Mit ‘Slasher’ getaggte Beiträge

Gemessen an der Weltgeschichte währte die FWOGSF (die First Wave of German Slasher Films) nur Sekundenbruchteile – und auch, wenn man ein durchschnittliches Menschenleben als Maßstab nimmt, nicht allzu lang. Die meisten werden es schon lang vergessen haben, dass es da mal den überaus erfolgreichen ANATOMIE gab, dem gar ein Sequel und eben FLASHBACK folgten. Wenig später war der Spuk dann auch schon wieder vorbei, der deutsche Kinogänger wendete sich wieder seinem Lieblingsgenre, der Komödie, zu und ließ den deutschen Horrorfilm traurig zurück wie einen kurzen Urlaubsflirt.

Auch wenn FLASHBACK also keine spürbaren Folgen in der deutschen Filmlandschaft hinterließ, ist er doch ein überaus charmantes Wurmloch, durch das man in eine Zeit zurückreisen kann, in der die GZSZ-Riege sich anschickte zu Stars zu werden (was dann doch nicht klappte), man seine überdimensionierten Handys in Plüschtäschchen steckte und sich fragte, wie man die vollgequatschte Mailbox leert und ein Werbeslogan wie „Da werden sie geholfen“ zum Kulturgut gehörte. Und das tollste: FLASHBACK beweist auch sonst, dass da durchaus was gegangen wär mit dem deutschen Slasherfilm, wenn man ihm die Möglichkeit der Entfaltung gegeben hätte.

Die Story basiert auf einem Drehbuch der Hammer-Ikone Jimmy Sangster, hinter der Kamera stand mit Peter Krause ein Mann, der als Camera Operator immerhin Roland Emmerich während seiner ersten zehn Hollywood-Jahre begleitet hatte, und Regisseur Michael Karen – der heute wie so viele einstige deutsche Regietalente sein Dasein mit traurig-seichten TV-Filmen und -Serien fristet – inszeniert sowohl die spannenden und horriblen als auch die komischen Momente kompetent und stilsicher. Der Film nimmt sich nicht allzu ernst, aber er ist dann doch relativ zupackend und mit einigen Geschmacklosigkeiten versehen, die man so nicht unbedingt erwarten durfte. Die Story ist genretypisch unglaubwürdig, der Twist überkonstruiert, aber dann immerhin schön böse. Die Besetzung mit Soap-Opera-Stars verleiht dem munteren Treiben eine zusätzlichen Charme, entsprechen sie doch nahezu perfekt dem Typus der eindimensionalen Teenies, die man mit dem Slasherfilm gemeinhin assoziiert – mit der Ausnahme, dass sie hier allesamt züchtig verhüllt bleiben. Dazu ein kleiner Geniestreich wie die Besetzung der strengen Haushälterin „Frau Lust“ mit der deutschen Legende Elke Sommer und die blutigen Effekte, fertig ist ein Werk, das – und das kann man ja nun nicht allzu oft über deutsche Genrefilme sagen – richtig Spaß macht.

 

THE PROWLER ist wahrscheinlich mein absoluter Lieblings-Slasherfilm, aber bisher habe ich über ihn „nur“ für ein Buch geschrieben, nämlich für Lukas Foersters und Nikolaus Perneczkys „The Real Eighties“ (das ich hier noch einmal wärmstens empfehlen möchte). Zitos Slasher der ersten Stunde – er erschien ca. ein Jahr, nachdem der Stein mit FRIDAY THE 13TH ins Rollen gekommen war – hat mit den im Laufe der Jahre zunehmend alberner und auch harmloser werdenden Slasherfilmen , die bis in die frühen Neunzigerjahre in großer Zahl erst in die Kinosäle und dann in die Videotheken gespült wurden, formal wenig zu tun: Er erinnert auch dank der sensationellen Effekte von Tom Savini, der hier meiner Meinung nach auf dem Gipfel seiner Kunst war, aber auch aufgrund seiner düsteren Atmosphäre noch stärker an Titel wie MANIAC oder auch MOTHER’S DAY, denen es nicht in erster Linie darum ging, Teenies die Untermalung fürs trockene Gefummel zu liefern, sondern die tatsächlich noch verstörten und Grenzen überschritten.

Die Prämisse des Films ist mit dem Prolog, der mit einer Rückblende auf den Ursprung der Mordserie weit in der Vergangenheit verweist, um die es dann während des Hauptteils geht, sehr traditionell, aber THE PROWLER hält sich danach nicht lang mit dem üblichen Ringelpiez auf, sondern geht schnell und mit zupackender Härte zur Sache. Im Vordergrund stehen der Thrill, ein paar milde Nuditäten und die schon erwähnten Gore-Exzesse von Effektpast Savini, aber der Blick auf die Details der Handlung lohnt sich durchaus. Zito erzählt in THE PROWLER nämlich von einer Art Generationenkonflikt: Nicht nur der Mörder, ein Weltkriegsveteran, laboriert sichtbar an den Spätfolgen und Begleiterscheinungen des Krieges, der Film bietet noch weitere Alte auf, die mit den Jugendlichen nicht allzu viel gemein haben oder auch nur normal mit ihnen kommunizieren würden. Major Chatham (Lawrence Tierney in einer wortlosen Rolle) sitzt in seinem Rollstuhl und glotzt den lieben langen Tag aus dem Fenster, möglicherweise, um einen Blick auf die jungen Mädchen zu erhaschen, die im gegenüberliegenden Wohnheim leben. Einmal hält er die vor dem Killer flüchtende Protagonistin Pam (Vicky Dawson) mit seiner schwarz behandschuhten Hand auf, ohne auch nur den geringsten Grund anzugeben. Der Hausmeister legt voyeuristische Züge an den Tag, hält zweimal als potenzieller Verdächtiger her, entpuppt sich am Ende aber als Retter in der Not.

Kleines Kuriosum am Rande: Der Film erschien in Deutschland unter dem Titel DIE FORKE DES TODES mit einer fuchterregenden Sub-Pornosynchro des Labels Westside Video, die ihn in dieser Fassung unanschaubar machte. Selbst Soundeffekte waren darin auf billigste Art und Weise nachsynchronisiert worden. Mit der Beschlagnahmung im Jahr 1989 wurden die Zuschauer von dieser Verhunzung erlöst. Allerdings existiert eine sehr hochklassige deutsche Vertonung des Films, die hierzulande aber nie zum Einsatz kam. In einem Zustand geistiger Umnachtung hatte Tele 5 den Film nicht nur gekauft, sondern ihm dann – ein nachvollziehbarer Gedanke – eine komplette neue Synchro verpasst, offensichtlich ohne zu Wissen, dass sie den Film nicht würden ausstrahlen können. Die Synchro gelangte dann auf mysteriösen Irrwegen nach Australien, wo sie auf einer DVD des Films verewigt wurde, und von da dann wieder ins Netz. Wer suchet, der findet!

Zur mittlerweile 5. Ausgabe des Morbid Movies haben wir uns etwas Feines ausgedacht. Beim „Hieb- & Stichfest“ widmen wir uns an zwei Tagen ausschließlich und in angemessener Ausführlichkeit einem unserer Leib- und Magengenres: dem Slasherfilm.

Wie immer wird das erlesene Programm sowohl ausgesuchte Schlitzerpreziosen von 35 mm enthalten als auch diverse Digitalscreenings – leider ist es nämlich gar nicht so einfach, brauchbare und vor allem nicht gnadenlos überteuerte Kopien ausfindig zu machen, liefen doch viele der schönen Slasherfilme in Deutschland gar nicht oder aber nur in radikal gekürzten Fassungen im Kino.

Da wir aber bekannt dafür sind, gern die Blutwurst kreisen zu lassen, gibt es bei uns ausschließlich mit der groben Kelle – und dafür greifen wir dann halt auch mal auf die Konserve zurück. Schließlich geht doch nichts über ein schönes Dosengulasch vom Discounter. Und wo wir schon beim Thema sind: Das Screening von ZOMBI RITUAL, dem neuen Film der Nürnberger Postmortem Productions, die vor zwei Jahren schon mit ihrem MANIA am Start waren, wird garantiert wieder für volle Hütte, ausgelassene Stimmung und fliegende Schlachtabfälle sorgen.

In diesem Sinne: Wer zuletzt kommt, den bestraft der Jason.

 

 

Der dritte Film der HALLOWEEN-Reihe, der den Namen HALLOWEEN trägt, ist also kein Remake des Originals, wie man vielleicht hätte annehmen können, sondern ein alternativer zweiter Teil. Erdacht haben ihn mit David Gordon Green und Danny McBride nicht unbedingt zwei ausgesuchte Genregrößen, sondern Leute, die ich bislang vor allem mit beißend komischen Stoffen wie EASTBOUND & DOWN assoziiert habe. Die Außenseiterperspektive hat sich im vorliegenden Fall ausgezahlt, denn anstatt sich in die bestehende Sequeltradition einzureihen, also wieder mal einen Grund für Michael Myers‘ Auferstehung zu finden und ihn dann zum xten Mal nach Haddonfield zu schicken, erschaffen sie eine Art „Was wäre wenn“-Szenario: Was wäre, wenn Michael Myers nach jener schicksalhaften Nacht vor 40 Jahren inhaftiert worden wäre und seitdem in einer Strafanstalt einsäße? Wie hätte Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) die Ereignisse von einst weggesteckt? Was wäre aus ihr geworden?

HALLOWEEN eröffnet mit zwei True-Crime-Reportern, die Michael im Gefängnis besuchen: Ein optimaler Start, der einem direkt zu Auftakt einen veritablen Knoten im Magen hinterlässt. Ihr Plan ist eine Sondersendung über ihn und ihr größter Wunsch wäre es, Laurie mit dem Killer zusammenzubringen. Laurie lebt mittlerweile ein Eremitendasein in einem vollkommen abgeschotteten Blockhaus im Wald, umgeben von Waffen und Sicherheitsanlagen. Das Sorgerecht für ihre Tochter Karen (Judy Greer) hat sie bereits vor Jahrzehnten verloren, weil sie diese etwas zu früh in Selbstverteidigung trainiert und auf eine mögliche Konfrontation mit dem Mörder vorbereitet hatte, als es den Behörden normal erschien. Die durch die Vergangenheit traumatisierte Karen versucht ihrerseits, Distanz zu ihrer Mutter zu schaffen, was durch die Neugier von Enkelin Allyson (And Matichak) zum einen sowie Lauries Hartnäckigkeit , zum anderen erschwert wird. Letztere hat aber einen Grund für ihre Unruhe: Es nähert sich der Halloween-Feiertag und ausgerechnet an diesem Datum steht die Verlegung des Serienkillers in eine andere Anstalt an.

HALLOWEEN entfaltet sich zunächst so, wie man es gewohnt ist: Michael entkommt natürlich und findet seinen Weg nach Haddonfield, wo er sich pünktlich zu den Feierlichkeiten lautlos durch die Suburbs schlitzt. Green greift auf bestehende Standards des Originals zurück: der Überfall auf eine Tankstelle, das Belauern und Beobachten von nichts ahnenden Opfern, der Angriff auf eine Babysitterin, aber durch die spezielle Figurenkonstellation – drei Strode-Frauen aus drei Generationen – verleiht er dem Gemetzel eine tiefere emotionale Dimension, die die anderen Sequels vermissen ließen, und verankert ihn in der Realität anstatt in einem Comic-Universum mit maskierten Unholden. Dem sehr physischen Schrecken gibt er durch die Betonung der psychologischen Folgen, die sich durch die ganze Familie ziehen, eine weitere Ebene und adressiert nebenbei zum ersten Mal explizit, was seinen orgängern nie augefallen war: dass es in HALLOWEEN auch um Gewalt von Männern gegen Frauen geht. Das Finale, der Twist, wenn man so will, führt HALLOWEEN schon fast auf das Terrain des Rape-and-Revenge-Films – mit der Einschränkung, dass es natürlich keine Vergewaltigung im Wortsinn gibt. Trotzdem wirkt der Schluss des Films länger nach als all die Mätzchen der vorangegangenen Teile, weil man den Eindruck hat, hier stünde zum ersten Mal wieder etwas auf dem Spiel.

Ich glaube, es ist auch diese Gesamtkonstruktion, die den ganzen Film deutlich brutaler erscheinen lässt, als meinetwegen die Teile 4, 5 und 6, ohne dass er dabei gleich in wilde Matschereien verfallen müsste. Vom Regisseur war zu hören, HALLOWEEN habe ihn in jungem Alter völlig weggeblasen und die Gelegenheit, einen eigenen Film um Myers zu drehen, sei eine Art Konfrontationstherapie gewesen. Ob man das jetzt glaubt oder für PR-Sprech hält, sei mal dahingestellt, in jedem Fall merkt man Greens Film an, dass er sehr genau verstanden hat, was an Carpenters ursprünglicher Version beunruhigend und unheimlich war. Die Konfrontationen mit dem Monster sind mörderisch effektiv inszeniert, ob es die Sequenz mit dem Busunfall auf nächtlicher Landstraße ist, der verzweifelte und hoffnungslose Überlebenskampf in einer sehr ekligen Tankstellen-Toilette ist (ich muss bei solchen Szenen unweigerlich an MANIAC denken, aber das mag an mir liegen), der One Take mit einer bemitleidenswerten Hausfrau oder das Zusammentreffen Michaels mit einem aufdringlichen Jungen in einem verlassenen Gartengrundstück. HALLOWEEN gelingt die schwierige Gratwanderung zwischen dem spannungsgeladenen, langsamen und unheilvollen Aufbau, das raffinierte Spiel mit Licht, Schatten, Räumen, Vorder- und Hintergrund, das Carpenter zur Meisterschaft trieb, und den Schocks der überfallartigen Attacken ausgezeichnet. Für mich ist HALLOWEEN die beste Fortführung der Reihe, die man sich 40 Jahre nach dem Original wünschen konnte, und ein spätes Highlight des Slasherfilms.

hatchet: victor crowley (adam green, usa 2017)

Veröffentlicht: August 22, 2019 in Film
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Im Text zu HATCHET III lobte ich an der Serie den Kniff, zum einen jeden Teil mit einem abrupten Schnitt enden und den jeweils nächsten exakt an dieser Stelle anfangen, zum anderen den Gag, Schauspieler Parry Shen in allen Teilen in einer anderen Rolle auftreten zu lassen. Jetzt die Überraschung: HATCHET: VICTOR CROWLEY, der vierte Teil, tritt gleich beide liebgewonnenen Traditionen in die Tonne. Sequel Nr. drei beginnt zehn Jahre nach dem Vorgänger und macht dessen einzigen Überlebenden, den Sanitäter Andrew Yong (Parry Shen), zu seinem Protagonisten. Yong hat soeben ein Buch über seinen Überlebenskampf veröffentlicht und befindet sich auf Promotour, auf der er von allen Menschen als eigentlicher Mörder, ätzender Hochstapler und geldgeiler Profiteur diffamiert wird – wer sollte seine Geschichte auch glauben? Wie es die Sequellogik will, führt ihn ein vermeintlich lukrativer Auftrag zurück in die Sümpfe, doch das Flugzeug stürzt ab und weil parallel eine Gruppe von Amateurfilmern, die einen Crowley-Film drehen will, den Fluch, dem Crowley seine Unzerstörbarkeit verdankt, via Youtube-Videos abspielt, geht das Gehacke wieder von vorn los.

Ich halte Adam Green zugute, dass er mit HATCHET: VICTOR CROWLEY nach den beiden vorangegangenen, arg austauschbaren und ideenlosen Teilen zumindest versuchte, die abgedroschene Formel etwas zu variieren. Sein Film greift mit dem Flugzeugabsturz Elemente des Katastrophenfilms auf und konfrontiert die Protagonisten schon vor dem Auftauchen des Killers mit einer lebensbedrohlichen Situation. Die Backstory um Yong, der sich den ständigen Beleidigungen und Verleumdungen der Medienleute ausgesetzt sieht, bringt zusätzliches Konfliktpotenzial. Green setzt auch wieder verstärkt auf Humor, wobei der lockere Plauderton des ersten Teils meilenweit verfehlt wird und manche der hier gerissenen Zoten in ihrer verzweifelten edgyness arg gezwungen wirken. Es ist einfach nicht per se witzig, einen Pimmel zu zeigen. Für einen Slasherfilm hat HATCHET: VICTOR CROWLEY eine geradezu episch erscheinende Geschichte zu erzählen, innerhalb der das Auftauchen Killers eindeutig das uninteressanteste Element ist: Der Versuch einer breit angelegten „Saga“ wird dadurch unterminiert, dass es letztlich immer wieder auf denselben Quark hinausläuft. Die beiden Elemente gehen einfach nicht zusammen und der „erzählerische“ Teil ist am Ende nichts mehr als ein Gimmick.

Im Vergleich zum gut gelaunten HATCHET vor 13 Jahren, in dem Green selbst den beiden dümmlichen Pornohäschen noch mit einer gewissen Sympathie begegnete, fällt außerdem die Verachtung, die hier nahezu jeder Figur entgegengebracht wird, sehr unangenehm auf. Nicht nur sind nahezu alle Charaktere egomanische Arschlöcher, sie halten auch alle anderen um sich herum für solche und zeigen das bei jeder Gelegenheit. Yong ist ein Nichtskönner, der Geld aus der Tatsache schlagen will, ein Massaker überlebt zu haben. Seine Agentin hält ihn für einen Lügner und belügt wiederum ihn, weil sie ihrerseits Geld aus ihm herauspressen möchte. Die Moderatorin der Talkshow, in der Yong auftreten soll, lässt ihn bei jeder Gelegenheit wissen, dass er für sie nicht mehr als Abschaum ist, und als sie ihm das in einer langen Rede in aller Deutlichkeit auseinandersetzt, nutzt das Final Girl die Gunst des Augenblicks, um über Medienhuren abzukotzen, die selbst nichts können, als gut auszusehen, und es trotzdem wagen, über andere ein Urteil zu fällen. Es ist schon ein sympathisches Grüppchen, das Green da versammelt hat, und zumindest ich fragte mich bei Betrachtung unweigerlich, wie man nur so verbittert sein kann, wenn man sich doch eigentlich über das Glück freuen sollte, seinen Lebensunterhalt mit einem stulligen Slasherfranchise bestreiten zu können. Was treibt einen an, ein Drehbuch zu schreiben, das ausschließlich von Unsympathen bevölkert wird, denen man es dann heimzahlen kann? Auch wenn es mal menschelt, ist das letztlich nur Vorwand, um es dem Zuschauer nur umso härter zu besorgen: Die Fotografin des Fernsehteams hat das Pech, beim Absturz eingeklemmt zu werden, was umso schlimmer ist, als das Flugzeug langsam mit Wasser vollläuft. Um die eh schon dramatische Situation noch schlimmer zu machen, gesteht sie ihrem Partner, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Das alles hat wirklich keine Funktion für den Fortgang der Geschichte, außer der, mit ihr auch noch ein ungeborenes Kind sterben zu lassen und den Film so vermeintlich noch „härter“ zu machen. Bevor es soweit ist, wird die hilflos im Wasser liegende Frau auch noch mit dem Skalp des toten Vaters ihres Kindes beworfen, was Menschen, mit denen ich nichts zu tun haben möchte, wahrscheinlich irrsinnig komisch finden. Ehrlich, was soll das?

Um den Eindruck der Hilflosigkeit komplett zu machen, endet HATCHET: VICTOR CROWLEY mit dem Blick auf die ihre Pumpgun durchladende und eine Kampfansage in die Kamera bellende Marybeth (Danielle Harris), von der sich die Serie mit diesem Teil eigentlich endgültig verabschiedet zu haben schien. Also doch wieder alles auf Anfang? Es passt ja, dass eine Serie um einen unsterblichen Killer einfach kein Ende nehmen mag, aber man muss doch auch mal loslassen können, oder? Mensch Adam, lehn‘ dich zurück, nimmt eine Auszeit und überleg dir mal, ob das wirklich alles sein soll.

Wie Teil 2 zuvor schließt auch Teil 3 der Reihe um die mit einem Fluch belegten, rachsüchtigen Hackfresse Vincent Crowley (Kane Hodder) direkt an den Vorgänger an: Nachdem Marybeth (Danielle Harris) den Killer mit dem Hackebeil erledigt hat, nimmt sie seinen Skalp und wird damit in der Polizeistation von Sheriff Fowler (Zach Galligan) vorstellig. Der glaubt natürlich kein Wort ihrer wilden Geschichte und inhaftiert die junge Frau als mutmaßliche Massenmörderin. Fowlers Frau Amanda (Caroline Williams), eine True-Crime-Bloggerin, die von der Crowley-Legende besessen ist, wird allerdings hellhörig: Und sie glaubt zu wissen, wie man dem Mörder, der ihrer Meinung nach immer noch lebt, endgültig das Handwerk legen kann. Während Fowler und seine Leute im Sumpf vom quicklebendigen Crowley dezimiert werden, begibt sich Amanda mit Marybeth auf die Suche nach der Asche von Crowleys Papa …

Mir hat Teil 3 zwar wieder eine Ecke besser gefallen als der eher dröge zweite Teil – er ist bunter, sieht besser aus und bemüht sich wenigstens ein kleines Bisschen, eine Geschichte zu erzählen -, aber Begeisterungsstürme löst auch er nicht mehr aus. Ja, die Effekte sind wieder hübsch blutig und „handgemacht“, wie es so schön heißt, und die Anwesenheit der Altstars Harris, Williams, Galligan und Haig stellt einen Bonus dar, aber der ganzen Angelegenheit und vor allem dem Killer selbst fehlt irgendwie die Identität. Crowley hat eine ganz brauchbare Backstory und Hodder weiß, wie man unaufhaltsam durchs Unterholz walzt, aber die Figur bleibt letztlich völlig austauschbar, ihr Erscheinen löst nichts aus und mitfiebern kann man auch nicht, das die Filme keinerlei Zweifel daran lassen, dass Crowley unbesiegbar ist. So stellen sich im dritten Film, in dem dem immer gleichen Opferpersonal auf die immer gleiche Art und Weise der Gar aus gemacht wird, deutliche Ermüdungserscheinungen ein. Ich weiß nicht genau, woran das liegt: Jason Voorhees ist auch nicht gerade ein Ausbund an Persönlichkeit, aber die FRIDAY THE 13TH-Filme kann ich mir immer noch alle paar Jahre anschauen und habe dann meinen Spaß damit. Da mag der Nostalgiebonus reinspielen, aber ich will nicht so recht daran glauben, dass das alles ist.

Das Einzige, was ich an den HATCHET-Filmen richtig „schön“ finde, ist die Strategie, jeden Film mit einem abrupten Schnitt zu beenden und den folgenden Teil dann direkt dort ansetzen zu lassen, weil es die einzelnen Teile zu einer langen Geschichte zusammenschweißt und für eine gewisse Dramatik, Kohärenz und Drive sorgt. Anstatt erst wieder neue Charaktere einzuführen und die Geschichte lang einzuleiten, geht sie einfach da weiter, wo sie aufgehört hat. Auch der Gag, Darsteller Parry Shen immer wieder in einer neuen Rolle einzuführen, ist ganz witzig. Als Fazit lässt sich relativ nüchtern feststellen, dass HATCHET 3 deutlich schlechter sein könnte: Die Logik verlangt es eigentlich, den Satz mit „aber auch viel besser“ fortzusetzen, aber ich bezweifle ehrlich gesagt, dass das wirklich der Fall ist. Vielleicht ist die Zeit für diese Art von eindimensionalem Schlitzerentertainment endgültig vorbei, zumindest, wenn man noch irgendwelche Erwartungen oberhalb von „Ganz OK“ daran knüpfen mag.

hatchet ll (adam green, usa 2010)

Veröffentlicht: August 20, 2019 in Film
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Nach dem wunderbaren ersten Teil sind bis zum Sequel vier Jahre ins Land gezogen. Im Filmgeschäft, in dem sich die Trends die Klinke in die Hand geben, ist das eine halbe Ewigkeit. An die Remakes japanischer Horrorfilme, die noch die Tagline des Vorgängers aufs Korn nahm, konnte man sich 2010 kaum noch erinnern und darüber, dass jeder halbwegs erfolgreiche Film ein Sequel erfährt, hatte man sich längst gewöhnt. Darüber zu lästern, verbot sich für einen zweiten Teil ja sowieso. Ich kann mich an 2010 vor allem deshalb erinnern, weil es das Jahr war, in dem ich zum ersten Mal Vater wurde, aber ich würde lügen, wenn ich behauptete, noch zu wissen, wie die Filmlandschaft damals aussah, so im Überblick. Ich würde aber Geld darauf wetten, dass ein Teil wie HATCHET mit seinem Witz, den altmodischen Effekten und seinen satten Farben auch in jener Zeit wie der sprichwörtliche frische Wind gewirkt hätte – umso trauriger, dass das Sequel in jeder Hinsicht zeitgenössisch wirkt. Ich weiß nicht, was da schiefgegangen ist.

HATCHET II knüpft unmittelbar an den ersten Teil an: Nachdem Marybeth (Danielle Harris) die Konfrontation mit Victor Crowley (Kane Hodder) überlebt hat, sucht sie Reverend Zombie (Tony Todd) auf, der die schicksalhafte Tour in die Sümpfe organisiert hatte. Er erzählt ihr nicht nur die ganze Wahrheit über Crowley, sondern auch, dass ihr Vater zu den Lausebengeln gehörte, die für den vermeintlichen Tod des entstellten Kindes verantwortlich waren. Weil Zombie dem Treiben des Killers ein Ende machen will, trommelt er eine Expedition zusammen: Wer ihm den Kopf Crowley bringt, erhält 500 Dollar. Tatsächlich findet sich eine bunte Schar von Draufgängern, die nicht wissen, dass Zombie eigentlich einen ganz anderen Plan verfolgt.

In meinem Text zu HATCHET lobte ich als eine seiner herausragenden Stärken seine Kürze: Er bot eine flotte 80-Minuten-Packung, kam dabei schnell zum Punkt und war zu Ende bevor man zum ersten Mal auf die Uhr schauen konnte. Teil 2 braucht nun allein schon eine gute halbe bis Dreiviertelstunde, bis seine für einen zünftigen Body Count zusammengestellte Opferriege überhaupt einen Fuß in das Jagdgebiet Crowley setzt. Das ist – JAWS-Referenzen hin oder her – eindeutig zu lang für einen Film, dessen Reiz die Auftritte des Monsters, die Creative Killings und die mit diesen einhergehenden Effekte sind. Doch auch dieser Teil des Films wirkt irgendwie lustlos und pflichtschuldig: Das Gelatsche durch den Busch ist öde, weil einem die meisten Figuren herzlich egal sind sowohl die zündenden Gags als auch die schlagfertigen Dialoge fehlen. Selbst die Morde sind nicht mehr so spaßig wie im Vorgänger (wobei die Enthauptung beim Doggystyle-Sex ganz putzig ist). Am meisten enttäuscht hat mich aber die Optik des Films: Keine Spur mehr von den satten Farben, mit denen die Sümpfe von Louisiana im ersten Teil wie geradewegs aus den Seiten greller Horrorcomics auf die Leinwand gebeamt erschienen, stattdessen regiert nun auch hier die monochrom-braunstickige Tristesse, die fast alle neuzeitlichen Filme befallen hat und einem beim Angucken förmlich die Füße einschlafen lässt. Dazu passt Hauptdarstellerin Danielle HALLOWEEN IV Harris, die den ganzen Film über aussieht, als kämpfe sie mit einem amtlichen Hangover oder trauere über den Tod ihres Lieblingspinschers. Und was ist eigentlich mit ihrer rechten Augenbraue los? Ist das das Resultat eines Botox-Unfalls oder eine Reminiszenz an Gregory Pecks Darbietung in THE OMEN? Weiß das jemand?

Wie dem auch sei. Nachdem ich mich riesig auf HATCHET II gefreut und auf mehr vom Schlage des ersten Teils gehofft hatte, bin ich nun einigermaßen ernüchtert. Und ich weiß nicht, ob ich an Teil 3 und 4 wirklich große Hoffnungen knüpfen sollte …

 

Als Slasher oder auch einfach nur als Horrorfilm ist CAMP FEAR eine Vollkatastrophe – aber mein lieber Scholli, hatte ich Spaß mit diesem Teil! Die Story geht ungefähr so: Eine Gruppe geiler Studentinnen (darunter Betsy Russell) begibt sich für einen anthropologischen Field Trip gemeinsam mit dem coolen Professor Hamilton (Vincent van Patten) zum „Mystic Mountain“, wo die Forschungsgruppe alte indianische Artefakte zu finden hofft. Vor Ort werden sie nicht nur von einem Indianer vor einem nicht näher definierten „evil“ gewarnt, sondern auch von einer Rockerbande bedrängt. Außerdem schwimmt im See eine Ungeheuer herum und dann gibt es da auch noch einen riesenhaften Druiden, der ein Jungfrauenopfer braucht, um die Apokalypse einzuläuten. Was ihm nicht gelingt, meistert Thomas Edward Keith mit seinem Film, zumindest auf intellektueller Ebene.

Zuerst hatte ich ja ein bisschen Angst: Die Credits in Billigtypo werden über ein unscharfes Standbild vom Vollmond geklatscht und geben schon einmal einen Vorgeschmack auf die visuellen Verbrechen, die der Film in den kommenden 80, 90 Minuten vergehen wird. Aber der solchermaßen vorgestählte Betrachter wird im unmittelbaren Anschluss gleich wieder besänftigt, wenn da nämlich die Bewohnerinnen einer Sorority morgens erwachen und allesamt barbusig über den Flur hüpfen, um ihren Platz im Badezimmer zu ergattern. Anschließend gibt es Unterricht von Professor Hamilton, der es trotz seiner drei Meter breiten Schulterpolster irgendwie ins Klassenzimmer geschafft hat und sich bei seiner Lektion über alte heidnische Fruchtbarkeitsriten weder von der Schülerin ablenken lässt, die zur Musik aus ihrem Walkman abgeht wie Nachbars Lumpi, noch von einem Erdbeben, das das Klassenzimmer erschüttert. Immerhin schaffen es Hamiltons Lieblingsschülerinnen trotz dieser Widrigkeiten, sich mit dem Prof für den Abend vor der großen Expedition in einem Amüsierschuppen zu verabreden, in dem eine von ihnen im bauchfreien Kuhflecken-Jumpsuit eine Gesangsdarbietung abliefert, die sich so sehr gewaschen hat, dass ein geiles Pärchen dazu gleich mal den damalige Modetanz Nummer eines aufs Parkett legt: Die Rede ist natürlich vom mächtigen Lambada! Überhaupt: Die tanzen da alle, als gebe es kein Morgen. Nur Professor Hamilton bleibt sitzen: Wenn man sein Klatschen als Gradmesser für sein Rhythmusgefühl nimmt, ist das wahrscheinlich auch besser so, sonst hätte es wahrscheinlich Tote auffe Tanzfläche gegeben.

Nach dieser Wahnsinnsparty geht es dann endlich los auf besagten Field Trip, womit auch der Irrsinn der ersten halben Stunde in etwas geordnetere Bahnen gelenkt wird. CAMP FEAR folgt nun erzählerisch dem durch ca. 100.000 andere Filme vorgegebenen Muster, wird demnach etwas vorhersehbarer und langweiliger, aber er bewahrt sich dabei dieses sonnige Gemüt, das auf mich geradezu ansteckend wirkte. Vor allem Vincent van Patten legt einen Enthusiasmus für diesen Blödsinn an den Tag, der mir echt höchsten Respekt abnötigte. Andere Schauspieler hätten einen Tiefpunkt wie diesen wahrscheinlich nur mithilfe einer morgendlich vertilgten Pulle Schnaps durchgestanden oder ihre handfeste Depression gar nicht erst versucht zu verbergen, aber van Patten haut sich rein, als glaubte er tatsächlich, eine gute Leistung in CAMP FEAR könne zu einem großen Comeback führen. „Hey, wer weiß, wenn mein Agent James Cameron das Tape zusteckt …“ Nee, is klar, Vince. Auch das Auftauchen des vollmundig als „sea monster“ titulierten Holznilpferds mit Klappmaul lässt den Mut nicht sinken, wobei ich vermute, dass die Macher selbst von dem Biest alles andere als angetan waren. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass es für maximal zwei Sekunden gezeigt wird und der Regisseur sich danach lieber damit begnügt, Blubberblasen zu zeigen, wenn das Monster auftaucht. Der Druide ist weniger lustig, einfach ein großer Typ mit angeklebter Pappglatze und stierem Blick, aber dass er vor seiner Höhle eine Art Stonehenge-Attrappe stehen hat und außerdem passende Wildleder-Bikinis für seine Gefangenen zur Hand, zeugt von Geschmack und Vorausschau. Zum Schluss gibt CAMP FEAR auch noch ein Statement zur Völkerverständigung ab, als nämlich der Anführer der arschigen Rockergang seine Animositäten überwindet und den Studenteköpp hilft, den übermächtig scheinenden Gegner zu bezwingen. Mehr fällt mir nicht mehr ein. Doch eines noch: Als zwei der Forscherinnen den Sportschuh ihrer verschwundenen Freundin finden, wissen sie sofort, dass etwas faul ist: „Sie hätte diesen Schuh nie einfach liegen lassen!“ It’s not where you from, it’s where you at!

Vielen meiner Filmfreunden ist HATCHET bestimmt total zuwider. Und um ehrlich zu sein, entspricht er einer Art Film, die ich auf diesen Blogseiten selbst mehr als einmal mit Schimpf und Schande überzogen habe. Die Taglines auf dem nebenstehenden Poster lassen erahnen, worauf ich hinaus will: HATCHET ist unverkennbar Fanservice, durch und durch „Retro“ und noch dazu ein Film, der einen mit seinem Blutvergießen nicht verstören, sondern eher zum Lachen bringen will. Er definiert sich dabei weniger über das, was er ist, als vielmehr darüber, was er keinesfalls sein will und schielt dabei abschätzig auf die 2006 aktuellen Trends, die den leidgeplagten Horrorfan, den er als seine Zielgruppe anvisiert, wehmütig an die Zeiten zurückdenken ließen, als die „Fangoria“ noch in jeder Ausgabe einen sechsseitigen, mit Farbfotos bebilderten Artikel über den kommenden Jason-Film enthielt. „Old School American Horror“ eben – wobei „old school“ natürlich hochgradig willkürlich bzw. interpretationsbedürftig ist. Nicht wenige Horrorfilmbegeisterte dürften den Zeiten, die die Macher da auf dem Poster nostalgisch heraufbeschwören, keine einzige Träne nachweinen und die Blütezeit des amerikanischen Horrorfilms um gut zehn Jahre nach vorn verlegen. Langer Rede, kurzer Sinn: So wenig innovativ oder kreativ HATCHET auch sein mag, ich mag das Teil und finde, dass es einer der wenigen „Retro“-Horrorfilme ist, die ihrem selbst gesteckten Anspruch gerecht werden. Dass ich den Film seinerzeit beim Fantasy Filmfest auf der großen Leinwand sah, also vor genau jenem Publikum, für das er gemacht war, hat sicherlich dabei geholfen, ihn zu mögen, aber auch bei den beiden Sichtungen danach hat er von seinem ursprünglichen Charme fast nichts verloren.

Regisseur Adam Green macht einfach Vieles richtig: Er bleibt bescheiden und strapaziert den Goodwill seines Publikums nicht über. HATCHET dauert 80 schlanke Minuten und damit keine einzige zu viel. Dann setzt er natürlich auf die berühmten „handgemachten“ Effekte, courtesy of John Carl Buechler, die dem Film zu jenem angestrebten Look verhelfen, der mit CGI einfach nicht zu haben ist. Das gilt aber für die ganze Cinematografie: HATCHET sieht super aus, mit satten Farben, stimmungsvollen Settings und professioneller Lichtsetzung, kein Vergleich mit dem viel zu oft lieb- und vor allem farblosen Digivideo-Schrott mit ätzendem Colograding und Ausleuchtung wie im Supermarkt. Und dann schafft er es auch noch, die obligatorischen Honorationen einzusetzen, ohne sich dabei in einem lahmen Spot-the-Reference zu ergehen. Zu guter Letzt: Die Mehrzahl der Gags sitzt, weil die Darsteller ein Gespür für Timing und Delivery haben. OK, ein Subtilitätspreis ist mit den Possen, die hier etwa um zwei naive Schauspielerinnen mit großen Brüsten gerissen werden, ganz gewiss nicht zu holen, aber das erwartet man ja auch von einem solchen Film nicht unbedingt. Und vergleicht man HATCHET mit anderen kläglich gescheiterten Humorversuchen im Horrorfilm, schneidet er meines Erachtens ziemlich gut ab. Das liegt auch an Hauptdarsteller Joel David Moore und Deon Richmond, die eine gute Chemie haben und deren Hin-und-Her dem Film gerade in der Exposition viel Drive verleiht.

Letzten Endes ist HATCHET ein Film über Leute, die durch einen Wald laufen und von einem Killer mit Hackfresse zu blutigem Klump gehauen werden: Es gibt für mich an dieser Stelle demnach nicht wahnsinnig viel Schlaues über den Film zu berichten – und ein Aufzählen der besten Szenen ist für mich ebenso langweilig wie für den Leser. Aber wenn man sich die Texte durchliest, die sich hier unter dem Tag „Slasher“ versammeln, dann bekommt man ja einen recht lebhaften Eindruck davon, was bei der filmischen Umsetzung dieser berückend einfachen Prämisse alles in die Buxe gehen kann. Der weit überwiegende Teil der Slasherfilme ist grottenlangweilig, dazu meist ohne auch nur ein Mindestmaß an filmischer Finesse direkt für die Mülltonne gefertigt. HATCHET ist gewiss kein Werk für die Ewigkeit, aber solange er dauert, macht er zumindest mir eine Menge Spaß.

 

CHROMESKULL: LAID TO REST 2 ist ziemlich exakt so, wie man das nach dem ersten Teil erwarten durfte: Der Film ist genauso runterziehend und eindimensional, wieder ergeht er sich in seinen blutrünstigen Mordszenen und Splattereffekten, die ganz nach inhärenter Sequellogik noch einmal ekliger, elaborierter und zahlreicher sind als zuvor, wieder hat er filmisch wenig bis gar nichts zu bieten. Nur eins überrascht ein wenig: Nachdem der Vorgänger erzählerisch relativ traditionell und betont einfach als stalk’n’slash angelegt war, angetrieben vom zentralen Rätsel um die Identität der Protagonistin, schwingt sich Hall mit dem Sequel nun in andere, höhere Gefilde vor. In dem Glauben, mit der Figur des Chromeskull einen Schurken erdacht zu haben, der ein tiefes Eintauchen in seine Biografie sowie SAW- und X-FILES-mäßig labyrinthische Plotkonstruktionen rechtfertigte, fabuliert sich der Writer/Director hier einen haarsträubenden und noch dazu menschenverachtenden Quark zusammen, der – erneut mit unangenehm grimmiger Ernsthaftigkeit vorgetragen – offensichtlich den Startschuss für eine mehrteilige Saga darstellen sollte. Dass es dazu bislang nicht gekommen ist, erachte ich als Beleg für das krachende Scheitern des Films – aber vielleicht wartet Mastermind Hall auch nur darauf, dass ihm irgendein Produzent das Multimillionenbudget zur Verfügung stellt, welches den Anforderungen des HCU (das Hall’sche Cinematic Universe) angemessen ist. Wer weiß.

Die Fortsetzung fängt exakt in dem Moment an, in dem der Vorgänger aufhörte: In den Polizeiwagen, die den Tatort des finalen Gemetzels aussuchen, sitzen mitnichten Polizisten, sondern die vom ätzenden Preston (BEVERLY HILLS 90120-Star Brian Austin Green) angeführten Angestellten des keineswegs toten Killers Chromeskull. Der geht nämlich offenkundig nicht allein auf seine Mordtouren, sondern hat hinter sich ein technisch perfekt ausgestattetes Team aus zynischen Arschgeigen in maßgeschneiderten schwarzen Anzügen, das in luxuriös-karg ausgestatteten Büros sitzt, auf Monitore starrt und auf die via Bildschirmnachrichten übermittelten Befehle ihres Chefs wartet. Nachdem diesem im Finale des ersten Teils heftigst die Rübe zermatscht worden war, muss er jetzt erst wieder hergerichtet werden, was dank der schon angesprochenen technischen und darüber hinaus anscheinend grenzenlos vorhandenen finanziellen Mittel auch gelingt. Anschließend beginnt die Jagd auf die Überlebenden von LAID TO REST sowie auf die langsam erblindende Jess (Mimi Michaels), die das nächste Opfer des Lustmörders werden soll. Verkompliziert wird die Geschichte noch dadurch, dass besagter Preston die Schnauze voll hat, immer nur die zweite Geige hinter seinem Chef zu spielen, weil er sich für einen mindestens ebenso begabten Slasher hält und demnach anfängt, dem Boss Konkurrenz zu machen, was der verständlicherweise gar nicht gerne sieht.

Grundsätzlich ist es natürlich lobenswert, dass Hall sich nicht damit begnügte, einfach noch einmal das Gleiche zu machen. Dass er in LAID TO REST fast gänzlich darauf verzichtete, irgendwelche Details über den Killer zu verraten, hatte die Figur bedrohlich und interessant gemacht, an dieser Stelle anzusetzen, ist demnach eine gute Idee. Eine naheliegende zwar, aber eine, der bislang viel zu selten nachgegangen wurde: Angesichts der Tatsache, dass der Killer das Zentrum des Slasherfilms bildet, ist es ja erstaunlich, wie wenige Genrebeiträge sich bisher die Mühe machten, ihm eine wirklich interessante Backstory auf den Leib zu schneidern. Meistens ist es einfach irgendein Irrer, durch ein vergangenes Ereignis traumatisiert. Diese „Charakterisierung“ wurde irgendwann zum bequemen shorthand, das den Machern in die Karten spielte, schließlich galt es ja, den Markt mit möglichst geringem Aufwand zu bedienen: Irgendein Verrückter mit Schunkelbirne, Latzhose und Axt ging halt immer. Halls Idee, seinen manischen Killer zum Mogul des Mordens zu machen, komplett mit Hightech-gestütztem Backoffice, ist erst einmal verlockend. Aber so, wie die Idee umgesetzt ist,  ist das leider sowohl halbherzig als auch total hirnrissig. Wie es der serielle Charakter seines Films erfordert, ist Hall nämlich kein Stück daran interessiert, irgendetwas über Chromeskull zu verraten, das würde ihn ja nur unnötig festlegen und das Interesse an einem dritten Teil schmälern. Also wird nach der Enthüllung zum Auftakt, dass da gar kein irrer Einzeltäter am Werke ist, keine einzige der sich daran anschließenden Fragen beantwortet, stattdessen alles geheimnisvoll und andeutungsreich im Vagen gehalten, dass es nur so raunt. Das, was der Zuschauer tatsächlich geboten bekommt, sind abgeschmackte, auf sozialneidischen Ressentiments gegen Reiche und protofaschistischen Verschwörungstheorien beruhende Klischees, die in ihrer Plattheit allerdings perfekt zur flachen und farbarmen Digivideo-Optik passen. Beim finalen Seitenhieb gegen Hollywood hat sich Regisseur Hall ganz bestimmt selbst auf die Schulter geklopft für seine rebellische Anti-Establishment-Haltung – trotzdem war das die einzige Szene, die mich wenigstens ein bisschen aufmerken ließ, weil hier zum ersten Mal so etwas wie Fabulierfreude und Witz zum Ausdruck kamen. Na gut, die Szene, in der eine arme Polizisten mit dem Mund auf eine im Boden steckende Schere getreten wird, sich die Klingen unter dem Druck spreizen und ihr schließlich den Mund verbreitern, fand ich auch ganz putzig.

Ich will gar nicht den Stab brechen über diesem Film, mein Verriss des Vorgängers ist mir jetzt schon unangenehm, auch wenn ich hinter jedem einzelnen Wort stehe: So gern ich Splattereffekte mag, so ätzend ich diese langweiligen Fun-Splatter finde, als so abtörnend empfinde ich auch Filme wie LAID TO REST und CHROMESKULL: Beide sind nicht nur zum Kotzen hässlich, sondern auch einfach niederträchtig in ihrer engen Weltsicht. Ich habe nichts gegen bittere und runterziehende Filme, aber wenn ein Film ausschließlich deshalb bitter und runterziehend ist, um sich von anderen abzuheben und mit seiner Abgefucktheit zu prahlen, finde ich das nur mäßig produktiv. Wenn auch nur die Hälfte der Energie, die Hall und Co. in die ohne Zweifel erstklassigen Effekte gesteckt haben, in das Drehbuch und die Inszenierung gegangen wären, dann stünde hier am Ende ein Slasherfilm, dessen Härten nicht nur einem irgendwie peinlichen Schwanzvergleich entsprächen, ein Film der – so unpassend das in diesem Rahmen auch klingen mag – „Spaß“ macht, der Story, Dialoge und Bild nicht nur als abzuwickelnde Begleiterscheinungen begreift und einem vielleicht sogar etwa mitteilt über Leben und Sterben (das ist zugegebenermaßen ein Bonus). Ich habe der Protagonistin des Vorgängers ihr Überleben von Herzen gegönnt. Sie hatte viel mitgemacht, sich gegen alle Widrigkeiten behauptet, war noch dazu vom Drehbuchschreiber, der pikanterweise ihr Ehemann war, mit Scheiße beschmissen worden. Dem Sequel fällt aber nichts Besseres ein, als sie gleich in der Eröffnungsszene zum Opfer des ersten blutigen Set-Pieces zu machen, bei dem sie auch noch nackt unter der Dusche steht. Auch wenn es, glaube ich, nicht dieselbe Darstellerin ist: Der Figur gegenüber fand ich das einfach schäbig. Es zeugt von der generellen Haltung des Filmemachers, für den alle Figuren nur Opfermaterial sind, das möglichst blutig seiner Bestimmung zugeführt wird, der kein Mitleid, keine Empathie, keine Menschlichkeit kennt. So jemand sollte keine Filme drehen, denke ich.