Hatte mir der direkte Vorgänger JURASSIC WORLD bei der Erstsichtung mit einigen Abstrichen noch ganz gut gefallen, relativierte sich das bei der kürzlich erfolgten Zweitbetrachtung deutlich: Sind der Überraschungseffekt und die damit einhergehende Freude über ein Wiedersehen mit den Dinos erst einmal verpufft, bleibt von dem Film nicht mehr viel übrig als ein technisch kompetent gemachtes Effektspektakel ohne jede eigene Idee und Charme. In der Zeichnung seiner beiden Protagonisten stellt der Film sogar einen herben Rückfall in die Fünfzigerjahre dar, als auf Stöckelschuhen durch die Karriere rasende Powerfrauen noch regelmäßig von hemdsärmeligen Machotypen auf den Mutterinstinkt geeicht werden mussten. Dass von der Fortsetzung JURASSIC WORLD: FALLEN KINGDOM, die direkt an das megaerfolgreiche Reboot anknüpft, keine allzu großen Sprünge erwartet werden durften, war klar, aber beim mittlerweile fünften Eintrag in die Reihe ist die Luft schon beim ersten Durchgang raus.
Handlungstechnisch setzt dieser Teil seine Geschichte spiegelbildlich zu Spielbergs THE LOST WORLD fort: Nach der Katastrophe im Themenpark droht nun ein Vulkanausbruch, die seitdem frei lebenden Dinos auszurotten. Also engagiert der im Auftrag des Dinopark-Urhebers Lockwod (James Cromwell) agierende Eli Mills (Rafe Spall) die einstige Parkleiterin Claire (Bryce Dallas Howard) und den Raptorspezialisten Owen (Chris Pratt), um eine Evakuierungsaktion anzuführen. Wie man es von der Serie mittlerweile gewöhnt ist, ist dieser Plan aber eigentlich nur Vorwand für etwas Gemeines: Mills will nämlich den Indoraptor kreieren, eine neue, intelligente Killermaschine, um sie den Mächtigen dieser Welt als Waffe zu verhökern. In seinem britischen Anwesen kommt es zur Auktion und zur Auseinandersetzung mit dem tödlichen Biest.
Na, klingt das alles bekannt? Das liegt daran, dass in JURASSIC WORLD: FALLEN KINGDOM wirklich alles Second Hand, geklaut oder zitiert ist. Von der Wiedervereinigung des sich von nun an bis zum romantischen Happy Ende anzickenden Protagonistenprächens über den erneuten Besuch der von Ruinen des alten Parks übersäten Insel bis hin zu dem an Camerons ALIENS erinnernden Plan des Schurken und das ebenfalls von dort entlehnte Design des Indoraptors besteht dieser fünfte Teil einzig und allein aus Versatzstücken. Das ist an und für sich noch nicht verwerflich, auch wenn ich es schon bedauerlich und traurig finde, dass eine 200-Millionen-Dollar-Produktion sich solche Ideenarmut erlauben kann, aber die Lust- und Spannungslosigkeit, mit der diese Versatzstücke aneinandergereiht werden, ist beachtlich. Drei Tage, nachdem ich den Film gesehen habe, ist eigentlich nur eine Sequenz im Gedächtnis geblieben: die schöne Suspense-Szene, in der die beiden Helden mit dem eingeschläferten T-Rex in einem Transportcontainer gefangen sind. Der Rest ist reinstes Fast Food, das aber mit der großen Geste des Luxusdinners serviert wird, anstatt eben mit dem deutlich sympathischeren und bescheideneren Gestus eines JURASSIC PARK III. Spätestens , wenn der T-Rex zum mittlerweile dreiunddrölfzigsten Mal zu seiner triumphalen Schreipose ansetzt, möchte man den Machern zurufen, dass es kein Surrogat für echte Begeisterung und Leidenschaft gibt. An den Kassen lief auch dieser Film freilich wie geschnitten Brot und durchbrach die Eine-Milliarde-Schallmauer. Nuff said.