Mit ‘Natalie Wood’ getaggte Beiträge

Douglas Trumbull war eine Legende und Institution, was die Entwicklung von visuellen Effekten anging, trug maßgeblich zum Erfolg solcher Meilensteine bei wie 2001: A SPACE ODYSSEY, THE BLADE RUNNER, CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND, THE ANDROMEDA STRAIN oder STAR TREK. Mit seinen Regiearbeiten hatte er weniger Glück: SILENT RUNNING heimste über die Jahrzehnte immerhin Kultstatus ein, nachdem er zunächst floppte, doch als auch sein gut zehn Jahre später entstandener BRAINSTORM sein Publikum verfehlte, war seine Karriere als Filmemacher mehr oder weniger beendet (da spielten allerdings noch andere Aspekte rein, ich komme später dazu). An Ambition mangelte es auch diesem Projekt nicht: Das von Trumbull erdachte Showscan-Verfahren, das sein Film etablieren sollte, scheiterte aufgrund seiner schwierigen Umsetzbarkeit, weil es eine Umrüstung aller Kinos erfordert hätte, die BRAINSTORM zeigen wollten. Die Idee hinter dem 60-Bilder-pro-Sekunde-Widescreen-Verfahren war visionär: Trumbull wollte die virtuellen Sinneserfahrungen, die seine Charakter im Film durchliefen für den Zuschauer nachfühlbar machen. In der finalen Version ist der Effekt vereinfacht, aber immer noch eindrucksvoll: Wann immer sich die Figuren in die virtuelle Realität begeben, wechselt das Format vom normalen 1,85:1 in das breite Cinemascope. Leider bleibt BRAINSTORM erzählerisch und dramaturgisch weit hinter seinen zukunftsweisenden technischen Ideen zurück.

Die Wissenschaftler Michael Brace (Christopher Walken) und Lillian Reynolds (Louise Fletcher) haben eine Apparatur erfunden, mit der die Sinneseindrücke, Gedanken, Erinnerungen und Emotionen von Menschen aufgezeichnet und mittels einer Applikatur auf Dritte übertragen werden können: Sie sind in der Lage zu schmecken, was der andere schmeckt, zu fühlen, was er fühlt, zu sehen was er sieht. Die Erfindung weckt die Begehrlichkeiten des Militärs und weil der Finanzier Alex Terson (Cliff Robertson) finanzielle Interessen nicht ganz ablegen kann, geht er einen Deal ein, mit dem er sowohl Brace als auch Reynolds verprellt. Doch die wollen sich ihr Projekt nicht einfach abnehmen lassen.

BRAINSTORM erfindet das Rad mit seiner Geschichte nicht neu, strickt sie ziemlich offenkundig um seine visuellen Effektequenzen, nimmt sie aber dennoch wichtiger, als sie es eigentlich verdient hat. Das Drehbuch bemüht sich, seinen Figuren Tiefe zu verleihen und schießt dabei hoffnungslos übers Ziel hinaus – vor allem die Eheprobleme von Michael und seiner Gattin Karen (Natalie Wood) werden gnadenlos breitgetreten, inklusive Rückblenden in ihre glückliche Datingzeit, aber auch das Miteinander der Wissenschaftler wird hier in einer Art und Weise porträtiert, die den Eindruck erweckt, es mit einem Wissenschafts- und Charakterdrama zu tun zu haben -, sodass am Ende für den eigentlichen Plot kaum noch Zeit bleibt. Der Showdown ist reiner Kintopp, mit Robotern, die sich auf Braces Geheiß gegen ihre Schöpfer verschwören und ein heilloses Chaos anrichten, das Happy End kann kaum verbergen, dass es eine reine Notlösung war: Natalie Wood kam unter bis heute dubiosen Umständen während der Dreharbeiten ums Leben und wurde von Trumbull zum Teil durch ein Stand-in ersetzt – gegen den Willen des Studios wohlgemerkt, das den Film am liebsten in einem Giftschrank hätte verschwinden lassen.

Es gibt viele gute Ansätze und ein paar nachhaltig im Gedächtnis bleibende Szenen in BRAINSTORM und wenn die „Trips“ visualisiert werden, ist das im Kino mitunter spektakulär (wenngleich der Film seinen Gimmick- und Showcase-Charakter nie ganz verbergen kann), aber im Großen und Ganzen ist er zerfahren, uneinheitlich und unausgewogen. Streckenweise habe ich mich königlich gelangweilt und wenn es dann endlich wieder zur Sache geht, ist alles viel zu schnell wieder vorbei. Das Finale ist nach dem langen Aufbau schlichtweg eine Enttäuschung, da können auch die guten Darsteller nichts retten, allen voran natürlich Walken, aber auch Fletcher und Robertson nicht. Kein „Brainstorm“ also, eher ein Hirnpups.

Naja, habe ich ihn jetzt auch mal gesehen.

 

Wie die meisten Katastrophenfilme aus den Siebzigerjahren wird auch METEOR heute überwiegend verlacht. Schon bei seinem Start war er ein Flop, der in den USA nur knapp die Hälfte seines (geschätzten) Budgets einspielte. Die Spezialeffekte sind aus heutiger Perspektive eher rührend, der große Aufwand, der etwa bei der Besetzung betrieben wurde, wird durch die doch eher banale Story nicht wirklich gerechtfertigt. Es handelt sich bei METEOR um lupenreine Exploitation, ganz egal, wie viel Geld ausgegeben wurde, um sich Respektabilität zu erkaufen. Trotzdem hat mir METEOR besser gefallen als etwa BEYOND THE POSEIDON ADVENTURE: Neame ist natürlich ein unendlich viel besserer Filmemacher als Irwin Allen, die Prämisse ist nicht annähernd so hanebüchen und mit der Kalter-Krieg-Thematik hat METEOR einen Subplot, der dem eigentlichen Weltuntergangsszenario den Rang abläuft – und vor allem die Laufzeit, die eigentlich aus dem Warten auf den prophezeiten Einschlag besteht, verkürzt. Dass METEOR eine eher langsame Angelegenheit ist, liegt in der Natur der Sache: Der titelgebende Himmelskörper mag mit 30.000 Stundenkilometern unterwegs sein, aber trotzdem muss die Story sechs lange Tage überbrücken, die der Blick auf den nahenden Steinklumpen nicht gerade ausfüllt.

In den Fokus des Films treten deshalb die Bemühungen des ehemaligen NASA-Mitarbeiters Paul Bradley (Sean Connery) und seines Freunds und ehemaligen Kollegen Harry Sherwood (Karl Malden), erst die Amerikaner vom Einsatz der im Weltall stationierten Atomraketen zu überzeugen und dann auch noch die Russen ins Boot zu holen, die eine ganz ähnliche Waffe besitzen, aber darüber natürlich strengste Geheimhaltung üben. Das Zusammenspiel der Amerikaner mit dem russischen Wissenschaftler Dubov (Brian Keith) ist das eigentliche Herzstück des Films, der zwischendurch immer mal wieder den Einschlag kleinerer Meteoritensplitter in Sibirien und der Schweiz (mit Gastauftritt von Sybil Danning) sowie eine Flutwelle in Hongkong zeigen muss, damit das Bedürfnis nach Action und Katastrophen gestillt wird (Michael Bay machte es in ARMAGEDDON 20 Jahre später genauso). Es gibt eine schöne, absurde Szene, in der gleich zwei Dolmetscher – die Russin Tatiana Donskaya (Natalie Wood) und ein amerikanischer Kollege – als Vermittler herhalten müssen, weil die Amerikaner nicht darauf vertrauen wollen, von einer „Feindin“ richtig übersetzt zu werden. Das führt mich auch zum allergrößten Schwachpunkt des Films, der weiblichen Hauptrolle: Natalie Woods Charakter wirkt wie aus den Sci-Fi-Filmen der Fünfzigerjahre rübergebeamt, ein braves Frauchen mit Dauerwelle und Kostüm, die zwar enorm qualifiziert ist, aber doch eigentlich nur dazu da, einen halbherzigen romantischen Subplot in Gang zu treten. Ihre Nennung an dritter Stelle der Credits ist kaum gerechtfertigt.

Und weil der Meteor am Ende natürlich erfolgreich zerstört, die Gefahr von der Erde abgewendet wird, und das keinen echten „Höhepunkt“ abgibt, zerstört vorher ein weiterer Hagel New York (Stock Footage ahoi!) und bringt die Crew in ihrer unterirdischen Zentrale dazu, sich einen Ausweg aus ihrem Betongrab suchen zu müssen. Das eindringende Abwasser verpasst allen hübsche Kotfrisuren und stünde ich dem Film nicht doch eher wohlwollend gegenüber, ich müsste dieses Bild als programmatisch bezeichnen.