Ich habe mich nie wirklich für THE FINAL COUNTDOWN interessiert, aber wie das manchmal mit solchen Filmen ist, laufen sie einem dann besonders beharrlich über den Weg. In dieser Zeit, in der 98 % der Blockbuster jedes Gramm Seele zugunsten technischer Perfektion eingetauscht haben, wohnt gerade solchen Eventmovies von anno dazumal, die heute wirken wie aufgeblasene B-Movies, ein enormer Zauber inne – und dass THE FINAL COUNTDOWN dann auch noch ganz gut in meine Katastrophenfilm-Exkursionen passt, reichte, um meinen Willen zu brechen. Am Ende habe ich mich darüber nicht ärgern müssen: THE FINAL COUNTDOWN bietet etwas gesichtslose, am Ende seltsam ins Leere laufende, handwerklich routinierte, aber keinesfalls spektakuläre Unterhaltung, die aber aus einem mir unerfindlichen Grund trotzdem niemals so scheißegal und austauschbar ist wie zeitgenössischer Quark, den man mit genau denselben Attributen versehen könnte.
THE FINAL COUNTDOWN handelt vom Flugzeugträger U.S.S. Nimitz, der in der Nähe von Hawaii in einen rätselhaften Sturm gerät und daraufhin knapp 40 Jahre in die Vergangenheit bugsiert wird – in den Zeitraum wenige Stunden, bevor die Japaner ihren Angriff auf Pearl Harbor fliegen. Die Frage, die sich stellt: Ist es an der Besatzung um Captain Yelland (Kirk Douglas), in die Kampfhandlungen einzugreifen und den Verlauf der Geschichte mit avancierter Feuerkraft und Kriegsmaschinerie entscheidend zu verändern, wie es der zufällig an Bord befindliche zivile Beobachter Warren Lasky (Martin Sheen) fordert, oder sollten sie sich raushalten, weil die Folgen für das Zeit-Raum-Kontinuum unüberschaubar sind, wie es die Meinung des Piloten und Hobbyhistorikers Richard Owens (James Farentino) ist?
THE FINAL COUNTDOWN geht der Beantwortung dieser Frage aus dem Weg, indem er just in dem Moment, in dem eine Entscheidung getroffen werden muss, einen zweiten Sturm vorbeischickt, der die U.S.S. Nimitz wieder in die Gegenwart zurückbringt. Das ist streng genommen kein schlechter Schachzug, weil er eben den Zuschauer dazu zwingt, über die vom Film gestellte Frage nachzudenken, anstatt ihm die Antwort zu servieren, aber ich zumindest erwarte bei einem solchen Film, der ein so großes Augenmerk auf Spektakel und große Bilder legt, am Ende auch in irgendeiner Form „bedient“ zu werden. Das versäumt Don Taylor, der sogar auf Bilder aus Fleischer und Masudas TORA! TORA! TORA! zurückgreift, um den Angriff auf Pearl Harbor in Szene zu setzen. Für eine TWILIGHT ZONE-Episode wäre seine Herangehensweise ideal gewesen, aber für eine halbstündige Fernsehepisode hätte man wahrscheinlich nicht die Kollaboration der US Navy gewonnen.
Hier dürfte dann auch ein für die Entstehung von THE FINAL COUNTDOWN ganz entscheidender Faktor liegen: Taylor stand für die Dreharbeiten tatsächlich die U.S.S. Nimitz samt Besatzung zur Verfügung. Ein Großteil des Films erinnert dann auch etwas an eine maritime, weniger geleckte und videoclippige Version von TOP GUN: Da wird die Präzision, mit der Düsenjets auf der vergleichsweise kurzen Start- und Landebahn abheben oder aufsetzen, mit großer Detailfreude gezeigt, bekommt der Zuschauer das gesamte zur Verfügung stehende Arsenal vorgeführt, samt militärischem Tamtam. Man muss THE FINAL COUNTDOWN zugutehalten, dass er im Unterschied zum genannten Vergleichstitel nicht wie ein Werbespot wirkt. Ohne sein Setting wäre Taylors Film jedenfalls sofort als der tolldreiste Quatsch enttarnt worden, der er eigentlich ist. Und es ist höchst fraglich, ob man Kirk Douglas und Martin Sheen zur Mitwirkung hätte überreden können.
Andererseits fand ich eine Sache dann doch bemerkenswert an THE FINAL COUNTDOWN und würde sie ihm durchaus positiv ankreiden wollen: Wenn Lasky da recht mutig zu bedenken gibt, dass die beobachteten Phänomene – Radioübertragungen aus den Vierzigerjahren etc. – darauf zurückzuführen sein könnten, dass man tatsächlich in die Vergangenheit gereist ist, zieht das nicht die in Genrefilmen sonst so üblichen Empörungsrufe und Verspottungen nach sich, vielmehr ist man nach kurzer Zeit bereit, seinen Vorschlag zumindest in Betracht zu ziehen. Auch wenn THE FINAL COUNTDOWN am Schluss wie erwähnt im Sande verläuft: Bis dahin vertrödelt er immerhin keine Zeit.