CHROMESKULL: LAID TO REST 2 ist ziemlich exakt so, wie man das nach dem ersten Teil erwarten durfte: Der Film ist genauso runterziehend und eindimensional, wieder ergeht er sich in seinen blutrünstigen Mordszenen und Splattereffekten, die ganz nach inhärenter Sequellogik noch einmal ekliger, elaborierter und zahlreicher sind als zuvor, wieder hat er filmisch wenig bis gar nichts zu bieten. Nur eins überrascht ein wenig: Nachdem der Vorgänger erzählerisch relativ traditionell und betont einfach als stalk’n’slash angelegt war, angetrieben vom zentralen Rätsel um die Identität der Protagonistin, schwingt sich Hall mit dem Sequel nun in andere, höhere Gefilde vor. In dem Glauben, mit der Figur des Chromeskull einen Schurken erdacht zu haben, der ein tiefes Eintauchen in seine Biografie sowie SAW- und X-FILES-mäßig labyrinthische Plotkonstruktionen rechtfertigte, fabuliert sich der Writer/Director hier einen haarsträubenden und noch dazu menschenverachtenden Quark zusammen, der – erneut mit unangenehm grimmiger Ernsthaftigkeit vorgetragen – offensichtlich den Startschuss für eine mehrteilige Saga darstellen sollte. Dass es dazu bislang nicht gekommen ist, erachte ich als Beleg für das krachende Scheitern des Films – aber vielleicht wartet Mastermind Hall auch nur darauf, dass ihm irgendein Produzent das Multimillionenbudget zur Verfügung stellt, welches den Anforderungen des HCU (das Hall’sche Cinematic Universe) angemessen ist. Wer weiß.
Die Fortsetzung fängt exakt in dem Moment an, in dem der Vorgänger aufhörte: In den Polizeiwagen, die den Tatort des finalen Gemetzels aussuchen, sitzen mitnichten Polizisten, sondern die vom ätzenden Preston (BEVERLY HILLS 90120-Star Brian Austin Green) angeführten Angestellten des keineswegs toten Killers Chromeskull. Der geht nämlich offenkundig nicht allein auf seine Mordtouren, sondern hat hinter sich ein technisch perfekt ausgestattetes Team aus zynischen Arschgeigen in maßgeschneiderten schwarzen Anzügen, das in luxuriös-karg ausgestatteten Büros sitzt, auf Monitore starrt und auf die via Bildschirmnachrichten übermittelten Befehle ihres Chefs wartet. Nachdem diesem im Finale des ersten Teils heftigst die Rübe zermatscht worden war, muss er jetzt erst wieder hergerichtet werden, was dank der schon angesprochenen technischen und darüber hinaus anscheinend grenzenlos vorhandenen finanziellen Mittel auch gelingt. Anschließend beginnt die Jagd auf die Überlebenden von LAID TO REST sowie auf die langsam erblindende Jess (Mimi Michaels), die das nächste Opfer des Lustmörders werden soll. Verkompliziert wird die Geschichte noch dadurch, dass besagter Preston die Schnauze voll hat, immer nur die zweite Geige hinter seinem Chef zu spielen, weil er sich für einen mindestens ebenso begabten Slasher hält und demnach anfängt, dem Boss Konkurrenz zu machen, was der verständlicherweise gar nicht gerne sieht.
Grundsätzlich ist es natürlich lobenswert, dass Hall sich nicht damit begnügte, einfach noch einmal das Gleiche zu machen. Dass er in LAID TO REST fast gänzlich darauf verzichtete, irgendwelche Details über den Killer zu verraten, hatte die Figur bedrohlich und interessant gemacht, an dieser Stelle anzusetzen, ist demnach eine gute Idee. Eine naheliegende zwar, aber eine, der bislang viel zu selten nachgegangen wurde: Angesichts der Tatsache, dass der Killer das Zentrum des Slasherfilms bildet, ist es ja erstaunlich, wie wenige Genrebeiträge sich bisher die Mühe machten, ihm eine wirklich interessante Backstory auf den Leib zu schneidern. Meistens ist es einfach irgendein Irrer, durch ein vergangenes Ereignis traumatisiert. Diese „Charakterisierung“ wurde irgendwann zum bequemen shorthand, das den Machern in die Karten spielte, schließlich galt es ja, den Markt mit möglichst geringem Aufwand zu bedienen: Irgendein Verrückter mit Schunkelbirne, Latzhose und Axt ging halt immer. Halls Idee, seinen manischen Killer zum Mogul des Mordens zu machen, komplett mit Hightech-gestütztem Backoffice, ist erst einmal verlockend. Aber so, wie die Idee umgesetzt ist, ist das leider sowohl halbherzig als auch total hirnrissig. Wie es der serielle Charakter seines Films erfordert, ist Hall nämlich kein Stück daran interessiert, irgendetwas über Chromeskull zu verraten, das würde ihn ja nur unnötig festlegen und das Interesse an einem dritten Teil schmälern. Also wird nach der Enthüllung zum Auftakt, dass da gar kein irrer Einzeltäter am Werke ist, keine einzige der sich daran anschließenden Fragen beantwortet, stattdessen alles geheimnisvoll und andeutungsreich im Vagen gehalten, dass es nur so raunt. Das, was der Zuschauer tatsächlich geboten bekommt, sind abgeschmackte, auf sozialneidischen Ressentiments gegen Reiche und protofaschistischen Verschwörungstheorien beruhende Klischees, die in ihrer Plattheit allerdings perfekt zur flachen und farbarmen Digivideo-Optik passen. Beim finalen Seitenhieb gegen Hollywood hat sich Regisseur Hall ganz bestimmt selbst auf die Schulter geklopft für seine rebellische Anti-Establishment-Haltung – trotzdem war das die einzige Szene, die mich wenigstens ein bisschen aufmerken ließ, weil hier zum ersten Mal so etwas wie Fabulierfreude und Witz zum Ausdruck kamen. Na gut, die Szene, in der eine arme Polizisten mit dem Mund auf eine im Boden steckende Schere getreten wird, sich die Klingen unter dem Druck spreizen und ihr schließlich den Mund verbreitern, fand ich auch ganz putzig.
Ich will gar nicht den Stab brechen über diesem Film, mein Verriss des Vorgängers ist mir jetzt schon unangenehm, auch wenn ich hinter jedem einzelnen Wort stehe: So gern ich Splattereffekte mag, so ätzend ich diese langweiligen Fun-Splatter finde, als so abtörnend empfinde ich auch Filme wie LAID TO REST und CHROMESKULL: Beide sind nicht nur zum Kotzen hässlich, sondern auch einfach niederträchtig in ihrer engen Weltsicht. Ich habe nichts gegen bittere und runterziehende Filme, aber wenn ein Film ausschließlich deshalb bitter und runterziehend ist, um sich von anderen abzuheben und mit seiner Abgefucktheit zu prahlen, finde ich das nur mäßig produktiv. Wenn auch nur die Hälfte der Energie, die Hall und Co. in die ohne Zweifel erstklassigen Effekte gesteckt haben, in das Drehbuch und die Inszenierung gegangen wären, dann stünde hier am Ende ein Slasherfilm, dessen Härten nicht nur einem irgendwie peinlichen Schwanzvergleich entsprächen, ein Film der – so unpassend das in diesem Rahmen auch klingen mag – „Spaß“ macht, der Story, Dialoge und Bild nicht nur als abzuwickelnde Begleiterscheinungen begreift und einem vielleicht sogar etwa mitteilt über Leben und Sterben (das ist zugegebenermaßen ein Bonus). Ich habe der Protagonistin des Vorgängers ihr Überleben von Herzen gegönnt. Sie hatte viel mitgemacht, sich gegen alle Widrigkeiten behauptet, war noch dazu vom Drehbuchschreiber, der pikanterweise ihr Ehemann war, mit Scheiße beschmissen worden. Dem Sequel fällt aber nichts Besseres ein, als sie gleich in der Eröffnungsszene zum Opfer des ersten blutigen Set-Pieces zu machen, bei dem sie auch noch nackt unter der Dusche steht. Auch wenn es, glaube ich, nicht dieselbe Darstellerin ist: Der Figur gegenüber fand ich das einfach schäbig. Es zeugt von der generellen Haltung des Filmemachers, für den alle Figuren nur Opfermaterial sind, das möglichst blutig seiner Bestimmung zugeführt wird, der kein Mitleid, keine Empathie, keine Menschlichkeit kennt. So jemand sollte keine Filme drehen, denke ich.
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