Während ich meinen Text zu THE ANDROMEDA STRAIN und seinen Mangel an glubschäugigen Aliens verfasst habe, ist mir aufgefallen, dass ich am vergangenen Osterwochenende noch diesen alten Klassiker des Science-Fiction-Kinos der Fünfzigerjahre nachgeholt habe: THIS ISLAND EARTH war bei Erscheinen kein allzu großer Erfolg beschieden, aber er überdauerte die Zeit nicht zuletzt wegen seines spektakulären Alien-Designs. Das Monster mit der Riesenbirne und den Greifzangen-Händen kommt zwar nur für wenige Minuten ganz zum Schluss des Films zum Einsatz, war aber aufregend genug, um sicherzustellen, dass THIS ISLAND EARTH zahlreichen Menschen, die den Film vermutlich als Kinder im Abendprogramm aufschnappten, im Gedächtnis blieb und er dank zweifelhafter Institutionen wie dem „Mystery Science Theater 3000“ eine zweite Karriere als unfreiwillig komischer „Trashfilm“ machen konnte. Heute ist er wahrscheinlich bekannter als viele seiner zeitgenössischen Kollegen, die damals erfolgreicher waren.
THIS ISLAND EARTH beginnt mit dem schnieken Wissenschaftler Dr. Cal Meacham (Rex Reason), der staunenden Reportern von den Plänen berichtet, die seinesgleichen mit dieser neuen Sache namens „Atomenergie“ schmieden. Dann steigt er mit überlegenem Gewinnerlächeln in seinen Düsenflieger, um zur Arbeit zu fliegen: Wissenschaftler von heute stinken gegen so viel Coolness ganz schön ab. Doch plötzlich beginnt seine Maschine zu trudeln, Meacham verliert die Kontrolle, bis schließlich ein grünes Licht den Flieger erfasst und sicher zur Landung geleitet. In seinem Forschungslabor setzt sich die Kette merkwürdiger Vorkommnisse fort: Ein fortschrittliches Ersatzteil ist geliefert worden, ohne dass es bestellt wurde, der Lieferant ist nicht ausfindig zu machen. Allerdings lag der Lieferung ein faszinierender Bestellkatalog bei, aus dem sich Meacham sogleich einen ganzen Batzen rätselhafter Teile ordert, um damit eine avancierte Maschine unbekannter Funktion zusammenzubauen. Das Gerät entpuppt sich als „Interocitor“, ein Monitor, über den der mysteriöse Exeter (Jeff Murrow) Kontakt mit Meacham aufnimmt und ihn zu einer geheimen Versammlung einlädt. Dass Exeter über eine auffällig hohe Stirn verfügt, wundert Meacham nicht. Auf der Versammlung geschehen rätselhafte Dinge: Die alte Bekannte Dr. Ruth Adams (Faith Domergue) will Meacham nicht wiedererkennen, die Gastgeber belauschen die Forscher und verbieten ihnen, sich in ihrer Abwesenheit zu unterhalten. Bei einem Fluchtversuch werden Meacham, Adams und Carlson (Russell Johnson) von rätselhaften Strahlen beschossen und letzterer geht mit dem Wagen in Flammen auf. Schließlich landen die beiden Flüchtigen in einer fliegenden Untertasse, die sie zum Planeten Metaluna bringt, der sich in einem aussichtslosen Verteidigungskrieg befindet. Der Anführer Monitor (Douglas Spencer) gesteht den beiden Menschen, dass seine Rasse die Erde als neue Heimat auserkoren und Exeter die Aufgabe hatte, zu prüfen, inwieweit sie mit den Menschen koexistieren könnten: Nach Lage der Dinge sehe er sich nun darin bestätigt, dass dies nur möglich ist, wenn die Menschheit versklavt werde. Bevor Meacham und Adams einer Gehirnwäsche unterzogen werden, opfert Exeter sich selbst und verhilft den beiden zur Flucht. Für Metaluna gibt es keine Hoffnung.
Wer ein Herz für die hoffnungslos naiven Sci-Fi-Schinken jener Tage hat, der wird auch mit diesem besonders bescheuerten Vertreter der Gattung sein Glück finden. Die Bemühungen des Drehbuchs, auch die haarsträubendste, antiwissenschaftliche Spinnerei noch als geheimen Einblick in den Stand der Forschung auszugeben, sind einfach nur herrlich. Da wird wüst mit irgendwelchen kompliziert klingenden Begriffen und abstrusen Erklärungen herumgeschleudert, dass man gar nicht mehr mitkommt, gleichzeitig erweisen sich nahezu alle Charaktere als vollkommen ahnungslos und weltfremd. Die Leugnung von Ruth Adams, ihren Kollegen zu kennen, erinnert an das Denken von Kleinkindern, die ja auch meinen, man könne sie nicht sehen, wenn sie sich die Augen zuhalten. Und um etwa herauszustellen, dass mit den Großkopferten Gastegebern etwas nicht stimmen kann, legt sie ihren Kollegen zwei comicartige Zeichnungen ihrer Köpfe vor: So, als könnte man deren seltsame Form am realen Exemplar nicht deutlich genug erkennen. Aber was will man auch von einer Frau erwarten, die einzig und allein dafür ins Drehbuch geschrieben wurde, damit Meacham ihr schöne Augen machen und sie am Ende retten kann? Wissenschaftler zu sein, bedeutet in diesen alten Filmen nicht etwa, Dinge zu hinterfragen und Hypothesen auf den Prüfstand zu stellen, sondern grundsätzlich mit äußerster Begeisterung auf irgendwelche Knöpfe zu drücken und dann stets die erstbeste Erklärung für die richtige zu halten. THIS ISLAND EARTH amüsiert blendend mit diesem kindischen Quatsch, wird aber erst in den letzten 20, 30 Minuten richtig interessant. Die Oberfläche des Planeten Metaluna ist ein einziges großes Matte Painting, in das die Darsteller sowie diverse Explosionen hineinprojiziert wurden und es ist gerade diese surreale Fremdartigkeit des Effekts, die seinen Erfolg ausmacht. Die Verbindung von gemalten und gefilmten Elementen erinnerte mich spontan an die tschechischen Animationsfilme von Karel Zeman, etwa seinen wunderschönen BARON PRÁŠIL, erreicht aber erwartungsgemäß nicht ganz deren Detailverliebtheit. Gern hätte ich davon mehr gesehen, aber das eingangs erwähnte Alien ist natürlich auch eine Schau, selbst wenn die Panik, die es auslöst, nicht ganz angemessen ist: Der arme Kerl kommt ja kaum von der Stelle und erwischt Exeter nur, weil der sich extradoof anstellt.
Fazit: THIS ISLAND EARTH ist ein wunderbar unschuldiger Spaß und ideale Unterhaltung für einen gemütlichen Sonntagmittag.