht oder zumindest eine Erkenntnis, die ihn vor der totalen Demütigung bewahrt, aber dazu konnte man sich dann wohl nicht mehr durchringen. Schade, denn es hätte sehr gut in diesen ansonsten sehr schönen, warmherzigen und lebensnahen Film gepasst, der allzu krasse Schwarzweißmalerei vermeidet und eigentlich allen Figuren eine Chance gibt, sich zu beweisen. Den Mangel an „ikonischen“ Bildern kann man daher durchaus positiv wenden: Alles das, was in anderen Teeniekomödien oft überzogen und plastikhaft daherkommt, wirjt in JUST ONE OF THE GUYS sehr authentisch. Das macht ihn sehenswert. Und wem das nicht reicht: TWIN PEAKS-Star Sherilyn Fenn ist in einer Nebenrolle zu sehen.

Keiner der superbekannten Blaxploitation-Filme – dafür fehlte ihm vielleicht einer der großen Namen des Genres in der Hauptrolle -, aber definitiv einer der interessanteren. Regisseur Gilbert Moses erzählt die Geschichte vom Fall und der Läuterung des titelgebenden Zuhälters und er kommt dabei sowohl ohne überzogene Glorifizierungen einerseits als auch ohne moralische Dämonisierung andererseits aus.

Willie Dynamite (Roscoe Orman) ist ein New Yorker Pimp, mit seinen sieben Klassepferdchen die Nummer eins der Stadt – und er träumt davon, „dem Leben“ irgendwann einmal entfliehen zu können. Den Plan seiner Wettbewerber, sich gegenseitig abzusichern, lehnt er als Branchenführer ab, der Polizei, die darauf aus ist, ihn in den Knast zu bringen, lacht er ins Gesicht. Das Blatt wendet sich zu seinen Ungunsten, als die Sozialarbeiterin Cora (Diane Sands) Pashen (Joyce Walker) kennen lernt, Willies neueste Errungenschaft, und sich in den Kopf setzt, das Mädchen von der Straße zu holen …

WILLIE DYNAMITE „bedient“ das Blaxploitation-Publikum mit seinen grellen Pimp-Outfits, dem typischen jive talk und Willies überzeichnetem Gegenspieler Bell (Roger Robinson), einem Klischeeschwulen, der mit lackierten Fingernägeln und raumgreifenden Gesten zu Gewerkschaft der Pimps aufruft. Dem Treiben der Zuhälter, die ihren Bräuten eine güldene Zukunft versprechen, die wartet, wenn sie nur brav zu Daddy sind, steht er aber nur anfänglich kritiklos gegenüber. Die Dynamik des Films ändert sich merklich als Cora auftritt und gemeinsam mit der Polizei einen verbissenen Kampf gegen Willies Imperium aufnimmt. Moses gelingt eine schöne Mischung Action und Drama aus comichafter Stilisierung und authentischer Milieuzeichnung. Sein Film ist eine melodramatischere, idealistischere Version von Parks‘ SUPER FLY: Konnte dessen Protagonist am Ende zumindest vorübergehend obsiegen, liegt Willies Existenz als Pimp in Trümmern. Doch dafür sieht er als neuer Mensch auch einer neuen Zukunft entgegen, einer Zukunft, die nicht auf der Ausbeutung seiner Schwestern gegründet ist.

Im Mittelpunkt des Films steht nicht etwa Roscoe Orman, auf den ich glich noch zu sprechen komme, sondern Diane Sands: Den Feuereifer, mit dem Cora für ihre Überzeugung kämpft, macht Sands (u. a. THE LANDLORD) zu ihrem eigenen. Vielleicht wirkt sie auch deshalb so überzeugend, weil sie während der Dreharbeiten eine eigene Schlacht zu schlagen hatte. Sie litt an Krebs und erlebte die Uraufführung des Films nicht mehr: Sie verstarb mit nur 39 Jahren. Roscoe Orman vollzieht den Wechsel vom manipulativen Arschloch zum geläuterten Hoffnungsträger ebenfalls sehr glaubwürdig. Seine Karriere verlief kaum weniger überraschend als die seines filmischen Alter egos: Er landete einige Jahre nach WILLIE DYNAMITE bei der SESAME STREET, der er über 40 Jahre lang erhalten blieb. Blaxploitation-Mainstay Thalmus Rasulala hat eine nichtssagende Rolle, dafür reißt Roger Robinson alle Szenen, die er hat, mit Verve an sich. Unter den Damen in Willies Stall befinden sich einschlägig bekannte Aktricen wie Juanita Brown oder Judith Brown, die hier aber auf den Status von Eye Candy reduziert werden. Erstklassig ist auch der Score inklusive des schmissigen Titelsongs. Eine runde Sache und um Längen besser als so etwas wie SLAUGHTER.

 

Dieses bizarre Schnittchen Nineties-Mainstream-Splatter wurde soeben in augenbetörender HD-Qualität veröffentlicht – was eine dankbare Gelegenheit bietet, es nach langer, langer Zeit mal wiederzusehen. Unmittelbar nach HALLOWEEN V: THE REVENGE OF MICHAEL MYERS gedreht, bedeutete es auch schon das Ende der Kinokarriere des Schweizers Dominique Othenin-Girard: NIGHT ANGEL genoss einen limitierten Kinostart in den USA, wurde dann, wie auch bei uns in Deutschland, direkt auf Video veröffentlicht. Das ist schade, denn auch wenn sein Horrorfilm, der sowohl den slicken Designersex als auch männermordende, nymphomane Femme fatales von BASIC INSTINCT vorwegnimmt, inhaltlich ganz gut auf Video aufgehoben war, hätten seine Bilder die große Leinwand verdient gehabt.

Ober-Dämonenschlampe Lilith macht sich in Gestalt einer verführerischen, schwarzhaarigen Frau (Isa Jank) an die Redaktion eines Modemagazins heran: Von dessen Titelseiten aus will sie mit ihrem betörenden Blick die ganze Welt unterjochen. Naturgemäß hat sie mit den sexbesessenen Egomanen, die dort arbeiten, leichtes Spiel. Nur Craig (Linden Ashby), der Bruder der Redaktionsleiterin Rita (Karen Black), stellt eine größere Herausforderung dar, hat der sich doch gerade erst in die Schmuckdesignerin Kristy (Debra Feuer) verliebt …

NIGHT ANGEL ist in jeder Hinsicht eine Zeitreise in die frühen Neunziger: Hinsichtlich Kleidung und Frisuren bekommt man hier die volle Breitseite, aber auch der Film selbst entspricht in Look und Feel natürlich den damaligen Konventionen: Der Score orgelt relativ preisgünstig, die Ausleuchtung ist künstlich-bunt, von „echtem“ Horror ist der Film mit seinen Ideen und Gummieffekten (von FX-Wizard Steve Johnson) ziemlich weit entfernt, mehr darauf hinaus, Teenieprächen Stoff zum Schmusen zu bieten. Das einzige, was nicht so ganz ins Bild passt, ist die Thematik selbst. NIGHT ANGEL ist auffallend sleazy: Seine Antagonistin lutscht vor zwei lüstern gaffenden Männern den Schaum von einer Bierflasche, zwingt ihre Eroberung dann zum wilden Sex neben der eigenen Gattin, verwandelt die Redaktion schließlich in eine Horde hungriger Sexzombies, die wie einst in Cronenbergs SHIVERS hinter dem standhaften Heldenpärchen her ist. Auch in der Vorstellung, was „hot“ ist, ist der Film ganz in seiner Zeit verhaftet: Isa Jank interpretiert ihre höllische Hure als glutäugige Zigeunerbraut mit klimpernden Armreifen und ausuferndem Tanzstil, der alle Männer komplett den Verstand verlieren lässt. (Die zauberhafte Debra Feuer muss demgegenüber natürlich „wholesome“ wirken, weshalb ihr Charakter dann auch aus Milwaukee kommt und sie dem Protagonisten nach der obligatorischen Sexszene ihre Liebe gesteht.) Und als Abgesandte des Guten fungiert natürlich eine hutzelige schwarze Oma.

Das ist alles mehr als nur ein bisschen dämlich, eine wenig raffinierte, dafür aber geschäftstüchtige Verquickung von Sex und Horror, der der ganz große Erfolg dann eher versagt blieb. Was wiederum schade ist, denn man kann NIGHT ANGEL gewiss nicht vorwerfen, ohne Stilbewusstsein gemacht worden zu sein. Visuell ist der Film schon ziemlich toll, eine Zelebrierung der oberflächlichen Reize und nächtlichen Irrlichter, die einen so leicht vom Pfad der Tugend abbringen. Und er erinnert einen auch wieder daran, was uns bei heutigen Horrorfilmen mit ihrem color grading und ihrer monochromen Optik verloren gegangen ist.

Der Kommissar aus Eisen heißt eigentlich Mauro Mariani und wird natürlich weniger gespielt als verkörpert von Maurizio Merli. 1978 war der italienische Poliziottesco ja eigentlich schon fast am Ende, aber Merli hatte noch längst nicht fertig. In Stelvio Massis spätem Film kommt er ein bisschen müder, ausgelaugter und resignierter daher, er scheint bereit, die ganze Scheiße hinter sich zu lassen, aber es gibt halt doch noch ein bisschen was zu tun – und dann holt ihn auch noch die Vergangenheit ein. Als nämlich der Sohn eines von ihm Verhafteten wiederum seinen Sohn als Geisel nimmt, aus Rache für den Suizid des Vaters, der dem Knast nicht gewachsen war.

Massis Film ist viel ordentlicher strukturiert als die Poliziotteschi der Hochzeit: Damals ging es ja auch immer darum, ein möglichst apokalyptisches Bild des italienischen Alltags zu zeichnen, also schossen die Subplots und Episoden genauso ins Kraut wie das Gesindel auf seinen Mopeds um die Straßenecken. Angepisste, unter Hochspannung stehende Cops wie eben jene, die Merli zu verkörpern pflegte, konnten sich kaum einmal umdrehen, ohne des nächsten Verbrechens ansichtig zu werden. Kaum war der eine Strauchdieb eingebuchtet, wartete schon der nächste Taugenichts darauf, mit einer ordentlichen Maulschelle auf den Pfad der Tugend zurückgeführt zu werden. Man kam als Zuschauer fast mit den Protagonisten aus der Puste angesichts dieser Raserei von einem Tatort zum anderen. Und die Filmemacher, die diese Geschichten auf die Leinwand brachten, versuchten gar nicht erst, Ordnung ins Chaos zu bringen. Sie reihten schön eine Ballerei an die nächste, unterbrachen das höchstens für eine scheppernde Verfolgungsjagd oder eine zünftige Keilerei.

IL COMMISSARIO DI FERRO ist da anders, ich bin fast versucht ihn als amerikanisch zu bezeichnen: Diese Parallelführung zweier Handlungsstränge – Mariani ist auf der Suche nach einem flüchtigen Schwerverbrecher und bekommt deshalb zu spät mit, dass sich in seinem Büro ein Geiseldrama vollzieht – ist schulbuchmäßig, wenn man mal davon absieht, dass Plot A mit Plot B rein gar nichts zu tun hat: Das hätte man schon noch eleganter lösen können. Der Spannungsaufbau gelingt aber dennoch und die persönliche Involvierung Merlis ist hier viel direkter als in seinen anderen Filmen: In denen verfolgte er zwar auch jeden Taschendieb so, als habe der seiner eigenen Oma das Ersparte geklaut, aber letztlich war er doch immer einer nur abstrakten Idee verpflichtet. Hier nun geht es wirklich seinem eigen Fleisch und Blut an den Kragen. Der Witz des Films – der Geiselnehmer weigert sich, den Treffpunkt und die Zeit zu nennen, weil Mariani diesen bereits kenne, doch der kann sich nicht vorstellen, was gemeint ist – verpufft ein wenig, weil man als Zuschauer lange vor Mariani ahnt, worauf der Schurke hinaus will, aber die Idee ist trotzdem gut: All diese Bankräuber, Gewalttäter, Diebe, Einbrecher, Mörder, die Mariani/Merli in ihrer Karriere eingebuchtet haben, sind für sie nichts weiter als Nummern, aber natürlich verbirgt sich hinter jeder einzelnen dieser Nummern ein Individuum, eine Geschichte des Scheiterns, ein Schicksal, ein komplexer Charakter.

IL COMMISSARIO DEL FERRO wirkt ein bisschen wie das ernüchterte Resümee unter einem Jahrzehnt der heißgelaufenen Bullen, die am Rand der Legalität kämpfen und die Regeln für ihre Zwecke beugen: die Idee, dem Verbrechen mit immer mehr Härte und Unnachgiebigkeit entgegenzutreten, hat außer Kriegsversehrten auf beiden Seiten nicht viel gebracht. Für Mariani/Merli wurde es langsam Zeit das Schießeisen an den Nagel zu hängen und irgendwo neu anzufangen. Natürlich nicht, bevor er dem Entführer seines Sohnes in diesem Film auch noch eine Kugel vor den Latz knallt. Er kann halt nicht raus aus seiner Haut.

Wer eine Mission hat, braucht Durchhaltevermögen für entbehrungsreiche Zeiten. Er darf sich nicht entmutigen lassen, auch wenn die Aussichten noch so trostlos sind. Er muss das Ziel immer vor Augen haben, auch wenn es unerreichbar scheint. Und er darf den Glauben an sich und die Richtigkeit seiner Überzeugung nie verlieren. Das gilt für die jugendlichen Protagonisten von FATAL GAMES, jungen Sportlern, die um die Teilnahme an den US-Meisterschaften kämpfen und sich einen Platz bei Olympia erhoffen, mehr aber noch für mich, der sich das Ziel gesetzt hat, alle Slasherfilme der Achtzigerjahre zu schauen und sich deshalb durch Filme wie diesen quälen muss.

FATAL GAMES hat dabei zumindest einmal ein gar nicht so uninterressantes Setting – zumindest im direkten Vergleich mit Dutzenden anderer Slasherfilme. Die Sportakademie und die Ausscheidungskämpfe bringen einen potenziellen zusätzlichen Reiz mit sich und natürlich reichlich Gelegenheit für absurde creative kills. Ich schreibe „potenziell“, denn Regisseur Elliot macht nichts aus den Möglichkeiten und selbst wenn die Speerwurf-Morde noch das beste an dem Film sind, sind sie vor allem eins: redundant. Das jugendliche Hin und Her um strenge Trainer, Eltern, die nicht an die große Sportlerkarriere glauben, und zart blühende Romanzen kennt man aus Tausenden ähnlicher Filme, die das trotzdem weniger formelhaft und gelangweilt abspulten. Und die eigentlich ganz nette Auflösung – SLEEPAWAY CAMP lässt grüßen – kann angesichts der vorangegangenen Tristesse nicht wirklich mit dem Film versöhnen.

Einem Slasherfilm von 1984 vorzuwerfen, er sei ein reines Cash-in, ist zugegebenermaßen etwas albern, aber bei diesem Film kommt die zeitliche Nähe zu den Olympischen Spielen in Los Angeles hinzu: Da war offensichtlich Eile geboten, sodass die eigentlich interessante Idee, die amerikanischen Sportler zu Versuchskaninchen in einem Hormonprogramm zu machen, sträflichst unterentwickelt bleibt. Der Wunsch, mit den „Maschinen“ aus Ostdeutschland und der UdSSR mithalten zu können, treibt die Verantwortlichen an, doch am Ende ist das nicht mehr als ein Subplot, der zu keiner befriedigenden Auflösung kommt und letztlich nur Zeit raubt. Wenn man bedenkt, dass die Russen die Spiele 1984 boykottierten, ist die Referenz sogar ein weiteres Fettnäpfchen, das FATAL GAMES bereitwillig mitnimmt.