Mit ‘Rob Schneider’ getaggte Beiträge

Das Sequel zum Megahit war unvermeidbar und folgerichtig musste für den zweiten Aufguss alles eine Nummer größer sein: Warum Kevin also nicht allein nach New York verfrachten? Die Idee ist gut, die Umsetzung adäquat, aber ohne den Drive und die Selbstverständlichkeit, die noch das Original auszeichneten. Nichts Besonderes für einen zweiten Teil, der alles  eine Nummer schlechter macht als noch zuvor.

Dafür, dass Kevin allein in der Metropole landet (die 1991 immerhin noch ein bisschen gruselig war), muss die Glaubwürdigkeit im Unterschied zum ersten Teil arg überstrapaziert werden, der Mittelteil zerfällt noch mehr in unverbundene Episödchen und zielloses Location-Hopping, die Taubenfrau (Brenda Fricker), die als Ersatz für Roberts Blossom die Herzen erwärmen darf, kommt mit extra viel Zuckerguss (sorgt aber im Finale zumindest für ein wirklich tolles Bild, wenn die beiden tolpatischigen Einbrecher von Taubenschwärmen befallen werden), ein freundlicher Spielzeugladenbesitzer, der seine Weihnachtseinnahmen an ein Kinderkrankenhaus stiftet, dessen Patienten von ihren Fensterbänken aus traurig in die Weihnachtsnacht schauen, lässt sich nur schwer verteidigen, und es muss schon die dämlichste Hotelbelegschaft der Welt (Tim Curry & Rob Schneider) erfunden werden, damit die ganze Geschichte nicht krachend in sich zusammenstürzt. Dass der Film um diese Defizite weiß, macht es nicht unbedingt besser.

Die erneute Konfontation Kevins mit den Einbrechern aus Teil eins ist erwartungsgemäß noch spektakulärer, noch ausufernder und noch brutaler, versöhnt den, der mit dieser Art Entertaiment etwas anfangen kann, aber mit manchem müden Einfall des Films. Am schlimmsten sind natürlich all jene Szenen, die schon im ersten Teil nur mäßig witzig waren und dies in der aufgewärmten Version nun gar nicht mehr verbergen können: Die Nummer mit den Tonbandaufnahmen, die Kevin im Laufe des Films macht und dann immer passgenau einsetzt, ist so ein Element, von dem sich Hughes und Columbus besser getrennt hätten. Ich will das hier nicht über Gebühr ausdehnen: Es hat Spaß gemacht, das Teil mit meinen Kindern zu schauen. Sollte es ein zweites Mal geben, spulen wir aber bestimmt zum den Szenen vor, in denen Pesci und Stern auf die Glocke bekommen.

Henry Roth (Adam Sandler) ist Tierpfleger in einem Zoo auf Hawaii und nebenbei passionierter Schwerenöter. Unwillig, eine echte Liebesbeziehung einzugehen, angelt er sich mit Vorliebe Touristinnen für kurze Romanzen, die er dann unter fadenscheinigen Begründungen wieder beendet, sobald es ernst wird. Denn eines ist klar: Dieser Henry versteht sich auf Frauen und schafft es mühelos, jeder den Kopf zu verdrehen. Das geht so lange, bis er in einer kleinen Bar Lucy (Drew Barrymore) kennenlernt. Bei ihm funkt es sofort, er spricht sie an, kommt mit ihr ins Gespräch, der Funke springt über. Nach ihrem angeregten Gespräch gehen die beiden mit dem Versprechen auseinander, sich am nächsten Tag wiederzusehen. Wie verabredet wartet Henry am nächsten Tag auf Lucy, doch die erkennt ihn überhaupt nicht, reagiert auf seine Annäherung abweisend und aggressiv und behauptet, ihn noch nie gesehen zu haben. Wie sich herausstellt, hat Lucy nach einem Unfall ihr Kurzzeitgedächtnis verloren. Alles, was sie erlebt, hat sie am nächsten Tag wieder vergessen. Und ihr Vater Marlin (Blake Clark) und ihr Bruder Doug (Sean Astin) halten für sie die Illusion aufrecht, jeder Tag sei jener letzte Tag, an den sie sich noch erinnern kann, der Tag ihres Unfalls. Fest entschlossen, mit Lucy zusammenzusein, beschließt Henry sie jeden Tag aufs Neue zu erobern, in der Hoffnung, dass sie sich irgendwann an ihn erinnern werde …

Nach THE WEDDING SINGER wäre es geradezu fahrlässig gewesen, die unzweifelhaft vorhandene Chemie zwischen Adam Sandler und Drew Barrymore nicht für einen weitere romantische Komödie zu nutzen. Und unter der Regie von Peter Segal gelingt das Kunststück, an die Leichtfüßigkeit und Herzlichkeit jenes Vorgängers anzuknüpfen. 50 FIRST DATES mutet zunächst wie ein kleiner Sidestep in Sandlers homogener Filmografie an: Sein sonst sehr breit angelegter Hauptcharakter tritt hier etwas zurück, um Raum für Drew Barrymores Lucy zu machen, die fast gleichberechtigt neben ihm steht. Sonst entscheidende Charaktereigenschaften der Sandler-Persona sind abwesend: Es fehlen seine cholerischen Anfälle, seine Unbedarftheit und Naivität weicht einer gewissen „Abgezocktheit“, die hier der einzige Ausdruck einer gewissen geistigen Unreife ist. Aber anders als andere Sandler-Charaktere leidet er unter dieser Unreife nicht, sie behindert ihn auch nicht. Eigentlich scheint er recht zufrieden mit seinem Leben. Bis ihm Lucy förmlich dazwischenkommt.

Normalerweise tangieren mich RomComs überhaupt nicht, Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich fühle mich von dieser Art Film immer benutzt und ihre Protagonisten gehen mir mit ihrem klinisch-sauberen Erfolgsleben mit dekorativ platzierten Minineurosen meist auf die Nerven. Ihr finales Liebesglück verschafft mir nur sehr selten Freude. Ich sehe die Welt einfach nicht so wie diese Filme: Ich habe durchaus einen Sinn für Romantik, aber ich bin kein Träumer. Langweilige Menschen werden wahrscheinlich eher nicht spannender dadurch, dass sie jemanden finden, der sie so nimmt, wie sie sind. Ihr Liebesglück ist kein Anlass zur Freude, sondern zur Trauer. Damit erfolgt eher die Lizenz zur gemeinsamen Stagnation. Wieder zwei „Angekommene“, wieder zwei Verlorene. Das ist bei 50 FIRST DATES anders. Die Verbindung Henrys mit der im Grunde genommen behinderten Lucy beruht ja auf einem echten Wagnis – und der Film schließt dann auch auf einem Segelschiff, mitten im arktischen Meer, wohin die beiden eine Expedition unternehmen – gemeinsam mit ihrem Kind! Segals Film entlässt einen durchaus mit einem guten Gefühl, aber da schwingt mehr als nur ein gewisses Unbehagen mit. Der Film ist so rührend, wie er gleichzeitig tieftraurig ist. Einerseits ist der Gedanke, nur erste gemeinsame Tage zu erleben, den Thrill der Eroberung, des ersten Kusses immer wieder zu erleben, sehr reizvoll. Und es ist natürlich unheimlich romantisch, dass Henry diese Mühe auf sich nimmt, wissend, dass alles was er für Lucy tut, am nächsten Tag vergessen ist, sofern er es nicht dokumentiert. Aber hier bekommt der Film deutliche Schlagseite. Es scheint schlechterdings nicht möglich, unter den gegebenen Voraussetzungen eine ernste Beziehung mit Lucy zu führen, geschweige denn eine Familie mit ihr zu gründen. Einige Szenen des Films spielen in einer Heilanstalt, in der mehrere Menschen mit Gedächtnisverlust behandelt werden. Sie sind dort dauerhaft stationiert und das zeigt, dass sie pflegebedürftig sind, und zwar mehr als jemand mit einer Erkältung. Wie kann Lucy eine Mutter sein, wenn sie sich an eine gemeinsame Vergangenheit mit ihren Kindern gar nicht erinnern kann? Wie kann sie Entscheidungen für die gemeinsame Zukunft treffen, wenn sie Konsequenzen nicht kennt? Und wie kann man ihr als Partner die Zukunft betreffende Entscheidungen überhaupt zumuten? Es geht nicht. Damit 50 FIRST DATES also nicht als tragisches Psychogramm einer zum Scheitern verurteilten Liebe wahrgenommen wird, muss Segal seine Geschichte in eine Sandler-typische Märchenwelt verlegen. Hawaii ist ziemlich nah dran am Paradies, unter strahlend blauem Himmel, zwischen immergrünen Palmen, an weißen Sandstränden und türkisfarbenem Meer, da wo jede Musik ein verführerisches, schmeichelndes Säuseln ist, scheint vieles möglich. Und so findet sich dann doch noch die Möglichkeit, den Film in das Werk des Komikers einzugliedern. Seine Beziehung zu Lucy ist eine ihm vom Schicksal oder von göttlicher Vorsehung aufgetragene Aufgabe. Sie jeden Tag aufs Neue davon überzeugen zu müssen, der Richtige für sie zu sein, jede Nacht aus ihrer Erinnerung getilgt zu werden, nur um am nächsten Morgen wieder bei null anfangen zu müssen, jeder Möglichkeit beraubt zu sein, „Kredit“ bei ihr anzusammeln, ist eine Art, Abbitte für seinen bisherigen verantwortungslosen Lebenswandel abzulegen. Während er in seinem Dasein als Hallodri jede Beziehung beendete, sobald sie ihm zu Ernst wurde, während er seine „Opfer“ danach aussuchte, wie leicht er sie würde loswerden können, geht er nun eine Partnerschaft ein, in der die Verhältnisse dauerhaft umgedreht sind. Es gibt keine Lorbeeren, auf denen er sich ausruhen könnte. Jeden Tag muss er ihr beweisen, dass er der Mann ist, mit dem sie zusammensein will. Man kann sich diese Prämisse leicht als Stoff einer schwarzhumorigen Gruselgeschichte im Rahmen einer Serie wie TALES FROM THE CRYPT etc. vorstellen.

Dass das Wohlgefühl überwiegt, ist wieder einmal den Figuren geschuldet. Sandler hat erneut seine Clique um sich geschart, die 50 FIRST DATES die entspannte Atmosphäre eines Treffens mit alten Freunden verleiht. Außerdem gibt es einige interessante Gedanken zum Erinnern und Vergessen: Als Lucy während der obligatorischen Krise (die hier ausnahmsweise einmal nicht durch Fehlverhalten des Mannes verschuldet wird) mit Henry Schluss machen will, kontert er das sehr nachvollziehbar damit, dass sie ihn am nächsten Tag ja eh vergessen habe, mithin auch nichts mehr von einer Trennung wisse. Doch sie ist darauf vorbereitet: Sie habe ein Buch geführt, in dem sie über jedes Treffen mit ihm geschrieben habe. Um ihn vergessen zu können, muss sie sich an ihn erinnern. Es sind auch diese kleinen Einfälle, die 50 FIRST DATES zu einem großen Film machen.

Ein von Deuce (Rob Schneider) verursachter Badeunfall mit Sehbehinderten und Delfinen macht ihn in Los Angeles zu einem gesuchten Mann. Die Einladung seines in Amsterdam lebenden ehemaligen Zuhälters T. J (Eddie Griffin) kommt ihm da gerade recht. In der niederländischen Vergnügungsmetropole angekommen, wird Deuce gleich in die lokale Gigolo-Szene eingeführt, die derzeit jedoch unter Schock steht: Ein Killer geht um, der es auf die „man-whores“ abgesehen hat. Schnell fällt der Verdacht auf T. J., sodass Deuce nichts anderes übrig bleibt, als selbst zu ermitteln. Und dabei trifft er die schöne Eva (Hanna Verboom), Nichte des ermittelnden Polizeibeamten Voorsboch (Jeroen Krabbé) …

Alles, was ich vom Vorgänger gewissermaßen erwartet bzw. befürchtet hatte, bevor er mich dann positiv überraschte, bewahrheitet sich bei diesem Over-the-Top-Sequel. Die herzliche Geschichte um die Liebesbedürftigkeit der Außenseiter weicht einer deutlich grelleren Comic-Handlung mit enorm hoher Zotenquote. Nicht nur ist die Zahl derber und geschmackloser Witze deutlich höher als beim Vorgänger, auch muss man hier nun mit den recht typisch gewordenen Schwulenwitzen etc. rechnen. Es liegt an Eddie Griffin, der die meisten von ihnen abbekommt, dass der Film dabei nicht gänzlich in tiefste Humorniederungen abrutscht. Und es gibt dann doch noch genug schöne absurde Ideen und inspirierte Besetzungscoups, um DEUCE BIGALOW: EUROPEAN GIGOLO am Ende noch mit dem Siegel „in Ordnung“ auszuzeichnen. Zu den gelungenen Gags zählen die immer wieder gern gesehen Zeichnung Europas als Oase für Freaks und Sexsüchtige. Im niederländischen Fernsehen wird sogar das Wetter oben ohne moderiert und das Treiben auf den Starßen Amsterdams kann man nur als orgiastisch bezeichnen. Am tollsten ist sicherlich der Einfall mit der europäischen Gigolo-Vereinigung, einer an aristokratische Geheimbünde erinnernden, exklusiven Gesellschaft von Super-Gigolos, die in feinem Zwirn zusammensitzen, mit ihren avancierten Sextechniken prahlen und sogar eine eigene Preisverleihung haben, die „Man-whore Awards“, bei der der begehrte „Golden Boner“ verliehen wird. Und in den letzten Jahren war es ein gewisser großbeschwanzter Heinz Hummer, dem diese Ehre zuteil wurde, von niemand anderem verkörpert als von unserem allseits beliebten Til Schweiger. Und der hat dann hier auch seinen zweitbesten US-Auftritt nach SLC PUNK, begünstigt durch seinen schnellen Leinwandtod nach zwei Szenen (als Leiche bekommt er dann unter anderem eine Kuckucksuhr und eine Bowlingkugel auf den Kopf). Eine kurze Montagesequenz in der Mitte belebt dann noch einmal – recht halbherzig – den Geist des Vorgängers, bringt Deuce mit zahlreichen Frauen eher minderer Attraktivität zusammen, die im Zusammentreffen mit ihm aufblühen dürfen. Auch nicht fehlen dürfen absurde Wortschöpfungen wie „shenis“ für das weibliche Geschlechtsorgan oder Neologismen wie „prostidudes“. Die meisten gehen auf das Konto von Eddie Griffin, der wie erwähnt das Talent hat, auch missratene Dialogzeilen noch würdevoll rüberzubringen. Wenn DEUCE BIGALOW: EUROPEAN GIGOLO witzig ist, ist er ziemlich witzig.

Auf der Negativseite gibt es dann eine Russin aus Tschernobyl, die statt einer Nase einen funktionsfähigen Penis im Gesicht trägt. Zwar tut der Film dem Zuschauer den Gefallen, den nicht zu zeigen, aber der Witz mit dem spermaspritzenden Nieser war wohl unvermeidbar. Später stolpert die erregte Dame dann und stößt mit ihrer Penisnase in das Halsloch einer Kehlkopfkrebskranken. Das sind jene Momente, in denen man sich in einen anderen Film wünscht, der die Dezenz bewiesen hätte, einen solchen Schwachsinnseinfall nicht in die Tat umzusetzen. Aber man kann wohl nicht alles haben.

Ein persisch anmutender, langhaariger Schönling mit einer Sammlung mittelalterlicher Waffen, eine gigantisch fette Negermama, eine hünenhafte Norwegerin, eine Narkoleptikerin, eine Tourette-gepeinigte Blondine, eine einbeinige Schönheit und ein unter Penisneid leidender Polizist: So aufgezählt, lassen die Beigaben zu Rob Schneiders erstem „eigenem“ Film einen besonders herablassenden Fall von Minderheiten-Demütigung befürchten. Doch das Gegenteil ist der Fall: DEUCE BIGALOW: MALE GIGOLO besingt die Schönheit des Außenseiters und sagt richtig: Jeder hat das Recht auf Liebe!

Deuce Bigalow (Rob Schneider) lebt das trostlose Leben des unfreiwilligen Singles: Sein kärglich‘ Geld verdient er als Reiniger von Fischtanks, einzige sexuelle Entlastung bietet die Verkäuferin in der Zoohandlung, wenn sie beim Herausangeln der Meeresschnecken ein nasses T-Shirt bekommt. Eine unerwartete Wendung erhält sein Leben, als er den Gigolo Antoine (Oded Fehr) kennenlernt und von diesem beauftragt wird, in seiner Abwesenheit sein luxuriöses Haus zu hüten. Nachdem er bei einem Unfall Antoines Wohnzimmer zerstört, benötigt Deuce dringend Geld für die fällige Reparatur. Die Idee liegt nahe, sich ebenfalls als „man-whore“ zu versuchen. Der Männer-Zuhälter T. J. (Eddie Griffin) steht mit Rat und Tat zur Seite …

DEUCE BIGALOW: MALE GIGOLO ist große Klasse, weil er die richtige Balance zwischen den „Nummern“, seinen grell-witzigen Klamauknummern, und dem eher erzählerischen, herzlichen Teil findet. Die ganze Prämisse des Films ist tatsächlich weitaus weniger albern, als ich das vermutet hatte. Deuce Bigalow ist kein sexsüchtiger Geek, sondern ein leidgeplagter Durchschnittstyp, der sofort zur Identifikation einlädt. Und seine sexuellen Kapriolen zielen auch nicht ausschließlich auf Ekel ab oder stellen vermeintliche Perversionen aus, sondern zeigen, dass es unterschiedliche Arten von Lust und Begierde gibt, die ihre Berechtigung haben. Die Figuren, so eindimensional sie auch auf ein oder zwei Eigenschaften hin konstruiert sein mögen, sind als Menschen wahrnehmbar und dürfen ihre Würde behalten. Der Film erkennt ihre Bedürfnisse an und zeigt, das Sex in unserer erfolgs- und schönheitsfixierten Welt ein wertvolles Gut ist, das sich viele eben nicht „leisten“ können. Es ist wohl auch der Altersfreigabe geschuldet, dass Deuce‘ Dienstleistungen eher platonischen Charakter haben, es über zärtliche Liebkosungen nie hinausgeht. Kritische Geister könnten hier nicht ganz zu Unrecht einwenden, dass der Film an entscheidender Stelle kneift, mit einem Versprechen wirbt, das er dann nicht einlösen mag, oder auch schlichtweg prüde ist. Ich fand das eigentlich gerade schön: Dass hier auf einer höheren Ebene für liebevollen Umgang miteinander geworben wird, dass der bezahlte Sex ja oft eine Abkürzung ist, die gar nicht wirklich zum Ziel führt, sondern nur vorübergehend von den Beschwerlichkeiten der Reise ablenkt. So wird Deuce, selbst ein Liebesuchender gerade deshalb zum Soulmate, weil er die Leiden der Mittelmäßigen nur zu gut kennt. Er ist nicht die wahr gewordenen Fantasie, die sich die Frauen für eine Nacht nach Hause holen, nur um sich so doch nur wieder ihre Einsamkeit bestätigen zu lassen, sondern ein Leidgenosse, der ihnen auf Augenhöhe begegnet und sie so in ihrem Sein bestärkt.

Natürlich ist DEUCE BIGALOW: MALE GIGOLO auch ziemlich witzig: Highlight ist der Dialog zwischen Deuce und seinem Vater, der für die Herrentoilette in einem Restaurant zuständig ist, und Deuce zu lautstarker Flatulenzuntermalung offenbart, dass er dessen Mutter in einem thailändischen Puff aufgegabelt hat, wo sie eine Nummer mit einem Esel aufführte. Toll ist auch Eddie Griffin, dessen Pimp die unangenehme Angewohneit hat, sein Essen im Whirlpool zu verlieren und dessen Fachvokabular an die semantischen Verrenkungen überzogener PC-Bemühungen erinnert: „Don’t make me he-bitch man-slap you!“ Schön ist auch Deuces Freund, der homosexuelle Aquarienbauer, dessen eigentlich fachbezogenen Äußerungen alle eindeutig sexuell konnotiert sind, ohne dass ihm das auffiele. William Forsythe brilliert als hintergangener Ehemann und Polizist mit der manischen Überzeugung, etwas stimme mit seinem Penis nicht, weshalb er ihn bei jeder Gelegenheit herzeigen muss. Und den lautesten Lacher provozierte die Aussage der Narkoleptikerin, dass sie nie zuvor Suppe gegessen habe, weil sie Angst vor dem Ertrinken habe. Deuce ermöglicht ihr diese neue Erfahrung mit einem ebenso simplen wie effektiven Trick. DEUCE BIGALOW: MALE GIGOLO ist eine herzige Angelegenheit und eine schöne Überraschung. Wer erwartet, mit Humor unter der Gürtellinie bedient zu werden, kommt hier auf seine Kosten, ohne sein Gehirn am Eingang abgeben zu müssen. Es geht einem als Zuschauer ein bisschen wie den Freierinnen von Deuce: Sie bezahlen für die schnelle Nummer, aber was sie bekommen ist deutlich mehr.

Marvin Mange (Rob Schneider) ist ein freundlicher Versager. Allzu gern würde er seinem verstorbenen Vater, einem ehemaligen, mehrfach geehrten Polizisten, nacheifern, doch Jahr für Jahr scheitert er aufgrund mangelnder Fitness an der Aufnahmeprüfung. So fristet er ein trauriges Dasein in der Asservatenkammer, wo er dem Spott kleiner Kinder auf Berufserkundung und Sergeant Sisk (John C. McGinley) ausgesetzt ist. Alles ändert sich, als Marvin einen schweren Unfall erleidet und von einem freundlichen Mad Scientist (Michael Caton) mit Tierorganen zusammengeflickt wird. Plötzlich hat er einen unerschöpfliche Ausdauer, immense Kraft sowie geschärfte Geruchs- und Gehörsinne – leider aber auch einen unkontrollierbaren Hunger und Sexualtrieb. Das erschwert nicht nur seine Annäherungsversuche an die Tierpflegerin Rianna (Colleen Haskell), sondern scheint ihn des Nachts auch in eine reißende Bestie zu verwandeln. Bald wird ein Mob auf ihn angesetzt …

Man verzeihe mir meinen derzeitigen Hang zum Klamauk, aber für meine derzeitige Verfassung sind solche leichten Filme einfach ideal. Bei denen ist es auch nicht so schlimm, wenn die Müdigkeit zuschlägt und ich nach einer Stunde abbrechen und am nächsten Tag weitergucken muss. Dass ich ein Faible für Klamauk habe, ist Lesern meines Blogs wahrscheinlich auch nicht entgangen. Und Rob Schneider, ein viel geschmähter Komiker aus dem Sandler- und SNL-Umfeld, ist tatsächlich sehr viel lustiger als sein Ruf. Für diese etwas seltsamen, tolpatschigen Underdogs, die unermüdlich davon träumen, einmal auf der Siegerseite des Schicksals zu stehen, ist er wie gemacht. Auch der ihm auf den Leib geschriebene THE ANIMAL, sein zweiter „großer“ Film nach etlichen Nebenrollen, nutzt Schneiders glubschäugiges Gesicht, seine störrische Wuschelmähne und seine linkische Verletzlichkeit zu größtmöglichem Effekt. Das Drehbuch von Tom Brady und Schneider himself etabliert den bemitleidenswerten Sonderling als tragisches Stehaufmännchen, bevor es ihm seine Triumphe gönnt und melkt die absurde Prämisse dabei bis auf den letzten Tropfen. Marvin erliegt einem Fressrausch in einer Metzgerei, Marvin wiehert beim Anblick einer schönen Frau wie ein Pferd und vergeht sich schnaufend an einem Briefkasten, Marvin markiert sein Revier, Marvin verführt eine läufige Ziege, Marvin prügelt sich mit einem Orang-Utan, Marvin leckt sich den eigenen Schritt. Es sind erwartbare Zoten, die der Film mit Gusto reißt, aber weil das Timing stimmt und Schneider so wunderbar den gedemütigten Trottel geben kann, funktionieren sie fast alle. Es gibt außerdem noch einen schönen Subplot um Marvins schwarzen Kumpel Miles (Guy Torry), der überall, wo man freundlich und zuvorkommend zu ihm ist, Reverse Racism vermutet – und was zunächst eine paranoide Marotte zu sein scheint, erweist sich bald als zutreffend. Es ist ein für die eigentliche Handlung unwichtiger Nebenstrang, aber er wertet THE ANIMAL gehörig auf, weil er jene Intelligenz erkennen lässt, die man angesichts der Vielzahl an ordinären Herrenwitzen eher nicht vermuten würde.

Dass THE ANIMAL dennoch kein vergessener Klassiker der Low-Brow-Comedy, sondern nur ein guter Vertreter dieser verfemten Gattung ist, liegt vor allem daran, dass der Übergang von der reinen Gagparade zum eher dramatischen, erzählerischen Teil des Films nicht funktioniert bzw. reichlich holprig vonstatten geht. Der Konflikt des Films wirkt reichlich aufgesetzt, wird dann in Windeseile zwischen Tür und Angel aufgelöst. Die Idee, Marvin auf Werwolf-artige nächtliche Raubzüge zu schicken, ist ja eigentlich sehr naheliegend und komisch, aber das Drehbuch etabliert diesen Strang erst überaus nachlässig, lässt die Auflösung dann schlagartig vom Himmel fallen. Man merkt, dass sich niemand wirklich für diesen Teil des Films interessiert hat und das Hauptaugenmerk der Autoren darauf lag, sich lustige Situationen für den tierischen Helden auszudenken. Durchaus verständlich, wie ich finde. Aber es ist ja ein bekanntes Problem, dass moderne Komödien sich schwer damit tun, eine Geschichte zu erzählen, die nicht wie ein notwendiges Übel erscheint. Und nicht alle Filmemacher haben den Mut, konsequenterweise ganz auf einen Plot zu verzichten – so wie Dennis Dugan das in GROWN UPS erfolgreich exerziert hat. Und die genretypische Love Story von THE ANIMAL kommt nicht zuletzt daher so schrecklich schematisch rüber, weil Marvins Love Interest fürchterlich gesichtslos bleibt und ihre Darstellerin mit ihrem zuckersüßen Mauselächeln vor allem Aggressionen weckt. Die Liebe, die sich in THE HOT CHICK zwischen den beiden besten Freundinnen anbahnt, ist um ein Vielfaches lebendiger, echter und sympathischer, als die Spießerliebe, die sich in THE ANIMAL anbahnt. Aber wie ich schon sagte: Der Schwerpunkt des Films liegt woanders und wer Spaß an wildem Klamauk hat, der wird hier durchaus fündig werden. Meine Frau und ich haben jedenfalls herzhaft gelacht. Nuff said.

Mit Adam Sandler widme ich mich derzeit einem Komödianten, der in den USA viel Häme und Verachtung für seine Filme erntet. Noch deutlich schlechter kommt sein ehemaliger Stand-up-Kollege und Freund Rob Schneider weg. Zugegeben: Der glubschäugige Schneider hat mit Komödie wie DEUCE BIGALOW, THE ANIMAL, DEUCE BIGALOW: EUROPEAN GIGOLO, THE HOT CHICK oder BIG STAN nicht gerade High Art fabriziert, sondern sich immer wieder mit Lust und Verve in die von Zoten, Pimmel- und Herrenwitzen durchsetzten Comedyniederungen begeben (wenn er nicht gerade den nervenden Comic Relief in Actionfilmen wie JUDGE DREDD oder KNOCK OFF gegeben hat), aber ich kann daran noch nichts per se Verwerfliches finden. Am Ende zählt meiner Meinung nach einzig und allein das Ergebnis und über THE HOT CHICK kann ich nur sagen, dass ich einige Male herzhaft gelacht habe, Rob Schneiders Darbietung als zickiges It-Girl wunderbar fand und den Film keineswegs so dumm, wie man anhand der Prämisse vielleicht vermuten durfte. Wie die Sandler-Filme auch ist THE HOT CHICK keineswegs ein Film, der mit dem Finger auf Minderheiten zeigt und sich wegschreit, sondern einer, der die ganze Blödheit von Heteronormativität und Spießertum bloßstellt.

Jessica (Rachel McAdams) ist eine typische High-School-Königin: Blond, hübsch (aber enthaltsam), Cheerleaderin und Anführerin ihrer Clique, heiße Kandidatin für den Titel der Prom-Queen, beliebt bei denen, die sich in ihrem Licht baden können, aber mit Inbrunst verachtet von allen anderen. Durch ein Missgeschick mit einem magischen Ohrring findet sie sich eines morgens unversehens im Körper einen nichtsnutzigen Kleinkriminellen (Rob Schneider) wieder, während der fortan im Körper der attraktiven Blondine die Straßen unsicher macht. Für Jessica geht es nun darum, herauszufinden, wie es zu ihrem „Missgeschick“ kommen konnte, um so einen Weg zurück in ihren echten Körper zu finden. Währenddessen findet ihre beste Freundin April Gefallen am neuen Aussehen von Jessica …

Körpertausch-Komödien haben immer einen „transgressiven“ Charakter: Die Tauschenden sind unterschiedlichen Alters, Geschlechts oder sozialer Herkunft und dürfen für kurze Zeit die andere Seite der Medaille kennenlernen. Am Ende haben sie dann ihr Spektrum erweitert, gelernt, dass das Gras auf der anderen Seite auch nicht grüner ist, und herrschende Vorurteile abgebaut. Die zuvor noch unvereinbar gegenüberstehenden Gegensätze sind sich ein Stück näher gekommen. Das ist aber nicht das, was in THE HOT CHICK passiert, denn er konzentriert sich ausschließlich auf die Frau im Mannskörper und darauf, wie die mit der neuen Situation umgeht. Es geht nicht darum, Männer und Frauen miteinander zu versöhnen, sondern sie mit Homosexualität zu konfrontieren. Natürlich bietet The HOT CHICK in erster Linie Rob Schneider eine Plattform für seine Albereien, nutzt begeistert die Gelegenheit, ihn in superenge pinkfarbene T-Shirts zu stecken, ihn im Girlie-Slang reden oder verweichlichte Gesichter ziehen zu lassen. Und weil Schneider viel Spaß daran zu haben scheint, diese Drehbucheinfälle in die Tat umzusetzen, er einfach eine umwerfend komische Figur als Frau macht, trifft THE HOT CHICK meist mitten ins Schwarze. Aber hinter der grellen Wackiness verbirgt sich ein durchaus aufklärerischer Impetus. So sehr der Film seine Lacher daraus bezieht, dass sich ein Mann, der noch dazu ausieht wie Rob Schneider eben aussieht, benimmt wie ein It-Girl: Letztlich gehen die Lacher nicht auf Kosten der Gayness, sondern auf Kosten jener, die sich von ihr angegriffen oder irritiert fühlen. Klassische Männlichkeitsideale werden umgeworfen: Die ganzen harten Heteros kriegen ihren Denkzettel, klassische Beziehungsbilder und Rollen werden über den Haufen geworfen. Das kulminiert am Ende darin, dass April mit Jessica zum Abschlussball geht, ihrer besten Freundin – die nun den passenden mänlichen Körper hat – ihre Liebe gesteht und ihr eine Beziehung anbietet. So viel Gender-Progressivität hatte ich von einem Rob-Schneider-Film definitiv nicht erwartet. Super!

Das ganze Maß der in meinem Beitrag über JACK AND JILL beschriebenen Verachtung, die Adam Sandler vonseiten der US-Kritik entgegenschlägt, kann man der Rotten-Tomatoes-Seite zu GROWN UPS (Tomatometer: 10 %) ablesen. Mir fallen auf Anhieb nur wenige Filme ein, die in den letzten Jahren so einhellig so böse verrissen worden wären wie dieser hier (es erstaunt mich, dass sein IMDb-Rating so gnädig ausfällt). Ironischerweise zeigen diese Rezensionen aber vor allem eins: dass viele der vermeintlich professionellen, „seriösen“ Filmkritiker schon lange vor dem Verfassen ihrer Texte, nämlich bei der Betrachtung des zu rezensierenden Films scheitern, dass sie speziell bei Sandler mit breitem Arsch und bereits vorgefasster Meinung im Kino sitzen, fest entschlossen darauf, dem Star einen reinzuwürgen. Die Feder ist mit den entsprechenden, naheliegenden Argumenten schon geladen und ob sie nun auch noch auf den zu rezensierenden Film zutreffen, ist völlig zweitrangig. Dass Sandler das Ende des Kinos ist, ist eh Konsens, warum sich also noch lange mit Fakten aufhalten. Lieber einen gallesprühenden Verriss runterrotzen, an dem sich am Ende genau das zeigt, was man Sandlers Film fälschlicherweise vorwirft.

Knapp 20 Jahre ist es jetzt her, dass Lenny (Adam Sandler), Eric (Kevin James), Kurt (Chris Rock), Marcus (David Spade) und Rob (Rob Schneider) Jugendmeister im Basketball wurden. Als Erwachsene treffen sich die Fünf ausgerechnet zur Beerdigung ihres ehemaligen Meistertrainers wieder. Bis auf Marcus, der als Single dem Müßiggang frönt, haben sie alle eine Familie und führen ein von Pflichten und Verantwortung geprägtes Leben. Lenny ist Hollywood-Agent, wohlhabend, mit der attraktiven Modedesignerin Roxanne (Salma Hayek) verheiratet und mit drei Kindern gesegnet, von denen die beiden älteren mit „verwöhnte Wohlstandsblagen“ wohl treffend beschrieben sind. Erics vierjähriger Sohn hängt immer noch bei der überfürsorglichen Gattin Sally (Maria Bello) an der Brust, während die jüngere zu Wutausbrüchen neigt. Kurt ist Hausmann und leidet unter Gattin Deanne (Maya Rudolph) und Schwiegermama Ronzoni Sorgen und Nöte, die normalerweise Hausfrauen vorbehalten sind. Rob ist mit der gut 20 Jahre älteren Gloria (Joyce van Patten) lieert, hat drei gescheiterte Ehen und ebensoviele ausgeflogene Töchter hinter sich. Um die alten Zeiten zu feiern, verbringen die alten Freunde mit ihren Familien ein Wochenende in einem Haus am See und müssen sich dabei mit dem Gedanken abfinden, dass die Jugend lange, lange hinter ihnen liegt …

Es ist erschreckend, wie wenig die meisten Rezensenten in der Lage sind, diesen Film zu verstehen, vor allem, wenn man die Vorwürfe der Dummheit und Einfalt betrachtet, mit denen sie gegen ihn zu Felde ziehen. „In the end, the movie is about having no regrets.“, schreibt Connie Ogle vom Miami Herald über den Film, den sie für symptomatisch für eine von Mittelmäßigkeiten geschlagene Summer-Movie-Saison hält. Leider ist das falsch, denn es geht im Gegenteil sogar darum, sich mit eigenen Schwächen und Fehlern auseinanderzusetzen, um schließlich erwachsen zu werden. Die Industriepostille Variety interessiert sich eh nicht für Inhalte und weiß mit der Geisteshaltung eines Buchhalters und Statistikers zu berichten, dass GROWN UPS „delivers precious few laughs for the volume of sheer comedy talent on offer“, ganz dem Irrglauben erlegen, der Erfolg einer Komödie hänge von der Zahl der Lacher ab (davon abgesehen: ich habe sehr häufig gelacht). Joshua Rothenbaum fragt auf Time Out, ob es „would have been such a crushing blow to these stars‘ egos if they’d accomodated a little anxiety, instead of the typical lake-rope-swinging mishaps“ und bemerkt vor lauter vorgeschobenem Anspruch gar nicht, dass der Film zum einen durchaus „anxiety“ bietet – etwa in Lennys Angst, verwöhnte Kinder großzuziehen, in Kurts Klage, als Hausmann nicht wertgeschätzt zu werden, in Robs Geständnis, in seinen Ehen immer zu früh aufgegeben zu haben, in Erics Furcht, als Arbeitsloser von seinen Freunden nicht Ernst genommen zu werden, in Marcus‘ Unfähigkeit, ein geordnetes Leben zu führen –, zum anderen eigentlich auffallend arm ist an jenen typischen Slapstick-Einlagen, die er beklagt. Jeff Beck vom Examiner  macht wenigstens gleich zu Beginn seines einsichtsfreien Artikels klar, dass er ahnungslos ist, wenn er behauptet Dugans und Sandlers bisherige Kollaborationen YOU DON’T MESS WITH THE ZOHAN und I NOW PRONOUNCE YOU CHUCK AND LARRY seien „failures“, da kann man sich das Weiterlesen sofort sparen. Und die Filmnerd-Seite Filmdrunk mag einige humorvolle Schreiber am Start haben, aber leider niemanden, der sich mit Film auskennt. Wenn man GROWN UPS als schlechtesten Film des Jahres 2010 platziert, riecht das vor allem nach Revanchismus und dem Bedürfnis, Klicks zu generieren. Xan Brooks vom Guardian will sich gar nicht lange mit dem Film aufhalten und watscht ihn deshalb ab wie ein kleines Kind, nicht jedoch, ohne sich über die herablassende Art von GROWN UPS zu beschweren: Besonders gestört hat den Schöngeist, dass die Protagonisten des Films „pull disgusted faces at a sixtysomething woman on the basis that she is still sexually active and therefore so much more repulsive than the teenage hottie who fixes her car with her rear in the air“dabei übersehend, dass diese Frau innerhalb des Films zum einen durchaus als Sexualpartner ernstgenommen wird, der Ekel zum anderen in vollem Bewusstsein des eigenen unaufhörlich fortschreitenden Alters empfunden wird. In allen diesen Reviews (ich habe keine Lust mehr, weitere zu lesen) kommen ein fruchtbar beschränktes Verständnis der Gattung „Komödie“ sowie die völlige Unfähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, zum Ausdruck, und kollidieren aufs Heftigste mit einem schon vor Jahren gefestigten Bild Sandlers, das man sich nur noch bestätigen lässt, anstatt sich von Vorurteilen freizumachen. Der vielfach beschworene Mangel an Plot ist die auffallende und herasuragende Stärke des Films, die vermissten Charakterisierungen braucht er nicht, weil wir diese Figuren dank der zigfach etablierten Personae ihrer Darsteller bereits in- und auswendig kennen. Die „bösartigen“ Beleidigungen, die immer wieder kritisiert werden, sind keine, vielmehr handelt es sich um das typische Necken, das unter männlichen Freunden so üblich ist. Dass nicht jeder One-Liner begnadetes Dialoggut ist, kommt dem Realismus des Films zu Gute. Elaboriertere Gags hätten den wunderbar flüchtigen, alltäglichen Eindruck, den Dugan gemeinsam mit seinen Stars beinahe mühelos etabliert, nur geschadet. Die Selbstverliebtheit Sandlers – er ist als Lenny Hollywood-Agent, hat eine Superfrau und kann auch noch Basketball spielen –, wird immer wieder als Argument gegen den Film herangezogen. Was keiner erwähnt, ist die Niederlage, die Lenny am Ende absichtlich herbeiführt, weil er den Underdogs einmal ein Erfolgserlebnis verschaffen will. Der ganze Film tut nichts anderes, als die Stars in vollem Bewusstsein ihrer etablierten Stellung über ihre Oberklassen-Scham sinnieren zu lassen. Irgendwo habe ich auch gelesen, GROWN UPS sei ein zynisches Alibi für Sandler gewesen, mit seinen Kumpels Urlaub zu machen. Das ist ja wirklich besonders schwachsinnig und populistisch: Als könne Sandler sich keinen richtigen Urlaub leisten, ja, als müsse er überhaupt noch arbeiten.

Ich habe GROWN UPS am vergangenen Wochenende gleich zweimal gesehen, einmal allein, einmal mit meiner Gattin, die ihn auch toll fand. Ich bin begeistert von ihm, weil ihm etwas gelingt, was in amerikanischen Filme sehr rar ist. Er ist wunderbar entspannt, konzentriert sich ganz auf das Miteinander seiner Protagonisten und befreit sich fast gänzlich von den Zwängen eines aufgesetzten Plots. Na klar, irgendwann muss es so eine Art Konflikt geben und eine Dialogszene, in der die eigentlich doch klar auf der Hand liegende Moral von der Geschicht noch einmal für alle verständlich ausformuliert wird. Aber Dugan und Sandler lassen keinen Zweifel daran aufkommen, wo das Herz dieses Filmes liegt. Es schlägt da, wo die Freunde einfach zusammen rumsitzen und Blödeln, wo sie alten Erinnerungen nachhängen oder sich ihre Sorgen anvertrauen, wo sie sich gegenseitig hochnehmen oder gemeinsamen Triumphen nachhängen. Dann riecht das trotz der Anwesenheit der großen Namen gar nicht mehr nach Hollywood-Bullshit, sondern wirkt sehr echt, klein und intim. Und die Clowns zeigen, dass sich hinter ihrer Maske Menschen aus Fleisch und Blut verbergen. Menschen, die mehr Herz und Seele haben, als ihnen das mancher nachsagt, der sich erst einmal die Augen untersuchen lassen sollte.