Archiv für Februar, 2020

Joseph (Jeff Risk), seines Zeichens Vietnamveteran und Inhaber eines erfolgreichen Elektronikgeschäfts (!) sowie seine ätzende Gattin werden eines schöne Abends von dem üblen Verbrecher Dutch (Cameron Mitchell) und seinen Männern überfallen. Joseph landet darauf hin im als Krüppel im Rollstuhl, seine Ehefrau unter der Erde. Larry (Jean Glaudé), Josephs Geschäftspartner und bester Freund aus glücklichen Vietnamkriegstagen, trommelt daraufhin die gesamte alte „Einheit“ zusammen, die keine Sekunde zögert, ihrem einstigen Kumpel und Lebensretter zu Hilfe zu eilen. Auf der Suche nach dem bösen Dutch lässt einer nach dem anderen sein Leben, bis Larry am Ende eine böse Überraschung erlebt.

KILL SQUAD stammt aus der schönen Zeit, in der sich ein echter Kerl noch dadurch auszeichnete, in Vietnam gewesen zu sein, und eine Drei-Dollar-fünfzig-Produktion mit lauter Hackfressen, Frisurmutanten und Cameron Mitchell dank geilem Coverartwork zur Must-Ausleihe im Video Center avancieren konnte. In Deutschland genießt KILL SQUAD unter dem alten VHS-Titel DAS SÖLDNERKOMMANDO Kultstatus, der vor allem auf seine höchst asoziale Synchro zurückzuführen ist und kürzlich mit einer Luxusveröffentlichung als schickes Mediabook belohnt wurde. Den Figuren ist es in dieser deutschen Vertonung nahezu unmöglich, auch nur einen Satz zu äußern, ohne dabei in eine blumig-kreative Metapher oder eine derbe Beleidigung auszubrechen. Ihr Aggressionspotenzial ist beträchtlich und so zeichnet dieser Film, dessen Handlung von Freund- und Hilfsbereitschaft kündet, auf seiner Dialogebene das Bild von Kriegsversehrten, die nicht an appem Bein oder Granatsplitter im Kopp leiden, sondern an der Unfähigkeit zur verbalen Konfliktvermeidung. Mit dem kommunikativen Feingefühl und dem diplomatischen Geschick eines Berserkers auf Koks schalten die Figuren schon bei der Begrüßung des Gegenübers in den Beleidigungsmodus, als sehnten sie sich geradezu danach, endlich wieder jemandem die Fresse polieren zu können. Immerhin legen sie bei diesen Beleidigungen einige Kreativität an den Tag: Seit der Sichtung des Films warte ich förmlich darauf, endlich jemanden fragen zu können, ob er mir einen gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben wolle.

KILL SQUAD darf in mancherlei Hinsicht als der perfekte Heimkinofilm gelten: Er hat diesen unnachahmlichen Charme, den nur diese räudigen Ramschproduktionen mit Zielpublikum „Vollasis und Kickboxer“ verströmen, glänzt darüber hinaus mit eimerweise unfreiwilliger Komik, ohne sich jedoch ganz und gar der Lächerlichkeit preiszugeben. Nein, man kann und darf den Film noch einigermaßen ernst nehmen, auch wenn es schwer fällt. Ich liebe diese „Alte Vietnambuddies raufen sich für ihren Kumpel zusammen“-Filme, in denen einer nach dem anderen sein Leben mit größter Selbstverständlichkeit über den Haufen wird, um für einen alten Kameraden von anno dunnemals wieder Ärsche zu treten. (Der kürzlich begutachtete THE ANNIHILATORS ist das etwas professionellere Ebenbild dieses Filmes.) So laufen sie dann am hellichten Tag in schnieker Tarnfleck-Klamotte rum, wie es in der Realität nur absolute Soziopathen tun, die in Filmen wie KILL SQUAD, die die Welt in zauberhaftester Märchenmanier auf den Kopf stellen, auf einmal die wahren Helden sein dürfen. Wenn einer nach dem anderen von den Schüssen eines Unbekannten niedergestreckt wird, der aber immer so lange wartet, bis die nötige Information aus den Bösewichten herausgedroschen wurde, seine Kumpels in stiller Andacht, aber ohne den ganz großen Schmerz dessen Hundemarken abreißen, weiß man demnach: Ein Idiot weniger. Die große Überraschung am Ende überrascht dank eines gnadenlos duchsichtigen Verhüllungsmanövers garantiert niemanden, dafür aber die Szene um den bärtigen Pete (Francisco Ramirez), der von zwei Kollegen vom Dach eines Hauses geworfen wird, weil er sie schlecht aussehen lässt, sie dann aber unten ohne jeden Kratzer erwartet, um ihnen die verdiente Abreibung zu verpassen. Das ist ein passendes Bild für diesen Film, der wirklich in jede nur erdenkliche Stolperfalle latscht, aber am Ende trotzdem unverletzt daraus hervorgeht. Ein Meisterwerk der Selbsthauptung. Ich Söldnerkommando, also Kill Squad.

 

Hatte mir der direkte Vorgänger JURASSIC WORLD bei der Erstsichtung mit einigen Abstrichen noch ganz gut gefallen, relativierte sich das bei der kürzlich erfolgten Zweitbetrachtung deutlich: Sind der Überraschungseffekt und die damit einhergehende Freude über ein Wiedersehen mit den Dinos erst einmal verpufft, bleibt von dem Film nicht mehr viel übrig als ein technisch kompetent gemachtes Effektspektakel ohne jede eigene Idee und Charme. In der Zeichnung seiner beiden Protagonisten stellt der Film sogar einen herben Rückfall in die Fünfzigerjahre dar, als auf Stöckelschuhen durch die Karriere rasende Powerfrauen noch regelmäßig von hemdsärmeligen Machotypen auf den Mutterinstinkt geeicht werden mussten. Dass von der Fortsetzung JURASSIC WORLD: FALLEN KINGDOM, die direkt an das megaerfolgreiche Reboot anknüpft, keine allzu großen Sprünge erwartet werden durften, war klar, aber beim mittlerweile fünften Eintrag in die Reihe ist die Luft schon beim ersten Durchgang raus.

Handlungstechnisch setzt dieser Teil seine Geschichte spiegelbildlich zu Spielbergs THE LOST WORLD fort: Nach der Katastrophe im Themenpark droht nun ein Vulkanausbruch, die seitdem frei lebenden Dinos auszurotten. Also engagiert der im Auftrag des Dinopark-Urhebers Lockwod (James Cromwell) agierende Eli Mills (Rafe Spall) die einstige Parkleiterin Claire (Bryce Dallas Howard) und den Raptorspezialisten Owen (Chris Pratt), um eine Evakuierungsaktion anzuführen. Wie man es von der Serie mittlerweile gewöhnt ist, ist dieser Plan aber eigentlich nur Vorwand für etwas Gemeines: Mills will nämlich den Indoraptor kreieren, eine neue, intelligente Killermaschine, um sie den Mächtigen dieser Welt als Waffe zu verhökern. In seinem britischen Anwesen kommt es zur Auktion und zur Auseinandersetzung mit dem tödlichen Biest.

Na, klingt das alles bekannt? Das liegt daran, dass in JURASSIC WORLD: FALLEN KINGDOM wirklich alles Second Hand, geklaut oder zitiert ist. Von der Wiedervereinigung des sich von nun an bis zum romantischen Happy Ende anzickenden Protagonistenprächens über den erneuten Besuch der von Ruinen des alten Parks übersäten Insel bis hin zu dem an Camerons ALIENS erinnernden Plan des Schurken und das ebenfalls von dort entlehnte Design des Indoraptors besteht dieser fünfte Teil einzig und allein aus Versatzstücken. Das ist an und für sich noch nicht verwerflich, auch wenn ich es schon bedauerlich und traurig finde, dass eine 200-Millionen-Dollar-Produktion sich solche Ideenarmut erlauben kann, aber die Lust- und Spannungslosigkeit, mit der diese Versatzstücke aneinandergereiht werden, ist beachtlich. Drei Tage, nachdem ich den Film gesehen habe, ist eigentlich nur eine Sequenz im Gedächtnis geblieben: die schöne Suspense-Szene, in der die beiden Helden mit dem eingeschläferten T-Rex in einem Transportcontainer gefangen sind. Der Rest ist reinstes Fast Food, das aber mit der großen Geste des Luxusdinners serviert wird, anstatt eben mit dem deutlich sympathischeren und bescheideneren Gestus eines JURASSIC PARK III. Spätestens , wenn der T-Rex zum mittlerweile dreiunddrölfzigsten Mal zu seiner triumphalen Schreipose ansetzt, möchte man den Machern zurufen, dass es kein Surrogat für echte Begeisterung und Leidenschaft gibt. An den Kassen lief auch dieser Film freilich wie geschnitten Brot und durchbrach die Eine-Milliarde-Schallmauer. Nuff said.

Streng genommen ist Joe Johnstons JURASSIC PARK III der Film, der das Franchise tötete, das keine zehn Jahre zuvor noch einen Aufbruch zu neuen Effektufern bedeutet (und zu schier unerschöpflicher Rendite versprochen) hatte. Er erwirtschaftete zwar einen deutlichen Gewinn und gehörte zu den erfolgreichsten Filmen seines Jahrgangs, spielte aber weniger Geld ein als seine beiden Vorgänger und führte im Anschluss zu einer fast 15-jährigen Pause, die erst mit dem Reboot JURASSIC WORLD beendet wurde. Dass Johnstons Sequel nicht mehr die ganz große Begeisterung hervorrief, liegt wahrscheinlich im Understatement des Filmes selbst begründet, der kaum einen Hehl daraus macht, nicht viel mehr sein zu wollen als ein 90-minütiger Monsterfilm mit Achterbahncharakter, aber ohne jeden Langzeiteffekt. Selten kam ein Eventfilm so entspannt daher.

Die Story – ein Junge (Trevor Morgan) geht auf der Dino-Insel verloren, seine getrennten Eltern (Téa Leoni und William H. Macy) engagieren den Paläontologen Dr. Alan Grant (Sam Neill) mit fadenscheinigen Begründungen, um ihn wiederzufinden und vor etwaigen Dinoattacken zu retten – ist lediglich lose Prämisse, das Personeninventar ist merklich aufgeräumt, der Plot läuft zielstrevig auf sein Finale zu und im Zentrum des Interesses stehen die Dinos sowie die entsprechenden Action-Set-Pieces. Diese lassen zwar vielleicht die Eleganz von Spielbergs Arbeiten vermissen, machen aber kaum weniger Spaß. Der neue Spinosaurier bekommt ein paar eindrucksvolle Auftritte, doch der Höhepunkt dürfte die ausgedehnte Sequenz um die Pteranodone sein, die mit ihren Luftangriffen eine neue Dimension bringen und die wahrscheinlich spektakulärste „Innovation“ eines Films darstellen, der sich sonst damit begnügt, über Jahrzehnte erprobte Monsterfilm-Schemata abzuspulen.

Man kann durchaus kritisieren, dass das vielleicht ein bisschen wenig für eine 90-Millionen-Dollar-Produktion ist und am Ende wenig hängenbleibt. Ja, erzählerisch/inhaltlich war hier ohne Zweifel Meister Schmalhans Küchenmeister, aber das war ja streng genommen schon bei Spielbergs Vorgänger so, der seine Geschichte aber trotzdem auf 120 Minuten Läge aufblies und einen Showdown hinten anklebte, der auch nicht so das Gelbe vom Ei war. Da lobe ich mir Johnstons Bescheidenheit bzw. seine Konzentration auf das Wesentliche (der Mann ist eh gnadenlos unterschätzt). Für mich ist JURASSIC PARK III neben dem Original wahrscheinlich der Höhepunkt der Reihe, weil er genau das liefert, was ich von einem Dinofilm erwarte und den ganzen unnötigen Ballast eherzt über Bord schmeißt.

Und diese Sequenz mit den Pteranodonen, die finde ich einfach nur geil.

Damals, als das Sequel zu JURASSIC PARK in die Kinos kam, war ich, glaube ich, einfach mit anderen Sachen beschäftigt: Ich habe nicht viel mitbekommen von dem Film und davon, wie er aufgenommen wurde, habe ihn dann erst etwas später auf Video zum ersten Mal gesehen – und mochte ihn. Vielleicht ist es nur meine subjektive Wahrnehmung oder meine lückenhafte Erinnerung, aber gemessen an dem Wirbel, den der Vorgänger verursacht hatte, und den Erwartungen, die damals regelmäßig an einen neuen Spielberg geknüpft wurden, hinterließ das Sequel kaum Spuren. Und 25 Jahre später lässt sich der Eindruck, es hier zwar mit einem wie immer hoch professionell gefertigten, aber doch seltsam unambitionierten Film zu tun zu haben, kaum wegwischen.

Tricktechnisch ist THE LOST WORLD erwartungsgemäß noch eine ganze Ecke besser als der Vorgänger, überzeugt in dieser Hinsicht auch heute noch, und hat natürlich mehr Dinos und mehr direkte menschliche Interaktion mit ihnen. Die Hauptattraktionen sind eine T-Rex-Familie, die eine ebenso verschworene Einheit bildet, wie ihre menschlichen Konterparts, natürlich die Velociraptoren und eine ganze Horde kleiner hühnerähnlicher Saurier, die zwar für sich genommen wenig furchteinflößend sind, aber im Rudel dann doch ausreichen, um es mit dem fiesen Peter Stormare aufzunehmen. Die spannendste Sequenz spielt an Bord eines über eine Klippe hängenden Anhängers, in dem sich die drei Helden – Jeff Goldblums Chaostheoretiker Malcolm, seine Ex-Flamme Sarah (Julian Moore) und der Fotograf und Umweltaktivist Nick (Vince Vaughn) befinden, während die Tyrannosaurier versuchen, ihn über den Abhang zu schubsen. Im Gedächtnis hängen bleibt auch eine schöne Szene, in der die Velociraptoren den Saurierjägern um Roland Tembo (Pete Postlethwaite) in hohem Gras nachstellen, dafür mutet das Finale, in dem der T-Rex in einer deutlichen Reminiszenz an KING KONG die Straßen von San Diego unsicher macht, wie eilig hinten angeklebt an. Dazu kommt eines der krassesten Plotholes, die ich kenne: Das Schiff mit dem T-Rex treibt führerlos in den Hafen, an Bord sind alle tot, aber das Dinosaurier, das für den Tod der Besatzung verantwortlich sein soll, ist nach wie vor in seiner Kammer im Rumpf des Schiffes eingesperrt. Ich habe normalerweise kein Problem damit, die Logik bei einem Film hinten anzustellen, aber hier fügt sich diese Schlamperei nur zu gut ins Gesamtbild eines Filmes, der sehr deutlich erkennen lässt, wo die Prioritäten lagen. Gegenüber den großen schuppigen Stars und der Technik, mit der sie zum Leben erweckt wurden, war ein schlüssig konstruiertes Drehbuch offensichtlich zu vernachlässigen.

Nun war auch JURASSIC PARK kein großer erzählerischer Wurf, aber man fieberte dennoch mit seinen Protagonisten mit. Hier sind die privaten Probleme, die Malcolm, seine Tochter Kelly (Vanessa Chester) und Sarah zu überwinden haben, jederzeit als müde Drehbuchkniffe durchschaubar, die Spielberg mit Leben zu füllen, sich kaum Mühe macht, und Vince Vaughns Nick verschwindet sogar, ohne auch nur ein kleines „Auf Wiedersehen“ geschenkt zu bekommen. Dafür hätte es das „Wunderkind“ gewiss nicht gebraucht. Auch wenn sich das wie ein Verriss liest, finde ich THE LOST WORLD durchaus unterhaltsam und kurzweilig. Er macht Spaß und liefert hinsichtlich seiner Titelkreaturen ordentlich ab. Aber von seinem Macher ist man dann doch andere Kaliber gewöhnt. In Spielbergs Werk rangiert THE LOST WORLD ohne Zweifel eher im unteren Drittel.

Meine Erstsichtung dieses Kindheitsklassikers für Menschen, die zwischen 1960 und 1980 geboren wurden (ich erinnere mich daran, dass der Film auch unter einigen meiner Klassenkameraden Pausenhofthema war), war kompliziert und hat ungefähr fünf Anläufe gebraucht. Der erste Teil der Dudu-Reihe ist ein ultrabilliges, ultrafadenscheiniges und streng genommen unverschämtes Vehikel, dem man aufgrund seiner naiven Machart aber nicht wirklich böse sein kann. Angelehnt an den drei Jahre zuvor erschienenen Disney-Film THE LOVE BUG schickte Regisseur und Hauptdarsteller Zehetgruber einen gelben Käfer auf eine Rallye durch Westafrika, der mit sehr inkonsistenten Fähigkeiten ausgestattet ist und frecherweise aus Überresten des Disney-Autos bestehen soll.

Dudu soll nach der Logik des Films ein Hightech-Fabrikat sein, dem ein Supercomputer seine zahlreichen Fähigkeiten verleiht, wirkt dann aber eher wie ein von einem frechen Kobold beseelt, der seine menschlichen Freunden dabei unterstützt, dem Guten zum Sieg zu verhelfen: Was hier bedeutet, einer wohlmeinenden Tierärztin und Humanistin namens „Daktari Jo“ (Kathrin Oginski) im Kampf gegen Armut, Krankheit und eine Bande von Diamantenräubern beizustehen. Weil der ganze Film aber im Wesentlichen um einen ganzen Batzen Stock Footage (wahrscheinlich aus Heinz Sielmanns oder Bernhard Grzimeks Privatarchiv) herumgebastelt wurde, ist er erzählerisch ähnlich unzusammenhängend und alogisch wie sein motorisierter Protagonist. Eigentlich geht es um ein Autorennen, bei dem unter anderem der exzentrische schottische Millionär Butler (Gerd Duwner) mit einem Luftkissenboot antreten und die Geschwindigkeitsdefizite gegeüber den PS-starken Sportwagen dadurch ausgleichen will, dass er nicht um Gewässer und Sümpfe herumfahren muss. Neben Dudu und seinem neuen Besitzer (Rudolf Zehetgruber) fährt unter anderem auch noch der Rennsportstar Hallmark mit, dessen Namen die Synchro beständig „Holmak“ ausspricht. Am Ende verzichten die Guten auf den Sieg, fahren gemeinsam über die Ziellinie und spenden ihr Geld an die liebe Doktorin.

Dudus Fähigkeiten bestehen unter anderem darin, dass er auf der Stelle wenden oder sich mt Tischtennisschlägern an den Reifen in einen Radschaufeldampfer verwandeln kann. Seine Motorhaube dient als Schlitten und seine Scheinwerfer fungieren einmal gar als weinendes Augenpaar. In einigen besonders „spektakulären“ Szenen werden die „Effekte“ mithilfe eines kleinen Plastikmodellautos realisiert, ansonsten fällt auf, dass der Wagen von etlichen unterschiedlichen Käfer-Modellen „gespielt“ wurde. Dazu gibt es zahlreiche Szenen um das afrikanische Wildleben, das für die erwartbaren Gefahren und „Späße“ sorgt. Heute kann man nur den Kopf darüber schütteln, dass ein solch zusammengeschluderter Blödsinn tatsächlich so erfolgreich war, dass man bis 1978 noch vier Fortsetzungen nachschob. Selbst im Suff ist EIN KÄFER GEHT AUFS GANZE heute nur schwer zu ertragen.

Jack Golds irgendwie seltsamer, aber auch sehr schöner Siebzigerjahre-Endzeit-Katastrophen-Telekinese-Thriller hat jetzt von Koch Media das Mediabook-Treatment erfahren. THE MEDUSA TOUCH, wie er im Orginial heißt, ist nicht unbedingt ein Must-See, kein unsterblicher Genreklassiker, aber wenn man Science Fiction und Horror liebt, wird er einem fraglos das Herz erwärmen. Heute, rund 40 Jahre nach Entstehung, ist er vielleicht nicht mehr ganz so erschreckend wie er es mit seinen Anspielungen auf aktuelle Katastrophen wahrscheinlich damals war, aber er hat eine schwer zu benennende misanthropische Qualität, die von seinem feinen britischen Humor nie vollständig überlagert wird. Darüber hinaus gab er Richard Burton in den letzten Zügen, äh, Jahren seiner Karriere noch einmal die Gelegenheit, von  jenem Werkzeug Gebrauch zu machen, dem er seinen Weltruhm verdankte: seiner Stimme. Dazu gibt es den wie immer saucoolen Lino Ventura, die entzückende Lee Remick, jede Menge britischer Veteranen, die man immer gern sieht, und ein Booklet von mir. Runde Sache, oder?

Zum Abschluss gab es beim Mondo Bizarr Weekender wieder mit der groben Kelle, genauer gesagt, mit der verhornten Faust von Jimmy Wang Yu. DUELL DER GIGANTEN ist die Fortsetzung seines ONE-ARMED BOXER, der seinerseits eine Art Zusammenführung seiner beiden großen Shaw-Brothers-Rollen darstellte: ONE-ARMED SWORDSMAN und THE CHINESE BOXER. Mit ersterem erfand Wang Yu zusammen mit Chang Cheh den Eastern-Antihelden, mit letzterem begründete er die Popularität des Kung-Fu-Films, der den Wuxia in der Gunst des Publikums ablöste, und fungierte somit auch als Wegbereiter für den Superstar Bruce Lee. Der Ruhm stieg Wang Yu schnell zu Kopf und so kam es 1970 auf dem Gipfel seines Erfolgs zum Bruch mit den Shaws, der auch zur Folge hatte, dass Wang Yu nur noch in Taiwan arbeiten konnte. Er machte das beste daraus, betätigte sich selbst als Regisseur und wurde so zu seiner eigenen Marke, die auch im fernen Deutschland ihre Verehrer fand.

DUELL DER GIGANTEN ist aber nicht einfach nur eine Fortsetzung um den einarmigen Boxer Liu Ti Lung, der Film greift auch auf die ein Jahr zuvor in THE FLYING GUILLOTINE der Shaws zu Ehren gekommene Enthauptungswaffe auf und bindet ein herrlich rasantes Martial-Arts-Turnier in seine von einer Sensation zur nächsten hetzenden Handlung ein. Der Film beginnt schon markig mit der Guillotinen-Demonstration eines blinden Shaolinmönches vor einer karstigen Felskulisse, wechselt nach den mit fetzigem Krautrock unterlegten Credits zu einer von Wang Yu gegebenen Trainingseinheit, bei der er unter anderem seine Skills im An-der Decke-Laufen vorführt, und mündet dann recht schnell in besagtes Turnier, bei dem ein Kampf an den nächsten gereiht wird und etliche unterschiedliche Fighter gegeneinander in kurzen Duellen antreten, die ein blutiges Ende finden, bevor sich auch nur der Hauch von Langeweile einstellt. Im Grunde könnte das ewig so weitergehen, stattdessen rekrutiert der blinde Guillotinenmönch die besten Kämpfer des Turniers, um sich an Wang Yu zu rächen, mit dem er noch eine Rechnung aus dem Vorgänger offen hat.

Der Film ist einfach nur eine Schau und was ihm vielleicht an den Production Values und der Farbbrillanz der Werke aus dem Hause Shaw fehlt, macht er mit Attitude, Rasanz und brachialer Rohheit wett. Wer bei Eastern angesichts komplexer Figurenkonstellationen und mangels historischen Hintergrundwissens egelmäßig den Überblick verliert, wird die Geradlinigkeit von DUELL DER GIGANTEN lieben: Diesem Film kann man auch mit vier Promille noch problemlos folgen, die Figuren sind klar unterscheidbar, die Kämpfe kurz und knackig, der Gesamteindruck weniger fernöstlich-philosophisch als vielmehr räudig, asozial und stumpf. Der schönste Einfall ist sicher der Yogi mit den verlängerbaren Armen, aber auch der Japaner, der angeblich ohne Messer kämpft, ist eine coole Socke. Und dann Wang Yu selbst, gegen den sich Eastwood ausnimmt wie ein hysterischer Possenreißer. Die fliegende Guillotine selbst gibt es noch als Bonus oben drauf, und Wang Yu tut gut daran, ihren Einsatz nicht auszureizen. Der Finalkampf setzt dem Ganzen so tatsächlich noch die Krone auf und nachdem der Held den Schurken mit einem beherzten Punch durchs Dach seines Hauses und geradewegs in einen bereitstehenden Sarg prügelt, geht man breitbeinig aus dem Kino, bereit, die Ehre der begleitenden Dame mit trockenen Schlägen zu verteidigen. Oder auch einfach einen gepflegten Streit anzufangen. Viel geiler kann ein Festival nicht enden.

Eine putzige Rarität, die da aus dem Hut gezaubert wurde, wenngleich gewiss kein Film, ohne den man nicht mehr leben möchte, wenn man ihn gesehen hat. Guy Maria, der überwiegend Pornos drehte, unternahm für MÄDCHEN FÜR VERBOTENE SPIELE eine Spritztour ins Gefilde des erotischen Mystery- respektive Horrorfilms, wie er sich in Frankreich in den frühen Siebzigerjahren einiger Beliebtheit erfreute. Die rätselhaften Vorgänge auf dem südfranzösischen Schloss, in dem ein alter Graf seinen Tod fürchtet und deshalb eine gut gebaute Studentin als Krankenschwester engagiert, umfassen einen an Gunther Sachs erinnernden Hypnotiseur, eine des nachts im rosa Seidennichts über die Burgmauern schlafwandelnde Blondine mit großen Brüsten sowie ein ständig kichernde Hexe, die regelmäßig auftaucht, um die Protagonistin zu erschrecken.

Machen wir uns nichts vor: DES FILLES EXPERTES EN JEUX CLANDESTINS ist ein großes, hohles, hoffnungslos redundantes, allerdings auch irgendwie ganz liebenswürdiges Nichts, das in erster Linie dazu gedreht wurde, müde Mantelmänner wieder munter zu machen oder Leute unter Vorspielung falscher Tatsachen zum Erlös einer Karte zu bringen. Wobei: Wenn ich mir das Poster so ansehe, spielte Maria schon mit ziemlich offenen Karten. Der ganze, gnadenlos breitgetretene Spuk führt dann auch erst ganz lang zu nichts und entpuppt sich dann am Ende als schnödes Kostümspielchen vor dem ganz materiellen Bedürfnis, dem Grafen an die Juwelen, und zwar jene im Safe, zu gehen. Maria inszeniert eigentlich ganz munter, die Darsteller sind brauchbar, visuell ist der Film ganz hübsch, aber dann tritt er eine gute Stunde lang auf der Stelle: Es geht einfach keinen Meter vorwärts, und wenn doch, landet man garantiert mit einer der beiden Damen im Bett. Ich hatte irgendwann aufgegeben, dass sich das alles noch irgendwie auflöst und war demnach richtiggehend überrascht, als der Film tatsächlich noch ein Ende fand. Er hätte auch einfach aufhören können, es hätte kaum einen Unterschied gemacht.

Das Schöne und das Blöde liegen selten so nah beieinander wie in diesem Film, den Ugo Liberatore 1978 in Anlehnung an Nicholas Roegs DON’T LOOK NOW inszenierte, mit ein paar Spritzern Okkulthorror, wie er in den Siebzigerjahren en vogue war. Die Story um einen blinden Bengel (Renato Cestiè), der in Visionen vor der Geburt des Antichristen durch seine Schwester (Rena Niehaus) gewarnt wird, dient Liberatore, dessen letzter Film und auch sein einziger Genrebeitrag dies war, lediglich als Gerüst: NERO VENEZIANO ist Ambientkino, das sich ganz auf die magische Verführungskraft seiner morbid-romantischen Kulisse, die dazu passende Musik aus der Feder von Pino Donaggio und einige saftige Effekte verlässt.

Das funktioniert: So sinnlos und auch irgendwie ziellos der Film auch verläuft, wenn man seiner Geschichte folgen will, als Aneinanderreihung stimmungsvoller oder absurder Sequenzen entfaltet er beachtlichen drive. Es ist immer was los, die Synchro liefert eine Backpfeife nach der anderen und die Mär um das Teufelsbalg wird alles andere als mit subtilem Pinselstrich gemalt, doch man  staunt immer wieder, wie stilvoll und gediegen Liberatore diesen Unfug in Bilder fasst. NERO VENEZIANO ist eine verführerische Mogelpackung, von der man sich gern ein X für ein U vormachen lässt. Der Genießer kann sich dem Glauben hingeben, hier einem weitestgehend unbekannt gebliebenen Verwandten des oben genannten großen Vorbilds beizuwohnen, der die Tristesse noch dazu mit zünftigen Schenkelklopfern und krachledernen Geschmacklosigkeiten aufbricht.

Auch die wohl berühmteste Szene des Films passt zu dieser Janusgesichtigkeit: Es ist ein ultimativ geschmackloser Tabubruch, ungefähr so feinfühlig und mehrdeutig wie Fips Asmussen in der Kinderonkologie, aber wie Liberatore diesen Moment inszeniert, belegt, dass hier ein echter Meister am Werk war, der die Arbeit wahrscheinlich in vollen Zügen genoss. Ein seltsames Teil zum Liebhaben.

Paul Verhoevens sechster Langfilm ist auch der letzte, den er in den Niederlanden produzierte. Direkt im Anschluss folgte er dem Ruf Hollywoods, wo zwei Jahre später sein düsterer Historienfilm FLESH & BLOOD erschien. Ich habe Verhoevens Frühwerk leider noch nicht begutachtet, aber wenn man DE VIERDE MAN sieht, ahnt man schon, dass es für den Filmemacher in seiner Heimat nicht mehr viel Luft nach oben gab. Um weiterzukommen, sich neuen Herausforderungen zu stellen und seine Kunst weiterzuentwickeln, musste er fast zwangsläufig über den großen Teich gehen. Das heißt nicht, dass DE VIERDE MAN von irgendwelchen Makeln oder Kompromissen beeinträchtigt würde, im Gegenteil. Er ist nahe dran an der Perfektion, dazu von einer formalen Geschliffenheit und dramaturgischen Pointierung, die man sonst eigentlich mit Hollywood assoziiert. Die provokante subject matter erinnert noch am ehesten daran, dass dieser Film europäischen Ursprungs ist, aber wie wir wissen, half Verhoeven den Amerikanern ja auch in dieser Hinsicht auf die Sprünge. Es grenzt demnach an Ironie, dass ausgerechnet dieser Film, der Verhoevens Sprung über den großen Teich unabwendbar machte, in den Niederlanden weniger Geld einspielte, als seine vorangegangenen Filme.

Für DE VIERDE MAN, der auf dem gleichnamigen Roman von Gerard Reve basiert, vereint der Regisseur Elemente des Künstlerdramas, des Film noir und des Thrillers miteinander. Der bisexuelle, alkoholsüchtige und überaus zynische Schriftsteller Gerard Reve (Jeroen Krabbé) reist für eine Lesung nach Vlissingen, wo er die attraktive Christine (Renée Soutendijk) kennenlernt und sofort mit ihr anbändelt. Sein Interesse an ihr steigt, als er herausfindet, dass sie nicht nur überaus wohlhabend, sondern auch mit dem gutaussehenden Herman (Thom Hoffman) liiert ist. Die Offenbarung, dass Christine bereits dreimal verheiratet war und alle drei Männer unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen, stürzt den eh schon von Halluzinationen geplagten Autor vollends in die Krise.

DE VIERDE MAN ist das Porträt eines Künstlers kurz vor dem Zusammenbruch: Reve ringt mit seiner Alkoholsucht, seiner Kunst und seiner finanziellen Situation, dazu kollidiert seine Sexualität hart mit seinem Katholizismus, den er als Grundlage seiner Kunst verteidigt, auch wenn er alles andere als fromm ist. Tagträume, Halluzinationen, Mord- und Todesfantasien sind sein ständiger Begleiter und lassen ihn zunehmend an seinem eigenen Verstand zweifeln, gleichzeitig lässt er sich obsessiv von seinen Trieben leiten. Er stellt sich vor, wie er seinen Liebhaber erwürgt, jagt dann einem jungen Mann nach, dem er im Bahnhofskiosk begegnet. Er tritt ein in das Bild eines Hotels, das in seinem Zugabteil hängt, und wird von der Vision einer blutenden Tür aufgeschreckt: Aus der Reisetasche einer jungen Mutter, die ihm immer wieder über den Weg läuft und die er als Marienerscheinung interpretiert, ist Tomatensaft aus- und über das Bild gelaufen. Bei der Lesung filmt ihn die kühle blonde Christine, entführt ihn dann in ihr riesiges Haus, in dem sie einen Schönheitssalon mit dem Namen „Sphinx“ betreibt: Weil das „h“ und das „x“ der Leuchtreklame defekt sind, lautet das Schild einfach „Spin“ – Niederländisch für Spinne. Während sich Reve von der jungen Frau aushalten lässt, wächst sein Verdacht, dass er in Gefahr schwebt. Er träumt von seiner Kastration, sieht immer wieder Trugbilder und Zeichen seines nahenden Todes. Seine Paranoia nähert sich dem Gipfelpunkt, als er Herman begegnet, für den er eine heftige Leidenschaft verspürt und mit dem er eine heimliche Affäre beginnt. Es ist klar, dass das alles in einer Katastrophe enden muss.

Verhoeven inszeniert diese Geschichte mit viel visuellem Flair und aufdringlicher Symbolik: Er sagte seinerzeit, er habe es mit christlichen Symbolen bewusst übertrieben, um die Kritiker, die ihm zuvor stets nackten Sensationalismus vorgeworfen hatten, an der Nase herumzuführen. Er schafft so eine sehr künstliche Oberfläche, nicht unähnlich den Giallos, die Argento einst so meisterhaft inszenierte, aber mit weniger akademischer Strenge und mehr Humor. Zu seinem Protagonisten hat Verhoeven ein ambivalentes Verhältnis: Er schätzt seinen Witz und seinen ätzenden Zynismus („Es gibt eh bald Krieg“, sagt Reve mehrfach), seine Spontaneität und seine Fantasie, aber er hält ihn auch für einen hoffnungslosen Narziss mit Hang zum Drama und einem auffallenden Mangel an Selbstkontrolle. Jeroen Krabbé gelingt es auf brillante Art und Weise, diesen nun nicht gerade durchschnittlichen Charakter zum Leben zu erwecken und ihn und seine psychische Disposition nachvollziehbar und greifbar zu machen. DE VIERDE MAN ist zunächst ein formal beeindruckendes filmisches Vexierspiel, so schillernd und trügerisch wie ein Spiegelkabinett oder ein Glaslabyrinth, aber dahinter verbirgt sich mehr. Der Film ist auch eine Auseinandersetzung mit einer Generation – der des Regisseurs und seines Hauptdarstellers, Jahrgang 1938 respektive 1944 -, die es gewohnt ist, die Deutungshoheit über die Dinge zu haben und der plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen wird.