Mit ‘Eurospy’ getaggte Beiträge

Francos LUCKY, EL INTREPIDO gehört zu den „Superheldenfilmen“, die begünstigt durch den Erfolg der BATMAN-Serie und den Filmabenteuern von James Bond in den Sechzigern ein kleines Subgenre zwischen Eurospy und Science Fiction bildeten und deren bekanntester und bester Vertreter wahrscheinlich Mario Bavas DANGER: DIABOLIK ist. Überraschenderweise fällt sein Beitrag weniger billig aus, als man das vielleicht erwartet hat: Es steckte unter anderem deutsches Geld in dem Projekt, was sich unter anderem im Mitwirken des Edgar-Wallace-Regulars Dieter Eppler und Barbara Bolds niederschlägt, die kurz zuvor in Harald Reinls NIBELUNGEN-Filmen vor der Kamera gestanden hatte. Trotzdem ist der Film ein flüchtiges Vergnügen, das für Jess-Franco-Verehrer nur ganz am Rande interessant ist. Dafür dürften Filmseher, die mit dem Werk des Spaniers sonst eher auf Kriegsfuß stehen, hier ganz gut bedient werden.

Lucky M. (Ray Danton) ist ein berühmter Verbrecherjäger, der auf einen Geldfälscherring angesetzt wird. Die Ermittlungen führen ihn erst nach Rom und dann schließlich nach Albanien und auf dem Weg wird er mit den genreüblichen Bedrohungen und Überraschungen konfrontiert: seltsamen Geheimbünden, hinterlistigen Partnern, ebenso gefährlichen wie attraktiven Frauen, autoritären Militärfiguren, gedungenen Mördern und Last-Minute-Enthüllungen. Am schönsten ist für Freunde des Europulps sicher die Begegnung mit der zauberhaften Rosalba Neri als albanische Militärbefehlshaberin, die vom schneidigen Lucky auf die Matratze gezerrt wird. Sehr schön ist auch der Besuch des Titelhelden auf dem „Schwarzmarkt der Geheimagenten“ in Rom, auf dem in schwarze Trenchoats gewandete Gestalten unauffällig auf und ab gehen und mit flüsternde Stimme Geheimnisse feilbieten. Die ganze Posse wird mit ironischer Distanz erzählt, der Held ist ein ziemlicher Trottel und bisweilen erinnert der Humor des Films beinahe an den Metawitz der Zucker-Abrahams-Zucker-Filme, mit der Einschränkung, dass die Gags hier deutlich tiefer fliegen. Kurze „Standbilder“, in die Sprechblasen gemalt wurden, lassen den Wunsch erkennen, einen filmischen Comicstrip vorzulegen, was aber nicht konsequent durchgehalten wird und letztlich eine halbgare Randerscheinung bleibt. Trotzdem bietet LUCKY, EL INTREPIDO – deutscher Titel LUCKY M. FÜLLT ALLE SÄRGE – grellbunte Kurzweil, die sich vor der alles andere als übermächtigen Eurospy-Konkurrenz nicht verstecken muss. Ich fand den Film überraschend gut gelungen, deutlich charmanter etwa als den zuvor gesehenen DIE SIEBEN MÄNNER DER SUMURU, aber ich nehme trotzdem an, dass es für mich in diesem Leben bei dieser einen Sichtung bleiben wird.

Mit CARTES SUR TABLE (im englischsprachigen Raum vollmundig als ATTACK OF THE ROBOTS veröffentlicht) leistete Franco seinen Beitrag zum Eurospy-Film bzw. einen Nachklapp zu den Lemmy-Caution-Filmen, mit denen der amerikanische Hauptdarsteller Constantine in den Fünfzigerjahren berühmt geworden war und deren Titelhelden er dann in einer endlosen Reihe von Filmen nur geringfügig variierte – darunter auch der postmodern-selbstreflexive ALPHAVILLE von Francos großem Vorbild Godard.

In CARTES SUR TABLE geht es wieder einmal um Gedankenkontrolle und willenlos gemachte Sklaven: Diesmal steckt aber kein rachsüchtiger Mad Scientist hinter dahinter, sondern eine Verbrecherorganisation bondesker Superschurken: Die armen Sklaven werden mithilfe einer modischen Hornbrille hypnotisiert und zeigen unter ihrem Einfluss eine dunkle Hautfarbe, die sich verflüchtigt, sobald sie sterben. Dem Weltbeherrschungsplan auf der Spur ist Agent Al Pereira (Eddie Constantine), der zu Beginn des Films eigentlich einem Ruhestand voll Wein, Weib und Gesang (bzw. Glücksspiel) entgegensieht, dann aber gegen seinen Willen rekrutiert und mit der attraktiven Kollegin Cynthia (Sophie Hardy) zuammengebracht wird. Gemeinsam nehmen sie es mit den gedungenen Mördern sowie den Masterminds Lady Cecilia (Françoise Brion) und Sir Percy (Fernando Rey) auf.

CARTES SUR TABLE bemüht den verspielten Ton, der für den Eurospy-Film charakteristisch ist, inklusive der offenen Anspielungen auf das große, erfolgreiche Vorbild, sowie die bunte, muntere Abfolge von attraktiven Schauplätzen, Keilereien, romantischen Einsprengseln, Action- und Slapstickeinlagen, über der die Handlungslogik schon einmal in Vergessenheit gerät. Die Implikationen der einzelnen Szenen spielen bereits in der nächsten schon keine Rolle mehr, erlaubt ist, was Spaß macht. CARTES SUR TABLE ist sich aber vielleicht etwas zu sicher, dass sich das Vergnügen, das sein Hauptdarsteller bei seiner One-Man-Show allem Anschein nach hatte, auch ungebrochen auf den Betrachter überträgt. Constantines gute Laune und das selbstbewusste Grinsen, das auch angesichts tödlicher Bedrohung nie sein Gesicht verlässt, unterminieren jeden Anflug von Spannung: Der ganze Film wirkt – so ganz unbeabsichtigt ist das angesichts seiner zahlreichen Brechungen gewiss nicht – wie reines Make-believe, das dann aber in letzter Instanz nicht weit genug geht. Für eine postmodern-avantgardistische Fingerübung ist der Film am Ende doch zu bieder und den Mechanismen des Genres verpflichtet, für einen vergnüglichen Agentenfilm ist CARTES SUR TABLE einfach nicht spannend genug. Der Film ist jederzeit irgendwie putzig und nett, aber das reicht nicht, um das Interesse über 80 Minuten wachzuhalten. Das größte Rätsel ist aber die Anwesenheit von Fernando Rey, der zuvor bereits für Luis Buñuel vor der Kamera gestanden hatte und gewiss zu mehr in der Lage war, als was er hier zeigt. Anstatt ihm einen saftigen Part auf den Leib zu schreiben, lässt Franco ihn weitestgehend ungenutzt im Bild rumstehen.

Meine Versuche mit dem Eurospy-Genre waren bisher nur mäßig erfolgreich: Ich mag das Prinzip der Filme, die Bildwelten, in die sie den Betrachter entführen, ihre pulpige Aneinanderreihung von Schauwerten und infantilen Ideen sowie den Mut der Verzweiflung, mit dem sich die meist auf ein karges Budget limitierten Regisseure der Herausforderung entgegenwarfen, dem großen James Bond Konkurrenz zu machen. Aber trotz grundsätzlicher Sympathie haben mich die meisten Vertreter des Genres bislang eher milde gelangweilt. DEADLIER THAN THE MALE kommt in meiner Gunst deutlich besser weg, was nicht zuletzt an den besseren Production Values und der ausgezeichneten Besetzung liegt, aber dass Tarantino ihn zu seinen Lieblingsfilmen zählt, ist meines Erachtens doch eher auf den häufigen, wahrscheinlich koksinduzierten Sprechdurchfall des Regisseurs zurückzuführen: DEADLIER THAN THE MALE ist sympathische, stimmungsvolle Unterhaltung, dabei deutlich besser inszeniert als das Gros der Eurospy-Konkurrenz aus Südeuropa und von elegantem Witz, der tatsächlich an die großen Vorbilder erinnert, aber er ist nun auch nicht gerade von dem Stoff, der einen in grenzenlose Euphorie versetzen würde. Dafür ist die ganze Affäre dann doch wieder etwas zu bieder und gemütlich.

Interessant ganz sicher, dass dieses Rip-Off auf einer literarischen Vorlage basiert, die Bond-Erfinder Ian Fleming erst auf die Idee für die Doppel-Null im Geheimdienst ihrer Majestät brachte. Der britische Autor Herman Cyril MacNeile erdachte die Figur des Weltkriegsveterans/Privatdetektivs Hugh „Bulldog“ Drummond 1920 und schrieb dann bis zu seinem Tod im Jahr 1937 insgesamt zehn Romane um ihn, bevor Gerard Fairlie die ehrenvolle Aufgabe übernahm, das literarische Erbe weiterzuführen, was er bis 1954, dem Jahr des letzten Bulldog-Drummond-Romans, auch tat. Verfilmungen ließen angesichts des Erfolgs nicht lang auf sich warten: Der Stummfilm BULLDOG DRUMMOND datiert auf das Jahr 1922, es folgten bis in die Fünfzigerjahre regelmäßig weitere Adaptionen sowie ein eigenes Serial. Mit DEADLIER THAN THE MALE übernahm der Brite Ralph Thomas das ambitionierte Projekt, den schlummernden Romanhelden neben James Bond auf der Leinwand zu etablieren, und ihm stand dafür mit Richard Johnson ein Akteur zur Verfügung, der selbst als Bond im Gespräch gewesen war, bevor sich die Produzenten schließlich auf Sean Connery festlegten. In der deutschen Synchronfassung spricht Johnson dann auch mit der Stimme von Connery-Sprecher Gert Günther Hoffmann. Johnson ist exzellent als charmanter, typisch britischer Ermittler und das u. a. von Jimmy Sangster verfasste Drehbuch hält sich dankenswerterweise nicht lang mit einer langweiligen Origin-Story auf. Wer dieser Hugh Drummond (die deutsche Synchro nennt den armen Mann beständig „Juck“) tatsächlich ist, darüber schweigt der Film sich weitestgehend aus, aber das Sujet ist so bekannt, dass das keine Rolle spielt.

Worum es eigentlich geht, ist hingegen ähnlich schwer herauszufiltern wie in den Bond-Filmen: irgendwie um viel Geld, Erdöl und einen bis zum Schlussakt unbekannt bleibenden Superschurken, der die titelgebenden „heißen Katzen“ als gerissene Auftragsmörderinnen einsetzt. Vor allem die schöne Elke Sommer bekommt reichlich Gelegenheit, ihre Gardemaße – etwa das üppig bestückte Dekolleté – vorzuführen, sodass man DEADLIER THAN THE MALE schon beinahe als ihren Film bezeichnen kann. Die sieben Jahre ältere Sylvia Koscina wird ihr gegenüber etwas ins zweite Glied verschoben: Es wirkt ein bisschen so, als sei den Machern erst während des Drehs klar geworden, dass die Kluft zwischen den beiden Schauspielerinnen deutlich größer ist, als angenommen. Neben Sommers Atomfigur wirkt die Koscina, selbst eine attraktive und begehrenswerte Frau, fast wie ein Hausmütterchen. Und so übertölpelt sie dann ja auch Drummond kleinen Bruder: Lässt sich beim Einkaufsbummel anrempeln und daraufhin alle Einkäufe fallen. Immer wieder gut für einen schuldbewussten Lacher sind auch die salopp hingeworfenen Sexismen und Rassismen, hier etwa in der Szene, in der ein Informant die als Masseuse engagierte Schwarze zärtlich als „Schokopüppchen“ bezeichnet. (By the way: Ist die Wohnung dieses Informanten, in der ihn eine riesige Leinwand per Knopfdruck an einen sonnigen Sandstrand versetzt, nicht ein wissender Hinweis auf die fakeness der eigenen Produktion?) Aber größtenteils kann DEADLIER THAN THE MALE auf Basis seiner intendierten Gags bestehen – oder dem, was die deutsche Synchro – wie so oft in verspieltem Plaudermodus – hinzudichtet. Vor allem die von Drummond locker fallen gelassenen Reaktionen auf Wortäußerungen der Nebendarsteller erwecken mehr als einmal den Eindruck, als habe sich die deutsche Dialogregie einige Freiheiten genommen. Wunderbar etwa, wenn Drummond auf das Versprechen seines Bruders, er werde das geliehene Geld bestimmt zurückzahlen, nur resigniert mit „So alt werde ich nicht“ antwortet. DEADLIER THAN THE MALE und sein Held sind von angenehmer Lakonie, nicht unbedingt die Eigenschaft, die man mit den all ihre vermeintlichen Attraktionen ostentativ-geschäftig ins Bild rückenden Eurospy-Vehikeln als erstes verbindet.

Leider bin ich gegen Ende eingeschlafen und hatte bisher noch keine Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen. Dem Protokoll meiner Erstsichtung kann ich immerhin entnehmen, dass es ein Finale mit einem Riesenschachbrett gibt, das mir zumindest damals sehr gut gefallen hat. Glücklicherweise bin ich aber rechtzeitig zur Explosion von Elke Sommer wieder aufgewacht. Und natürlich, um den großartigen Titelsong der Walker Brothers noch einmal zu hören.

Einer von unzähligen Vertretern des in den Sechzigerjahren ungeahnte Blüten treibenden Eurospy-Genres, darf TIFFANY MEMORANDUM für sich in Anspruch nehmen, zu den ernstzunehmenderen Vertretern der Zunft zu zählen. Der Film verzichtet auf die Science-Fiction-Gimmicks und fantastischen Eskapaden der großen Vorbilder aus der James-Bond-Reihe und serviert eine recht straighte Agentengeschichte um den Reporter Dick Hallam (Ken Clark), der durch eine dumme Verwechslung in einen Mordkomplott und das sich daran anschließende Ränkespiel der Geheimdienste gezogen wird. Sergio Grieco, der zwar als fähiger Handwerker bezeichnet werden darf, nichtsdestotrotz aber eher am unteren der Verwertungskette angesiedelt war, erstaunt hier mit einer durchweg gediegenen und sicheren Inszenierung und dem ein oder anderen originellen visuellen Einfall, der das Interesse an der klischierten Geschichte wachhält. Das hat zur Folge, dass TIFFANY MEMORANDUM durchaus auf Basis seiner eigenen Meriten bestehen kann und nicht bloß von dem Charme profitiert, der aus dem bisweilen rührend unbeholfenen Versuch resultiert, sich mit einem unerreichbaren Original zu messen.

Es hat ganz sicher nicht geschadet, dass die vorgeführte Kopie in einem prächtigen Zustand war, die die gewohnt poppigen Farben von Kleidern, Autos, Inneneinrichtung und Leuchtreklamen des Schauplatzes Westberlin wunderbar zur Geltung brachte. Ken Clark – der mich ein bisschen an den US-Schauspieler Aaron Eckhart erinnert – ist ein sympathischer Held, attraktiv und viril, aber nicht zu glatt, also eher Sean Connery als Roger Moore. Er erdet das Ganze und verleiht der Räuberpistole die nötige Glaubwürdigkeit. Die deutsche Titelschmiede spielte ihm aber böse mit: Der Titel KOMM GORILLA, SCHLAG ZU!, unter dem der Film hierzulande firmierte, ist ganz ohne Zweifel ein Seitenhieb auf die pelzige Ganzkörperbehaarung und die wenig eleganten Bewegungsabläufe des kantigen Amerikaners, die aber auch schon fast den einzigen unfreiwilligen Lacher evozieren. Gut, der Zugunfall, der den Ausgangspunkt für seine Misere bilden, ist auch eher putzig mit seinen plötzlich und ohne Grund umherpurzelnden Modellwagons, aber ansonsten hat Grieco das wahrscheinlich karge Budget gut im Griff. Auch die Kameraarbeit ist ausnehmend gelungen und einen Einfall wie jenen, einen auf einem Röntgentisch Sterbenden mit dem Bild seines die letzten Schläge machenden Herzens zu konfrontieren, darf schon fast als genial bezeichnet werden.

Auf der anderen Seite der Medaille ist TIFFANY MEMORANDUM trotzdem ganz gewiss kein Film, der einem schlaflose Nächte beschert, und das teilt er dann wieder mit den meisten seiner Genrekollegen. Das Gros Eurospy-Filme lebt von seinem Zeitkolorit, der Sechzigerjahre-Ausstattung, der schwofigen Musik und den preisgünstigen Effekten, auf die Grieco wie oben beschrieben fast gänzlich verzichtet, und das gilt auch für diesen hier. Man goutiert ihn am besten, indem man sich entspannt zurücklehnt und nicht zu viel Aufregung erwartet. Als „Ambientfilm“ funktioniert TIFFANY MEMORANDUM ganz gut, wirklich aufregend oder gar spektakulär ist er aber ganz gewiss nicht.

Lucio Ridolfi (Vittorio Gassman) reist mit seiner Gattin Hilde (Emma Danieli) sowie Freund Riccardo (Adolfo Celi) und dessen Frau Simonetta (Isabella Biagini) in einen Winter-Kurzurlaub nach Sestriere. Die beiden Männer hätten eigentlich gern einmal Ruhe vor ihren Frauen, um hemmungslos flirten zu können. Mit einer Finte entledigen sie sich der beiden und stürzen sich sogleich ins Abenteuer. Für Lucio endet das aber schon bald mit einem Schock: Im Haus seiner Eroberung Helen (Beba Loncar) wohnt er einer Ermordung bei, nur wenig später wird er nach Kairo verschleppt und rasselt dort in eine turbulente Spionagegeschichte …

Herrlich! Luciano Salces sich am Rande des Eurospy-Films tummelnde Komödie ist beseelt von jener wundersamen Mischung aus sonniger Sxities-Entspanntheit und quirliger Aufregung, wie sie nur Südeuropäer so sympathisch hinbekommen. Die Gimmicks, die in den James-Bond-Rip-offs stets eine zentrale Rolle einnehmen, sind hier gänzlich abwesend, stattdessen besinnt sich Salce auf die Stärken der Commedia all’Italiana, die auch dann noch im Mittelpunkt des Interesses bleiben, wenn er sie durch zeitgenössische Einflüsse aufpeppt oder seinen Helden durch die ägyptische Wüste jagt. Es geht letztlich doch immer um den italienischen Mann, seinen schlitzohrigen Machismo einer-, seine Hasenfüßigkeit andererseits sowie die diese Eigenschaften kongenial ergänzende Biestigkeit bei geradezu grotesker Vertrauensseligkeit seiner Frauen. Die besten Szenen hat SLALOM dann auch zu Beginn, wenn er noch eine ganz normale Beziehungskomödie um zwei Männer in den „besten Jahren“ und ihre Ehefrauen ist: Gassman und Celi sind göttlich im Zusammenspiel, wie sie wissende Blicke austauschen und jammern, aber in Gegenwart ihrer Gattinnen dann doch immer wieder kuschen.

Vittorio Gassman ist wahrscheinlich die Idealbesetzung für diesen Typen: gut aussehend, dabei kultiviert und durchaus nicht uncharmant, aber eben doch, wie es der deutsche Verleititel sehr treffend ausdrückt, ein „Windhund“, der es perfekt versteht, sich irgendwie durchs Leben zu lavieren, ohne sich dabei jemals auf irgendwelche Prinzipien festnageln zu lassen – nur ein echter Römer zu sein, darauf besteht er. Die größere Überraschung ist Celi, der ja sonst eher die kalten Patriarchen oder aber größenwahnsinnige Schurken mimt: Er ist wunderbar als Lucios Freund, der den gemeinen Trick seiner Frau, immer genau das Gegenteil von dem zu tun, was er vorschlägt, abfängt, indem er dasselbe macht und so eben doch stets bekommt, was er will. Es ist ein bisschen schade, wenn er nach einer halben Stunde aus dem Film verschwindet und Gassman das Feld überlässt, aber Salce tröstet darüber hinweg, indem er das Tempo aufdreht und eine Verwicklung an die nächste reiht. Es ist immer was los in SLALOM und weil auch die deutsche Synchro dieser Rarität wunderbar mitspielt, darf man sich auf sympathisches Entertainment auf durchaus gehobenem Niveau freuen – im Eurospy-Genre durchaus keine Selbstverständlichkeit.

Eine tolle Entdeckung in atemberaubender Farbqualität, die auch auf dem Hofbauer-Kongress oder dem Terza Visione gut aufgehoben gewesen wäre.

 

Das gab’s noch nie: Die drei Stars der Karl-May-Reihe, Pierre Brice, Lex Barker und Stewart Granger, vereint in einem einzigen Film! Und noch dazu Karin Dor, unvergesslich als Winnetous Gspusi Ribanna in WINNETOU 2. TEIL! Das war das Versprechen des Films, seine Unique Selling Proposition, um es mal in Marketingsprech zu sagen, und die Produzenten waren anscheinend so angetan von dieser Idee, dass die Notwendigkeit, eine richtige Story um diesen Besetzungscoup herum zu stricken, ihnen offensichtlich zweitrangig erschien. So ist GERN HAB ICH DIE FRAU’N GEKILLT also ein Episodenfilm geworden, in dem die drei Stars doch wieder fein säuberlich voneinander getrennt in unterschiedlichen Segmenten agieren, die in Wien (Granger), Rio (Barker) und Rom (Brice) spielen, und also doch nicht „gemeinsam“ auftreten.

Die Rahmenhandlung dreht sich um einen vermeintlichen Mädchenmörder (Peter Vogel), der sich auf der Flucht vor der Polizei im Haus von Professer Alden (Richard Münch) versteckt und von diesem im Verlauf des Abends drei Geschichten zu hören bekommt, die fuck all mit seinem Schicksal zu tun haben, aber egal. Episode eins ist die beste des Films und lässt Granger als mondäner Privatdetektiv David Porter in einer Mordsache in Wien ermitteln – natürlich zu Zithermusik. Dieser Teil des Films ist mit Leichtigkeit sauber inszeniert mit einigen schönen, stimmungsvollen Bildern des nächtlichen Wiens und gut aufgelegten Darstellern. Neben Granger, der diese versnobten Gentlemänner im Schlaf beherrscht, gefällt vor allem Walter Giller als sein freundlicher Butler. Episode zwei fällt dann schon massiv ab und schickt Pierre Brice als Geheimagent Brice (haha!) nach Rom. Worum es geht, ist zweitrangig, die ganze Geschichte wirkt wie aus unattraktiven Resten zusammenstückelt, ein bemüht lustiger Voice-over-Kommentar sowie alberne Soundeffekte versuchen zu retten, was zu retten ist. Es misslingt. Episode drei schließlich lässt den Privatdetektiv Glenn Cassidy (Lex Barker) von Los Angeles nach Rio jetten, um ein Komplott aufzudecken. Karin Dor absolviert einen sinnlosen Cameo als Rezeptionistin in einem Hotel und Klaus Kinski macht seine Aufwartung als kleiner Gauner. Natürlich dürfen Impressionen vom Karneval nicht fehlen. Am Ende erweist sich der Mädchenmörder als Kriminalist, der den eigentlichen Killer – Professor Alden – überführt.

GERN HAB ICH DIE FRAU’N GEKILLT, benannt nach dem Stück „Gern hab ich die Frau’n geküsst“ aus der Operette „Paganini“ von Franz Lehár, ist einigermaßen kurzweilig – wie könnte es bei einem Episodenfilm auch anders sein -, aber so willkürlich und sinnfrei, dass es kracht. Weder passen die drei Geschichten zusammen – von der oben erwähnten Gemeinsamkeit ihrer Hauptdarsteller mal abgesehen – noch werden sie durch die ebenfalls bescheuerte Rahmenhandlung in irgendeiner sinnstiftenden Form zusammengeführt. Man kann hier wirklich nur mutmaßen, was wirklich für eine Idee hinter dem Film steckte bzw. warum es nicht gelang, einen die drei Episoden überspannenden Bogen zu finden. Als Drehbuchautor fungierte übrigens Rolf Olsen, neben etlichen anderen, z. B. Ernesto Gastaldi, und ich vermute, dass wir ihm die „witzigen“ Sprüche aus Episode zwei zu verdanken haben. Ein Mysterium, dieser Film, aber keins der guten Art.

So lustig die einstigen Erzeugnisse der deutschen Titelschmiede auch immer wieder sind, für Freunde des unterschlagenen und missachteten Films sind sie häufig ein Ärgernis, weil sie das hinter ihnen steckende Werk oft genug diskreditieren. Manchmal allerdings treffen sie voll ins Schwarze und übertrumpfen noch den Originaltitel. Gianfranco Baldanellos räudiger Eurospy-Film etwa hörte in Italien auf den Namen IL RAGGIO INFERNALE, was nicht nur so viel wie, sondern ziemlich genau „Der Höllenstrahl“ bedeutet. Was vielleicht ein origineller Titel für einen satanischen Natursektporno gewesen wäre, mutet in diesem Kontext doch mehr als nur ein wenig einfallslos und generisch an. Da musste mehr gehen! Und so verheißt die Schöpfung der deutschen Verleiher in berückend karger, aber dennoch poetischer Diktion MIKE MORRIS JAGT AGENTEN IN DIE HÖLLE und bringt den infantil-asozialen Charme des Films damit auf den Punkt. „Mike Morris jagt Agenten in die Hölle“: Es ist nur zu gut vorstellbar, dass die Titelfigur von IL RAGGIO INFERNALE diesen Satz in schöner Regelmäßigkeit von den fiesen Bullys auf dem Pausenhof der Agentenschule an den Kopf geworfen bekam, kurz bevor sie ihm das von der Mama mit Liebe geschmierte Wurstbrot entrissen und in den Sand warfen. Sie quälten ihn so lang damit, bis er sich zur Rache in sein Zimmer zurückzog, büffelte und ackerte wie ein Besessener, nächtelang auf dem Schießstand einschloss und die Geheimagentenprüfung zur großen Überraschung seiner Rivalen mit Auszeichnung absolvierte.

Leider, leider stieß dieser Superagent Mike Morris dann aber nicht auf Terence Young, um seine aufregendsten Fälle auf die Leinwand bringen zu lassen, sondern auf Gianfranco Baldanello. Der hatte gerade den Sparstrumpf seines blässlichen, schwer kurzsichtigen Sohnes ausgeraubt, um sich mit billigem Rotwein volllaufen und sich von einer arthritischen Prostituierten mit künstlicher Hüfte einen runterholen zu lassen, und war von Morris‘ Agentenstorys so begeistert, dass er das Geld spontan in die Produktion von IL RAGGIO INFERNALE investierte. Die arthritische Prostituierte, die sich über die finanzielle Zuwendung schon gefreut hatte, vertröstete er kurzerhand damit, dass er ihre schäbige Vorortwohnung als Drehort nutzte.

Das ist natürlich alles Quatsch, den ich hier vor allem deshalb niederschreibe, weil ich nach den letzten Eurospyfilmen nicht schon wieder dieselben Phrasen dreschen will, aber wenn man sich Baldanellos Film so anschaut, erscheint meine kleine Erklärung nicht mehr ganz so unplausibel. Wenn der Eurospy-Film auch in seinen preisgünstigsten Inkarnationen doch immer mit dem mondänen Pomp der oberen Zehntausend liebäugelt, seine Protagonisten ölige Weltmännischkeit aus jeder gut gebräunten Pore verströmen lässt und sie, distinguierte Edelfrauen im starken Arm, in der mit feinen Spirituosen gut bestückten ersten Klasse der Nobelairlines an die schönsten Orte der Welt schickt, dann entsendet IL RAGGIO INFERNALE seinen etwas tumben Helden in ranzige Absteigen, in denen trauriger Perserteppich-Imitate auf dem staubigen Fußboden ihrem modrigen Ende entgegenschimmeln, Frauen am Rande des Klimakteriums ihre Betonfrisuren mit Mottenkugelduft bestäuben und verzweifelte Tagelöhner im schlecht sitzenden Anzug aus dem Second-Hand-Laden weit außerhalb ihrer Komfortzone agieren, wenn sie in Unehren ergraute Todesstrahlen-Erfinder aus tristen Heizungskellern entführen. Das erste, was man vom Schauplatz Barcelona sieht, sind die Schornsteine einer rußigen Asbestfabrik, die angeblich beste Bar am Ort macht einen ziemlich wurmstichigen Eindruck.

Das make believe, das sowieso schon die wesentliche Mission des Eurospy-Films ist, weicht hier erst einem „Bittebitte“, wenn da putzige Spielzeugautos als Ersatz für the real deal vom Bordstein (= Klippe) in eine Pfütze (= Ozean) plumpsen oder in einer viel zu langen Einstellung ein Spielzeughubschrauber und ein Spielzeug-U-Boot ein trautes Stelldichein in einer Badewanne feiern, dann schließlich einem „Ach, Scheiß drauf!“. Die letzte halbe Stunde ist ein einziges wüstes Geballer und Gekloppe, jeder vorher noch latent aufrecht erhaltene Eindruck einer Welt der suaven Ritterlichkeit wird mit Verve über Bord geworfen und IL RAGGIO INFERNALE kommt ganz zu sich selbst. Das galt wohl auch für Hauptdarsteller Gordon Scott, dessen vorletzter Film das war und der hier, mit der Stimme Sean Connerys, einige tolldreiste Bonmots zum Besten geben darf.

Mal sehen, wie lange es dauert bis ich mal einen wirklich guten Eurospy-Film erwische. Dieser hier geht schon einmal in die richtige Richtung, allerdings hatte er auch die dankbare Position, nach zwei absoluten Schnarchvehikeln – OK CONNERY und MISTER DYNAMIT – in meinem Heimkino zu starten. Wer den damals gerade 34-jährigen Regisseur Umberto Lenzi kennt, der weiß, dass er eher der Typ für das handfeste Kinohandwerk ist. Sein zweiter Eurospy-Film nach dem im selben Jahr gedrehten A 008 OPERAZIONE STERMINIO ist dann, wenn auch vielleicht nicht gerade als ruppig, so doch als bodenständig zu bezeichnen. Große Reden schwingenden Superschurken mit Weltbeherrschungsfantasien und Science-Fiction-Stützpunkten sucht man hier ebenso vergebens wie fintenreiche Wunderwaffen oder Killer mit Stahlgebiss. Stattdessen begibt sich Secret-Service-Mann Martin Stevens (Roger Browne), genannt Superseven, auf die Spur einer verschwundenen Kamera, deren Zoomobjektiv aus einem brandneuen Metall gefertigt wurde, dass „hundertmal radioaktiver“ ist als Uran, aber für den Menschen völlig ungefährlich. Die Suche nach der Kamera führt ihn erst nach Kairo und dann nach Locarno, begleitet wird er dabei von der schönen Denise (Fabienne Dali), die er ziemlich dreits aufreißt und die ihm dann nicht mehr von der Seite weicht. Die nicht minder attraktive Faddja (Rosalba Neri) kreuzt seinen Weg ebenfalls mehrfach und auch der Schurke Ales (Massimo Serato) ist selten weit entfernt. Es gibt die üblichen Scharaden, Mordanschläge auf mögliche Hinweisgeber, Verwechslungen und Fallen, die Superseven immer mit einem smarten Lächeln überwindet.

SUPERSEVEN CHIAMA CAIRO wird selten wirklich spektakulär, vermeidet aber allzu große Blödheiten ebenso wie Langeweile. Es ist immer irgendwas los und manchmal bleibt dann auch was hängen. Sehr putzig fand ich etwa Supersevens Einfall, eine ihm untergejubelte Drogentote als Puppe für eine Museumsausstellung zu tarnen. Die bei ihm eintreffenden Kriminalbeamten tun ihm den Gefallen, den frappierenden Unterschied zwischen zwei Schaufensterpuppen und der deutlich echter aussehenden Toten nicht zu bemerken. Und später gibt es eine niedliche Szene auf einem Campingplatz, auf dem sich die erwachsenen Camper offensichtlich mit einer ziemlich ausufernden Version des Spiels „Schweinchen in der Mitte“ amüsieren. Auffällig ist, dass SUPERSEVEN CHIAMA CAIRO relativ bescheiden daherkommt. Der Eurospy-Film neigt ja eher zu einem gewissen Posertum und sein Charme rührt oft daher, dass Anspruch und Wahrheit ziemlich weit auseinanderklaffen. Lenzi vermeidet hingegen alle sich üblicherweise darbietenden Fettnäpfchen: Sein Film ist von daher selten wirklich bemerkenswert, aber auch wieder ganz clever, seine Limitierungen kommen nicht „billig“ daher, sondern verleihen dem Film so eine Art milden Realismus. Vom Übermenschentum eines James Bond ist Superseven weit entfernt. Er steigt auch schon mal in einem bescheidenen Hotel an der Landstraße ab, wo Urlauber auf der schmalen Terrasse einen Ramazotti unterm Sinalco-Schirm genießen, während der Feierabendverkehr nur wenige Meter entfernt die Straße entlangrollt. Das hat was.

Es war natürlich arg naiv von mir, anzunehmen, dass ausgerechnet Franz Josef Gottlieb einen brauchbaren Eurospy-Film abliefern würde. MISTER DYNAMIT – MORGEN KÜSST EUCH DER TOD ist sehr typisch für das filmische Schaffen des Österreichers: Vordergründig bunt, turbulent und witzig, ist sein Bond-Abklatsch seelen- und leblos und noch dazu grauenvoll langweilig. Auch die Besetzung mit Old Shatterhand Lex Barker in der Hauptrolle und einem prominenten Stelldichein deutscher Stars sowie Kurzauftritte von Blacky Fuchsberger, Ralf Wolter und Eddi Arent kann daran nichts ändern. Dabei hatte die Verfilmung eines Romans aus der erfolgreichen Mister-Dynamit-Reihe aus dem Pabel-Verlag eigentlich ein mindestens ebenso lukratives Franchise lostreten sollen. Der Plan scheiterte nicht etwa am kargen Niveau, sondern daran, dass man Barker mit der Gage verprellte: Nachdem der sein Gehalt vor Gericht einklagen musste, hatte er auf weitere Fortsetzungen keine Lust mehr und die MISTER DYNAMIT-Reihe war Geschichte.

Nimmt man den ersten Teil als Orientierungspunkt ist das, wie gesagt, kein Verlust. MISTER DYNAMIT – MORGEN KÜSST EUCH DER TOD dreht sich um den Raub einer Atombombe und die sich daran anschließende Erpressung der Vereinigten Staaten durch den italienischen Superschurken und Märklin-Enthusiasten Bardo Baretti (Amedeo Nazzari). Auf ihn angesetzt wird der deutsche BND-Superagent Bob Urban (Lex Barker), der die Bombe finden und sicherstellen soll. Ausgerüstet wird er vom zerstreuten Tüftler Prof. Strahlmann (Eddi Arent), zwischenzeitlich hilft ihm der CIA-Kollege Cliff (Brad Harris), als blonde Verführung agiert Lu Forrester (Maria Perschy). Bardo Baretti sitzt meist an seiner Modelleisenbahn, bevor er dann eine ganze Flasche eines nicht weiter definierten Getränks auf Ex in sich hineinschüttet und sich in einen Teppich einrollt. Auf die Frage, warum er das tut, gibt Gottlieb leider keine Antwort. Anzunehmen, dass er das einfach lustig fand.

Der Verlauf, den die Geschichte um die gestohlene Atombombe nimmt, ist eigentlich interessant und hätte unter anderen Voraussetzungen Stoff für einen spannenden Film gegeben, aber für einen solchen war Gottlieb der falsche Mann. MISTER DYNAMIT findet nie seinen Rhythmus, scheitert kläglich im Messen an den großen Vorbildern aus Großbritannien und versäumt es, so etwas wie Zug zu entwickeln. Das selbstzweckhafte Location-Hopping ersetzt eine funktionierende Dramaturgie, die Szenen im Strategiezimmer des Weißen Hauses wirken hölzern, Lex Barkers ausgestellte Souveränität erstickt jeden Anflug von Spannung schon im Keim, selbstverliebte Auftritte von Fuchsberger (als Militärpolizist) und Ralf Wolter, der die Zuschauer am Ende im Stile eines Peter Lustig zum Abschalten auffordert, enttarnen das ganze Projekt als zynisches cash grab, das sein Versprechen großen Entertainments nie auch nur annähernd einlösen kann. Man hat während der langen 105 Minuten nie den Eindruck, dass irgendjemand eine echte Idee hatte, die über marktwirtschaftliche Erwägungen hinausging. „Lass mal einen Agentenfilm ins Kino bringen, die sind gerade beliebt und wir verdienen uns damit eine goldene Nase.“ Mehr scheint hinter MISTER DYNAMIT – MORGEN KÜSST EUCH DER TOD nicht zu stecken. Schade um die vertane Chance und den Einsatz solcher Schauspieler wie Ullrich Haupt, Siegfried Rauch, Dieter Eppler oder Wolfgang Preiss, die kaum etwas zu tun bekommen und von der Regie komplett im Regen stehen gelassen werden.

Wer sich für die literarischen Ursprünge des Films interessiert und von einem echten Fachmann in die Welt der Mister-Dynamit-Romane entführt werden will, der hat hier die Gelegenheit dazu, einen ausführlichen Text von Kollege Martin Compart zu lesen. Die Zeit ist da in jedem Falle sinnvoller investiert als bei der Sichtung des Films (der tatsächlich eine DVD-Veröffentlichung erfahren hat).

 

Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig: So könnte man das Dilemma von OK CONNERY beschreiben, der von Alberto De Martino routiniert inszeniert wurde, die rührenden Naivitäten anderer europäischer Bond-Klone weitestgehend  vermissen lässt – aber eben auch stinklangweilig ist. Interessant ist er zunächst einmal, weil er seinen Rip-off-Status so offensiv angeht wie nur wenige Eurospy-Vehikel, die in den Sechzigerjahren aus den Studios in die Kinosäle katapulltiert wurden: In der Hauptrolle als „Connery“ ist mit Neil Connery niemand Geringeres als der Bruder Seans zu sehen, dem dann auch ständig die große Ähnlichkeit zum Star bescheinigt wird. Als seine Auftraggeber fungieren mit Bernhard Lee und Lois Maxwell der „M“ und Miss Moneypenny aus den Vorbildern: Sie agieren hier zwar unter anderem, nicht Copyright-geschützten Namen, sollen aber unverkennbar dieselben Rollen spielen und belegen das durch ständige Anspielungen. Mit Adolfo Celi als schurkischem Mr. Thai, eines Angehörigen der Verbrecherorganisation „Thanatos“, und Daniela Bianchi sind zwei weitere einstige Bond-Mitwirkende von der Partie und das Titelthema dudelt ebensfalls auf den Spuren der Doppelnull. Will man das Positive hervorkehren, so könnte man sagen, dass OK CONNERY dem Professionalismus der Bond-Filme recht nahe kommt.

„Nahe“ ist in diesem Fall aber auch das Problem, denn so sehr sich De Martino auch müht, großes Kino abzuliefern, es hapert letztlich doch an allen Ecken und Enden. Das beginnt beim Hauptdarsteller, der seinem Bruder zwar ähnlich sieht, aber jegliches Charisma, das es dazu braucht, einen Film zu tragen, vermissen lässt. Das scheinen auch die Verantwortlichen gemerkt zu haben, denn Neil Connery wirkt wie ein Passant in einem Film, in dem er eigentlich die treibende Kraft sein sollte. Die Geschichte um einen Magnetstrahl, mit dessen Hilfe „Thanatos“ alle Maschinen auf der Erde lahmlegen kann, ist umständlich und konfus: Das gilt zwar auch für die Bondfilme, doch diese liefern wenigstens Attraktionen in schneller Folge, die das vergessen lassen. Hier hingegen passiert nix. Wenn zum Showdown dann endlich mal die Schwarte kracht, ist das durchaus hübsch anzusehen, aber zu diesem Zeitpunkt ist alle Geduld schon längst aufgebraucht.

Und genau deshalb geht der Schuss mit der erwähnten „Seriosität“ auch nach hinten los: Wenn OK CONNERY wenigstens schön beknackt wäre, die Distanz zu den Vorbildern mit schlechten Effekte und Pappmaché-Bauten wettmachte und so etwas zum Schmunzeln böte, man bekäme vielleicht kein großes Agentenkino, aber hätte immerhin seinen Spaß. So ermüdet das nicht vorhandene Spektakel schon nach kurzer Zeit: Ich war nach etwa der Hälfte des Films nur noch physisch anwesend, was genau danach noch passiert ist, könnte ich nicht mehr sinnvoll nacherzählen, zu egal war mir das alles. So bleibt am Ende ein Gimmick, das OK CONNERY einen gewissen Kuriositätenbonus verleiht. Es reicht aber, von der Existenz des Films zu wissen, um in munteren Biergesprächen unter Filmfreunden damit aufwarten zu können. Sehen muss man ihn beim besten Willen nicht.