Mit ‘Blake Lively’ getaggte Beiträge

the shallows (jaume collet-serra, usa 2016)

Veröffentlicht: September 14, 2019 in Film
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Ich liebe Haifilme: Wie könnte es anders sein, denn JAWS machte mich einst zum Filmfan. Ich muss nicht unbedingt jeden Haifilm sehen, aber wenn alle Jubeljahre mal einer rauskommt, der mit schönen Production Values auftrumpfen kann, bin ich dabei. THE SHALLOWS habe ich mir, wie auch den zuletzt mit viel Freude nachgeholten BAIT, lange vor mir hergeschoben. Für einen Haifilm muss ich einfach in der richtigen Stimmung sein und am liebsten mag ich es, wenn sich mehrere angesammelt haben, die ich dann innerhalb kurzer Zeit schauen kann. Da bin ich ziemlich genau so wie die Filmhaie, die ja auch regelmäßig von 90-minütigen Heißhungerattacken heimgesucht werden, während derer sie dann ganze Hundertschaften von Statisten und Nebenfiguren verspeisen.

THE SHALLOWS war 2016 wenn schon kein großes Ding, so doch ein ziemlich breit in den Kinos gestarteter Genrevertreter, der mit einer recht interessanten Prämisse (und einer knackigen Hauptdarstellerin) aufwarten konnte. Anstatt wieder einmal eine größere Gruppe von Menschen mit der schwimmenden Fressmaschine zu konfrontieren, ist THE SHALLOWS über weite Strecken ein Ein-Personen-Stück, das sich dem verzweifelten Überlebenskampf der Surferin Nancy (Blake Lively) widmet, die nach einer Haiattacke schwer verletzt auf einem kleinen Riff strandet, das von der kommenden Flut überschwemmt zu werden droht. Sofern sie nicht als Fischfutter für den sie belauernden Weißen Hai enden will, muss sie also rechtzeitig einen Weg finden, sich in Sicherheit zu bringen.

Jaume Collet-Serra, der sich nach seinen Anfängen mit den Horrorfilmen HOUSE OF WAX und ORPHAN in den letzten Jahren vor allem als Spezialist für Liam-Neeson-Actionfilme erwiesen hat (mit dem Nordiren drehte er UNKNOWN, NON-STOP, RUN ALL NIGHT und THE COMMUTER), baut sein Konfrontations- und Belagerungsszenario schön langsam und mit großem Gespür für die menschliche Urangst vor dem Unbekannten, das in der Tiefe lauert, auf. Das Meer der verlassenen mexikanischen Bucht (gedreht wurde THE SHALLOWS in Australien) leuchtet so verlockend wie in einem TUI-Werbespot, doch der Zuschauer weiß im Gegensatz zur Protagonistin ja bereits, dass diese Schönheit überaus trügerisch ist. Immer wieder blickt die Kamera über die sanft wogende Meeresoberfläche, die für das Auge undurchsichtig ist, gleitet dann in die Tiefe, um noch einmal die Verlorenheit der auf ihrem Surfbrett sitzenden Nancy deutlich zu machen. Der Hai tritt wie in Spielbergs Meisterwerk eigentlich erst gegen Ende wirklich grafisch in Erscheinung, aber er ist dennoch ständig präsent. Und das ist es ja, was die Situation der jungen Frau so prekär macht: dass sie eben nie genau weiß, wo das Raubtier sich befindet, dass die Bedrohung da ist, auch wenn sie sich nicht zeigt. Damit das Warten auf die Konfrontation und den unvermeidlichen Showdown nicht zu dröge wird, gibt es zuvor zwei Surfer und einen Säufer, die Bekanntschaft mit dem Tier machen: Die Angriffe sind schön wirkungsvoll inszeniert, auch wenn die CGI nicht (mehr) ganz State of the Art sind. Das betrifft auch die Szenen gegen Ende, als sich der Himmel über der Bucht verdunkelt und man ziemlich deutlich erkennt, dass sich die schöne Blake Lively nicht auf einem Riff im Meer, sondern im trockenen Studio vor einem Greenscreen räkelt. Als ähnlich unschön empfand ich die Idee, ihre Facetime-Dialoge mit Papa (Brett Cullen aus STEWARDESS SCHOOL) und Schwester mittels EInblendung des Displays im Bild zu lösen. Das ist eine etwas alberne Spielerei, die wahrscheinlich dem Wunsch geschuldet ist, ihrer Familie ein Gesicht zu geben, ohne direkt in deren Domizil schneiden zu müssen. Ich verstehe den Gedankengang dahinter, aber es wirkt ein bisschen gimmicky, sieht scheiße aus und bringt THE SHALLOWS nicht wirklich weiter. Der Film hat also definitiv seine Schwächen, etwa die Tolpatschigkeit Nancys, die sich wirklich ständig irgendwo stößt, verletzt oder schneidet, eine ist, aber ich rechne es Collet-Serra trotzdem hoch an, sich in einem knappen, straff erzählten 90-Minüter auf die Konfrontation von Schöner und Biest auf begrenztem Raum konzentriert zu haben, anstatt seine Geschicht künstlich aufzublasen und mit allerhand erzählerischem Ballast vollzustopfen. Ich mochte den im letzten Jahr gelaufenen, reichlich doofen THE MEG ja ganz gern – wie gesagt: I’m a sucker for sharxploitation -, aber er zielt mit seinem Riesenhai ziemlich an dem vorbei, was meine anhaltende Hai-Faszination bzw. -Angst eigentlich ausmacht. THE SHALLOWS hat verstanden, worum es geht, und delivert die goods. Mehr braucht es manchmal nicht.

Wenn man als Außenstehender etwas über die Realität des Drogenhandels in den USA jenseits statistischer Werte erfahren will, ist Rap ein guter Einstieg. Der „daily struggle“ in den Armutsvierteln der Metropolen führt Unterprivilegierte seit Jahrzehnten in das Dilemma, mit dem Drogenhandel auf der einen Seite den Ausweg aus der Armut zu schaffen, dabei aber auf der anderen die eigenen „Brüder“ in die Sucht und den Tod zu führen. Die vor allem in den letzten 10 Jahren reüssierende „Trap Music“ – meist aus den Südstaaten stammender Rap über den Alltag des Drogendealers, vorgetragen von Künstlern mit mehr oder weniger authentischen Drogenbiografien, wie Young Jeezy, The Clipse, Yo Gotti, Gucci Mane, T.I. und zahlreichen weiteren – zeichnet sich neben der genreüblichen Prahlerei über die eigene Tollkühnheit und die so erworbene Affluenz immer wieder auch durch die ernüchterte Reflektion darüber aus, zu welchem Preis letztere eigentlich erworben wurde – und wie vergänglich der „Ruhm“ des Dealers ist: Jeden Tag kann er selbst der Verlierer des Spiels sein.

Was hat das mit SAVAGES zu tun? Oliver Stone lässt in seinem Drogen-Crime-Thriller zwei weiße Mittelklassen-Kids – der eine, Chon (Taylor Kitsch), Irak- und Afghanistan-Veteran, der andere, Ben (Aaron Johnson), absolvierter Business- und Botanik-Student und selbst ernannter Buddhist – mittels eigener Marihuana-Zucht zu Reichtum und schickem Strandhaus an der kalifornischen Küste kommen und dann mit der mexikanischen Drogenmafia aneinanderrasseln, die für die privilegierte Konkurrenz nur wenig Sympathie übrig hat. Weil das CIA den Rivalen El Azul unterstützt, schwimmen dem von Elena „La Reina“ (Salma Hayek) geführten Baja-Kartell die Felle davon und so ist es zur Kollaboration mit den erfolgreichen Hipster-Dealern gezwungen. Die haben verständlicherweise nur wenig Interesse daran, ihre Gewinne zu teilen, noch dazu mit Verbrechern, deren Methoden noch weniger zimperlich sind, als die von enforcer Chon. Die beiden teilen sich die blonde Strandnixe O. (Blake Lively) und mit dieser den Traum vom Ausstieg und dem Leben in Indonesien. Der Drogenhandel ist ihnen Mittel zum Zweck und den Widerspruch, einerseits vom modernen Hippietum zu träumen, ihr kriminelles Geschäft andererseits auch mit Gewalt zu verteidigen, halten sie mit der Ignoranz von Wohlstandsbengeln aus, die keine Verpflichtungen kennen, jede Verantwortung für ihr Tun ablehnen. Sie lernen auf schmerzhafte Art und Weise, dass der internationale Drogenhandel kein Spaß ist – und schon gar keine Freizeitbeschäftigung, die man wieder fallen lässt, wenn man die Lust daran verloren hat.

Ben, Chon und O. sind konsequenterweise die Identifikationsfiguren für den Zuschauer – letztere fungiert als Voice-over-Erzählerin –, aber die Sympathien sind keineswegs so klar verteilt. Die anfängliche Bewunderung für den Unternehmergeist der beiden Männer (und der Neid auf ihre wilden Schäferstündchen mit der sinnlichen O.) weicht recht schnell dem Unverständnis über die moralische Flexibilität, die sie bei ihrem Tun an den Tag legen und der Erkenntnis, dass sie nicht unbedingt besser sind als die Profis aus Mexiko. Natürlich drückt man ihnen die Daumen, dass sie die Konfrontation mit dem Baja-Kartell überstehen – aber dennoch schwingt die Genugtuung darüber mit, dass die beiden mal ordentlich Mores gelehrt bekommen, ihnen der Zahn gezogen wird, sie gehörten nicht dazu. Und zwar von Menschen, die ihr Metier nicht gewählt haben wie einen Kaffee to go bei Starbucks, sondern die ihm mit Haut und Haaren verpflichtet sind, die darin leben – und sterben. Die eigentliche Sympathiefigur von SAVAGES – und auch die interessanteste weil facettenreichste Figur – ist Elena „La Reina“, Witwe des ehemaligen Anführers des Baja-Kartells und zwangsläufig Erbin seines Imperiums. Sie füllt ihre Rolle mit Bravour aus, aber während das Leben von Ben, Chon und O. aussieht wie aus dem Reiseprospekt, hat sie es längst verlernt zu lachen oder gar ihren Reichtum zu genießen. Um sich in der Männerdomäne zu behaupten – einem Haifischbecken, in dem jeder lauernd den anderen umschwimmt –, hat sie sich von jedweder Emotion freigemacht und wartet so angespannt auf den Tag, an dem ihr ein Untergebener den Dolch ins Kreuz rammen wird.

SAVAGES würde ich spontan als Kreuzung aus Oliver Stones wildem NATURAL BORN KILLERS und der Fernsehserie WEEDS beschreiben: Von ersterem hat er die grell überzeichnete Gewalt, den sinnlichen Voice-over, die aufgeheizte Erotik und die jungen, attraktiven Protagonisten, die nicht bereit sind, sich anzupassen. Mit WEEDS, der Serie um eine Mittelklassen-Dealerin, deren anfängliches Nebengeschäft Marihuana-Handel sich bald zu einem Großunternehmen ausweitet und die darüber jeden Maßstab verliert, teilt er die Erkenntnis, dass es ein Irrglaube ist, man könne auf „saubere“ Art kriminell sein. SAVAGES ist nicht perfekt, Stone entwickelt seine Linie nicht so klar, wie er das zu seinen besten Zeiten tat. Hier und da wird der Film flach, scheint der Regisseur – der selbst eine bewegte Drogenvergangenheit hat – dem Oberflächenreiz zu verfallen, schleichen sich Szenen in den Film, die über das Klischee nicht hinauskommen. Die sich anbahnende, ungleiche Freundschaft zwischen Elena und ihrer Gefangenen O. ist zwar von zentraler Bedeutung für den Film, wirkt aber unangenehm didaktisch, nie wirklich echt. Das erzählerische Gimmick am Schluss, wenn das Finale zwei mal mit ganz unterschiedlichem Verlauf gezeigt wird, ist kaum mehr als ein leeres Spannungselement, lediglich dem Zweck geschuldet, den Zuschauer zu überraschen – was misslingt, weil es durch O.’s Voice-over-Zeile, sie könne zum Zeitpunkt der Narration bereits tot sein, bereits frühzeitig telegrafiert wird. Andererseits ist es gerade diese Uneinheitlichkeit, das Zerfahrene, nicht Stromlinienförmige, das mich für den Film eingenommen hat. Stone war früher einer meiner Lieblingsregisseure, weil er stets eine klare Botschaft hatte, die er mit Vehemenz verkündete. Irgendwann war es dann genau das, was mir den Spaß an seinen Filmen verdarb: das Pädagogische, Didaktische. SAVAGES hat auch eine klare Botschaft. Aber Stone verzettelt sich bei ihrer Verkündung ebenso in Widersprüchen wie seine beiden Protagonisten im „sauberen Drogenhandel“. Das mag auch Absicht gewesen sein: Der Begriff „Savage“ bezeichnet hier erst die grausamen Killer des Kartells, dann die selbstgerechten Jungdealer, am Ende schließlich einen Zustand vorzivilisatorischer Unschuld. It’s a mad world …

Der tollkühne Pilot Hal Jordan (Ryan Reynolds) wird als erstes menschliches Mitglied des „Green Lantern Corps“ auserwählt, einer Art intergalaktischer Bürgerwehr, die vom Planeten Oa aus über die Galaxie wacht. Als ein uraltes Wesen namens Parallax aus seinem Gefängnis ausbricht, droht der Erde Gefahr. Doch Hal Jordan stellt sich der Herausforderung …

Als Kind fand ich die „Grüne Leuchte“, wie die DC-Comicserie bei uns hieß, immer blöd. Mit einem Helden, der einen Ring aus dem Kaugummiautomaten benötigte und noch dazu einen solch bescheuerten Namen hatte, konnte ich einfach nichts anfangen. Wie die Green Lantern zu ihren Fähigkeiten kam und was es mit diesen auf sich hat, das habe ich daher erst durch diesen Film erfahren (bzw. durch Reviews, die ich vorher gelesen hatte). Zwar finde ich die Green Lantern jetzt nicht mehr ganz so beknackt, dennoch ist es sicherlich ungleich schwieriger, ihn zum Protagonisten einer ambitionierten Realverfilmung zu machen als einen geerdeten Helden wie Batman, den ikonischen Superman oder einen zur Identifikation einladenden Jugendlichen wie Spider-Man. Martin Campbells Film belegt diese Vermutung: Für einen „ernsten“, wirklich involvierenden Actionfilm ist die Story um die Weltraumpolizei und die Wunderlampe irgendwie zu kindisch, aber den beliebten Comichelden zum Protagonisten eines selbstironischen Camp-Spektakels zu machen, kam wohl auch nicht in Frage. So entfaltet der Film nie ganz sein Potenzial: Um der Geschichte wirklich zu folgen, ist das ganze zu krude und albern, gleichzeitig versäumt Campbell es aber auch, gerade dies zu seiner Tugend umzudeuten. GREEN LANTERN bleibt ad nauseam durchgenudelten Plotstandards verpflichtet, anstatt eine eigene Linie zu finden, seine Charaktere werden daher nie lebendig, sondern bleiben zweidimensional und flach. Pflichtschuldig werden Standard-Plotstationen abgehakt, die einem die Figuren kein Stück näherbringen, der eigentliche Konflikt des Films dann in 20 Minuten abgespult.

Es gibt durchaus ein paar hübsche Bilder, die wie direkt aus den Heften auf die Leinwand projiziert wirken. Der Showdown im Weltall ist sehr ansehnlich, wenn man auch angesichts der zahlreichen umfassenden CGI-Effekte vergisst, dass man hier keinen Zeichentrick-, sondern einen Spielfilm sieht. Überhaupt kommt gegen Ende das Leben in den Film, das man während der quälend öden ersten Stunde schmerzlich vermisst. Alles in allem bleibt GREEN LANTERN ein Film, mit dem die Produzenten wahrscheinlich niemandem wirklich einen Gefallen getan haben: Er erntete überwiegend schlechte Kritiken und enttäuschte an den Kassen, sodass fraglich bleibt, ob hier tatsächlich ein neues lukratives Franchise aus der Taufe gehoben (ein kurzer Epilog leitet schon das potenzielle Sequel ein) oder nicht eher eines vorzeitig zu Grabe getragen wurde. So mies, wie mancherorts behauptet wurde, ist GREEN LANTERN allerdings nicht. Er ist einfach nur biederer, typischer Hollywooddurchschnitt, wie man ihn mittlerweile gewöhnt ist und sich deshalb kaum noch drüber ärgern mag. Für Zwischendurch oder für die 5, 6 Euro, die ich für die DVD bezahlt habe, geht das schon.