Mit ‘Matthew McConaughey’ getaggte Beiträge

SPRING BREAKERS ist einer der besten Filme des nicht mehr ganz so jungen Jahrtausends, ein Meisterwerk, das gleichermaßen berauschend, erschreckend, betörend und witzig war. Den Regisseur Harmony Korine stellt das natürlich vor das nicht unerhebliche Problem, nachlegen zu müssen. THE BEACH BUM, der Nachfolger des Aufregers von 2012, lässt das Dilemma seines Urhebers deutlich erkennen: Bildlich-visuell sowie in der Thematisierung von Hedonismus, Drogen und Exzess lehnt er sich an SPRING BREAKERS an, doch er wirkt flüchtiger, leichter, improvisierter und spielerischer als der Vorgänger, wabert wie Marihuanadämpfe zum Himmel, wo er sich schließlich verliert, wie Korine selbst ihn beschreibt. Harte tonale Brüche entsprechen den beunruhigenden Störsignalen, die sich in jeden guten Rausch mischen. Der Film hat seine Momente, ist wunderschön anzusehen, aber richtig rund ist er nicht.

Die seltsame Mischung aus Charakterporträt und Stonerkomödie handelt von Moondog (Matthew McConaughey), einem einst erfolgreichen Dichter, der es seit einigen Jahren vorzieht, sich in einem Stadium andauernder Berauschtheit an der Promenade von Key West entlangtreiben zu lassen. Seinen Lebensstil ermöglicht ihm die wohlhabende Gattin Minnie (Isla Fisher), die sich in ihrer Miami-Luxusvilla mit dem Rap-Superstar Lingerie (Snob Doch) vergnügt, ihren Mann aber freudig empfängt, wann immer er sich blicken lässt. Als Minnie nach der Hochzeit der gemeinsamen Tochter Heather (Stefanie LaVie Owen) verunglückt, wird Moondogs Erbe eingefroren, bis dieser ein neues Buch veröffentlich hat. Die Aussicht auf Armut schockt den Lebenskünstler aber nur kurzfristig: Seine anschließende Odyssee führt ihn unter anderem in eine Entzugsklinik, wo er Bekanntschaft mit dem Party-Tier Flicker (Zac Efron) macht, und anschließend auf das Boot des Delfin-Tour-Veranstalters Captain Wack (Martin Lawrence).

THE BEACH BUM ist mehr oder weniger eine One-Man-Show für McConaughey, die mit kleinen Gastauftritten garniert wird. Sein Moondog könnte ein Alter ego seines Wooderson aus DAZED AND CONFUSED sein, der ja nur der erste Anlauf für die breit grinsenden, dauerbekifften Hängertypen war, die zur Spezialität des Texaners avanciert sind, etwa im  furchtbar missratenen SURFER DUDE, der wiederum als eine Art Vorstudie zu Korines Film betrachtet werden kann. In schlabberigen Urlaubsklamotten und stets ausgestattet mit einer Bauchtasche und einer Dose Bier, schlendert Moondog ziellos herum, von einer Pinte zur nächsten, weil man ihn kennt und auch irgendwie liebt, selbst wenn er sich nur so lange für seine Mitmenschen interessiert, wie sie ihm Freude bereiten. Er kifft und säuft, rezitiert seine alten Gedichte, reißt Frauen auf, die von seiner zurückgelehnten Art magisch angezogen werden und hämmert dann und wann auf seiner Schreibmaschine herum. Man kann sich vorstellen, mit diesem Typen einen Abend lang Spaß zu haben, aber irgendwie wirken sein Egoismus und seine Eindimensionalität schon beim Zuschauen anstrengend. Man fragt sich, was mit diesem Typen passiert ist, der doch einst ein angesehener Autor war, aber Korine interessiert sich nicht für seinen Hintergrund. In den Episoden um Flicker, Captain Wack und einen blinden jamaikanischen Flugzeugpiloten (Donovan St. V. Williams) sowie in den kurzen Treffen mit dem Literaturagenten Lewis (Jonah Hill) und Lingerie erinnert THE BEACH BUM dann sogar an die sketchartigen, improvisierten Komödien eines Will Ferrell oder Ben Stiller, manche Gags – ein Haiangriff auf Captain Wack, der die Tiere mit Delfinen verwechselt, Lingeries magische Marihuana-Staude – sind ganz in einer Comicwelt angesiedelt, andere Entgleisungen – die Attacke auf eine alte Dame im Rollstuhl, der Überfall auf einen behinderten Mann – reißen hart aus der allgemeinen Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung. Es wird nie ganz klar, wie Korine eigentlich zu seinem Protagonisten steht: Mal scheint er ihn zu bewundern, dann wird aber wieder klar, dass er ihn für ein verantwortungsloses Arschloch hält. Auch wie es sich mit seiner „genialen“ Lyrik verhält, bleibt ein Rätsel: Alle Figuren sind sich einig, dass Moondog ein Poet von Weltrang ist, aber wenn er seine Gedichte vorträgt, sind sie nicht viel mehr als bekifftes gibberish voller wohlklingender Worte und klischeehafter Huldigungen an den Sternenhimmel, die Sonne, die Schönheit der Frau und seinen Penis. Das alles scheint letztlich egal, weil Moondog mit sich im Reinen ist. Aber kann das wirklich der Maßstab sein?

Ich fand THE BEACH BUM bei der ersten Sichtung faszinierend und witzig, bei der zweiten relativierte sich das aber bereits. Es fällt einfach schwer, sich zu diesen Gestalten in Beziehung zu setzen, bei denen man nie so genau weiß, ob sie nun echte Charaktere sein sollen oder doch nur Gags (die im Falle von Fron und Lawrence aber zugegebenermaßen ziemlich gut sind). McConaughey äußerte sich in einer im Bonusmaterial festgehaltenen Drehpause dahingehend, dass er sich nicht wundern würde, wenn sich die vermeintliche Komödie am Ende als Horrorfilm entpuppte: Was Korines Unberechenbarkeit beschreiben sollte, offenbart sich als geradezu prophetische Einschätzung: THE BEACH BUM ist mit dem Gestus einer Liebeserklärung an ein unkonventionelles Original gedreht, und er hält diesen Ton auch dann noch, wenn sich dieses als rücksichtsloses Monster entpuppt, das Menschen beleidigt, bestiehlt, angreift oder ihnen lachend dabei zusieht, wie sie sich ins Unglück stürzen. Aber das ist weniger verstörend als vielmehr verwirrend: THE BEACH BUM wirkt wie Impro-Theater mit einigen herausragenden und einigen schwächeren Momenten, die sich einfach nicht schlüssig zusammenfügen wollen. Ich denke, man sollte ihn genau so betrachten: als Fingerübung, als Zwischenspiel vor dem nächsten großen Film, den Korine hoffentlich als nächstes machen und in dem er zur Stärke von SPRING BREAKERS zurückfinden wird.

 

 

 

Richard Linklaters DAZED AND CONFUSED ist einer meiner All-Time Faves und jetzt endlich auch in einer angemessenen HD-Version in Deutschland erhältlich. Ich habe auf diesen Seiten bereits über den Film geschrieben, aber habe das anlässlich der Veröffentlichung gern noch einmal getan. Wer das schöne, üppig ausgestattete Mediabook von Koch Media kauft – und wer das nicht tut, sollte definitiv seine Entscheidungen überdenken – darf also auch mein Booklet dazu lesen. Ihr wisst, was zu tun ist. Alles klar? Alright, alright, alright!

jf_dazedandconfused_final_smEin bisschen was zu DAZED AND CONFUSED habe ich schon nebenan in meinem Text zum „spiritual sequel“ EVERYBODY WANTS SOME!! gesagt, das natürlich auch der Anlass war, mir diesen Lieblingsfilm mal wieder anzuschauen. Nicht immer funktioniert eine solche Auffrischung, gerade Filme, die man in der erweiterten Jugend zu schätzen gelernt hat, erscheinen einem mit etwas Abstand oft unreif oder zu sehr einer bestimmten Zeit verhaftet, die unwiederbringlich verflogen ist. Aber DAZED AND CONFUSED ist immer noch so toll wie damals, wenn natürlich auch nicht mehr so überraschend. Er ist von einer quirligen Lebendigkeit, von einer immensen Dichte in seiner Atmosphäre, in der Zeichnung des Milieus, in dem er spielt, dass es wirklich schmerzhaft sein kann, sich daran zu erinnern, dass er nur ein Film ist, dass es diese Charaktere gar nicht wirklich gibt, und dass sie – wenn doch – gut 15 bis 20 Jahre älter als man selbst wären. Das Gefühl, an der Schwelle zu etwas Neuem, Aufregendem zu stehen, fängt er ein wie kaum ein zweiter Film und nebenbei gelingt ihm das Wunder, einen an einer jener wundersamen Sommer-Partynächte teilhaben zu lassen, die anscheinend nicht enden wollen, die vollgepackt sind mit kleinen Geschichten, Plots und Subplots, durch die man sich treiben lässt, mal hier mitmacht, dann wieder aussteigt, um sich von der nächsten Euphoriewelle an einen anderen Ort mitreißen zu lassen. Am Ende, wenn Pink (Jason London), Wooderson (Matthew McConaughey), Slater (Rory Cochrane) und Simone (Joey Lauren Adams), am Morgen nach jener grandiosen Nacht Richtung Houston rauschen, um dort die Tickets für das fieberhaft erwartete Aerosmith-Konzert zu kaufen, fühlt man sich wie sie: Ein bisschen hungover, berauscht, etwas müde, aber verdammt glücklich.

DAZED AND CONFUSED spielt am letzten Schultag des Jahres 1976 in einer texanischen Kleinstadt. Da gibt es die Schüler, die sich darauf vorbereiten, nach dem Sommer als „Seniors“ zurückzukehren, und die „Freshmen“, Junior-High-Abgänger, die von den Veteranen mittels demütigender Initiationsriten auf den kommenden „Ernst des Lebens“ vorbereitet werden. Im Mittelpunkt stehen der Senior Randall „Pink“ Floyd, Quarterback der Highschool-Footballmanschaft, der vom Coach dazu gedrängt wird, sich mit der Unterschrift eines Enthaltsamkeits-Gelübdes für das nächste Jahr zu verpflichten, und Mitch Kramer (Wiley Wiggins), ein Freshman, der nach überstandener Initiation von den Seniors unter ihre Fittiche und mit in die aufregendste (und längste) Nacht seines Lebens genommen wird. Aber ihre beiden sich kreuzenden Geschichten sind nur zwei von zahlreichen weiteren: Da gibt es den coolen Wooderson, der der Highschool eigentlich schon lange entwachsen ist, aber immer noch gern mit den Kids rumhängt und seinen Status als elder statesman genießt. Den ekligen O’Bannion (Ben Affleck), der sitzengeblieben ist und nun schon im zweiten Sommer hintereinander sadistische Jagd auf die Freshmen macht, die traditionell den Arsch mit einem breiten Cricket-Schläger versohlt bekommen. Die Nerds Tony (Anthony Rapp), Mike (Adam Goldberg) und Cynthia (Marissa Ribisi), die sich zur Teilnahme an der Party überreden lassen, zu der sie sich nicht so recht zugehörig fühlen. Pickford (Shawn Andrews), bei dem die große Party steigen soll, von der die Eltern aber in letzter Sekunde Wind bekommen. Sabrina (Christin Hinojosa), das weibliche Pendant zu Mitch, die sich in den ebenso zurückhaltenen Tony verliebt. Und natürlich deren Freunde und Freundinnen, die um diese Fixterne in immer neuen Konstellationen herumkreisen und den Eindruck vermitteln, man bewege sich tatsächlich in einem gesellschaftlichen Mikrokosmos.

Es passiert eigentlich nichts übermäßig Aufregendes: Ein gewisses Alter vorausgesetzt, hat wahrscheinlich jeder Zuschauer etwas ganz ähnliches erlebt wie die Figuren aus DAZED AND CONFUSED (die kulturellen Unterschiede einmal außen vor gelassen). Es sind die Authentizität, mit der Linklater Ort und Zeit einfängt, die durch die Bank famosen Darsteller, die von ihren Charakteren überhaupt nicht mehr zu trennen sind (der damals 16-jährige Wiley Wiggins ist nichts weniger als brillant in seinem Debüt), und dieser unwiderstehliche, verführerische Flow, den der Film entwickelt, die ihn zu etwas ganz Besonderem machen. Wer auf Americana und Coming-of-Age-Stoffe steht, dürfte nach DAZED AND CONFUSED ebenso restlos beglückt sein wie ich nach nunmehr etlichen Sichtungen. Eine vitalisierende filmische Frischzellenkur, ein Werk, das einen das Leben in all seinen Facetten lieben lässt.

 

Auch wenn ich es erst nach einiger Zeit gerafft habe: GHOSTS OF GIRLFRIENDS PAST macht natürlich schon im Titel keinen Hehl daraus, lediglich eine Paraphrase von Dickens‘ berühmter Weihnachtsgeschichte zu sein, die hier statt eines geizigen Misanthropen einen sexistischen Womanizer durch Geisterheimsuchung zur Läuterung treibt. Matthew McConaughey ist Connor Mead, erfolgreicher Celebrity- und Mode-Fotograf und notorisch polygam, seitdem er von seinem Onkel Wayne (Michael Douglas), einem hoffnungslosen Lebemann, in die Geheimnisse der Verführung eingeführt wurde und gelernt hatte, dass Liebe nur etwas für Schwächlinge und Träumer ist. Auf der Hochzeit seines Bruders Paul (Breckin Meyer) lässt Connor keinen Zweifel an seiner Verachtung für die Institution Ehe und die, die darauf hereinfallen, trifft aber auch Jenny Perrotti (Jennifer Garner) wieder, seine alte Sandkasten- und Jugendliebe, seine erste große Liebesenttäuschung und die einzige Frau, mit der er jemals eine feste Beziehung erwogen hatte. Nachdem er bei der künftigen Schwiegermutter (Anne Archer) seines Bruders abgeblitzt ist und eine der Brautjungfern klargemacht hat, erscheint ihm der Geist seines toten Onkels und offenbart ihm, dass ihm in der kommenden Nacht drei Geister erscheinen werden.

Der Weg ist von da an natürlich klar: Connor erkennt durch das Werk der Geister, die ihm einen Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ermöglichen, dass es allein die Angst vor dem Verlassenwerden war, die ihn zum Womanizer machte, er in Wahrheit nie über die schöne Jenny hinweggekommen ist, und nur durch die Betten pflügte, um die Leere zu übertönen, die die Trennung von ihr hinterlassen hatte. Der Blick in die Zukunft, zeigt seinen Bruder als unverheirateten Mann – Connor hatte die Braut Sandra (Lacey Chabert) kurz zuvor durch die Offenbarung, dass sein Bruder vor Jahren mal etwas mit einer ihrer Brautjungfern gehabt hatte, in die Flucht getrieben – und als einzigen Gast auf Connors Beerdigung. Das ist der Moment, in dem er umdenkt, die Ehe seines Bruders durch vollen Körpereinsatz und eine flammende Rede rettet, einen zu Herzen gehenden Toast auf den Triumph der Liebe spricht und Jenny die ewige Treue schwört.

Ein Kommentar erübrigt sich anhand dieser Zusammenfassung eigentlich schon: GHOSTS OF GIRLFRIENDS PAST ist abwechselnd zahme Komödie mit klarer Sympathieverteilung, tränentreibender Schmachtfetzen und spießiges Erbauungskino vom Fließband, das durch seine Darsteller hier und da den dringend benötigten Qualitätsschub erhält. McConaughey ist als selbstzufriedenes Arschloch die Idealbesetzung und dabei so gut, dass die Freilegung eines weichen Kerns von Grund auf unglaubwürdig bleibt, Jennifer Garner hebt sich wohltuend von den sonst üblichen stromlinienförmigen oder bloß niedlichen Love Interests dieser Filme ab. Aber es sind vor allem die Szenen mit Michael Douglas als Womanizer alter Schule, komplett mit Siebzigerjahre-Hornbrille, die aus dem RomCom-Einerlei herausstechen. Da kann mit Robert Forster erwartungsgemäß lediglich ein anderer Veteran in der Rolle des Vaters der Braut (oder, wie ich aus THE WEDDING PLANNER gelernt habe, des „FOB“) mithalten: Die Hochzeitsrede des Koreaveterans, der das Zurückstopfen der Eingeweide in den Leib seines angeschosenen Kameraden als Gleichnis für das Wesen der Liebe verwendet, markiert einen späten Höhepunkt in dem zunehmend anästhesierend wirkenden Film, dem es noch nicht einmal gelingt, das mit der Reise in die Vergangenheit verbundene Nostalgiepotenzial zu heben. Wirklich ärgerlich ist indessen wieder einmal, wie jemand, der einem anderen Lebensentwurf als dem traditionellen Eheideal folgt, mit allen Mitteln zum Arschloch verzerrt wird, dem zum großen Glück nur die eigene Schwäche im Weg steht. Dabei sieht doch jeder Blinde, dass die Ehe der beiden Langweiler Paul und Sandra genau das Albtraumbündnis ist, dass Connor so markig zu beschreiben weiß. Der an Fanatismus grenzende Perfektionismus, mit dem da die Hochzeitszeremonie tagelang minutiös geprobt wird, lässt an die Organisation von Gefangenenlagern denken, und einer Frau, die über der Zerstörung einer Torte einen Nervenzusammenbruch erleidet, wünsche ich instinktiv Henry Silvas Handrücken als Therapie ins Zickengesicht. Aber wahrscheinlich muss das in diesem Filmgenre so sein, dass es keinerlei Zwischentöne gibt, ein Womanizer eben ein Traumapatient im Gewand eines Sexisten ist, und die Magie der wahren Liebe ein porentief reines Herz erfordert, das sich dann meist in kompletter blandness entäußert.

SURFER, DUDE passt eigentlich nicht in das von mir für diese Reihe vorgegebene RomCom-Schema. Zwar gibt es eine Liebesgeschichte, die hat aber lediglich Subplot-Charakter. Es geht um den Surfer Steve Addington (Matthew McConaughey), der eines Tages von einer Tour nach Hause kommt, und von seinem Manager Jack Mayweather (Woody Harrelson) erfährt, dass er vollkommen pleite ist. Steve, oder „Add“, wie er von allen genannt wird, interessiert das nicht weiter: Solange er seine Wellen und einen Joint hat, ist er glücklich. Und wer wollte es ihm angesichts der Bikini-Schönheiten, die ihn an den Traumstränden der Welt umgarnen, verdenken? Das Angebot des ehemaligen Surfers Eddie Zarno (Jeffrey Nordling), eines schmierigen Typen ohne Skrupel, an einer von ihm produzierten Reality-Show teilzunehmen, schlägt Add daher ohne lange nachzudenken aus. Doch als plötzlich die Wellen an der kalifornischen Küste ausbleiben, stürzt er in eine tiefe Sinnkrise …

„Das Gegenteil von ,gut‘ ist ,gut gemeint'“: So ließe sich SURFER, DUDE treffend zusammenfassen. Der von seinem Star mitproduzierte Film versucht zum einen, vom Cool der Surferszene zu profitieren, weckt mit seinen Slackerfiguren, die sich ständig mit „dude“ anreden, vom Highwerden und der perfekten Welle schwadronieren, Erinnerungen an das Subgenre der Kifferkomödie, mit esoterischer Freiheitsrhetorik zudem an POINT BREAK, übt sich zum anderen aber auch an „deeper“ Medienkritik mit Elementen des Charakter- und Selbstfindungsdramas. Das alles scheitert leider an der plumpen Holzschnittartigkeit des Entwurfs und so verreckt SURFER, DUDE irgendwo im trostlosen Niemandsland zwischen unwitziger Komödie und zahnloser Satire. Wenn die Alternative zum nonkonformen (eigentlich: umproduktiven) Rumhängen ohne Plan und Richtung das Verkaufen der eigenen Seele an ein diabolisch grinsendes Arschloch ist, ist es ziemlich leicht, für ersteres zu votieren und dafür einzutreten. Grautöne kennt der Film gar nicht, sein Perspektive ist genauso beschränkt wie die seines Protagonisten. Um Adds Dilemma aufzulösen, zaubert das Drehbuch in den letzten zehn Minuten den Deus ex Machina hervor, den reichen Papa von Adds neuem Schwarm, der Journalistin Danni (Alexie Gilmore), der den fiesen Zarno schwupddiwupp rausschmeißt, Add mit Superduper-Vertrag ohne Haken ausstattet und ihn lächelnd mit der Tochter ziehen lässt. Wenn es im echten Leben doch auch nur so wäre. Dass SURFER, DUDE ziemlich dumm ist, wäre indes noch zu verkraften. Was hätte nicht alles ich für eine mit McConaughey und Harrelson besetzte Surferkomödie im Stile der FratPack-Filme gegeben! Leider ist Bindlers Film aber nicht nur aggressiv unkomisch und mit seinem körnig-trüben Digivideo-Look völlig entgegen seinem Sujet auch überaus freudlos anzuschauen, er ist vor allem quälend langweilig – und das bei einer Laufzeit von gerade einmal 82 Minuten. Das ist schon fast eine Kunst: Einen Film über einen kindgebliebenen, attraktiven Surferstar an der Küste Kaliforniens zu drehen, der ganz ohne „Charme“ und Witz auskommt.

Ich habe mich während der Betrachtung gefragt, was schlimmer ist: ein hodenzerquetschender, seelentötendes Machwerk wie THE WEDDING PLANNER oder aber ein „gut gemeinter“, aber eben ohne jede Inspiration, Verstand und Gespür für Dramaturgie hingegurkter Film wie SURFER, DUDE? Sollte mich tatsächlich ein schlechter Mensch vor die Wahl stellen, würde ich mir tatsächlich lieber noch einmal den Schmachtfetzen mit J-Lo anschauen. So mies ist SURFER, DUDE. Finger weg.

Fool’s-Gold-2008-Hollywood-Movie-Watch-OnlineFun, Fun, Fun und gute Laune! Dass die Erwartungen nach den ersten drei Filmen meines RomCom-Selbstversuchs ziemlich gedrosselt waren, hat FOOL’S GOLD mit Sicherheit nicht geschadet, seine Leistungen aber so zu relativieren, wäre auch nicht fair. Wer ein Herz für locker-flockig daherkommende Trivialunterhaltung hat, wie sie Hollywood vor allem in den Fünfziger- und Sechzigerjahren in großer Zahl und handwerklicher Meisterschaft auf die Leinwände brachte, sich huete aber leider nicht mehr zu machen traut, der wird sich über diese hoffnungslos altmodische Abenteuerromanze in traumhafter Urlaubskulisse ein Loch ins Knie freuen. Hochglanzoptik und diverse Handlungsdetails verorten FOOL’S GOLD zwar ganz eindeutig in der Gegenwart, aber der Schwung, den der Film durch das gut aufgelegte Spiel und die Chemie seiner Akteure gewinnt, der Witz, der kunstvoll auf dem schmalen Grat zwischen Stil und Zote wandelt, ohne jemals ins Terrain der letzteren abzugleiten, und schließlich diese ansteckende Leichtigkeit erinnern durchaus an die großen Vorbilder längst vergangener Tage.

Finn (Matthew McConaughey) ist ein passionierter Schatzsucher und in der Karibik auf der Suche nach einem gesunkenen Schatz, für deren Finanzierung er sich mit dem Gangster/Rapper Bigg Bunny (Kevin Hart) eingelassen und einen Berg Schulden angehäuft hat. Zur Scheidung von seiner Gattin Tess (Kate Hudson), die seine Leidenschaft eigentlich teilt, aber Finns Verantwortungslosigkeit satt hat, kommt er zu spät und kann ihr nur noch gestehen, dass er das Boot, das ihr als letztes Kapital noch geblieben ist, aus Versehen versenkt hat. Eine Verkettung von Zufällen führt ihn wenig später auf die Luxusyacht des Millionärs Nigel Honeycutt (Donald Sutherland), auf der Tess als Steward arbeitet und sogleich einen Tobsuchtsanfall bekommt, als sie ihren Ex-Mann dort vorfindet. Doch als der mit seiner Geschichte des versunkenen Schatzes das Interesse Honeycutts weckt, wird auch ihr Enthusiasmus neu entfacht. Bei der folgenden Schatzsuche finden die beiden wieder zusammen, müssen sich aber gegen die Männer von Bigg Bunny und Finns alten Mentor Fitch (Ray Winstone) wehren, die die Reichtümer ebenfalls einstreichen wollen …

Jeder Versuch, die Vorzüge von FOOL’S GOLD hier wortreich zu preisen und meine Leser davon zu überzeugen, ihm eine Chance zu geben, muss fast zwangsläufig in die Hose gehen. Das, was Tennants Film auszeichnet, lässt sich nur unzureichend in Worte fassen: Es ist einer jeder Filme, die für die Dauer ihrer Laufzeit ein gutes Gefühl vermitteln, ohne einen dabei mit ihrer Brillanz schier umzuhauen oder echte Spuren zu hinterlassen. Nichts an FOOL’S GOLD ist nachhaltig, nichts herausragend oder gar originell. Der Film ist witzig, ohne den Betrachter von einem Lachkrampf in den nächsten zu stürzen, er ist spannend, ohne an den Nerven zu zerren, romantisch, ohne wirklich zu Tränen zu rühren. Aber gerade das zeichnet ihn eben auch aus, dieses Bekenntnis zur flüchtigen Unterhaltung und das unbestreitbare Geschick, diese Flüchtigkeit mit einem gewissen Stilbewusstsein zu vereinen. FOOL’S GOLD sieht absolut fantastisch aus, wie ein in Bewegung geratener Hochglanz-Reiseprospekt, in den man am liebsten gleich reinspringen würde. Es ist kein Wunder, dass die Schauspieler gut gelaunt aufspielen, und diese gute Laune ist durchaus ansteckend. McConaughey und Kate Hudson hatte schon HOW TO LOSE A GUY IN 10 DAYS mit ihrer Chemie gerettet und auch hier sind sie wieder das lebendige Zentrum eines stets in Bewegung bleibenden Abenteuerfilms. Matthew McConaughey interpretiert seinen Finn als liebenswerten Einfaltspinsel und Hallodri, der im Stile einer Cartoonfigur auch die heftigsten Attacken auf seine Gesundheit noch übersteht, und beweist sein immenses komödiantisches Talent. Und Kate Hudson ist die ideale Folie für ihn, die Wand, an der er gewissermaßen abprallen kann. Das Drehbuch verlegt sich zum Glück nicht nur auf grellen Slapstick, sondern hat auch einigen Wortwitz zu bieten, der sich eher an alten Screwball Comedies orientiert als an niveaulosen One-Liner- und Pimmelwitz-Orgien, auf die sich moderne Komödien verlegt haben meidet. Das einzige, was ich FOOL’S GOLD wirklich ankreiden möchte ist seine Länge: Die etwas aufgedunsenen 110 Minuten passen einfach nicht zur flatterhaften Leichtigkeit des Films. Die Überraschung des Monats.

failure-to-launch-movie-poster-2006-1020340533Das Paradoxon der RomCom: Um den unschätzbaren Wert der romantischen Liebe zu proklamieren, muss sie das Beziehungs- und Liebesleben als tückisches gesellschaftliches Spiel voller Fallstricke und -gruben, schwachsinniger Konventionen, ernüchternder Erfahrungen, vergeudeter Zeit, emotionaler Narben und zu erleidender Demütigungen zeichnen. Meist sind ihre Helden/Heldinnen für die Romantik verloren, desillusioniert, gezeichnet und bereit für die auf rationalen Erwägungen basierende Vernunftheirat, bis dann der Prinz/die Prinzessin vorbeikommt und sie vor einem voller Tristesse rettet. Die RomCom ist ein Genre voller Soziopathen, psychisch zerrütteter Egoisten und Autisten, deren „liebenswerten“ Marotten ihnen im echten Leben die berechtigte gesellschaftliche Geißelung, Unverständnis und die ein oder andere Ohrfeige einbrächten, im Film aber Ausdruck einer originellen, spritzigen Persönlichkeit sein sollen und nur etwas Liebe bedürfen, um abgestellt zu werden. Oft genug sind die Liebesbeziehung, die da zum Happy End eingegangen werden, Bündnisse des Schreckens, Verbindungen von Monstren, deren schlimmsten Charakterzüge sich zur potenziellen Gefährdung all ihrer Mitmenschen potenzieren werden. Man muss sich nur das Poster zu FAILURE TO LAUNCH anschauen, um zu wissen, dass das zweifellos ein solcher Film ist: McConaughey voll cooler Selbstgefälligkeit, wissend, dass er sich in jeder Situation auf seinen ihm angeborenen Charme verlassen kann, die Parker weibgewordener Enthusiasmus im Stechschritt auf die Züchtigung des Unbeugsamen zumarschierend.

Der Film beginnt mit einer von Grund auf fragwürdigen Prämisse: Tripp (Matthew McConaughey), ist 35, gut aussehend und durchaus erfolgreicher Bootsverkäufer. Er hat immensen Schneid bei den Frauen, landet Nacht für Nacht mit einer anderen in der Koje, die er, wenn er keine Lust mehr hat, nur mit der Tatsache konfrontieren muss, dass er noch bei seinen Eltern (Terry Bradshaw und Kathy Bates) lebt. Genauso halten es seine beiden Freunde Ace (Justin Bartha) und Demo (Bradley Cooper), mit denen Tripp seine Freizeit in einem Zustand der verlängerten Jugend verbringt. Kurz: Tripps Leben ist der Himmel auf Erden. Auftritt Paula (Sarah Jessica Parker), die ihr Geld damit verdient, Nesthocker wie ihn durch Vorgaukeln einer Liebesbeziehung zur Selbstständigkeit zu „erziehen“. Sie wird von Tripps Eltern engagiert, den Sohn zu verführen und somit flügge zu machen. Ihre Strategie erinnert frappierend an das Drehbuchschema, auf das nahezu jede RomCom aufbaut, doch die Chance eine Meta-RomCom wird natürlich fahrlässig liegen gelassen. Es kommt, wie es kommen muss: Tripp verliebt sich in Paula und kommt just in dem Moment hinter ihre wahren Motive, als sie ihrerseits Gefühle für den unwissenden Klienten entwickelt. Dem Zerwürfnis folgt die Intervention der Freunde und Eltern, die die beiden zur Vernunft bringen und also verkuppeln wollen. Und wie gelänge das besser, als ihn gefesselt und in geknebelt in einen Schrank zu sperren und sie mit ihm einzuschließen?

Das Problem des ganzen Konstrukts liegt natürlich auf der Hand. Zuerst ist die Figur, die McConaughey da verkörpert, total unglaubwürdig, aber das ist noch nicht einmal das schlimmste Vergehen des Film: Warum sollte Tripp sein wunderbares Leben gegen eine Beziehung mit einer Schreckschraube wie Paula eintauschen wollen? Mit einer intriganten, manipulativen Lügnerin, die nichts ahnenden Männern Liebesbeziehungen vorspielt, wo ausschließlich finanzielles Interesse ist? Einer verabscheuungswürdigen Kreatur also, die noch dazu wie Sarah Jessica Parker und mithin wie der Welt hässlichste Transe aussieht? Aber er ist ja nicht der einzige, der auf sie hereinfällt. Paula lebt in einer WG mit Kit (Zooey Deschanel), einer misanthropischen Eigenbrötlerin, die den ganzen Film über mit einem Singvogel kämpft, der sie mit seinem ständigen Gezwitscher in den Wahnsinn treibt. Eine Person wie Kit würde jemanden wie Paula verachten und die „Freundschaft“, die die beiden da unterhalten, kann nur in einem idiotischen RomCom-Drehbuch aus Hollywood existieren. Genauso wie die Beziehung, die Kit dem netten, aber auch etwas dämlichen Ace eingeht, einem gutmütigen Tölpel, dem der Konvention solcher Filme entsprechend maximal eine kurzsichtige Schreckschraube, gewiss aber kein It-Girl wie Zooey Deschanel verfallen dürfte. Die eigentliche „Romanze“, also der zentrale Teil des Films, funktioniert überhaupt nicht, aber was FAILURE TO LAUNCH gegenüber einer Totgeburt wie THE WEDDING PLANNER wenigstens halbwegs erträglich macht, sind das Zusammenspiel der drei männlichen Hauptdarsteller, die sonnige Urlaubskulisse und der genervte Zynismus der Deschanel, den man auch als Reaktion auf die Spießigkeit des Endprodukt und die Ernsthaftigkeit, mit der sich Sarah JessicaParker in ihre Rolle wirft, werten kann. Ach ja Kathy Bates und Terry Bradshaw sind als alterndes, kernentspanntes Ehepaar ebenfalls ein Lichtblick in diesem Film, den ich mir noch um einiges schlimmer vorgestellt hatte.

how-to-lose-a-guy-in-10-days-movie-poster-2003-1020201634Die Prämisse: Andie Anderson (Kate Hudson) ist das How-to-Girl eines erfolgreichen Frauenmagazins. Zwar würde sie gern über Politik und das Weltgeschehen schreiben, doch vorerst ist sie auf fluffige Ratgebertexte zu Mode, Sex, Liebe und Beauty festgelegt. Das desolate Liebesleben ihrer Freundin dient ihr als Inspiration für den nächsten Coup: ein Artikel darüber, was man in einer sich anbahnenden Liebesbeziehung alles falsch machen kann, also: „How to lose a Guy in 10 Days“. Der Typ den sie sich dafür aussucht, ist Ben Barry (Matthew McConaughey), ein Werbemann, der ebenfalls einen Auftrag hat: Um den Werbeetat eines großen Diamantenhändlers zu bekommen, soll der auf Sport- und Getränkewerbung abonnierte Womanizer beweisen, dass er die Frauen versteht, in dem er eine innerhalb von 10 Tagen dazu bringt, ihn zu lieben. Die beiden Aufträge beißen sich natürlich: Andie benimmt sich mehr und mehr wie eine Verrückte, um ihn loszuwerden, er lässt alle Demütigungen mit einer Engelsgeduld über sich ergehen, obwohl er sie eigentlich am liebsten zum Teufel jagen würde. Am wegweisenden zehnten Tag findet eine große, von Bens Boss organisierte Gala statt, bei der sich die Werbeagentur als Dienstleister empfehlen möchte und über Bens Erfolg oder Misserfolg entschieden wird. Andie ist auch dabei und hat ebenfalls einen Auftrag zu Ende zu bringen.

Auch wenn die Grundkonstellation hoffnungslos überkonstruiert ist – es ist nicht gerade so, dass Frauenmagazine für investigativen Enthüllungsjournalismus und lückenlos recherchierte Geschichten stehen, warum also kann Andie ihren banalen Artikel nicht ohne echte First-Hand-Erfahrung schreiben? –, erinnert sie in ihren besten Momenten durchaus positiv an die Konflikte, die die Protagonisten der Screwball-Komödien miteinander durchlitten. Klar, dass ist hier alles sehr viel platter, materialistischer und weniger elegant, ohne die komplexen Betrachtungen zu Klasse und Geschlecht (und am Ende unnötig in die Länge gezogen), entwickelt aber dank der Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern einigen Schwung und Charme. Kate Hudson, um die es seit damals auch eher still geworden ist, verleiht ihrer ambitionierten Journalistin Quirligkeit, Witz und den Sexappeal des Girl next Door, mit dem man beim Basketballspiel Bier trinken kann, McConaughey ist idealbesetzt, weil er in seiner Wette gewissermaßen auch gegen seine eigene Filmpersona anspielen muss. Möglicherweise legte er mit diesem Film den Grundstein für sein Image als strahlender Traumtyp: Wenn es nach ihm gegangen wäre, könnte Petries Film wahrscheinlich auch „How to lose your shirt in 10 minutes“ heißen, denn das Drehbuch bietet ihm früh die Gelegenheit, seinen modellierten Oberkörper zu entblößen, die ihm in THE WEDDING PLANNER verwehrt geblieben war. (Seine Kolleginnen verwandeln sich sofort in gierige Spanner.)

Seinen Witz bezieht der Film natürlich nicht nur daraus, dass der einer der wahrscheinlich begehrenswertesten Männer der Welt hier mit purer Absicht und sadistischer Freude wie Dreck behandelt wird und das auch noch mit sich machen lässt, sondern darin, dass man einige dieser Beziehungskiller selbst kennt bzw. sich vorstellen kann, wie es in dem armen Kerl brodeln muss. Andie zwingt ihn während der letzten Sekunden eines Basketballspiels dazu, ihm ein Getränk zu holen, sie gibt ihm (und seinem besten Stück) furchtbare Kosenamen, besucht ihn auf der Arbeit, dekoriert seine Wohnung um, zwingt ihn zu vegetarischem Essen (nachdem sie ihn ein fantastisches Fleischgericht hat kochen lassen), schleppt einen hässlichen Köter an, zerrt ihn in die Chick-Flick-Night und das Celine Dion-Konzert und stört seinen Männerabend. Wie es die Gesetze des Genres wollen, entwickelt sie natürlich trotz ihrer Mission einen unheilbaren Crush für ihn, bis sie von seiner Wette erfährt und sich die beiden nach einem heftigen Streit trennen. HOW TO LOSE A GUY IN 10 DAYS strickt eifrig an dem Bild der selbstbewussten Frau, das auch SEX AND THE CITY vermittelte: Frauen sind karriereorientiert, erfolgreich und sexuell aktiv – aber dann doch nur so lange, bis der Mr. Right aus dem Märchen vor der Tür steht. Die Sympathieverteilung kippt im Laufe des Films immer weiter zugunsten Bens, auch weil Andies Dilemma, wie oben geschildert, einfach nicht glaubwürdig ist. Das Drehbuch knüpft den von ihr angepeilten Karrierefortschritt hin zur ernsten Journalistin an den Erfolg ihrer How-to-Story, doch es scheint von Anfang an naiv von ihr anzunehmen, für ein seichtes Frauenmagazin irgendwann anspruchsvolle Politstories schreiben zu dürfen. Und genau das eröffnet ihr ja dann auch die Chefin, die nie vorhatte, Andie den journalistischen Freifahrtschein auszustellen. So hat sie alles verloren und es bleibt ihr nur, die Zelte in New York abzubrechen und es woanders zu versuchen. In einer Last-Minute-Aktion macht Ben ihr klar, dass die Karriere nichts ist gegen das Liebesglück, das sie mit ihm erlebt hat. Und sie landet dann doch noch in seinen Armen. Was 99 % aller anderen RomComs üblicherweise den ideologischen Todesstoß verpasst, verzeiht man hier vor allem, weil Kate und Matthew einfach gut zusammen passen. So wenig Freiraum das Konzept ihnen auch zur Entfaltung lässt, die beiden wirken echt zusammen, wenn sie die Knicks anfeuern, miteinander flirten oder sich zu Besuch bei Bens Eltern beim Kartenspiel bescheißen. Das rettet den Film in der zweiten Hälfte, wenn Andies Verhalten zunehmend überzogener wird und der anfängliche Witz sich abgenutzt hat. Ein Film, der Kate Hudson und Matthew McConaughey einfach nur bei der Gestaltung eines netten Wochenendes verfolgt, hätte gar das Potenzial, es mit Linklaters BEFORE SUNRISE aufzunehmen.

Westeuropäern dient HOW TO LOSE A GUY IN 10 DAYS außerdem mal wieder als Anschauungsmaterial dafür, wie seltsam ritualisiert das Datingverhalten in den USA ist. Beim ersten Date darf auf gar keinen Fall was laufen, akribisch wird über die Anzahl der Dates Buch geführt, nach der sich bemisst, wie weit man gehen darf und wie ernst die Lage ist. Andies allererster Versuch, Ben zu verprellen, ist dann auch die Ermutigung zum Sex am ersten Abend. Irgendwie freudlos. Das ganze Beziehungsspiel ist voller Codes und Regeln, denen HOW TO LOSE A GUY IN 10 DAYS seine Prämisse verdankt. Wie hochgradig gestört ist das eigentlich, einem Mann nicht einfach direkt zu sagen, dass man kein Interesse (mehr) an ihm hat, sondern sich stattdessen wie ein kompletter Soziopath zu benehmen, um ihn zu verscheuchen? Selbstbewusstsein sieht definitiv anders aus. Ich frage mich, ob sich diese Idee in eine deutsche Beziehungskomödie übertragen ließe. Ich glaube nicht. Aber das hat hierzulande ja noch niemanden abgehalten.

Mary Fiore (Jennifer Lopez), ist der beste Wedding Planner San Franciscos und darüber hinaus Psychologe, Sanitäter, Problemlöser und ein rundheraus großartiger Mensch. Zu Beginn befreit sie eine Braut unmittelbar vor der Trauung mit einer tief empfundenen Ansprache von ihren „kalten Füßen“, gibt ihr den verlorenen Mut und das Selbstwertgefühl zurück (später erfahren wir, dass diese Rede einstudierter Teil ihres routinemäßig abgerufenen Programms ist), verbietet dem Priester gouvernantenhaft den Toilettengang, weil der Zeitplan strikt eingehalten werden muss, platziert für die Kamera ungünstig positionierte Personen so um, dass diese sich nicht gegängelt, sondern im Gegenteil bevorzugt fühlen, kommuniziert mit kalter Professionalität über ihr Headset wie ein Navy SEAL („The FOB is MIA“, was bedeutet, dass der Vater der Braut vermisst wird) und versorgt den vor lauter Aufregung leicht angetrunkenen Papa mit dem im Bauchgürtel mitgeführten Vorrat an schnell wirkenden Medikamenten. Mary ist so toll, dass die bei der Traumhochzeit anwesenden Damen nicht etwa die Braut anhimmeln, sondern eben sie, die mit Adlerauge den reibungslosen Ablauf überwachende Schönheit, deren Liebesleben sie sich nur als himmlisch vorstellen können. Die Realität sieht natürlich anders aus: Abend für Abend kommt Mary in ihre Katalogwohnung, bereitet sich eine bescheidene Mahlzeit, die sie von einem akkurat abgestellten Tabletttisch einnimmt, putzt die sowieso schon sterile Behausung (natürlich mit einem um die Haare gewickelten Tuch), legt ihre Kleidung fein säuberlich zusammen und begibt sich dann allein in ihr ausladendes, aber keinesfalls protziges Bett. Statt einer Beziehung hat sie erst einmal die Karriere im Sinn, will Teilhaberin des Unternehmens werden, in dem sie schon so lange die besten Erträge bringt, und erhofft sich von der Organisation der Hochzeit der aus wohlhabendem Hause stammenden Fran Donolly (Bridgette Wilson-Sampras) den entscheidenden Boost. Sie ist auf einem guten Weg, wie man an dem überirdischen Leuchten in den Augen der Braut in spe und ihrer Eltern sieht, als Mary mit ernster Stimme und in die Ferne gerichtetem Blick erzählt, wie sie sich die Hochzeit vorstellt. Es ist, als empfange sie ihre Inspirationen vom lieben Gott persönlich.

Es ist vor allem der Papa (Alex Rocco), der sie immer wieder daran erinnert, dass sie selbst noch Single ist – ein Unding für eine Frau mit Marys Gardemaßen. Weil das für einen katholischen Italiener nicht sein kann, will er ihr den treudoofen Massimo (Justin Chambers) andienen, dessen Name Mary allein einen Blick abringt, der sagt: „Das kann nicht dein Ernst sein.“ Massimo fällt durch, weil er Mary als Kind genervt hat und sie mit dem Verspeisen von Schlamm beeindrucken wollte. Als Papa ihn trotzdem hinter eine Wand hervorzaubert, sieht man gleich: Massimo ist ganz nett und süß, aber eben doch maximal Brüderlicher-Freund-Material und überhaupt nicht Marys Kragenweite. (Erwähnte ich, dass Marys Papa einen schrulligen Schwarzen und eine alte Vettel als Kumpels hat, und sich die drei regelmäßig mit Mary zum Scrabble-Spielen treffen?) All die Kuppeleien scheinen hinfällig, als Mary den schönen Steve Edison (Matthew McConaughey) kennen lernt. Sie bleibt beim Überqueren einer Straße mit dem Absatz ihres brandneuen Gucci-Schuhs in einem Gulli stecken und wird in allerletzter Sekunde von Steve vor einem heranrollenden Müllcontainer gerettet, den ein fetter Taxifahrer durch eine Kollision versehntlich in Bewegung versetzt hatte. (Der Taxifahrer taucht später noch einmal auf because hilarious.) In den starken Armen des supersmarten Schönlings mit dem Gewinnerlächeln sinkt die offensichtlich hoch empfindliche Mary in Ohnmacht und wacht später von Kindern umringt in einem Krankenhausbett wieder auf. Steve ist nämlich Kinderarzt (!) und lässt der Schönen das gesamte Untersuchungsprogramm angedeihen, um sicherzustellen, dass sie bei dem Sturz keine inneren Verletzungen davongetragen hat. Sogleich macht sie – unter dem Druck ihrer hinzugeeilten besten Freundin und Kollegin, der hyperaktiven und latent soziopathischen Penny (Judy Greer), ein Date mit ihm aus, und er findet das peinliche Ringen um die richtigen Worte und das verkrampfte Verhalten der beiden nicht etwa furchteinflößend und psychotisch, sondern höchst amüsant. Sie treffen sich im Freilichtkino des Golden Gate Parks zu einem alten Musical, wo der schwarze Kumpel ihres Papas als Parkwächter arbeitet und ihnen das romantischste Plätzchen reserviert hat, die beiden fangen an zu tanzen, doch bevor sich ihre Lippen berühren, fängt es an zu regnen und sie lassen voneinander ab. Leidenschaft!

Um es kurz zu machen: Wenig später stellt sie fest, dass er der künftige Ehemann von Fran ist, woraufhin sie sich ihm gegenüber zur passiv-aggressiven Zicke verwandelt, in seiner Abwesenheit aber doch beginnt, über eine Verbindung mit Massimo nachzudenken, weil sie ja offensichtlich nicht für das große Glück gemacht ist. Der Papa offenbart ihr dann auch noch, dass er ihre Mutter erst am Tage der Hochzeit zum ersten Mal gesehen habe, weil ihre Ehe von den Eltern abgesprochen war, und dass sich die Liebe manchmal über die Jahre entwickele. Als Fran während der Hochzeitsvorbereitungen überraschend auf Geschäftsreise geht, kommen sich Mary und Steve erneut näher. Nachdem sie ihren ehemaligen Verlobten wiedertrifft – nun verheiratet und werdender Vater – und sich bei dem Treffen komplett zum Affen macht (sie versucht, sich vor ihm unter einem Tisch zu verstecken), tröstet Steve sie und macht ihr Avancen, die sie jedoch ablehnt. Zwischen Fran und Steve ist nämlich auch nicht alles perfekt und so werden am Schluss gleich zwei Ehen in letzter Sekunde gecancelt: Steve und Fran beschließen in freudigem Einvernehmen, sich zu trennen, der Papa interveniert auf dem Standesamt bei der ehehschließung von Mary und Massimo, weil er es doch sieht, dass das Töchterlein nicht mit dem herzen bei der Sache ist. Damit nicht alles umsonst war, kommt Steve angerauscht (mit dem Taxifahrer vom Anfang, because hilarious, siehe oben), offenbart, dass er wieder frei ist, und sofort wird alles in trockene Tücher gebracht. Ende.

Ein Film zur Bestätigung von Vorurteilen. Filmemachen als inspirationsfreies Going through the motions, bei dem echte Gefühle durch Lippenbekenntnisse und Klischees ersetzt werden. Auch Matthew McConaugheys natürliches Charisma kann hier nichts mehr ausrichten, und Jennifer Lopez, damals auf dem Gipfel ihrer seither verklungenen Berühmtheit, die richtig eingesetzt durchaus charmant sein kann, ist hier, wie der ganze Film um sie herum, hoffnungslos bland – das Filmposter vermittelt einen guten Eindruck von der „Lebendigkeit“ und Lebensnähe dieses Werks, gegen das ein deutscher Heimatfilm aus den Fünfzigern geradezu rebellisch, gewagt und sexuell anrüchig wirkt. Nun ist es wahrscheinlich etwas viel verlangt, dass ein Film wie THE WEDDING PLANNER mit ausgearbeiteten Charakteren, progressivem Rollenverständnis sowie zeitgemäßem Beziehungs- und Liebeskonzept um die Ecke kommt. Aber wenn ausnahmslos alle Fguren mit der emotionalen Intelligenz von verzogenen Sechsjährigen daherkommen müssen, damit das, was die Macher für eine „Geschichte“ halten, funktioniert, ist das eher nicht so gut. Hier wollen anscheinend vor allem solche Leute heiraten, die eigentlich gar nicht heiraten, ja noch nicht einmal überhaupt noch zusammen sein wollen. Überhaupt dieses Heiraten. Ja, ich trage auch einen Ehering, und er bedeutet mir auch etwas, aber ganz ehrlich: Es wäre auch ohne gegangen. Hier wird ein Riesenaufriss um dieses Event gemacht, und zwar von Leuten, die so sehr mit sich selbst beschäftigt sind, dass schon eine kleine Liebelei zum die eigene Existenz gefährdenden commitment wird. Das alles gehört, so viel habe ich schon mitbekommen, irgendwie zum Genre dazu, von dem niemand ernsthaft Realismus erwartet. Aber im Idealfall wird der hoffnungslose Romantizismus von Akteuren aufgefangen, die eine Chemie miteinander entwickeln, die den Zuschauer an ihrem Märchen teilhaben lässt. Hier werden zwei attraktive Schauspieler vom Drehbuch zum Traumpaar hochgejazzt, ohne dass man ihre Begeisterung füreinander wirklich mitfühlt. Mary ist eher verzweifelt als alles andere und Steve scheint grundsätzlich jede schöne Frau heiraten zu wollen, weil er das Glück hat, auszusehen wie Matthew McConaughey in seinen frühen Dreißigern. Wenn er Mary offenbart, dass der Abend im Park der schönste Moment seines Lebens gewesen sei, weiß man nicht, ob man die Chuzpe, mit der er diese Behauptung lächelnd vorträgt, bewundern oder ihn für sein anscheinend äußerst höhepunktarmes Liebesleben bemitleiden soll. Sein vorgegebener witzig-origineller Individualismus gipfelt in der Marotte, dass er nur braune M&Ms zu essen pflegt (wegen der Farbstoffe), was Mary so sehr beeindruckt, dass sie sich das gleich abschaut. (Man sieht die beiden vor dem geistigen Auge eine Spur bunter M&Ms hinter sich herziehen.) Matthew McConaughey ist als romantischer Liebhaber, zumindest als solcher der WEDDING PLANNER’schen Art, eher ungeeignet, und das ist nur einer der vielen eklatanten Fehler von Shankmans Film (fehlender Witz, das Einfühlungsvermögen einer Planierraupe und die Kreativität eines Finanzbeamten vor der Pension sind weitere). Mit Brille und pastellfarbenen Kaschmirpullovern sieht er wie schlecht als Langweiler verkleidet aus und sein suggestiv-herausforderndes Grinsen deutet den Sexprotz an, der an der monogamen Beziehung nur insofern interessiert ist, als ihre Vortäuschung ein gutes Mittel ist, Frauen wie Mary ins Bett zu zerren. Aber da ist bei ihr natürlich nix zu holen. Überhaupt: Dass man für den Anfang auch einfach mal miteinander bumsen könnte, bevor man sich fürs ganze Leben aneinander bindet, ist eine Idee, die keinem kommt. Völlig unterleibsverkrampft begegnen sie sich und machen sich schon beim Versuch, normale Konversation zu betreiben, zum Vollhorst. Die schmerzhafteste Szene des Films ist mit Sicherheit die, in der Mary Massimos vollkommen selbstzerstörerischen Heiratsantrag (er schenkt ihr ihr altes Puppenhäuschen, vollständig mit Minibild ihrer toten Mama, in dem ein Ehering liegt) durch Verschieben der Buchstaben „O“ und „K“ positiv beantwortet. Ein KO-Schlag, den der totgeborene Film eigentlich nicht mehr gebraucht hätte.

der matthew mcconaughey romcom-romp

Veröffentlicht: März 9, 2015 in Film
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Die Lektüre dieses Textes über Matthew McConaugheys 2006er-RomCom FAILURE TO LAUNCH (aus einer tollen Essay-Reihe über sogenannte „Forgotbusters“, kommerziell immens erfolgreiche Filme, die jedoch keinerlei kulturelle Spur hinterließen) brachte mich auf diese perverse Idee: alle (oder zumindest die meisten) romantischen Komödien des smarten Texaners hintereinander zu schauen und jeder einen ausführlichen Text zu widmen. Das kleine, sechs Filme umfassende und hoffentlich für alle Seiten amüsante Projekt wird in den nächsten Tagen hier gestartet. Warum, mag sich der geneigte Leser fragen, der von mir vor allem Texte zu traditionell eher männlichen Genres gewohnt ist und mich für meinen ausgezeichneten Geschmack schätzt, kommt man auf eine solche Idee? Warum schaut sich ein Mann freiwillig Filme an, zu denen sich andere allerhöchstens von ihrer besseren Hälfte zwingen lassen? Die Antworten auf diese Fragen sind vielfältig und sollen hier kurz erörtert werden.

Zu allererst: Matthew McConaughey ist für mich in den letzten Jahren, mit Auftritten in Filmen wie TROPIC THUNDER, THE WOLF OF WALL STREET oder MAGIC MIKE zu einer verlässlichen Quelle der Freude geworden. Ein Kurzauftritt von ihm reicht aus, um einen Film automatisch besser zu machen. Er ist zudem der überaus seltene Glücksfall eines Schauspielers, dem man sein exorbitantes Talent, sein fantastisches Aussehen, überbordenden Charme und den immensen Schneid bei den Frauen nicht übelnimmt: Anders als etwa Tom Cruise, der unangenehm verbissen darin wirkt, wie er sein öffentliches Bild modelliert und optimiert, seine Karriere akribisch plant und streamlinet und sich selbst vermarktet, ging McConaughey im Verlauf seiner Karriere überaus fahrlässig und entspannt mit seinen erheblichen Assets um. Die szenenstehlende Nebenrolle des Südstaaten-Slackers Wooderson in Linklaters wunderbarem DAZED AND CONFUSED (Lieblingsfilm!) machte ihn vom Start weg zur Attraktion, die jedoch in den folgenden zehn Jahren auch eine eher suboptimale Rollenauswahl an den Tag legte. Neben vereinzelten Höhepunkten wie John Sayles LONE STAR, sympathischen Bizarrerien wie Kim Henkels THE RETURN OF THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE oder Genrequark wie REIGN OF FIRE oder FRAILTY häufte McConaughey Engagements in langweilig-respektabler Hollywood-Kost wie CONTACT, A TIME TO KILL oder EDTV an, die ihn nicht wirklich weiter brachten. Als er irgendwann erkannte, dass er sich allein durch Herzeigen seines beachtlichen Waschbrettbauchs ein schönes Leben sichern konnte, ergriff er die Chance, drehte eine romantische Komödie nach der anderen und verkam so zu einer Art Running Gag, aber einem, an dem er selbst in sympathischer Art und Weise partizipierte. Erst in den letzten Jahren besann er sich wieder auf seine ursprünglichen Qualitäten, was ihm 2014 schließlich den Oscar als Bester männlicher Hauptdarsteller in DALLAS BUYERS CLUB einbrachte. Ich erhoffe mir von den sechs RomComs, die wir schauen werden, den Blick auf einen entspannten, mit sich selbst und der Welt im Reinen befindlichen Hauptdarstellern, der als einsames Glanzlicht in tristen kreativen Totgeburten umso heller funkelt.

Gleichzeitig freue ich mich natürlich, mich ein wenig an diesem von mir nicht sonderlich geliebten Genre abarbeiten zu können. Einer Geheimthese meinerseits nach, werden RomComs vor allem für den Einsatz bei Langstreckenflügen gedreht. Sie vertragen problemlos den Transfer auf den Minibildschirm, bieten vorhersehbares und daher stets angenehm beruhigendes, anheimelndes Entertainment, das keinerlei kognitive Aktivität voraussetzt, aber schön einlullt. Romantische Komödien sind wahrscheinlich das am stärksten konventionalisierte Genre überhaupt und damit prädestiniert für Ideologiekritik. Weil aber die ideologiekritische Rezeption der romantischen Komödie selbst wieder so ein Klischee ist, freue ich mich auf die Herausforderung, die Filme bewusst ganz anders zu betrachten, sofern das möglich ist. Dann geht es mir natürlich auch um die persönliche Horizonterweiterung: Wenn man sich für das kommerzielle US-amerikanische Kino interessiert, kommt man auch um dieses Genre eigentlich nicht herum, das bis vor Kurzem eines der einträglichsten überhaupt war und regelmäßig große Hits hervorbrachte. Vielleicht wird mein RomCom-Fortbildungskurs ja sogar Erkenntnisse für meine anderen Ausflüge mit sich bringen. Wer weiß?

Zu guter Letzt erhoffe ich mir natürlich ein gewisses Druckmittel gegenüber meiner Gattin, die die Filmauswahl meistens mir überlässt und Vorurteils-Vorwürfe meinerseits gern mit dem (richtigen) Hinweis darauf kontert, dass ich bestimmte Genres ja auch meide wie der Teufel das Weihwasser. Damit wird dann bald Schluss sein und wir können zusammen deutsche Sexfilme aus den Siebzigerjahren schauen. Ich hoffe nur, sie vergleicht mein One-Pack nicht mit McConaugheys Six-Pack.