Dass aller guten Dinge drei sind kann man hinsichtlich der SPESSART-Filme von Kurt Hoffmann leider nicht bestätigen. Alles, was im ersten Film so liebenswert und stimmungsvoll war, im zweiten witzig, beschwingt, originell und spritzig, ist in HERRLICHE ZEITEN IM SPESSART albern, bemüht, verkrampft und geschmacksverirrt. Man erkennt das Bemühen, dem direkten Vorgänger noch einen draufzusetzen, nicht nur eine Musikkomödie mit satirischen Seitenhieben gegen die Politik in Bonn, Filz in den Amtsstuben, Altnazis und den Kapitalismus zu drehen, sondern wirklich eine Satire, einen Film, der das bekannte Sujet nutzt, um den Zustand der Weltpolitik aufs Korn zu nehmen. Ein hehres Ziel, das Hoffmann aber leider meilenweit verfehlt. HERRLICHE ZEITEN IM SPESSART ist eine Qual, weil die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit so offen zu Tage liegt, dass es weh tut.
Gegenwart: Anneliese (Liselotte Pulver) bereitet sich auf ihre Hochzeit mit dem amerikanischen Soldaten Frank Green (Harald Leipnitz) vor, der ihr versprochen hat, aus der Armee auszutreten. Doch das hat er mitnichten vor, steckt vielmehr mittendrin in einem vom deutschen General Teckel (Hubert von Meyerinck) angeheizten Kräftemessen mit den Russen. Just in diesem Moment landet die Raumfähre Spessart 3 mit den im letzten Teil zum Mond geschossenen Gespenster-Räubern. Sie nehmen Anneliese auf eine Zeitreise zu den Germanen ins Mittelalter und in die Zukunft mit, wo sie verschiedene Inkarnationen ihres Zukünftigen trifft …
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll: Die Idee mit den Gespenstern in einer Mondfähre war als Schlussgag in DAS SPUKSCHLOSS IM SPESSART noch sehr putzig gewesen, aber darauf einen ganzen Film basieren zu lassen? Die Behelfsmäßigkeit der Raumfahrtanzüge wie auch des Raumschiffinterieurs sollen wahrscheinlich skurril und liebevoll wirken, aber stattdessen passiert etwas anderes: Man fühlt sich nicht für voll genommen. HERRLICHE ZEITEN IM SPESSART scheint in dem Bewusstsein inszeniert, dass alles, was man sich ausgedacht hat, so herrlich komisch und mitreißend ist, dass man es dem Zuschauer nur noch vorsetzen muss, um sein Herz im Sturm zu erobern. Das Gegenteil ist der Fall: Die geschäftige Witzigkeit und Überdrehtheit fängt schon nach wenigen Minuten an, gnadenlos zu nerven, weil nichts davon ankommt. Besonders auffällig ist das bei den zahlreichen Kommentaren zum politischen Zeitgeschehen: Im Vorgänger waren sie noch ein überraschender Bonus, der immer wieder für einen Aha-Effekt sorgte, hier hat man sich gar nicht erst lang damit aufgehalten, diese Kritik sorgfältig einzuarbeiten, sondern lässt die Figuren regelmäßig mit einem dreifach unterstrichenen Augenzwinkern platteste Witze in die Kamera sprechen.
HERRLICHE ZEITEN IM SPESSART wird in der letzten halben Stunde geringfügig erträglicher, weil beim Besuch in der Zukunft ein paar Ideen abfallen, die ganz hübsch sind: Dass der Freistaat Bayern bei einem Eklat auf dem Oktoberfest 2012 in Ober- und Niederbayern zerfiel, ist so einer, die Erfindung eines Apparats, der als unpraktischer Vorläufer unseres Navigationsgerätes beschrieben werden kann, ein anderer. Aber das rettet diesen furchtbaren Film ebensowenig wie die Präsenz der bildschönen Hannelore Elsner. Bei DAS SPUKSCHLOSS IM SPESSART war ich noch überrascht darüber, wie unverkrampft, originell und, ja, auch mutig ein bunter, großer deutscher Familienfilm anno 1960 sein konnte. Bei HERRLICHE ZEITEN muss das Fazit lauten, dass der Versuch, sieben Jahren später dasselbe noch einmal zu machen, gnadenlos in die Hose gegangen ist. Hoffmanns Film ist nicht spritzig und witzig, sondern peinlich, altbacken und unerträglich.