Mary Fiore (Jennifer Lopez), ist der beste Wedding Planner San Franciscos und darüber hinaus Psychologe, Sanitäter, Problemlöser und ein rundheraus großartiger Mensch. Zu Beginn befreit sie eine Braut unmittelbar vor der Trauung mit einer tief empfundenen Ansprache von ihren „kalten Füßen“, gibt ihr den verlorenen Mut und das Selbstwertgefühl zurück (später erfahren wir, dass diese Rede einstudierter Teil ihres routinemäßig abgerufenen Programms ist), verbietet dem Priester gouvernantenhaft den Toilettengang, weil der Zeitplan strikt eingehalten werden muss, platziert für die Kamera ungünstig positionierte Personen so um, dass diese sich nicht gegängelt, sondern im Gegenteil bevorzugt fühlen, kommuniziert mit kalter Professionalität über ihr Headset wie ein Navy SEAL („The FOB is MIA“, was bedeutet, dass der Vater der Braut vermisst wird) und versorgt den vor lauter Aufregung leicht angetrunkenen Papa mit dem im Bauchgürtel mitgeführten Vorrat an schnell wirkenden Medikamenten. Mary ist so toll, dass die bei der Traumhochzeit anwesenden Damen nicht etwa die Braut anhimmeln, sondern eben sie, die mit Adlerauge den reibungslosen Ablauf überwachende Schönheit, deren Liebesleben sie sich nur als himmlisch vorstellen können. Die Realität sieht natürlich anders aus: Abend für Abend kommt Mary in ihre Katalogwohnung, bereitet sich eine bescheidene Mahlzeit, die sie von einem akkurat abgestellten Tabletttisch einnimmt, putzt die sowieso schon sterile Behausung (natürlich mit einem um die Haare gewickelten Tuch), legt ihre Kleidung fein säuberlich zusammen und begibt sich dann allein in ihr ausladendes, aber keinesfalls protziges Bett. Statt einer Beziehung hat sie erst einmal die Karriere im Sinn, will Teilhaberin des Unternehmens werden, in dem sie schon so lange die besten Erträge bringt, und erhofft sich von der Organisation der Hochzeit der aus wohlhabendem Hause stammenden Fran Donolly (Bridgette Wilson-Sampras) den entscheidenden Boost. Sie ist auf einem guten Weg, wie man an dem überirdischen Leuchten in den Augen der Braut in spe und ihrer Eltern sieht, als Mary mit ernster Stimme und in die Ferne gerichtetem Blick erzählt, wie sie sich die Hochzeit vorstellt. Es ist, als empfange sie ihre Inspirationen vom lieben Gott persönlich.
Es ist vor allem der Papa (Alex Rocco), der sie immer wieder daran erinnert, dass sie selbst noch Single ist – ein Unding für eine Frau mit Marys Gardemaßen. Weil das für einen katholischen Italiener nicht sein kann, will er ihr den treudoofen Massimo (Justin Chambers) andienen, dessen Name Mary allein einen Blick abringt, der sagt: „Das kann nicht dein Ernst sein.“ Massimo fällt durch, weil er Mary als Kind genervt hat und sie mit dem Verspeisen von Schlamm beeindrucken wollte. Als Papa ihn trotzdem hinter eine Wand hervorzaubert, sieht man gleich: Massimo ist ganz nett und süß, aber eben doch maximal Brüderlicher-Freund-Material und überhaupt nicht Marys Kragenweite. (Erwähnte ich, dass Marys Papa einen schrulligen Schwarzen und eine alte Vettel als Kumpels hat, und sich die drei regelmäßig mit Mary zum Scrabble-Spielen treffen?) All die Kuppeleien scheinen hinfällig, als Mary den schönen Steve Edison (Matthew McConaughey) kennen lernt. Sie bleibt beim Überqueren einer Straße mit dem Absatz ihres brandneuen Gucci-Schuhs in einem Gulli stecken und wird in allerletzter Sekunde von Steve vor einem heranrollenden Müllcontainer gerettet, den ein fetter Taxifahrer durch eine Kollision versehntlich in Bewegung versetzt hatte. (Der Taxifahrer taucht später noch einmal auf because hilarious.) In den starken Armen des supersmarten Schönlings mit dem Gewinnerlächeln sinkt die offensichtlich hoch empfindliche Mary in Ohnmacht und wacht später von Kindern umringt in einem Krankenhausbett wieder auf. Steve ist nämlich Kinderarzt (!) und lässt der Schönen das gesamte Untersuchungsprogramm angedeihen, um sicherzustellen, dass sie bei dem Sturz keine inneren Verletzungen davongetragen hat. Sogleich macht sie – unter dem Druck ihrer hinzugeeilten besten Freundin und Kollegin, der hyperaktiven und latent soziopathischen Penny (Judy Greer), ein Date mit ihm aus, und er findet das peinliche Ringen um die richtigen Worte und das verkrampfte Verhalten der beiden nicht etwa furchteinflößend und psychotisch, sondern höchst amüsant. Sie treffen sich im Freilichtkino des Golden Gate Parks zu einem alten Musical, wo der schwarze Kumpel ihres Papas als Parkwächter arbeitet und ihnen das romantischste Plätzchen reserviert hat, die beiden fangen an zu tanzen, doch bevor sich ihre Lippen berühren, fängt es an zu regnen und sie lassen voneinander ab. Leidenschaft!
Um es kurz zu machen: Wenig später stellt sie fest, dass er der künftige Ehemann von Fran ist, woraufhin sie sich ihm gegenüber zur passiv-aggressiven Zicke verwandelt, in seiner Abwesenheit aber doch beginnt, über eine Verbindung mit Massimo nachzudenken, weil sie ja offensichtlich nicht für das große Glück gemacht ist. Der Papa offenbart ihr dann auch noch, dass er ihre Mutter erst am Tage der Hochzeit zum ersten Mal gesehen habe, weil ihre Ehe von den Eltern abgesprochen war, und dass sich die Liebe manchmal über die Jahre entwickele. Als Fran während der Hochzeitsvorbereitungen überraschend auf Geschäftsreise geht, kommen sich Mary und Steve erneut näher. Nachdem sie ihren ehemaligen Verlobten wiedertrifft – nun verheiratet und werdender Vater – und sich bei dem Treffen komplett zum Affen macht (sie versucht, sich vor ihm unter einem Tisch zu verstecken), tröstet Steve sie und macht ihr Avancen, die sie jedoch ablehnt. Zwischen Fran und Steve ist nämlich auch nicht alles perfekt und so werden am Schluss gleich zwei Ehen in letzter Sekunde gecancelt: Steve und Fran beschließen in freudigem Einvernehmen, sich zu trennen, der Papa interveniert auf dem Standesamt bei der ehehschließung von Mary und Massimo, weil er es doch sieht, dass das Töchterlein nicht mit dem herzen bei der Sache ist. Damit nicht alles umsonst war, kommt Steve angerauscht (mit dem Taxifahrer vom Anfang, because hilarious, siehe oben), offenbart, dass er wieder frei ist, und sofort wird alles in trockene Tücher gebracht. Ende.
Ein Film zur Bestätigung von Vorurteilen. Filmemachen als inspirationsfreies Going through the motions, bei dem echte Gefühle durch Lippenbekenntnisse und Klischees ersetzt werden. Auch Matthew McConaugheys natürliches Charisma kann hier nichts mehr ausrichten, und Jennifer Lopez, damals auf dem Gipfel ihrer seither verklungenen Berühmtheit, die richtig eingesetzt durchaus charmant sein kann, ist hier, wie der ganze Film um sie herum, hoffnungslos bland – das Filmposter vermittelt einen guten Eindruck von der „Lebendigkeit“ und Lebensnähe dieses Werks, gegen das ein deutscher Heimatfilm aus den Fünfzigern geradezu rebellisch, gewagt und sexuell anrüchig wirkt. Nun ist es wahrscheinlich etwas viel verlangt, dass ein Film wie THE WEDDING PLANNER mit ausgearbeiteten Charakteren, progressivem Rollenverständnis sowie zeitgemäßem Beziehungs- und Liebeskonzept um die Ecke kommt. Aber wenn ausnahmslos alle Fguren mit der emotionalen Intelligenz von verzogenen Sechsjährigen daherkommen müssen, damit das, was die Macher für eine „Geschichte“ halten, funktioniert, ist das eher nicht so gut. Hier wollen anscheinend vor allem solche Leute heiraten, die eigentlich gar nicht heiraten, ja noch nicht einmal überhaupt noch zusammen sein wollen. Überhaupt dieses Heiraten. Ja, ich trage auch einen Ehering, und er bedeutet mir auch etwas, aber ganz ehrlich: Es wäre auch ohne gegangen. Hier wird ein Riesenaufriss um dieses Event gemacht, und zwar von Leuten, die so sehr mit sich selbst beschäftigt sind, dass schon eine kleine Liebelei zum die eigene Existenz gefährdenden commitment wird. Das alles gehört, so viel habe ich schon mitbekommen, irgendwie zum Genre dazu, von dem niemand ernsthaft Realismus erwartet. Aber im Idealfall wird der hoffnungslose Romantizismus von Akteuren aufgefangen, die eine Chemie miteinander entwickeln, die den Zuschauer an ihrem Märchen teilhaben lässt. Hier werden zwei attraktive Schauspieler vom Drehbuch zum Traumpaar hochgejazzt, ohne dass man ihre Begeisterung füreinander wirklich mitfühlt. Mary ist eher verzweifelt als alles andere und Steve scheint grundsätzlich jede schöne Frau heiraten zu wollen, weil er das Glück hat, auszusehen wie Matthew McConaughey in seinen frühen Dreißigern. Wenn er Mary offenbart, dass der Abend im Park der schönste Moment seines Lebens gewesen sei, weiß man nicht, ob man die Chuzpe, mit der er diese Behauptung lächelnd vorträgt, bewundern oder ihn für sein anscheinend äußerst höhepunktarmes Liebesleben bemitleiden soll. Sein vorgegebener witzig-origineller Individualismus gipfelt in der Marotte, dass er nur braune M&Ms zu essen pflegt (wegen der Farbstoffe), was Mary so sehr beeindruckt, dass sie sich das gleich abschaut. (Man sieht die beiden vor dem geistigen Auge eine Spur bunter M&Ms hinter sich herziehen.) Matthew McConaughey ist als romantischer Liebhaber, zumindest als solcher der WEDDING PLANNER’schen Art, eher ungeeignet, und das ist nur einer der vielen eklatanten Fehler von Shankmans Film (fehlender Witz, das Einfühlungsvermögen einer Planierraupe und die Kreativität eines Finanzbeamten vor der Pension sind weitere). Mit Brille und pastellfarbenen Kaschmirpullovern sieht er wie schlecht als Langweiler verkleidet aus und sein suggestiv-herausforderndes Grinsen deutet den Sexprotz an, der an der monogamen Beziehung nur insofern interessiert ist, als ihre Vortäuschung ein gutes Mittel ist, Frauen wie Mary ins Bett zu zerren. Aber da ist bei ihr natürlich nix zu holen. Überhaupt: Dass man für den Anfang auch einfach mal miteinander bumsen könnte, bevor man sich fürs ganze Leben aneinander bindet, ist eine Idee, die keinem kommt. Völlig unterleibsverkrampft begegnen sie sich und machen sich schon beim Versuch, normale Konversation zu betreiben, zum Vollhorst. Die schmerzhafteste Szene des Films ist mit Sicherheit die, in der Mary Massimos vollkommen selbstzerstörerischen Heiratsantrag (er schenkt ihr ihr altes Puppenhäuschen, vollständig mit Minibild ihrer toten Mama, in dem ein Ehering liegt) durch Verschieben der Buchstaben „O“ und „K“ positiv beantwortet. Ein KO-Schlag, den der totgeborene Film eigentlich nicht mehr gebraucht hätte.
Gefällt mir:
Like Wird geladen …