Mit ‘Siegfried Lowitz’ getaggte Beiträge

Episode 158: Mordfall Goos (Franz Peter Wirth, 1987)

Ingrid Goos (Irene Clarin) entgeht nur knapp einem Mordanschlag. Ihr Ehemann Thomas (Martin Benrath) hat seinen Bruder Gregor (Robert Atzorn) und seinen Vater (Martin Held) im Verdacht. Die beiden haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass Ingrid, Tochter einer Schaustellerfamilie, nicht in ihre wohlhabende Familie passt und zeigen sich auch jetzt vor allem um die Familienehre besorgt statt um die Gesundheit ihrer Schwägerin bzw. Schwiegertochter. Dann erfolgt ein zweiter Anschlag und Ingrid ist tot …

Basic stuff, eine weitere Geschichte um eine weitere dieser großbürgerlichen Familien, die sich zur Wahrung ihrer eigenen, meist materiellen Interessen auch über Gesetze hinwegsetzen. Das hat es zu diesem Zeitpunkt schon etliche Male gegeben: Die große Begeisterung verursacht „Mordfall Goos“ nicht, aber die Umsetzung ist dann doch zu gut, um die Episode ganz abzuschreiben. Martin Benrath ist sehr gut als an der Unmenschlichkeit seiner Familie verzweifelnder Haderer, ebenso Martin Held als Patriarch im Hausmantel. Und dass Atzorn nach einer veritablen Karriere als DERRICK-Schurke mit dem Dr. Specht den Imagewandel schaffte, darf als das unerzählte Heldenepos der deutschen Fernsehgeschichte durchgehen. Ebenfalls mit dabei: Liane Hielscher und Beatrice Richter.

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Episode 159: Fliegender Vogel (Wolfgang Becker, 1987)

Die junge Bettina Rudolf (Dana Vavrova) wird aus der Haft entlassen, die sie für ihren Zuhälter und Liebhaber Horst Wilke (Claude-Oliver Rudolph) abgesessen hat. Derrick, der den für ihn noch ungeklärten Mordfall auflösen will, bringt die Frau bei der Bewährungshelferin Dr. Kordes (Christiane Hörbiger) und ihrer Familie unter. Doch auch Wilke hat von der Entlassung seiner Freundin Wind bekommen; und er hat gar nicht vor, sie loszulassen …

Die ganze Wir-nehmen-eine-Bedürftige-bei-uns-auf-Geschichte um die Familie Kordes, deren männlicher Spross Walter (Stefan Reck) sich dann auch noch in die junge Frau mit den Pferde- und Möwen-Postern über dem Bett verliebt, ist ziemlich cheesy. Das dachte wohl auch Claude-Oliver Rudolph, der seinen Wilke als Hommage an seinen Charakter aus Eckhard Schmidts ALPHA CITY anlegt und sich hier ähnlich ins Zeug legt. Es ist eine einzige Wonne, ihm beim Gepose zuzuschauen. Dass ausgerechnet Brillenschlange Gert Burkard seinen Bruder gibt, der ihm mit dem Chor der Heilsarmee nachstellt, um ihn mit frommen Lieder auf de Pfad der Tugend zurückzuführen, ist eine Idee, die auch nur Reinecker (oder war es Becker?) haben kann.

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Episode 160: Mordträume (Gero Erhard, 1988)

Max Binder (Mathieu Carrière) hat seine Ehefrau bei einem Unfall verloren, die Schuldige beging Fahrerflucht, wurde jedoch von dem Passanten Stockey (Karl Renar) gesehen. Der Ehemann trägt sich mit Rachegedanken, träumt Nacht für Nacht vom Morden und durchstreift schließlich mit dem Augenzeugen die einschlägigen Lokale auf der Suche nach der Täterin. Derrick versucht vergeblich, dem Mann seine Rachefantasien auszureden. Dann wird Stockey fündig: Er erkennt die Prostituierte Annette Schilling (Constan Engelbrecht) wieder …

Schöne, intensive Selbstjustiz-Geschichte, der der gewohnt manische Carrière immense Glaubwürdigkeit verleiht. Seine Staredowns und philosophischen Debatten mit Derrick geben den Extrakick, die schöne, viel zu früh verstorbene Constanze Engelbrecht gibt es als Bonus. Und Renar ist einer dieser DERRICK-Regulars, über die man sich immer wieder freut, wenn man einmal sein Herz an die Serie verloren hat.

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Episode 161: Eine Reihe von schönen Tagen (Wolfgang Becker, 1988)

Die Rentnerin Anna Beermann (Käthe Gold) beobachtet einen Mord in den Büros des Import/Export-Handels im Haus gegenüber. Ihr Schweigen lässt sich der Mörder, der Wind bekommen hat von dem Augenzeugen, etwas kosten: Gemeinsam mit ihrem Gatten (Hans Caninenberg) lässt es sich die alte Dame gut gehen, derweil Derrick den Mörder sucht. Ein mögliches Motiv kennt der Sohn des Toten: Sein Vater hatte von dubiosen Geschäften seines Arbeitgebers gesprochen und davon, dass seine Kollegen über Leichen gingen …

Typische Becker-Folge, die die Krimihandlung mit einem herzlichen Subplot um die beiden alten Leute auflockert und darüber hinaus schön fotografiert ist. Eine gewisse moralische Scheinheiligkeit ist unübersehbar: Man muss gewiss nicht lange suchen, um eine Episode zu finden, bei der das eigennützige Schweigen über ein Verbrechen auf weniger Verständnis vonseiten des Kriminaloberinspektors stößt als hier, wo die beiden Rentner mit größter Warmherzigkeit gezeichnet werden. Ändert aber nichts daran, dass die Folge sehr gut reinläuft und neben den Sympathieträgern Gold und Caninenberg auch auf Schurkenseite mit Jürgen Schmidt, Dieter Eppler, Uli Krohm und Stefan Behrens exzellent besetzt ist.

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Episode 162: Kein Risiko (Alfred Weidenmann, 1988)

Der ausgebrannte Roland Weimann (Hannes Jaenicke) ist von dem Psychologen Ingo Wecker (Klaus Schwarzkopf) gefragt worden, ob er einen Mord gegen Bezahlung durchführen würde: Da er das Opfer nicht kenne, bestünde keine Gefahr, gefasst zu werden. Weimann sucht Derrick auf, doch wenig später gibt es dennoch ein Mordopfer zu beklagen: Der Gatte von Ariane Budde (Eleonore Weissgerber) wird erschossen aufgefunden. Derrick verdächtigt sofort den „Freund des Hauses“ Harald Körner (Volkert Kraeft), der sich sogleich an die Witwe ranwanzt …

Reineckers Script, eine Mischung aus STRANGERS ON A TRAIN und „Schuld und Sühne“, hätte locker Stoff für drei Folgen gegeben. Doch Hannes Jaenicke, der am Anfang noch wie die Hauptfigur eingeführt wird, taucht nach der Halbzeitmarke überhaupt nicht mehr auf und macht Platz für die etwas austauschbare Geschichte um den Witwentröster Kraeft, der deutlich weniger interessant ist. Auf der Habenseite steht aber ein Auftakt in wunderbaren Grau- und Brauntönen, eine Herbstsonate, die an die DERRICK-Episoden der Siebzigerjahre erinnert, unterlegt von einem schwermütig-kitschigen Score. Die guten Ansätze heben die Folge leicht über den Durchschnitt.

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Episode 163: Auf Motivsuche (Zbynek Brynych, 1988)

Erich Karo (Will Danin) begibt sich für eine Filmproduktion auf Motivsuche. In der Nähe eines Bahnhofs wird er fündig, doch nach einem entsprechenden Rückruf ist er für mehrere Stunden nicht auffindbar. Als er dann wieder auftaucht, wirkt er tief erschüttert und gedankenverloren, was er auf einen Kreislaufzusammenbruch schiebt. Sein Freund und Kollege Willy Laufen (Pierre Franck) will rekonstruieren, was Erich widerfahren ist und sucht das Gelände auf, das dieser gesichtet hatte. Am nächsten Tag findet man seine Leiche …

Brynych bedient sich für seine erste DERRICK-Folge nach drei Jahren („Familie im Feuer“) ausgiebig beim Mystery- und Horrorfilm. Da ist zuerst das trist-marode Setting verlassener Hinterhöfe, dann natürlich Karos Gesichtsausdruck und Verhalten, als er wieder auftaucht. Eine Weile scheint es tatsächlich möglich, er könne von Außerirdischen gekidnappt worden sein oder er habe ein schleimiges, leichenfressendes Monstrum in einem Keller entdeckt: Brynych genießt es offenkundig, seine Zuschauer im Dunkeln tappen und allerlei Spekulationen anstellen zu lassen. Die Auflösung ist dann natürlich doch ganz weltlich, aber ihren entrückten Tonfall behält die Episode dennoch bei. Es gibt nach langer Zeit mal wieder eine dieser seltsam lethargischen „Action-Szenen“, eine wilde Schießerei, bei der tatsächlich nicht einer der Beteiligten auch nur verletzt wird (Harry führt allerdings erleichtert ein Loch im Ärmel seines Mantels vor), sowie eine Liebesszene zwischen Karo und der in den Fall verwickelten Karla (Beate Finckh), die den Fokus der Episode deutlich über den Kriminalfall hinaus erweitert. Zu sagen, Derrick und Harry seien nur Nebenfiguren, wäre überzogen, aber man merkt dennoch, dass Brynych die Ermittlungstätigkeit des Oberinspektors nicht für den interessantesten Aspekt der Folge hielt. So fällt „Auf Motivsuche“ angenehm aus dem homogenen Ganzen heraus und verpasst dem geneigten Betrachter mal wieder einen kleinen Stromstoß.

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Episode 164: Da läuft eine Riesensache (Zbynek Brynych, 1988)

Die Nadelstreifenganoven Mario (Hans Peter Hallwachs) und Kolowski (Gert Burkard) lassen aus Italien einen schönen Schauspieler Gregor (Amadeus August) einfliegen: Er soll das Erbe des despotischen Unternehmers Wegmüller antreten (dem die beiden ohne langes Federlesen die Kerzen auspusten), weil er einem Spross der Familie (der tatsächlich verstorben ist, wovon aber niemand weiß) zum Verwechseln ähnlich sieht. Unter Druck gesetzt, willigt der Mime ein, doch als er sich in seine „Cousine“ Ruth (Sissy Höfferer) verliebt, beißt ihn das Gewissen.

Noch mehr als in Brynychs vorangegangener Episode steht hier die keimende Liebe zwei junger Menschen im Mittelpunkt und verbannt das Gespann Derrick und Harry auf die hinteren Ränge. Die Episode ist nur wenig aufregend, auch weil die „Guten“ nie wirklich in Gefahr geraten, wie man zu Beginn vielleicht noch annimmt. Trotzdem macht „Da läuft eine Riesensache“ Spaß, weil sie sehr rund inszeniert ist und über einen dramatischen Bogen verfügt, den die sehr funktional eingerichteten DERRICK-Folgen in der Regel vermissen lassen. Der einstige Mädchen-Schwarm und BLUTIGER FREITAG– sowie später sogar DALLAS-Akteur Amadeus August war zum Zeitpunkt der Ausstrahlung bereits 46 und alles andere als ein Jüngling, präsentiert sich hier aber braungebrannt und mit beeindruckend gut austrainiertem Brustkasten. Er hatte sein Spielfilmdebüt 18 Jahre zuvor in O HAPPY DAY absolviert, unter keinem Geringeren als … Zbynek Brynych. Nur vier Jahre später, im Alter von 50 Jahren, verstarb August, dessen markanten Gesichtszüge ihn eigentlich zum Westerndarsteller prädestiniert hätten, an den Folgen einer HIV-Infektion.

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Episode 165: Das Piräus-Abenteuer (Zbynek Brynych, 1988)

Hanna (Ute Christensen), eine Stewardess und Bekannte von Harry, kontaktiert diesen in großer Angst: In Piräus sei sie von einem Mann angesprochen und dazu überredet worden, einen Koffer nach Deutschland zu bringen. Im Koffer habe sich Rauschgift befunden, dass sie noch in Griechenland entsorgt habe. Nun fürchtet sie sich vor der bevorstehenden Übergabe. Derrick und Harry sagen ihr ihre Hilfe zu …

Die letzte von drei Brynych-Folgen hintereinander hat – wie schon der direkte Vorgänger – erneut eine recht interessante und für die Serie ungewöhnlich „filmartige“ Geschichte. Und was man zu Beginn für lediglich etwas steif und unbeholfen hält, weitet sich dann doch langsam, aber sicher zur echten Brynych’schen Seltsamkeit aus, wenn diese einen auch nicht sofort anspringen mag: Bei diesem gruseligen Score – eine sparsame, fragile, aber gleichzeitig unheimliche Melodie wird mit unterschwelligen, aber deutlich vernehmbaren Atem- und Keuch-Geräuschen untermalt, wie eine avantgardistische Variation von Manfredinis FRIDAY THE 13TH-Thema – glaubte ich zunächst an einen technischen Defekt meines DVD-Players. Beatrice Richter bekommt eine ganz und gar rätselhafte Rolle, bei der sie u. a. in einem ranzigen Nachtclub zu Billy Idols „Sweet Sixteen“ tanzt und den anwesenden Heroin-Chic-Ladies laszive Küsse auf die Wange haucht (ohne dass sie dabei offen als Homosexuelle identifiziert würde). Der Handlungsverlauf ist kaum vorhersehbar und der spärlich entwickelte, eigentlich nur so als Behauptung mitschwingende Subplot um Harrys romantische Verbindung zu Hanna, wirkt in Brynychs Inszenierung, bei der er ja gern auf Romanzen zurückgreift, wie ein Fragment. Harry kommt auch bei Brynych nicht über den Status des Stichwortgebers hinaus, auch wenn man Ansätze bemerkt, ihn zu etwas Größerem aufzubauen. Sehr schön sind außerdem die Beamten, die sich in Derrick Auftrag an die Fersen der Verdächtigen heften, dafür in die Verkleidung von Pennern schlüpfen und immer wieder am Rande des Geschehens auftauchen. Kein totaler Augenöffner, aber doch sehr interessant.

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Episode 166: Die Stimme (Helmuth Ashley, 1988) 

Der geschiedene, zurückgezogen lebende Unternehmer Lippert (Ernst Jacobi) erhält einen Anruf von einer jungen Frau, die ihn vor einem bevorstehenden Mordanschlag warnt. Lippert ist verwundert, schlägt die Warnung aber in den Wind – nur um dann tatsächlich nur knapp einem Attentat zu entgehen. Nachdem er die Kriminalpolizei hinzugezogen hat, erfolgt ein zweiter Mordversuch, den er erneut knapp überlebt. Derrick und Harry wissen, dass die Anruferin der Schlüssel zur Ergreifung der Täter ist, denn weder ist ein Verdächtiger noch ein Motiv in Sicht …

Ashley setzt die schöne Tradition gelungener und in angenehmem Maße origineller Episoden in den späten Achtzigerjahren fort. Diese hier ist nicht wirklich spektakulär, lebt aber von der Ruhe der Erzählung und ihres wichtigsten Charakters, dem der unterschätzte Jacobi viel Würde und eine unterschwellige Tragik verleiht. Fritz Wepper darf mit der rehäugigen Roswitha Schreiner flirten, Christoph Eichhorn tritt als Lipperts am Rande der Kriminalität wandelnder, intellektueller Neffe in die Fußstapfen von Thomas Schücke. Die Folge endet eher verhalten, dafür aber mit einem die Grenze zum Horror überschreitenden Bild: Hinter der Telefonstimme verbirgt sich niemand geringeres als Irina Wanka, die bei DERRICK immer zur Stelle ist, wenn es ätherisch-feengleiche Frauenfiguren zu besetzen gibt. Ihr entrückter Blick aus schwarzen, weil erblindeten Augen ist ein eindringliches Schlussbild, das mich spontan an Michael Winners THE SENTINEL erinnert hat. TATORT-Kommissar Miroslav Basic ist in einer Nebenrolle zu sehen, ebenso wie Sky DuMont als blasierter Lover und Lambert Hamel als Säufer.

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Episode 167: Das Ende einer Illusion (Günter Gräwert, 1988)

Helga Weigert (Cornelia Froboess) arbeitet als Animierdame im Nachtklub der zwielichtigen Brüder Schwenke (Günther Ungeheuer und Hanno Pöschl) die im Nebenhaus auch ein illegales Spielkasino betreiben. Einer ihrer Kunden ist Erich Rieger (Gerd Anthoff), frisch verwitwet und spielsüchtig. Die Schowenkes setzen ihre Angestellte auf den Mann an: Sie soll herausfinden, was er tut, wie viel Geld er hat. Frau Weigert folgt dem Befehl und freundet sich mit dem depressiven Mann an, der jeden Antrieb völlig verloren hat. Dass er außerdem sowohl einen wohlhabenden Bruder hat als auch eine hohe Lebensversicherungssumme ausgezahlt bekommt, macht ihn für ihre Arbeitgeber interessant. Als Riegers Bruder erschossen wird, warnt sie ihren „Patienten“. Sie vermutet, dass die Schowenkes dahinterstecken …

Die damals 45-jährige Cornelia Froboess als Animierdame zu akzeptieren, ist eine kleine Hürde, aber sie macht ihre Sache eigentlich ganz gut. Ihr etwas spröder „Charme“, der mir bei der Identifikation mit ihren Figuren („Das Ende einer Illusion“ ist bereits ihr vierter DERRICK-Auftritt) immer etwas im Wege steht, ist für ihre Helga Weigert, die sich nach anfänglichem Unwillen voll in ihre Rolle als Haushälterin und Seelsorgerin einfindet, genau richtig. Auch Gerd Anthoff ist gut, weil er exakt die gemischten Gefühle hervorruft, die die Episode benötigt: Auf der einen Seite bemitleidet man ihn wegen seines Schicksals und der Unfähigkeit, seine Trauer zu überwinden, auf der anderen stößt genau diese Unfähigkeit aber auch ab. Die finale Wendung ist nicht die allergrößte Überraschung der Fernsehgeschichte, aber sie geht in ihrer Wirkung über den bloß pfiffig gescripteten Plot-Twist hinaus. Hanno Pöschl ist in seiner gewohnten Paraderolle als Rotlicht-Krimineller natürlich eine Bank: Die mit der Rückhand abgefeuerte Ohrfeige für die Froboess kommt mit beeindruckender Leichtigkeit und Beiläufigkeit, entbirgt den mitleidlosen Gewalttäter hinter der Fassade des Geschäftsmanns. Leider bekommt er sonst nicht so viel zu tun. Günther Ungeheuer hat gar keine Szene, in der er so glänzen könnte, aber er macht das mit seiner natürlichen Präsenz wett, die ihn für Schurkenrollen prädestinierte. Nicht nur zu seiner Freude: 1988 war auch das Jahr, in dem er sich mit Auftritten in den Hallervorden-Komödien DIDI AUF VOLLEN TOUREN und DER EXPERTE von seinem Image als Bösewicht zu lösen versuchte. Vielleicht, weil er in guter Erinnerung bleiben wollte: Ungeheuer starb nur ein Jahr später, im Herbst 1989, an Lymphdrüsenkrebs.

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Episode 168: Mord inklusive (Helmuth Ashley, 1988)

Am Abend bevor die Kripo seinen Wagen mitsamt seiner Leiche aus einem Weiher ziehen, ruft der Werbemann Breuer (Peter von Stromberg) bei Derrick an, um ihm mitzuteilen, dass sein Geschäftspartner Kranz (Philipp Moog) ihn umbringen wolle. Beim Besuch bei Kranz findet Derrick jedoch einen sympathischen jungen Mann vor, dem der Tod des Freundes sehr nachzugehen scheint. Bei weiteren Ermittlungen macht Derrick Bekanntschaft mit Kranz‘ Clique zu der auch die Krankenschwester Via (Beate Finckh) gehört, die die schwerkranke sowie steinreiche Frau von Wedel (Alice Treff) pflegt. Und die hat Kranz und Konsorten ihr gesamtes Vermögen überschrieben …

Nach vielen guten und sehr guten Episoden ist diese hier eher wieder als durchschnittlich zu bezeichnen. Es fehlen echte Überraschungen, sowohl der Kriminalfall – bezeichnend, dass er sich mehr oder weniger von selbst löst – als auch die Charaktere sind ziemlich uninteressant. Komisch, dass Christoph Waltz hier eine total nichtssagenden Rolle abbekommen hat, mit vielleicht einer Dialogzeile, nachdem er zwei Jahre zuvor in (der allerdings ebenfalls nicht so tollen Folge) „Schonzeit für Mörder“ bereits eine Hauptrolle in DERRICK bekleiden durfte. Moog hingegen war in „Mordfall Goos“ (siehe oben) noch Derricks jungblutiger, heißsporniger Untergebener. Er sollte sich in den kommenden Jahren ins Stammrepertoire der Serie spielen, mit immerhin 16 Einsätzen. Die meisten kennen vermutlich seine Stimme, denn neben seinen TV-Einsätzen ist er heute als gut beschäftigter Synchronsprecher von u. a. Guy Pearce, Owen Wilson, Ewan McGregor oder Orlando Bloom unterwegs. Ihr seht schon, wie ich Zeilen schinde. Aus einem nicht ganz unerheblichen Grund ist „Mord inklusive“ dann aber doch wieder sehenswert: Harry hat nämlich eine Liebesszene mit der „zärtlichen Cousine“ Anja Schüte! Er erobert sie natürlich mit Hintergedanken – sie ist Kranz‘ Schwester -, schmeißt sich an sie ran, indem er erst ihr Auto repariert, das er zuvor höchstselbst manipuliert hatte und schenkt ihr dann eine selbst aufgenommene Sade-Kassette, der alte Charmeur. Dass er dann mit einem potthässlichen, in Neonfarben bedruckten Shirt mit der Aufschrift „Cricket“ neben ihr im Bett liegt, während sie ihre einst von Weichzeichner-Veteran David Hamilton in Szene gesetzten Brüste zeigt, habe ich als harten Stilbruch und ästhetisches Verbrechen empfunden. Ach so, die Kamera bediente Franz X. Lederle, der in den Sechziger- und Siebzigerjahren zusammen mit Regisseur Ashley manche Sau durchs Bahnhofskino trieb.

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Episode 169: Die Mordsache Druse (Alfred Weidenmann, 1988)

Der Modefotograf Bernd Druse (Jochen Horst) will seiner Freundin, der Modedesignerin Lore Hauk (Birgit Doll) helfen, vom Heroin wegzukommen. Aus diesem Grund stellt er ihrem Stammdealer Armin Rasche (Edgar Selge) nach und wird wenig später von zwei Männern erstochen: Er verstirbt, als er Lore mit letzter Kraft aus einer Telefonzelle anruft. Lores Vater (Charles Brauer), ein Alkoholiker, rät seiner Tochter, Stillschweigen zu bewahren. Rasche, der ebenfalls von dem Mord erfährt, sieht sich und sein Geschäft in Gefahr und überlässt seiner Kundin gleich einen guten Vorrat der Droge. Derweil nehmen Derrick und Harry Klein die Ermittlungen auf.

Es gibt vier Sorten von guten DERRICK-Folgen: Die einen verfügen über ein geschliffenes, wendungsreiches Script von Reinecker. Andere begeistern mit interessanten, ungewöhnlichen Figuren und den Darstellern, die sie zum Leben erwecken. Wieder andere bauen auf Atmosphäre oder verwirren mit rätselhaften Einfällen. Und im Idealfall verbinden sich all diese Faktoren. „Die Mordsache Druse“ hat leider nahezu gar nichts. Es gibt mehrere Ideen und Ansätze, aber keiner wird halbwegs befriedigend entwickelt. Spannung kommt nicht auf, weil es keine Fallhöhe gibt. Die Auflösung fällt den Ermittlern so in den Schoß, ohne dass sie sich besonders anstrengen müssten. Positiv hervorzuheben ist am ehesten noch Edgar Selge, heute ja selbst Fernsehkommissar, aber seine Figur bleibt unterentwickelt. Birgit Doll gibt als Lore Hauk die wohl gesündeste Heroinsüchtige der TV-Geschichte und die Beziehung zu ihrer Mutter (Karin Anselm) erinnert etwas an das KOMMISSAR-Meisterwerk „Grau-roter Morgen“. Die inhaltlichen Gemeinsamkeiten verdeutlichen aber nur, wie unbefriedigend das hier alles ist. Sky DuMont ist der Oberschurke, hat aber nur zwei kurze Szenen, in denen er sich darauf beschränkt, dieses selbstverliebt-blasierte Lächeln aufzusetzen, mit dem er durch das Gros seiner DERRICK-Folgen auf Autopilot manövriert. Die mit einigem Abstand schwächste Folge seit geraumer Zeit.

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Episode 170: Eine Art Mord (Günter Gräwert, 1988)

Nach 18-jähriger Haftstrafe nimmt der Raubmörder Werner Rutger (Siegfried Lowitz) als erstes Kontakt zu seinem Sohn Karl (Manfred Zapatka) auf. Der ist mittlerweile Oberstudienrat und legt großen Wert darauf, nichts mehr mit dem Vater zu tun haben zu wollen. Rutger akzeptiert, lässt aber dennoch nicht locker. Der Grund: Er vermutet, dass der Sohn sich die eine Million D-Mark, die er nach seinem Bruch in einem Wald vergraben hatte, unter den Nagel gerissen hat. Und er hat große Lust darauf, den „feinen Herrn“ für seine Scheinheiligkeit bloßzustellen …

Das Ende kommt wie so oft etwas überstürzt: Manchmal wirkt es so, als habe Reinecker eigentlich für vollwertige Spielfilme geschrieben und wenn ihm dann einfiel, dass ihm ja nur knapp 60 Minuten zur Verfügung stehen, einfach aufgehört. Der Freude tut das in diesem Fall keinen echten Abbruch. „Eine Art Mord“ lebt ganz von der Darbietung Lowitz‘, der als Rutger seine besten Jahre im Bau verbringen musste und nun müde und alt ins Leben zurückschlurft. Jede Szene mit ihm ist ein Highlight, aber besonders schön, ist sein ernüchterter Kommentar, als er eine junge Prostituierte (Ute Willing hat nach längerer DERRICK-Abstinenz mal wieder eine kleine Rolle) nach dem gemeinsamen Schäferstündchen an der Rezeption seiner Pension verabschiedet: „Das ist auch nicht mehr so wie früher“, sagt er nur und erntet dafür ein verständnisvolles Lachen seiner Gastwirtin. Manfred Zapatka läuft ebenfalls zu großer Form auf: Er ist ganz aufbrausende, schwitzige Nervosität und fühlt sich sichtlich unwohl, als er dem ihm aus mehreren Gründen unangenehmen Vater gegenübertreten muss. Man leidet als Zuschauer einerseits mit ihm, andererseits möchte man ihm eine kräftige Backpfeife verpassen, damit er sich mal entspannt. Zapatka ist mit seinem kantigen Gesicht, der zum Zerreißen gespannt wirkenden Haut und den dünnen Lippen perfekt für dieses vibrierende, unter enormem Druck stehende Etwas. Der Kontrast zwischen den beiden, da der alte, gebeugte Mann, den nichts mehr aus der Ruhe bringen kann, hier der schwitzende Zappelphilipp, der alles zu verlieren hat, ist der Motor von Reineckers Episode. Und wie er es dreht, dass der alte Rutger am Ende noch trauriger in den Lebensabend schreitet, ist schon toll. Gern hätte man noch mehr von Lowitz gesehen, wie er versucht, sich nach 18 Jahren im Leben zurechtzufinden, aber nach einer Stunde ist es eben vorbei.

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Die bis heute lebendige deutsche Fernsehkrimi-Tradition begann nicht erst mit DER KOMMISSAR. Schon vorher hatte es verschiedene Formate gegeben, von denen die von Jürgen Roland und Wolfgang Menger erdachte Serie STAHLNETZ möglicherweise die bekannteste war. Und Erik Ode, der in DER KOMMISSAR den Titelhelden Keller spielte, war zuvor schon einige Male in DAS KRIMINALMUSEUM zu sehen gewesen, der ersten vom ZDF produzierten Krimiserie. Wohl aber begann mit DER KOMMISSAR die Tradition der starken Ermittlerfiguren und, wenn man den TV-Historikern glauben mag, der Psychologisierung. Keller folgten der ebenfalls von Herbert Reinecker erdachte Stephan Derrick, Erwin Köster und seine Nachfolger in DER ALTE, aber auch die ARD-Produktion TATORT mit ihren wechselnden Ermittlern sowie Dutzende weiterer Kriminalbeamten und Detektive mit ihren Formaten, aber nur wenige von ihnen brannten sich als Figur so stark ein ins kollektive deutsche Gedächtnis wie Odes Keller, der Übervater der deutschen Nachkriegsgeneration, der Gerechtigkeit brachte, aber immer auch Verständnis für die Umstände, die ganz normale Menschen zu Mördern machte.

Während Stephan Derrick fünf Jahre später wie ein vom Staat geschickter Racheengel mit unnachgiebigem Ehrgeiz und dem Furor des Gerechten über die kleinen Sünder kam, da interpretierte Ode seinen Keller als freundlich-salomonischen Hirten, der dafür sorgte, dass seiner Herde kein Schaden wiederfuhr. Mit seinen Assistenten Grabert (Günther Schramm), Heines (Reinhard Glemnitz) und Klein (Fritz Wepper) verband ihn eine ebenson väterliche Beziehung, die Gattin, die ihm in einigen frühen Folgen Medizin ans Krankenbett brachte, das Essen zubereitete und ihm ein offenes Ohr schenkte, konnte bald weichen, weil dieser Keller sein Privatleben für die Bundesrepubik geopfert hatte und in seinem nach Linoleum duftenden Büro alles hatte, was er brauchte. Sein Berufsalltag mit den folgsam-fleißigen Assistenten erinnert ein bisschen an die frauenlose Heiterkeit der Cartwrights auf der Ponderosa. Man lacht gemeinsam, erfreut sich an der eigenen Gerissenheit, sagt zu Tabak und Alkohol niemals nein, weil das der Treibstoff ist, der nimmermüde Staatsdiener am Laufen hält. Frauen wie die alte Vorzimmerdame Rehbein (Helma Seitz) sind entweder zum Kaffeekochen da oder, im Falle der Polizistin Helga Lauer (Emely Reuer) bloßes Eye Candy für den Zuschauer, damit der nicht am Testosteronüberschuss verendet.

Die ersten Folgen – die meisten der in diesem Text enthaltenen – folgen einer zunächst fest gefügten Struktur. Die Episoden beginnen mit dem Fund einer Leiche. Danach fangen die Ermittlungen von Keller und seinen Männern an, die das Feld der Verdächtigen sondieren, bevor am Ende alle in einem Raum versammelt werden, in dem Keller im Stile alter Meisterdetektive den Mörder enttarnt. Der Ton ist heiterer und ausgelassener als bei DERRICK, weniger schadenfoh und zynisch, und das Schwarzweiß der Serie auch sonst programmatisch: Gut und Böse sind ziemlich klar auseinanderzuhalten, während es bei DERRICK in unzähligen Schattierungen von Braun, Beige, Grau und Grün ineinanderfließt.

Episode 01: Toter Herr im Regen (Wolfgang Becker, Deutschland 1969)

Ein wohlhabender Mann wird tot im Rinnstein einer schlechten Münchener Gegend aufgefunden. Bei den Ermittlungen finden Keller und Co. hinaus, dass es um Dr. Steiner handelt, einen Mann, der bei seinen erwachsenen Kindern verhasst ist und seiner Geliebten immer wieder mit sadistischen Streichen zusetzte. Im Haus, vor dem er ermordet wurde, lebt ein Teenagermädchen, mit der er seine Partnerin betrog. Eines von vielen Beispielen für Reineckers Drehbücher um hassenswerte Vaterfiguren. Eine Tradition, die im KOMMISSAR und auch in DERRICK weiterleben wird.

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Episode 02: Das Messer im Geldschrank (Wolfgang Becker, Deutschland 1969)

Die Putzfrau findet beim Saubermachen in einem Nachtclub ein totes Animiermädchen. Wer war ihr Mörder? Der Clubbesitzer Brandic (Lukas Ammann), der nur am Geld interessiert ist, sein gutaussehender, aber vorbestrafter Bruder Juri (Michael Maien), der Kellner Sommer (Wolfgang Völz), der sich mit seinem kargen Gehalt einen teuren Sportwagen leisten kann, der mysteriöse Pianist Benitz (Herbert Bötticher) oder die Mitbewohnerin und Kollegin des Opfers, die blonde Schöne Marion (Ann Smyrner)? Höhepunkt der Episode ist ein Spaziergang Kellers mit der jungen Blondine, der in den frühen Morgenstunden bei einem Schnäpschen in ihrem Appartement endet. Kellers melancholischer Blick scheint die romantischen Möglichkeiten, die sich bieten, zu spiegeln, aber natürlich bleibt er standhaft. Und scharfsinnig.

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Episode 03: Ratten der Großstadt (Wolfgang Becker, Deutschland 1969)

Der Wirt einer Pinte am Großmarkt wird tot aufgefunden. Zu den Verdächtigen zählt die Bande um Krass (Horst Frank): Der Säufer Bender (Gerd Baltus), Palle (Fred Haltiner), Krüger (Klaus Schwarzkopf) und der etwas irre Mozart (Werner Pochath) gingen in der Bierschwemme ein und aus. Grabert wird als Ex-Knacki in der Gang eingeschleust, um etwas herauszufinden. Irgendwann redet Bender und belastet Mozart. Doch Keller glaubt nicht an die Schuld des armen Tropfs. Baltus ist grandios als versoffener Asi Bender, Pochath brilliert in einer seiner vielen Außenseiterrollen. Wie ein Kind stolziert er in Badehose durch das Wasser der Isar, seine Kumpels wie ein Kind den Papa immer wieder um Aufmerksamkeit anbettelnd.

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Episode 04: Die Tote im Dornbusch (Georg Tressler, Deutschland 1969)

Diesmal führen die Mordermittlungen Keller und Co. in eine Raststätte: Die Gattin des Besitzers Panofsky (Paul Albert Krumm) wurde tot aufgefunden, an der Autobahn entsorgt von dem Lkw-Fahrer Wiegand (Arthur Brauss). Die Tote war nach etlichen Zeugenaussagen von loser Moral und unterhielt vor den Augen ihres Mannes zahllose Liebschaften. War es Mord aus Eifersucht? Lust und offen ausgelebte Sexualität sind Mysterien, die Keller und seine Männer, aber auch die gesamte deutsche Gesellschaft noch nicht wirklich verstehen. Es brodelt unter der Oberfläche, die mit der Extraportion Bleiche und Stärke blütenweiß und faltenfrei gehalten wird wie ein Leichentuch.

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Episode 05: Ein Mädchen meldet sich nicht mehr (Theodor Grädler, Deutschland 1969)

Es verschlägt Keller und Assistenten ins Studentenumfeld und die Drogenszene. Die Tote verkehrte in einschlägigen Lokalen – u. a. im Etablissment von Proschitz (Günther Ungeheuer) – und wollte ihren Freund Tanieff (Peter Chatel) vom Marihuana wegbringen, dem dieser rettungslos verfallen war. Die Episode ist ein einziges Absurdion, von Kellers Aussage „Die Intoxikation ist unverkennbar!“, als er einem Marihuana-„Süchtigen“ in die Augen schaut, über die Frage, ob Tanieff sein „Marichuana“ trinke oder esse, bis hin zur Vorführung eines Joints: einer kleinen Zigarette mit einer weißen Kapsel drin. Wer kifft, der ist nicht mehr zurechnungsfähig, ein armer Tropf, der orientierungslos in der Welt herumirrt, bösen Drogenhändlern für immer ausgeliefert. Und „Reefers“ (was ein bisschen wie „Reval“ klingt) kauft man natürlich auf dem Klo vom dubiosen Rudolf Schündler. Die Frage, die sich unweigerlich stellt: Hatte Reneicker wirklich keine Ahnung oder wollte er sein Publikum trollen? Besonders komisch ist die Merkbefreitheit der Tugendwächter, die über den Drogenabgrund schwadronieren, aber in einer Tour Cognac und Bier in sich hineinschütten und in einem Büro hocken, dessen Luft man schneiden kann.

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Episode 06: Die Pistole im Park (Wolfgang Becker, Deutschland 1969)

Auf dem ausladenden Grundstück des reichen Geschäftsmannes Wegener (Peter van Eyck) wird dessen junger Gärtner erschossen – kurz nachdem jemand versucht hat, Wegener zu erpressen. Alle verhalten sich überaus merkwürdig, nicht zuletzt die Sekretärin Wegeners, die attraktive Hannelore Krems (Marianne Koch). Nur die Küchenfrau Frau Hicks (Rose Reneé Roth) zeigt so etwas wie ein Gewissen und vertraut sich Heines an, der für die Ermittlung in der Villa bleibt. Eine eher unaufregende Episode, aber die Koch ist supersexy und van Eyck thront mit gewohnt preußischer Souveränität über allem.

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Episode 07: Keiner hörte den Schuss (Wolfgang Becker, Deutschland 1969)

Das Opfer ist diesmal ein Mann, der Rohdiamanten für den Juwelier de Croy (Wolf Rilla) transportieren sollte. Seine Ehefrau, das Modell Eva Kersky (Erika Pluhar) ist erstaunlich ungerührt ob der Todesnachricht. Was den Vater des Toten, den im Rollstuhl sitzenden Ernst Fritz Fürbringer, der die Schwiegertochter über alles hasst, überhaupt nicht wundert. Ist sie die Mörderin? Aber auch andere bieten sich als Tatverdächtige an, etwa der Vorbestrafte Blago (Michael Hinz), der von den Diamanten wusste. Highlight ist die bizarre Modenschau eines schwulen Designers, bei der auch Amanda Lear als Model mitwirkt. Und Erika Pluhar ist unfassbar sexy. Wie sie am Schluss nach der Enttarnung des Mörders kommentarlos  abzieht und die feine Patriarchengesellschaft keines Blickes mehr würdigt, ist unfassbar cool. Das muss sogar Keller würdigen, der liebe Onkel.

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Episode 08: Der Tod fährt 1. Klasse (Wolfgang Becker, Deutschland 1969)

Zum ersten Mal wird das Konzept gewandelt. Die Jagd nach einem Frauenmörder, der immer freitags im Zug von Dortmund nach München zuschlägt, gestaltet sich im Showdown überaus fiebrig. Grabert, Heines und Klein kämpfen an der Front, mit der langbeinigen Kollegin Lauer als Köder für die Bestie, aber es ist Keller, der die Identität des Killers aus der Distanz enttarnt. Beste Folge bis hierhin, mit toller Kameraarbeit im klaustrophobischen Finale, in dem geschickt mit Unschärfen gespielt wird. Und es gibt wieder einmal eine dysfunktionale Vater-Sohn-Beziehung. Deutschland nach dem Krieg. Die Papas kannten sich mit dem Vertuschen von dunklen Geheimnissen gut aus, die Söhne waren nur noch angeekelt.

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Episode 09: Geld von toten Kassierern (Georg Tressler, Deutschland 1969)

Bei einem Banküberfall wird der Direktor erschossen. Der Verdacht fällt sofort auf Kranz (Siegfried Lowitz), den Keller einst in den Bau brachte. Der ist erbost: Nie hatte er jemanden umgebracht. Die nächsten Banküberfälle folgen, immer auf Geldinstitute, die auf Kranz‘ einstiger Wunschliste standen. Wie schon in der DERRICK-Folge „Stiftungsfest“ beeindruckt Lowitz mit Berliner Schnauze als ehrenhafter Bankräuber. Die Szenen in seiner heruntergekommenen Wohnung, in der er seiner Minirock-tragenden Tochter Moralpredigten hält, bleiben im Gedächtnis, der Fall selbst ist nicht ganz so spannend.

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Episode 10: Schrei vor dem Fenster (Dietrich Haugk, Deutschland 1969)

Der Ehemann der Schauspielerin Irene Pauli (Maria Schell) wird erschossen aufgefunden. Der Hausmeister sieht noch den Sohn Berthold mit einer Waffe in der Hand wegrennen. Es entbrennt eine Jagd auf den Flüchtigen Mordverdächtigen, während die Pauli Keller und seine Männer verzweifelt von der Unschuld ihres Jungen überzeugen will. Für den Toten – einen Tyrann, den offensichtlich jeder hasste – interessiert sich hingegen kaum jemand. Das kennt man inzwischen. Die Folge, die in einer einzigen Nacht spielt und mit einer tollen handgehaltenen Einstellung beginnt, ist trotzdem eine der stärksten der ersten 10.

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DR. M SCHLÄGT ZU wurde 1972 von Artur Brauner als Nachzieher seiner in den Sechzigerjahren populären DR. MABUSE-Reihe gedreht und in Berlin uraufgeführt, fand jedoch keinen deutschen Verleih. Das will schon Einiges heißen, wenn man bedenkt, was damals für schäbiges Zeugs über die Leinwände der Bahnhofskinos flimmerte: Man sollte meinen, in einer Welt, in der Platz war für DER TEUFEL KAM AUS AKASAVA oder DER TODESRÄCHER VON SOHO, wäre auch Platz für den DR. M gewesen, aber gut.

Ich mache jetzt mal woanders weiter: Jess Franco wird ja vielerorts, vor allem von sogenannten Genrefans, immer noch als untalentierter Vielfilmer diffamiert. Das Ding ist wohl, dass sich Franco stets einen Scheiß für die Regeln des Horror- oder Science-Fiction-Films und die Erwartungen der Fans interessiert hat. Wenn er diese Genres in den Sechziger- und Siebzigerjahren auch fleißig beackerte, so lag das wohl vor allem daran, dass sie in jener Zeit sehr populär und mithin leicht zu finanzieren waren. Franco war ein filmbesessener, der – ein kurzer Blick auf seine ausufernde Filmografie macht das sehr deutlich – es einfach nicht aushielt, keinen Film zu drehen. Also drehte er, was sich ihm anbot. Doch egal in welchem Genre er arbeitete, in erster Linie machte er stets Jess-Franco-Filme, und wenn man das einmal verstanden hat, dann hält man den Schlüssel zu einem unerschöpflichen Werk bizarrer Wunder in den Händen. Ich habe das anlässlich Francos Tod schon einmal geschrieben und sage es jetzt erneut: Francos Filme werden besser, je mehr man von ihm sieht. Jahrzehnte bevor einem die fantasielosen Buchhalter von Marvel ihr „Marvel CInematic Universe“ als das Geilste seit der Erfindung von Wurst mit Gesichtern verkaufen wollen, strickte Franco bereits an seinem eigenen Universum, in dem alle Filme irgendwie zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen.

Was mich wieder zu DR. M SCHLÄGT ZU bringt, den ich spontan zu den eher öden Filmen des Meisters zählen würde, und zwar gerade deshalb, weil es Franco hier nicht gelingt, sich von der Genreschablone zu befreien oder sie gar zu zerschlagen. Der Film dümpelt mit seinem Allerweltsplot gemächlich und spannungsarm dahin, bietet aber einfach zu wenige jener schrägen Francoismen, die man als Liebhaber zu schätzen gelernt hat. Wobei DR. M SCHLÄGT ZU natürlich Franco in Reinkultur ist, aber eben zu routiniert. Die spanische Ödnis wird wieder mal äußerst selbstbewusst als Amerika ausgegeben, ein zu kleiner Cowboyhut auf Fred Williams Kopf soll die Illusion wohl stützen. Jack Taylor, Friedrich Joloff und Beni Cardoso sind die Schurken, die in einem Leuchtturm inklusive Heizungskeller mit blinkenden Apparaturen sitzen und ein Monster namens Andros befehligen, die Geheimformel für den Bau einer Superwaffe zu stehlen. Dazwischen gibt Franco himself als Polizeichef Crosby kluge Ratschläge an seinen Untergebenen Fred Williams, der den ganzen Film über Verhöre führt und am Ende pünktlich auftaucht, um das Monster zu erschießen. Es gibt schlechte Day-for-Night-Shots, Giftgas, das mittels Weichzeichner simuliert wird, holprige Schnitte, traurige Settings und natürlich immer wieder Weitwinkelaufnahmen von Treppenhäusern und Fluren. Siegfried Lowitz hat drei Szenen als Mastermind Orloff bevor er vom Monster erwürgt wird, das offensichtlich nie gemeinsam mit ihm am Set war, Gustavo Re spielt Williams‘ zauseligen Assistenten Melou und Ewa Strömberg eine Nachtclub-Tänzerin namens „Jenny Hering“. Die Zutaten sind da, wollen sich aber nicht zu einem jener bewusstseinserweiternden Erlebnisse addieren, für die ich Franco sonst so schätze.

Die schönste Szene ist ein Gespräch zwischen Williams und einem Vagabunden, der sich mit kleinem Wauwau auf dem Arm als „Sultan“ vorstellt. Als Williams erklärt, dass er nicht den Namen des Hundes wissen wolle, sondern seinen, erzählt der Mann ihm, dass früher tatsächlich der Hund diesen Namen getragen habe, während er „Carlos“ hieß. Um die Langeweile aufzubrechen, habe man aber beschlossen, die Namen zu tauschen und siehe da, seitdem höre der Hund viel besser. Von solchen kleinen, unspektakulären, aber eben wirkungsvollen Momenten gibt es in DR. M SCHLÄGT ZU leider viel zu wenige, stattdessen werden irrsinnig viele finstere Pläne geschmiedet und Protagonisten von A nach B verfrachtet. Das ist, wie gesagt, eher öde. Aber der Francophile weiß natürlich: Auch solche eher minderwertigen Filme sind unerlässlich, wenn man das Franco-Universum bis in seinen entlegensten Winkel erkunden will.

Liane Martin (Karin Dor), gefeierter Musical-Star, fühlt sich beobachtet. In ihrer Gegenwart bewegen sich Objekte wie von selbst und sie beginnt, an ihrem Verstand zu zweifeln. Der FBI-Agent Joe Como (Lex Barker), der in Deutschland weilt, um gemeinsam mit Kommissar Brahm (Siegfried Lowitz) den Mord an einem Kollegen aufzuklären, macht bald Bekanntschaft mit ihr, als die Ermittlungen ihn an ihren Arbeitsplatz führen. Wie sich herausstellt, war der Tote auf den Spuren einer Organisation, deren Ziel im Erlangen einer Unsichtbarkeitstmaschine bestand, die wiederum der verschwundene Dr. Erasmus erfunden hatte. Es mehren sich die Verdachtsmomente, dass der totgeglaubte Dr. Mabuse hinter der Organisation steckt. Aber wer ist der Unsichtbare, der der schönen Liane nachstellt? Und warum tut er das?

Der dritte Beitrag aus Artur Brauners Dr. Mabuse-Reihe fühlt sich wie ein deutsches Crossover aus James Whales Universal-Science-Fiction-Klassiker THE INVISIBLE MAN und Gaston Leroux‘ Roman „Das Phantom der Oper“, das man dann durch Last-Minute-Drehbuchänderungen zu einem Dr. Mabuse-Film umstrickte. Zeichneten sich DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE, DIE 1.000 AUGEN DES DR. MABUSE und mit leichten Abstrichen auch noch IM STAHLNETZ DES DR. MABUSE durch das Gefühl einer latenten, nicht greifbaren Bedrohung aus, die vom titelgebenden Superverbrecher zwar ausging, sich letztlich aber verselbständigte und die Sphäre des Körperlichen verließ, fungierte der Schurke also nur als fleischlicher Repräsentant eines viel größeren, archaischen Bösen, so ist er mit DIE UNSICHTBAREN KRALLEN DES DR. MABUSE endgültig auf das Maß eines austauschbaren Größenwahnsinnigen zurechtgestutzt. Er liefert Reinl eigentlich nur noch den nominellen Anlass für eine wüste Mischung aus Science Fiction, Krimi und tragischer Liebesgeschichte, der das dystopische Element völlig abhanden gekommen ist. Auch wenn der Schritt zum Groschenheft-Pulp bereits mit dem vorangegangenen Beitrag vollzogen worden war: Hier ist jede Ahnung von Größe getilgt und die Geschichte ist einfach nicht interessant genug, um darüber hinwegzutäuschen. Mit der Konzentration auf die rehäugige Karin Dor als damsel in distress nähert sich DIE UNSICHTBAREN KRALLEN DES DR. MABUSE den Wallace-Filmen der Rialto auf Spucknähe (ein gothisch anmutendes Schlosssetting fungiert auch als optisches Bindeglied) und so manche blödsinnige Idee lässt erahnen wie wenig die Verantwortlichen das Spektakel aneinandergeklebter Plotversatzstücke selbst ernst genommen haben. Ausgerechnet Werner Peters, weder in Statur noch Mimik besonders verwechselbar, spielt hier den mit Clown-Make-up getarnten Mörder. Dass für diese fehlgeleitete Inkognito-Auftritte ein Synchronsprecher eingesetzt wurde, um die Identität des Clowns zu verbergen, bringt dem Film vielleicht Sympathiepunkte für rührende Naivität ein, zeigt andererseits aber auch, wie wenig Mühe man sich eigentlich gemacht hatte. Das interessanteste Element, eben jener tragische Liebes-Subplot um den Wissenschaftler, der seine Erfindung benutzt, um seinem Schwarm nahe zu sein, überragt den eilig zusammengeschusterten Rest um Dr. Mabuses neuesten Plan bei Weitem und hätte eigentlich einen eigenen Film gerechtfertigt. Immerhin gibt es am Schluss noch einmal eine schöne Action-Einlage, bei der die unsichtbaren henchmen Mabuses mithilfe von Wasser aus Feuerwehrschläuchen wieder sichtbar gemacht werden.

Für die Strukturalisten recht spannend ist zudem die Erklärung des Unsichtbarkeitsphänomens. Anders als in anderen Filmen, etwa dem genannten THE INVISIBLE MAN oder auch Verhoevens HOLLOW MAN entsteht Unsichtbarkeit hier nicht durch eine Veränderung der biologischen Struktur des menschlichen Körpers, sondern durch das Aussenden eines Störsignals   an die Wahrnehmenden. Das bedeutet genau genommen, dass der Unsichtbare eigentlich nur unsichtbar ist, soweit jemand seine Gegenwart überhaupt wahrnehmen könnte. Und das schließt interessanterweise die Filmkamera oder den Zuschauer mit ein: Dass der Betrachter den Unsichtbaren auch in jenen Szenen nicht sehen kann, in denen auf intradiegetischer Ebene keiner sonst der technischen Manipulation aufsitzen könnte, suggeriert ja, dass die Technologie über die vierte Wand hinaus wirksam ist. Das hat authentifizierende Wirkung: Der behauptete Effekt funktioniert tattsächlich und der Beweis sitzt gewissermaßen vor der Leinwand. Ob solche Aspekte den Film aber nun wirklich sehenswert machen? Für mich ist DIE UNSICHTBAREN KRALLEN DES DR. MABUSE der bislang schwächste Beitrag zur Reihe. Als populärer Vertreter der in den Sechzigerjahren entstandenen deutschen Psychotronik hat er gewiss seine Berechtigung und Bedeutung, ist als Kintopp-Erlebnis dank putziger Special Effects und der üblichen Beigaben auch nicht ohne Charme. Dennoch schien er zumindest mir insgesamt doch ein wenig zu flüchtig, zu albern, zu egal, um mich wirklich zu packen, mich dazu zu bringen, ihm den haarsträubenden Quark abzukaufen. Als Mabuse-Film funktioniert DIE UNSICHTBAREN KRALLEN DES DR. MABUSE eigentlich gar nicht, fügt sich stattdessen recht nahtlos in das breite Mittelmaß technisch versierter Unterhaltung, das die vereinten deutschen Bemühungen in ihren Edgar-Wallace-, Bryan-Edgar-Wallace-, Jerry-Cotton- oder Wasweißich-Reihen im Gros repräsentierten. Vielleicht stünde ich diesem Vertreter wohlwollender gegenüber, hätte ich ihn vor einem halben Jahr gesehen.

Als Lord Darkwood stirbt, gibt es Gemurmel unter den Hinterbliebenen: Während das Anwesen inklusive des Mädchenpensionats im Besitz von Lady Patricia (Ilse Steppat) bleiben soll, sieht das Testament vor, dass das gesamte Vermögen an Gwendoline (Karin Dor) geht, die Tochter des wegen Mordes lebenslänglich inhaftierten Reginald, eines Sohns von Lord Darkwood. Das weckt Begehrlichkeiten: Der betrügerische zweite Sohn des Lords, Sir William (Dieter Eppler), sowie sein Enkel Ronny (Hartmut Reck), planen sofort, die Verwandte aus dem Weg zu räumen – oder sie zu ehelichen –, um in den Genuss des Geldes zu kommen. Der dritte Sohn, Richard (Siegfried Lowitz), ein Anwalt und im Besitz der einzigen verbliebenen Kopie des Testaments, bietet wiederum an, diese zu verbrennen und damit jeden Anspruch Gwendolines auszulöschen, wenn ihm seine Verwandten den Löwenanteil ihres Erbteils überschreiben. Der Streit wird verkompliziert, als die Mädchen des Pensionats (darunter Dunja Rajter und Uschi Glas) dem unheimlichen, schwarz gewandeten Mönch zum Opfer fallen, der durch den Schlosspark streift. Inspektor Bratt (Harald Leipnitz) hat alle Hände voll zu tun, dem Täter auf die Schliche zu kommen …

DER UNHEIMLICHE MÖNCH ist ein Übergangsfilm, das zeigt sich schon an dem Farb-Testballon, den Reinl während der Title-Sequenz auf den Weg schickt, um das Publikum auf den bevorstehenden Wechsel von Schwarzweiß zu Farbe vorzubereiten. Mit diesem sollte Reinl, Regisseur des ersten Wallace-Films der Rialto und eine der prägendsten Kräfte der Reihe, dann aber nichts mehr zu tun haben: DER UNHEIMLICHE MÖNCH markiert seinen letzten Wallace-Film und bedeutete auch den Abschied seiner Gattin Karin Dor, die insgesamt fünfmal mitwirkte. Obwohl DER UNHEIMLICHE MÖNCH erneut ein gelungener Film geworden ist, merkt man ihm dennoch überdeutlich an, dass es dringend an der Zeit war, das bis hierhin nahezu unverändert durchgezogene Konzept einer Frischzellenkur zu unterziehen: Gab es zwischen den Edgar-Wallace-Filmen auf der Handlungsebene immer schon Parallelen, so ist Reinls fünfter Beitrag ganz deutlich ein Crossover bereits erprobter Zutaten: Die Titelfigur erinnert schon namentlich an den schwarzen Abt aus Gottliebs gleichnamigem Film, Frauenhandel wurde schon in DER HEXER thematisiert und die Streiterei zänkischer Verwandter kennt man sowohl aus DAS INDISCHE TUCH wie auch aus NEUES VOM HEXER. So kommt DER UNHEIMLICHE MÖNCH zwar als kompetent gemachter kleiner Thriller daher, der wieder etwas stärkere Betonung auf ein unheimliches Element legt, aber jede höhere Ambition oder auch nur einen gewissen inszenatorischen Witz oder Esprit weitestgehend vermissen lässt. Das Gefühl, das sich beim Sehen einstellt, ist das eines „Been there, done that“: Reinl hat einen prototypischen Wallace-Film vorgelegt, der gute Unterhaltung bietet, aber dem gewohnten Schema nicht den Hauch einer eigenen, neuen Idee hinzufügt. Auch die Enthüllung des Täters, die der eine große Aha-Moment des Films sein soll, hinterlässt nicht die erhoffte Wirkung. Es war einfach klar, dass diese eine, bislang noch nicht erprobte Variation irgendwann fällig werden würde.

Fazit: Nachdem die Jahrgänge 1963 und 1964 der Wallace-Reihe als eher durchwachsen bezeichnet werden müssen, konsolidiert Reinl sie mit einem leicht überdurchschnittlichen Film, der aber zeigt, dass sie eine Frischzellenkur dringend nötig hatte. Ob die Zuschauer das aber genauso sahen, bleibt fraglich: DER UNHEIMLICHE MÖNCH schnitt mit 2,6 Millionen Besuchern an der Kinokasse sehr ordentlich ab. Keiner der nachfolgenden Filme konnte ihn übertreffen. Und das obwohl mit DER BUCKLIGE VON SOHO eine echtes Meisterwerk deutscher Exploitation bevorstand.

Die Edgar-Wallace-Checkliste:

Personal: Eddie Arent (19. Wallace-Film), Siegfried Schürenberg (9.), Karin Dor, Wilhelm Vorwerg (5.), Siegfried Lowitz, Kurt Waitzmann, Kurd Pieritz (4.), Dieter Eppler (3.), Harald Leipnitz, Ilse Steppat, Erik Radolf (2.), Rudolf Schündler, Uta Levka, Susanne Hsiao, Uschi Glas (1.). Regie: Harald Reinl (5.), Drehbuch: J. Joachim Bartsch (1.), Fred Denger (1.), Musik: Peter Thomas (12.), Kamera: Ernst W. Kalinke (3.), Schnitt: Jutta Hering (5.), Produktion: Horst Wendlandt (17.), Preben Philipsen (9.).
Schauplatz: London, das Schloss Darkwood, eine alte Mühle. Gedreht wurde in Hamburg, Berlin und London, im Schloss Hastenbeck und der Mühle Hittfeld.
Titel: Bezieht sich auf das „Gespenst“ das durch den Park des Schlosses läuft und Menschen mit seiner Peitsche ermordet.
Protagonisten: Inspektor Bratt und die Damsel in Distress Gwendoline.
Schurke: Der Film bietet gleich mehrere Schurken auf, neben dem Mönch, der einen Mädchenhändlerring betreibt, gibt es auch noch einige mörderische Erbschleicher.
Gewalt: Diverse Genickbrüche durch Peitschenhiebe, Erschießungen.
Selbstreflexion: Die bekannte Begrüßung zu Beginn, dann wird während der Titlesequenz von Schwarzweiß zu Farbe gewechselt, wahrscheinlich, um das Publikum auf die Änderung mit dem nächsten Film vorzubereiten. Danach geht es dann noch einmal wie gewohnt in Schwarzweiß weiter.

Die Sekretärin Gwenda Milton wird ermordet, weil sie dem Treiben ihres Chefs Maurice Messer (Jochen Brockmann) auf die Schliche gekommen ist: Zusammen mit Reverend Hopkins (Carl Lange) unterhält er einen Frauenhändlerring. Wenig erfreut ist Messer, als er von Scotland-Yard-Inspektor Higgins (Joachim Fuchsberger) erfährt, dass es sich bei der Toten um die Schwester des sogenannten „Hexers“ handelt, der einst auf eigenen Faust in der Londoner Unterwelt aufräumte und dem die Flucht gelang, bevor er geschnappt werden konnte. Als Cora Ann Milton (Margot Trooger), die Gattin des Hexers, in London eintrifft, verdichten sich die Zeichen, dass der Hexer den Mord an seiner Schwester rächen will. Weil nur der bereits pensionierte Inspektor Warren (Siegfried Lowitz) den Vigilanten je zu Gesicht bekam, wird er reaktiviert, um Higgins zu helfen. Ein erster Verdächtiger ist der Australier Wesby (Heinz Drache), der sich als Krimischriftsteller auf Recherchetour ausgibt …

Mit DER HEXER, nominell vielleicht der bekannteste Wallace-Titel, scheint die Reihe auf dem Höhepunkt ihrer kommerziellen Kraft angelangt (ein Jahr später sollte DER UNHEIMLICH MÖNCH noch einmal ähnlich hohe Zuschauerzahlen vorweisen, doch davon abgesehen geht es ab diesem Zeitpunkt stetig  bergab). Er trägt dann auch alle Zeichen des selbstbewusst inszenierten Spektakels, des Aushängeschilds einer Reihe, die zu diesem Zeitpunkt über eine voll etablierte Form und Ästhetik verfügt, die zu einer Marke geworden ist, mit der die Menschen ein ganz bestimmtes Versprechen verbinden. Voller kleiner Gimmicks und selbstreflexiver Scherze, kann DER HEXER es zu keiner Sekunde verleugnen, sich seiner diesbezüglichen „Verantwortung“ vollkommen bewusst zu sein. Was sich in DAS INDISCHE TUCH noch auf einen in seiner Wirkung zwar gewaltigen, aber gemessen an der Gesamtspielzeit nur kleinen Scherz am Ende beschränkte, das zieht sich hier durch den ganzen Film. Die Plottwists, falschen Fährten und ornamentalen Details, die die Serie bisher auszeichneten, mögen selbstzweckhaft gewesen sein, aber es waren vor allem erzählerische Elemente. In DER HEXER wird alles zur Form: Als sei er mithilfe einer Checklist und dem Bedürfnis komponiert, auf alles noch eins draufzusetzen. Denn es reicht nicht mehr, die Erwartungen zu erfüllen, sie wollen übertroffen werden. Vohrer sieht den Weg dahin in einem „Mehr ist Mehr“: Das wird schon klar, wenn die bisherigen Stars der Reihe (Fuchsberger, Drache, Lowitz) zum ersten Mal im Verbund auftreten – quasi als die Expendables des Wallace-Films – und geht einher mit einer wahren Anhäufung von Verdächtigen. Wenn der Film kurz vor der Auflösung, einem ziemlich frechen Cliffhanger auf dem Weg zum Sequel, von einer Schrifteinblendung unterbrochen wird, die in bester William-Castle-Manier fragt, ob der Zuschauer die Identität des Hexers schon erraten habe, kann er dies angesichts der unübersichtlichen Fakten- und Verdachtslage mit der größten Sicherheit tun. Die perfekt geschmierte Entertainment-Maschine ist in den vorangegangenen 90 Minuten schließlich auf Hochtpuren gelaufen. Die Anlage von DER HEXER als großes Kinoereignis spiegelt sich auch darin wider, dass man eifrig bei den erfolgreichen James-Bond-Filmen notiert hat, die wahrscheinlich das damalige Nonplusultra in Sachen serieller Spitzenunterhaltung darstellen: Da kommt ein kleiner Indoor-Hafen samt Mini-U-Boot zum Einsatz, der auch jedem Bond-Schurken gut zu Gesicht gestanden hätte, darf sich Inspektor Higgins mehrfach dekorativ mit seiner attraktiven Gespielin Elise (Sophie Hardy) verlustieren, während Sir John die kaum weniger zauberhafte Sekretärin Jean (Anneli Sauli) zur Seite gestellt wird, die den jungen Inspektor anhimmelt wie anderswo Ms. Monepenny ihren 007.

Vohrer ist wahrscheinlich der richtige Mann für die mit DER HEXER überdeutlich vernehmbaren neuen Ansprüche, inszeniert den Film mit dem ihm eigenen Witz und Drive, steckt die Kamera auch schon einmal in ein Telefon, um von unten durch die Wählscheibe filmen und so mit ungewöhnlichen Perspektiven überraschen zu können. Aber die „Unschuld“, mit der die Wallace-Filme bis zu diesem Zeitpunkt aufwarteten, ist weitestgehend dahin: Dem zahlenden Kunden wird nicht länger einfach ein sauberer Unterhaltungsfim serviert, er wird geradezu hofiert und immer wieder direkt angesprochen. Natürlich waren auch die vorangegangenen Serienbeiträge „Produkte“, aber DER HEXER macht aus seinem kaufmännischen Interesse gar keinen Hehl mehr. Wo der Zynismus in dieser Form Einzug hält, da ist für ihn an anderer Stelle kein Platz mehr: Es lässt sich nur spekulieren, aber ein Frauenhändlerring wäre in früheren Filmen sicherlich für die ein oder andere Geschmacklosigkeit ausgeschlachtet worden, hier wird er einmal erwähnt und dann beinahe verschämt umgangen. Schade, denn ein bisschen gothischer Pomp, den in Verliese gesperrte, verzweifelte Frauen gleich säckeweise mit sich bringen, hätte dem Film bestimmt nicht geschadet. Die aufgeregte Suche nach dem Hexer, die fast schon unfreiwillig komische Häufung von konstruierten Verdachtsmomenten – unterhaltsam zwar, aber auch irgendwie leer –, kann diesen Mangel nur bedingt aufwiegen. So bleibt der Eindruck eines zwar beschwingten, kompetent gemachten Crowd Pleasers, dem aber die Seele fehlt.

Die Edgar-Wallace-Checkliste:

Personal: Eddie Arent (16. Wallace-Film), Joachim Fuchsberger (9.), Siegfried Schürenberg (7.), Heinz Drache (4.), Siegfrid Lowitz, Joachim Wolff (3.) Kurt Waitzmann, Carl Lange, Jochen Brockmann, Anneli Sauli, Wilhelm Vorwerg (2.), Sophie Hardy, Margot Trooger, Karl John, Hilde Sessak, René Deltgen, Tilo von Berlepsch (1.). Regie: Alfred Vohrer (6.), Drehbuch: Herbert Reinecker (1.), Harald G. Petersson (5.), Musik: Peter Thomas (9.), Kamera: Karl Löb (7.), Schnitt: Jutta Hering (3.), Produktion: Horst Wendlandt (14.), Fritz Klotsch (1.).
Schauplatz: London. Gedreht wurde in Berlin (Zitadelle Spandau, Hotel Esplanade) und London.
Titel: Der Deckname eines gesuchten Londoner Vigilanten.
Protagonisten: Inspektor Higgins, Inspektor Warren und der Krimischriftsteller Wesby.
Schurke: Ein Ring von Frauenhändlern und der Selbstjustiz übende „Hexer“.
Gewalt: Eine Strangulation, Tod durch Erschießen, Erstechen und Aufspießen, Autounfall, Dynamit.
Selbstreflexion: Der Film eröffnet mit der obligatorischen Bergüßung, die Titelmusik wird von Stimmen begleitet, die „der Hexer“ zischen, oder auch vom Tarzanschrei unterbrochen. Inspektor Higgins erwähnt einmal, dass sein Vorname „Bryan Edgar“ lautet (so hieß Edgar Wallace‘ Sohn), es gibt einen Seitenhieb auf das Fernsehen und kurz vor der Auflösung wird der Film kurz durch eine Schrifteinblendung unterbrochen, die fragt: „Wissen Sie schon, wer der Hexer ist?“

Im Zuge meines entflammten Interesses am deutschen Film (vor allem der Zeit zwischen 1930 und 1980) ist es fast unumgänglich, dass ich mich auch den großen Krimiserien widme, die ab den 1960er-Jahren produziert wurden. Viele Regisseure, die sich zuvor mit Kinofilmen einen Namen gemacht hatten, fanden nach der Einführung des Fernsehens dort ein neues Auskommen. Und die berühmteste all dieser Fernsehserien ist DERRICK, mit insgesamt 281 Episoden in 24 Jahren wahrscheinlich die weltweit erfolgreichste und langlebigste Serie überhaupt. Natürlich habe ich als Kind auch die ein oder andere Folge gesehen: Das Fernsehprogramm bestand aus drei Sendern mit übersichtlichem Angebot und DERRICK gehörte zu den Heiligtümern deutscher Abendunterhaltung. Richtig gemocht habe ich sie damals nicht: Wenn ich mal davon absehe, dass ich mit Krimis eh nicht so viel anfangen konnte, fand ich den Polizisten Stephan Derrick immer eher unangenehm mit seiner dunkelbraun getönten Sonnebrille, den aufgequollenen Tränensäcken, der kehligen Stimme und den stets braun-grauen Anzügen und Mänteln. Ich konnte das damals natürlich noch nicht so benennen, aber DERRICKS titelgebender Protagonist – und mit ihm die Serie – verkörperte die deutsche Spießigkeit in Reinkultur. Die Episoden rochen immer irgendwie nach kaltem Zigarrettenrauch, nach abgestandenem Bier, nach Staub, den Linoleumböden in deutschen Amtsstuben und nach Bohnerwachs und waren damit entschieden unsexy. Als dieses Jahr die Nazivergangenheit Tapperts ans Licht kam, da schloss sich im Grunde genommen der Kreis: Denn auch wenn Stephan Derrick als Kriminalbeamter das Gesetzt vertrat, so haftete ihm immer etwas entschieden Furchteinflößendes an. In einer der ersten vier Episoden sagt er zu seinem Partner einmal, dass es ihm unangenehm sei, das Gesetz zu vertreten, weil ihm das zu abstrakt erschiene. Und tatsächlich wirkt dieser Derrick meist nicht wie ein Mensch, ein Individuum mit Privatleben, Familie und Vergangenheit, sondern wie eine entindividualisierte Staatskraft, eine Art Robocop ohne Metallteile. Dieser Derrick begibt sich abends nicht nach Hause, er wird in seinem Büro von Technikern runtergefahren und für den Einsatz am nächsten Tag gewartet und neu aufgeladen. Was interessant ist an dieser Assoziation und an der Spießer-Unterstellung: In den ersten vier Episoden räumt dieser Derrick gerade mit jenem deutschen Spießertum auf, das er doch selbst zu vertreten scheint. Er bekommt es eben nicht mit den Außenseitern und Extremfällen der Gesellschaft zu tun, sondern gewissermaßen mit der frappierenden Banalität des Bösen, dem Biedermann mit der Leiche im Keller. Auch wenn DERRICK zu Beginn/Mitte der Siebziger seine Premiere erlebte: Man kann kaum anders, als zumindest die ersten Folgen als Kommentar zu einer immer noch nicht verarbeiteten deutschen Vergangenheit begreifen.

 

 

Episode 001: Waldweg (Dietrich Haugk, Deutschland 1974)

Oberinspektor Derrick (Horst Tappert) und sein Assistent Harry Klein (Fritz Wepper) werden an ein Mädcheninternat im Münchener Umland beordert. Dort sind binnen kürzester Zeit zwei Mädchen auf ihrem abendlichen Weg vom Bahnhof zur Schule von einem unbekannten Täter ermordet worden. Der erste Verdacht fällt auf den jungen Lehrer Dackmann (Herbert Bötticher), der einen sehr lockeren, vielleicht zu lockeren Umgang mit den Schülerinnen pflegt. Doch noch verdächtiger erscheint Derrick der zurückhaltende Herr Manger (Wolfgang Kieling), der mit seiner alten Mutter zusammenlebt. Weil Derrick jedoch keine echten Beweise für seinen Verdacht hat, setzt er einen Köder aus …

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Episode 002: Johanna ( Leopold Lindberg, Deutschland 1974)

Alfred Balke (Helmut Lohner) ermordet seine wohlhabende, rund 20 Jahre ältere Gattin Martha (Lilli Palmer), um mit der Erbschaft und seiner jüngeren Geliebten durchzubrennen. Obwohl Balke als einziger Verdächtiger zunehmend nervöser und erratischer wird, kann ihm Derrick nichts nachweisen: Balke hat ein wasserdichtes Alibi. Weil Derrick jedoch ahnt, dass nur er als Täter infrage kommen kann, bringt er Johanna (Lilli Palmer), die Schwester der Verstorbenen, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist, dazu, ihren Schwager zu konfrontieren …

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Episode 003: Stiftungsfest (Helmut Käutner, Deutschland 1974)


Ein Gesangsverein aus Augsburg feiert sein rauschendes Stiftungsfest in einem Münchener Wirtshaus. Alle sind ausgelassen, es wird kräftig getrunken und vor allem der Vereinsvorsitzende August Bark (Siegfried Lowitz) agiert wie entfesselt. Als er Irene (Andrea Rau), die Geliebte seines Sohnes, die schon auf der Tanzfläche äußerst offenherzig getanzt und damit seine Aufmerksamkeit erregt hatte, nackt in ihrem Zimmer trifft, kann er sich nicht mehr halten. Doch dann klopft sein Sohn Helmut (Bruno Dietrich) an die Tür, Bark gerät in Panik und die Situation außer Kontrolle: Irene stürzt unglücklich und bricht sich das Genick. Bark kann unerkannt entkommen, Helmut findet nur noch die Leiche seiner Freundin. Als wenig später Oberinspektor Derrick eintrifft, ist nur eines klar: Der Täter muss sich noch unter den Gästen des Hauses befinden …

Wertung: *****/*****

Episode 004: Mitternachtsbus (Theodor Grädler, Deutschland 1974)

Als Erich Holler (Hartmut Becker) von Helga (Christiane Schröder), einer Kellnerin im Gasthof seines Vaters Oskar (Werner Kreindl), erfährt, dass sie von ihm schwanger ist und das Kind nicht abtreiben will, da bringt er sie kurzerhand um. Der Vater ist nur darauf bedacht, seinen Sohn aus der Schusslinie zu bringen, und bietet dem ermittelnden Oberinspektor Derrick sofort den schwachsinnigen Bruno (Lambert Hamel) als Täter an. Der geistig Zurückgebliebene kann sich eh nicht wehren, ist ungemein kräftig und zudem weiß jeder, dass er an Helga einen Narren gefressen hatte und ihr nachzustellen pflegte. Doch Derrick ist das zu einfach, also erhöht er mithilfe der Kellnerin Frau Jahn (Bruni Löbel) den Druck auf den Vater …

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Die vier Episoden, mit denen Oberinspektor Derrick im Jahr 1974 seine lange Karriere als Fernsehkriminalist begann, sind erstaunlich homogen. Das betrifft längst nicht nur die Handlungsstruktur, die später modifiziert wurde – jede Episode beginnt mit dem Verbrechen, der Täter ist dem Zuschauer stets bekannt, Derrick tritt nach ca. einem Drittel der einstündigen Laufzeit auf und muss dann den Fall lösen –, sondern auch den Inhalt: In allen vier Fällen ist der Täter kein abgezockter Killer, sondern ein „heißgelaufener“ Biedermann, der zunehmend in Panik gerät. In allen vier Fällen ahnt Derrick, wer der Täter ist, bevor er einen stichhaltigen Beweis in der Hand hält. In allen vier Fällen drängt er den Täter durch rhetorische Kniffe und Psychospielchen in die Enge und lässt ihn sich selbst verraten. Und in drei der vier Fälle sind es dem Täter nahestehende Personen, die ihn schützen und sein Lügengebilde aufrechterhalten. Der mahnende Charakter, die Crime-does-not-pay-Strategie, die Kriminalfilme fast immer zumindest unterschwellig bedienen, wird in DERRICK durch diese Ausrichtung besonders hervorgehoben. Die Identifikation des Zuschauers findet weniger über die Figur des Ermittlers Derrick statt, als über die Täter, die allesamt der Mitte der Bevölkerung entspringen, von ihren Taten genauso schockiert zu sein scheinen wie der Zuschauer und gegen das kriminalistische Genie Derricks von Beginn an auf verlorenem Posten stehen. DERRICK suggeriert die Ohnmacht des Einzelnen vor der Staatsmacht, verdeutlicht, dass es keinen Zweck hat, sich zu verstellen: Wenn wir schon keine Indizien hinterlassen haben, die uns verraten, so tut dies garantiert unser schlechtes Gewissen, das Profis wie Derrick auf Meilen gegen den Wind riechen. Dass es in erster Linie Derricks untrügliche Menschenkenntnis ist, die ihn auf die Siegesstraße bringt, unterstreicht noch den beinahe alttestamentarischen Unterton der Serie: Derrick steigt wie ein allwissender Engel zu uns herab, um das Tohuwabohu, das die Menschen in ihrer Fehlbarkeit angerichtet haben, wieder geradezubiegen. Fast hat man am Ende jeder Episode den Eindruck, die Täter seien ihm dankbar dafür, dass er ihnen mit dem Geständnis wie ein Beichtvater auch die erdrückende Last der Schuld abgenommen hat. Und wenn man sich anschaut, wer diese Täter sind, wie sie leben, was sie umgibt, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Deutschland selbst ist, das sie die Grenze überschreiten lässt. Man schaue sich nur an, zu welch düsterem Ort Theodor Grädler einen ganz normalen deutschen Gasthof verzerrt. Hier kann gar nichts anderes gedeihen als die Schuld. Aber dass es ausgerechnet ein Ex-Nazi ist, der sich dieser deutschen Kollektivschuld stellt, das ist schon bemerkenswert und verleiht der sowieso schon reichlich tristen Serie rückblickend noch eine Extradosis Abgründigkeit.

000000790745Während in London falsche Pfund-Noten im Umlauf sind, die auf das Konto des „Gerissenen“ gehen, eines professionellen Falschmünzers, geben sich der wohlhabende Peter Clifton (Hellmut Lange) und die schöne Jane (Karin Dor) das Ja-Wort. Sie handeln, obwohl auf beiden Seiten Zweifel an der Tiefe ihrer Gefühle bestehen – auch auf das Bestreben ihres Künstler-Vaters (Walter Rilla) hin, der seine Tochter gut aufgehoben wissen will. Doch Peter umgibt ein dunkles Geheimnis: Sein Vater litt an Schizophrenie und brachte einst im Wahn zwei Menschen um. Peter lebt nun mit der Angst, die Krankheit von ihm geerbt zu haben. Als Basil Hale (Robert Graf), ein aufdringlicher Verehrer Janes und Feind Peters, erschlagen und Peter mit blutbefleckter Kleidung und der Mordwaffe in der Hand von seiner Gattin aufgefunden wird, glaubt er, dass seine größte Angst sich bewahrheitet hat. Dass sich in einer Geheimkammer seines Schlosses zudem eine Gelddruckmaschine findet, lässt ihn weiter an seiner Unschuld zweifeln und auch sein Arzt Dr. Wells (Viktor de Kowa) macht Peter nur wenig Hoffnung. Einzig Oberinspektor Bourke (Siegfried Lowitz) glaubt an seine Unschuld …

Unter der Regie von Harald Reinl entstand ein Wallace-Film, der vom bis dahin weitestgehend etablierten Handlungsschema abweicht: Im ersten Drittel stehen die beiden Frischvermählten im Mittelpunkt des Interesses, wird die eigentliche Krimihandlung, die zuvor stets schon mit der Eröffnungsszene eingeleitet wurde, erst noch langsam vorbereitet. Der Scotland-Yard-Ermittler, sonst üblicherweise der Protagonist, bleibt bis zum zweiten Akt eine Randfigur. Doch auch dann wird DER FÄLSCHER VON LONDON nicht zum lupenreinen Kriminal- oder Polizeifilm: Reinl orientiert sich eher am sanften Grusel alter Mysteryfilme und bezieht seine Spannung weniger aus der Frage nach der Identität des Killers als nach dem Geisteszustand Peters: Ist er der Mörder und also tatsächlich wahnsinnig oder will ihn jemand nur in diesen Glauben versetzen?

DER FÄLSCHER VON LONDON ist deutlich ruhiger und gemütlicher als seine Vorläufer: Actionszenen, Keilereien, Gewalt und Sex sind überaus spärlich gesät, wenn nicht ganz abwesend, Reinl verlässt sich stattdessen ganz auf Atmosphäre und Suspense. Das kann er, weil der Konflikt der Protagonisten von Beginn an glaubwürdig und interessant ist, Kameramann Karl Löb zudem wunderbar die seelischen Wirrungen Peters und Janes spiegelnde Bilder voller dräuender Schatten malt. Die Vermählungsszene, in der die Unsicherheit, die beide fühlen, während der Priester von ewiger Treue bis zum Tode spricht, förmlich greifbar wird, ist meisterlich, gleichermaßen unangenehm wie beklemmend. Und auch später ist der Rapport zwischen Peter und Jane nie natürlich und entspannt, wie er das bei einem Ehepaar eigentlich sein sollte, sondern gezwungen und gestelzt. Allein dieser Konstellation verdankt DER FÄLSCHER VON LONDON schon einen beträchtlichen Teil seiner inneren Spannung: Während Peter unter dem Eindruck der Morde mehr und mehr in sich zusammensinkt, beginnt Jane um ihre Ehe zu kämpfen und setzt alles auf eine Karte. Reinls Film schafft so einen Eindruck von psychologischer Tiefe, den bisher lediglich Jürgen Roland mit DER GRÜNE BOGENSCHÜTZE angedeutet hatte. DER FÄLSCHER VON LONDON ist mithin weniger spektakulär als Vohrers DIE TOTEN AUGEN VON LONDON oder Reinls eigener DER FROSCH MIT DER MASKE. Er ist auch deutlich konzentrierter als die mit Verdächtigen und Opfern überfrachteten DER ROTE KREIS, DIE BANDE DES SCHRECKENS oder DAS GEHEIMNIS DER GELBEN NARZISSEN. Aber es ist eben gerade das Kammerspielartige, das den siebten der Rialto-Wallaces auszeichnet. Reinl beschränkt sich auf das Wesentliche, wirft Ballast über Bord und hebt gerade so das Potenzial der literarischen Vorlage. Keine Sensation, aber dennoch ein ausgezeichneter, ungewöhnlich seriöser Wallace.

Die Edgar-Wallace-Checkliste:

Personal: Eddi Arent (6.), Ulrich Beiger und Karin Dor (3.), Siegfried Lowitz, Joseph Offenbach, Otto Collin, Sigrid von Richthofen, Günter Hauer, Heinz Klevenow, Werner Reinisch und Günther Jerschke (2.), Mady Rahl und Horst Breitkreuz (1.). Regie: Harald Reinl (3.), Drehbuch: Johannes Kai (1.), Musik: Martin Böttcher (1.), Kamera: Karl Löb (2.), Schnitt: Hermann Ludwig (1.), Produktion: Horst Wendlandt (4.), Preben Philipsen (5.) und Leif  Feilberg. 
Schauplatz: London, Schloss Longford Manor, die Trabrennbahn, diverse Wohnungen und Büros. Archivaufnahemn zeigen die Queen und ein Fußballspiel. Gedreht wurde in Hamburg sowie in Schloss Herdringen im Sauerland.
Titel: Zum zweiten Mal wird im Titel Bezug auf London genommen.
Protagonisten: Peter Clifton, seine junge Gattin Jane und Oberinspektor Bourke.
Schurke: Der eigentliche Mörder ist identisch mit dem „Gerissenen“, außerdem führen Dr. Welles, Basil Hale und der mysteriöse Blonberg Böses im Schilde.
Gewalt: Sparsam. Einer wird erschlagen, einer erstochen, zwei erschießen sich gegenseitig.
Selbstreflexion: Keine.

Anlässlich meiner Sichtung von HEISSES PFLASTER KÖLN betrauerte ich das Verschwinden genuin deutscher Exploitation, eines „Genres“, das einst eine große und durchaus erfolgreiche, ja sogar einflussreiche Tradition im deutschen Kino hatte. Bestes Beispiel sind die Edgar-Wallace-Filme, die in erster Linie von der Rialto Film, später dann aber auch von anderen Firmen und Regisseuren produziert wurden. Nach Vorlagen des britischen Journalisten und Krimiautoren entstanden Whodunits, Gruselkrimis und Gangsterfilme pulpiger Provenienz, auf ein nach Eskapismus lechzendes Publikum zugeschnitten, vollgestopft mit Gewalt, Sex und Sensationen. Die wilde Melange erwies sich als Volltreffer: Die Wallace-Reihe der Rialto gilt bis heute nicht nur als erfolgreichste und langlebigste deutsche Filmserie, sie beeinflusste auch den bei Freunden des ungewöhnlichen Films außerordentlich beliebten italienischen Giallo maßgeblich (die letzten drei Wallace-Filme der Rialto – DAS GESICHT IM DUNKELN, DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS und DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADELN – sind waschechte Gialli und wurden von den Italienern Riccardo Freda, Umberto Lenzi und Massimo Dallamano inszeniert). Vielleicht keine bahnbrechende Wirkung – Giallos waren zwar populär, aber dennoch ein weitestgehend isoliertes Phänomen: Aber wann wurde ein kommerzieller deutscher Film in den letzten 20, 30 Jahren außerhalb seines Heimatlandes überhaupt einmal wahrgenommen?

Das schizophrene Verhältnis „des Deutschen“ zu seinen Filmen, spiegelt sich in der Rezeptionsgeschichte der Edgar-Wallace-Filme perfekt wider: Zu ihrer Zeit immens populär – Zuschauerzahlen von um die zwei, in Idealfällen gar von über drei Millionen waren durchaus üblich –, entzündete sich an ihnen auch eine scharfe Diskussion über den Status duetscher „Filmkunst“ (durchaus analog zur Entwicklung jenseits des großen Teichs). Die publikumswirksamen Edgar-Wallace-Filme galten wie die (ebenfalls von Horst Wendlandt produzierten) Karl-May-Filme als „minderwertig“, als künstlerisch bedeutungsloses Trivialkino, dem der Neue Deutsche Film in den Siebzigerjahren dann seinen extremen Gegenentwurf entgegenhielt. Doch während die einstigen Protagonisten des New Hollywood in den Achtzigerjahren in einer dialektischen Synthese der zuvor unvereinbaren Gegensätze dem Mainstreamkino ihren Stempel aufdrücken durften, blieben die beiden Säulen „Anspruch“ und „Unterhaltung“ in Deutschland seit den Siebzigern weitestgehend getrennt. Auf die hehre Kunst von Regisseuren wie Fassbender, Kluge, Wenders oder Herzog, um nur die bekanntesten zu nennen, antworteten Produktionsfirmen wie die Lisa-Film mit umso trivialeren Produktionen, und vergrößerten die sich eh schon auftuende Kluft noch einmal. Erst in der jüngeren Vergangenheit hat man damit begonnen, die in den letzten drei Jahrzehnten marginalisierten kommerziellen deutschen Filmerfolge der Fünfziger- und Sechzigerjahre einer verdienten Neubetrachtung und -bewertung zu unterziehen. Und die möchte ich auch in diesem Blog in den kommenden Wochen und Monaten im Kleinen nachvollziehen und im Idealfall vielleicht sogar vorantreiben.

Die Edgar-Wallace-Filme waren in meiner Kindheit in den Achtzigerjahren noch eine echte Attraktion in einem noch von drei Sendern bestrittenen Fernsehprogramm, wurden stets zur besten Sendezeit gezeigt wurden und fuhren  dabei gute Einschaltquoten ein. Meine Schulkameraden und ich waren begeistert: Die Filme hatten tolle, bunte Bilder vor dem geistigen Auge hervorrufende Titel (verheißungsvolle Wortkombinationen wie DAS GASTHAUS AN DER THEMSE, DIE TOTEN AUGEN VON LONDON, DER BUCKLIGE VON SOHO, DER SCHWARZE ABT oder DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE lassen mich auch heute noch in zittrige Erregung verfallen), markige englische Rollennamen, die allein sofort eine ganze Welt entstehen ließen, eine von Nebel, Schatten und alten Gemäuern, viel Gewalt und schöne Frauen, bestimmte Atmosphäre, verpackt in Krimigeschichten, die von den zuständigen Regisseuren so „verdüstert“ wurden, dass sie die Grenze zum moralisch verderblichen Horrorfilm dann und wann hinter sich ließen. Doch irgendwann wurden die Edgar-Wallace-Filme sowohl im TV als auch in der eigenen Wertschätzung von neueren, angesagteren Filmen ersetzt. Ich habe seit damals keinen einzigen mehr von ihnen (und nie einen von ihnen auch nur zweimal) gesehen. Wie die Karl-May-Filme ordnete ich auch die Wallace-Filme – mit der diskursführenden Mehrheit – in die Schublade „gestriges Spießerkino“ ein. Doch wie das Leben so spielt: Man soll nie „nie“ sagen, sieht sich immer zweimal, jeder Kreis schließt sich irgendwann. Und so bin ich jetzt über einen fast 30-jährigen Umweg zu den einst so geliebten Edgar-Wallace-Filmen zurückgekehrt. Und was für ein Wiedersehen das war!

DER FROSCH MIT DER MASKE ist einer der vor Urzeiten gesehenen Filme, doch erinnern konnte ich mich an nichts mehr. So überraschte er mich mit seiner Ruppigkeit und seinen kleinen Kursabstechern in Richtung Sleaze, die so gar nichts mit dem Bild betulicher Whodunits zu tun haben, das ich mit den Filmen irgendwie verbinde. DER FROSCH MIT DER MASKE ist ein lupenreiner Gangster- und Actionfilm, der mit einigen Härten aufwartet: Der Body Count ist beachtlich und Reinl scheut sich nicht, voll draufzuhalten, wenn Schurken von noch schurkischeren Kollegen erschossen oder geradezu hingerichtet zu werden. Joachim Fuchsberger stürzt sich in bester Actionhelden-Manier in diverse Keilereien, Siegfried Lowitz sorgt für professionell-abgeklärte Polizei-Coolness, Eva Pflug lässt als Femme fatale Lolita die erotischen Funken sprühen, Eva Anthes bietet was für Herz. Reinl versteht es augezeichnet, die Elemente zu einem knalligen Reißer zu verbinden, der so souverän über seine eigenen Plotholes, Logikfehler und Infantilitäten hinweggeht (das Vergehen der Zeit zwischen zwei Einstellungen wird einmal sehr hübsch durch das Wachsen eines männlichen Dreitagebartes illustriert), dass sie zu Stärken werden. Gerade die ultrapointierten und deshalb oft so absurd anmutenden Dialoge machen einen großen Reiz des Films aus, der über die 50 Jahre seit seiner Entstehung proportional angewachsen ist. Die Verbrechen des „Frosches“, eines Superverbrechers mit Comicschurken-Kostümierung, muten im Kontrast zu der Bedeutung, die ihm in den Dialogen immer wieder beigemessen wird, herrlich provinziell und schießbudenhaft an. Die glitzernde Metropole London verkommt zum gemütlichen Dorf im Weserbergland, wo jeder jeden kennt und der örtliche Spinner alle Bewohner in Angst und Schrecken versetzt, weil er nachts die Kühe der Bauern umschmeißt. Gleichzeitig kommt DER FROSCH MIT DER MASKE mit seiner unverhohlenen Ausrichtung auf die Befriedigung der Sensationslust bei aller Naivität wunderbar exploitativ und zynisch daher. Hier herrschen noch klare Verhältnisse: Bösewichte werden ohne Rücksichtnahme über den Haufen geballert, ohne dass ihnen auch nur eine Träne nachgeweint wird. Eine wichtige gesellschaftliche Maßnahme, drohen sie doch die brave Jugend bis ins Mark zu verderben. Und selbst wenn der Scharfrichter seinen Job hinschmeißt, weil er seinen Sohn nicht hängen mag, so bleibt an der grundsätzlichen Richtigkeit der Todesstrafe doch kein Zweifel. Aber natürlich macht Reinl nie eine echte Aussage: In DER FROSCH MIT DER MASKE ist alles bloß ästhetische Zutat zur Erzeugung jener unnachahmlichen Stimmung, die jeder kennt, der sein Herz einmal an diese Filme verloren hat. Mir hat das Wiedersehen verdammt viel Lust auf mehr gemacht. Reinls Film ist ein idealer Appetizer, auch weil er noch Luft nach oben lässt.

Die Edgar-Wallace-Checkliste:
Personal: Joachim Fuchsberger, Siegfried Lowitz, Eddi Arent, Jochen Brockmann, Carl Lange, Dieter Eppler, Fritz Rasp, Ulrich Beiger, Ernst Fritz Fürbringer und Benno Gellenbeck feiern ihren ersten von mehreren Auftritten in der EW-Reihe. Regie: Harald Reinl (1.), Drehbuch: Egon Eis (unter dem Pseudonym Trygve Larsen) (2.), Musik: Willy Mattes (1.) und Peter Thomas (1.), Kamera: Ernst W. Kalinke, Schnitt: Margot Jahn (1.), Produktion: Helmut Beck (1.) und Preben Philipsen (1.).
Schauplatz: London, Landhäuser, Scotland Yard, ein Nachtklub. Gedreht wurde in Kopenhagen und London. Später kommt für London-Szenen überwiegend Archivmaterial zum Einsatz.
Titel: Der Titel bezieht sich wie so oft auf den verkleideten Schurken.
Protagonisten: Der ermittelnde, alternde Inspektor erhält tatkräftige Unterstützung von einem Hobby-Kriminologen, der wiederum tatkräftige Unterstützung von seinem Butler erhält. Eine junge Frau fungiert als Love Interest, eine andere als Verderberin der Jugend. Zahlreiche weitere Verdächtige werden angeboten. Den Scotland-Yard-Chef Sir Archibald gibt Ernst Fritz Fürbringer.
Schurke: Ein „Frosch“ genannter Serieneinbrecher und Anführer einer Bande, der an den Orten seiner Verbrechen einen Froschstempel zu hinterlassen pflegt. Seine Identität ist unbekannt, aber Bandenmitglieder sind durch eine Tätowierung zu erkennen.
Gewalt: Zahlreiche Erschießungen, eine davon mit einem Maschinengewehr, Schlägereien, Martial-Arts-Kämpfe, Messerwürfe, Tod durch Stromschlag und Gas.

EDIT: Blogger-Kollege und Filmjournalist Thomas Groh wies mich darauf hin, dass meine Einlassungen zu den Problemen des deutschen Films in den Sechziger- und Siebzigerjahren an dieser Stelle arg verkürzt sind. Da ich hier weder Halbwahrheiten noch Legenden verbreiten möchte, empfehle ich dem Leser zum einen, die entsprechenden Textpassagen nicht allzu wortwörtlich, sondern lediglich als knappe Beschreibung zu verstehen, und sich bei Interesse selbst auf die Suche nach belastbaren Berichten, Aufsätzen und Artikeln zu jener Zeit zu machen.