Joseph (Jeff Risk), seines Zeichens Vietnamveteran und Inhaber eines erfolgreichen Elektronikgeschäfts (!) sowie seine ätzende Gattin werden eines schöne Abends von dem üblen Verbrecher Dutch (Cameron Mitchell) und seinen Männern überfallen. Joseph landet darauf hin im als Krüppel im Rollstuhl, seine Ehefrau unter der Erde. Larry (Jean Glaudé), Josephs Geschäftspartner und bester Freund aus glücklichen Vietnamkriegstagen, trommelt daraufhin die gesamte alte „Einheit“ zusammen, die keine Sekunde zögert, ihrem einstigen Kumpel und Lebensretter zu Hilfe zu eilen. Auf der Suche nach dem bösen Dutch lässt einer nach dem anderen sein Leben, bis Larry am Ende eine böse Überraschung erlebt.
KILL SQUAD stammt aus der schönen Zeit, in der sich ein echter Kerl noch dadurch auszeichnete, in Vietnam gewesen zu sein, und eine Drei-Dollar-fünfzig-Produktion mit lauter Hackfressen, Frisurmutanten und Cameron Mitchell dank geilem Coverartwork zur Must-Ausleihe im Video Center avancieren konnte. In Deutschland genießt KILL SQUAD unter dem alten VHS-Titel DAS SÖLDNERKOMMANDO Kultstatus, der vor allem auf seine höchst asoziale Synchro zurückzuführen ist und kürzlich mit einer Luxusveröffentlichung als schickes Mediabook belohnt wurde. Den Figuren ist es in dieser deutschen Vertonung nahezu unmöglich, auch nur einen Satz zu äußern, ohne dabei in eine blumig-kreative Metapher oder eine derbe Beleidigung auszubrechen. Ihr Aggressionspotenzial ist beträchtlich und so zeichnet dieser Film, dessen Handlung von Freund- und Hilfsbereitschaft kündet, auf seiner Dialogebene das Bild von Kriegsversehrten, die nicht an appem Bein oder Granatsplitter im Kopp leiden, sondern an der Unfähigkeit zur verbalen Konfliktvermeidung. Mit dem kommunikativen Feingefühl und dem diplomatischen Geschick eines Berserkers auf Koks schalten die Figuren schon bei der Begrüßung des Gegenübers in den Beleidigungsmodus, als sehnten sie sich geradezu danach, endlich wieder jemandem die Fresse polieren zu können. Immerhin legen sie bei diesen Beleidigungen einige Kreativität an den Tag: Seit der Sichtung des Films warte ich förmlich darauf, endlich jemanden fragen zu können, ob er mir einen gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben wolle.
KILL SQUAD darf in mancherlei Hinsicht als der perfekte Heimkinofilm gelten: Er hat diesen unnachahmlichen Charme, den nur diese räudigen Ramschproduktionen mit Zielpublikum „Vollasis und Kickboxer“ verströmen, glänzt darüber hinaus mit eimerweise unfreiwilliger Komik, ohne sich jedoch ganz und gar der Lächerlichkeit preiszugeben. Nein, man kann und darf den Film noch einigermaßen ernst nehmen, auch wenn es schwer fällt. Ich liebe diese „Alte Vietnambuddies raufen sich für ihren Kumpel zusammen“-Filme, in denen einer nach dem anderen sein Leben mit größter Selbstverständlichkeit über den Haufen wird, um für einen alten Kameraden von anno dunnemals wieder Ärsche zu treten. (Der kürzlich begutachtete THE ANNIHILATORS ist das etwas professionellere Ebenbild dieses Filmes.) So laufen sie dann am hellichten Tag in schnieker Tarnfleck-Klamotte rum, wie es in der Realität nur absolute Soziopathen tun, die in Filmen wie KILL SQUAD, die die Welt in zauberhaftester Märchenmanier auf den Kopf stellen, auf einmal die wahren Helden sein dürfen. Wenn einer nach dem anderen von den Schüssen eines Unbekannten niedergestreckt wird, der aber immer so lange wartet, bis die nötige Information aus den Bösewichten herausgedroschen wurde, seine Kumpels in stiller Andacht, aber ohne den ganz großen Schmerz dessen Hundemarken abreißen, weiß man demnach: Ein Idiot weniger. Die große Überraschung am Ende überrascht dank eines gnadenlos duchsichtigen Verhüllungsmanövers garantiert niemanden, dafür aber die Szene um den bärtigen Pete (Francisco Ramirez), der von zwei Kollegen vom Dach eines Hauses geworfen wird, weil er sie schlecht aussehen lässt, sie dann aber unten ohne jeden Kratzer erwartet, um ihnen die verdiente Abreibung zu verpassen. Das ist ein passendes Bild für diesen Film, der wirklich in jede nur erdenkliche Stolperfalle latscht, aber am Ende trotzdem unverletzt daraus hervorgeht. Ein Meisterwerk der Selbsthauptung. Ich Söldnerkommando, also Kill Squad.
„Hey Flitzpiepe!
Den Gefallen mit dem Lutscher kann ich dir gerne erfüllen, du Bratenbengel!“
Dieser Film hat mich gelehrt das es in Sachen deutscher Synchro noch viel abgründigere linguistische Gefilde zu entdecken gilt, als die zwar tollen aber damals schon zu oft durchgenudelten, wortakrobatischen Gefechte von Spencer und Lee.
BLUTRAUSCH mit Telly Savalas und Franco Nero wird in der deutschen Synchro bspw auch zu einem Kandidat für die unheilige synchronisierte Dreifaltigkeit!
Die Unterteilung des Films in Leveln statt in Szenen an deren Ende immer der Boss des Abschnitts und der Tod eines der Protagonisten wartet finde ich gerade aufgrund seiner Überschaubarkeit ziemlich meisterwerkig.
Der „big reveal“ am Ende ist sowas von wahnwitzig doof das es eine Freude ist.
Der Masterplan ist derartig genial (was war nochmal das Endziel?) das man dáfür schon mal die eigene Frau ermorden sowie die eigene Clique dezimieren darf.
Wie ich hörte hat der Film den gesellschaftlichen Blick auf mehr rollstuhlgerechtere Eingänge im öffentlichen Leben geschärft! Ich persönlich glaube ja hier jeder einzelne des Kommandos Bescheid wußte wofür er sich hier opfern wird, aber aufgrund ihrer toxischen Kumpelei und der Kriegsschuldigkeit die sie gegenüber ihres Freundes hatten war dies absolut kein Problem für die Jungs. Mein persönliches Highlight ist ja das undurchsichtige Geschäft mit Ungeziefer und Insekten was einer der Typen am Laufen hat.
Das ist großartiges Kino!
„Schmusekäfer? Bitte bestellen Sie mir zwei für meine Alte!“
[…] Gerade selber mit offenem Mund und offenen Ohren gesehen/gehört: „Kill Squad“ aka „Das Söldnerkommando“. Oliver Nöding will uns da auf Remember It For Later keinen gebrauchten Lutscher ans Hemd […]