Als DIE KLOSTERSCHÜLERINNEN vor Jahresfrist zu fortgeschrittener Stunde beim 12. Hofbauer-Kongress lief, wurde ich leider von der Müdigkeit dahingerafft. In Erinnerung geblieben sind mir vor allem das geradezu magische, wie vom Himmel heruntergeschickte Licht und die luxuriösen Farben, die die traumhafte Kopie erstrahlen ließen. Die DVD vermittelt erwartungsgemäß nur noch einen fahlen Abglanz dieser Pracht, aber immerhin genug, um zu erkennen, dass sich mit Eberhard Schröder ein Mann in den Report-Sumpf der Siebzigerjahre verirrt hatte, der durchaus zu Höherem befähigt war. Schon sein vor Kurzem hier von mir gefeiertes Kinodebüt MADAME UND IHRE NICHTE zeichnete sich durch opulente visuelle Schauwerte aus, noch dazu durch eine Leichtigkeit, die man vor allem mit italienischen Genrefilmen jener Zeit verbindet. Leider machte der bahnbrechende Erfolg der erwähnten Report-Filme einer potenziell viel versprechenden Karriere den Garaus. Auf MADAME UND IHRE NICHTE folgte der HAUSFRAUEN-REPORT und so ging das bis 1974 mit ähnlichen Titeln weiter, als Schröder nach seinem ersten seriösen Film, der von der Kritik verrissenen Malpass-Verfilmung ALS MUTTER STREIKTE im Alter von nur 40 Jahren verstarb.
Auch DIE KLOSTERSCHÜLERINNEN fällt im weitesten Sinne unter das Report-Label: Per Voice-over meldet sich die bekannte Stimme, die diesmal einem Psychologen zugeschrieben wird, um von den Problemen der jungen Mädchen zu berichten, die auf die Klosterschule St. Margarethen gehen. Die eine wird von der lesbischen Oberstudienrätin Frisch (Elisabeth Volkmann) betäubt und dann sanft entjungfert, sehr zum Entsetzen der gut betuchten Eltern. Die spröde Eva-Maria (Krstina Nel) verliebt sich in den knackigen Pater Johannes (Felix Franchy), wendet sich dann aber aus lauter Verzweiflung einer Kameradin zu. Zwei andere stehlen sich heimlich davon und lassen sich von zwei Studenten ihrer lästigen Jungfräulichkeit befreien. Und die Mutter der unter Waschzwang leidenden Tove, eine ehemalige Prostituierte, will ihre Tochter nun ihrerseits auf dem Strich verhökern, wo die Jungfrau ihr genug Geld für die ersehnte Fischbude (!) bringen soll. Die Nonnen kommen gar nicht mehr nach, bei so viel aufwallender Libido, wissen keinen anderen Rat als rigorose Strafen, schon allein um die schäumende Elternschar zu besänftigen, die gefälligst keinen Ärger mit den Balgen haben will, wenn sie schon viel Geld für ihre Erziehung ausgeben.
Im Grunde ist alles so, wie man es von den Reports gewohnt ist, mit dem Unterschied, dass DIE KLOSTERSCHÜLERINNEN zum einen – wie erwähnt – viel schöner aussieht als die meisten seiner Genrekollegen, zum anderen durchaus ernst gemeint wirkt in seiner Kritik an Spießertum, Kirche und rigider Sexualmoral. War der kritische bzw. aufklärerische Impetus der Reports sonst nur das durchsichtige Mäntelchen, das man kleinen Softsexfilmchen umgehängt hatte, um ihnen eine gewissen Respektabilität zu verleihen und den Zuschauern ein Alibi zu liefern, so wirkt DIE KLOSTERSCHÜLERINNEN durchaus einfühlsam. Das dunkle steinerne Kloster, das da wie eine Trutzburg der Moral aus dem winterlichen Wald herausragt, ist ein lebens- und liebesfeindlicher Ort, an dem die zarten weiblichen Pflänzchen keinerlei Wärme erfahren. Schröder fängt diesen Kontrast zwischen einer jahrhundertealten christlichen Tradition und den Bedürfnissen der Jugend in den Siebzigerjahren in ebenso kontrastreichen Bildern ein, bewahrt auch in seinen Sexszenen eine Distanz, die eher von Respekt zeugt als von marktschreierischem Merkantilismus. Diese schwebende Zwitterhaftigkeit kommt auch im umwerfenden Schlager zum Ausdruck, der als Titelsong (geschrieben von Giorgio Moroder) fungiert. Ein psychedelisches Hammondorgel-Riff kündet von Aufruhr, Wildheit, Aufbruch, bevor ein zartes weibliches Schlagerstimmchen entschieden dazwischengrätscht: „Es war nur ein Traum“. Ganz wie der Film.