Mit LA NOCHE DEL TERROR CIEGO war Amando del Ossorio ein großer Wurf gelungen: Die reitenden Templerleichen stellten einen schönen Neueintrag im Horrorfilm-Bestiarium dar, denen Ossorio mit seiner traumgleichen Inszenierung die passende Plattform bereitete und alle budgetären wie technischen Limitierungen damit positiv umdeutete. Der Film war überdurchschnittlich erfolgreich, auch und nicht zuletzt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, also da, wo es wirklich zählt. Kein Wunder, dass Ossorio dem Bedürfnis nach einem Sequel nachkam und das schon ein Jahr später mit EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS.
Wie es so oft ist mit Fortsetzungen, mutet auch diese RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN an wie der Besuch einer flüchtigen Bekanntschaft, die beim ausgedehnten Wiedersehen dann doch einige nur schwer tolerierbare Charakterzüge aufweist – man ist am Ende ganz froh, wenn sie wieder abreist. Ossorio begeht den verständlichen Fehler, zu glauben, sein Sequel brauche mehr Templeraction, und er greift mit dem Belagerungsszenario auf eine Plotschablone zurück, die straffer inszenatorischer Organisation bedarf, was nun nicht gerade die Kernkompetenz des Vorgängers war. Ließ er die mumifizierten Monstren im ersten Teil weitestgehend in einer vom Rest der Welt abgeschirmten Dimension agieren – erst am Schluss brechen sie in der tollen Zugsequenz in die Realität ein -, agieren sie nun ganz in der Gegenwart des Films und büßen so einiges von ihrem spukhaften Charme ein. Die aufreizend langsam und völlig geräuschlos voranstaksenden Leichen wirken zwischen den aufgebracht hin und her rennenden Bürgern des spanischen Örtchens Berzano nicht nur deplatziert, sondern geradezu hilflos. Wie ein paar Rentner, die sich auf eine Rave verirrt haben. Das Belagerungsszenario, in dem der Film schließlich kulminiert, funktioniert ebenfalls nicht richtig, weil von den passiv vor der Tür wartenden Templern keinerlei echte Bedrohung ausgeht. Die Eingesperrten dezimieren sich tatsächlich eher durch eigene Dummheit, weil sie immer wieder hirnrissige Gründe finden, die Sicherheit ihres Refugiums zu verlassen. Das Finale, eine kleine Reminiszenz an Hitchcocks THE BIRDS ist wieder sehr schön, ein Rückgriff auf die märchenhafte Albtraumlogik des ersten Teils, aber es fühlt sich hier ein wenig hilflos an. Als habe Ossorio nicht gewusst, wie er die Herausforderungen seiner Geschichte meistern solle.
Trotzdem mag ich den Film irgendwie. Er hat die pulpige Qualität von Groschenheftchen, die sich mit ihren markigen Sensationen letztlich an kindliche Gemüter wenden. Held Jack Marlowe (Tony Kendall) kommt mit einem knallroten Geländewagen angebraust, stellt sich als „ehemaliger Sprengmeister der Pioniere“ vor und gräbt sofort seine Ex (Esperanza Roy) an, die jetzt mit dem schmierigen Bürgermeister liiert ist. Er instruiert „seine Männer“ (die man nie zu Gesicht bekommt) das Feuerwerk vorzubereiten, das die im Zentrum des Films stehenden Festlichkeiten begleiten soll, trinkt Whiskey und schwingt sich dann zum Anführer auf, als die Kacke am Dampfen ist. Frauen sind in diesem Film nur dazu da, männliche Begehrlichkeiten zu wecken und adrett auszusehen, sie werden rumgeschubst oder in die Koje gezwungen. Als besagte Vivian statt des ihr angebotenen Whiskeys ein Bier verlangt, wird sie sofort angeherrscht, warum sie denn nur immer so kompliziert sein müsse. Zur Strafe bekommt sie ein Pils, dass zu fünf Sechsteln aus Schaum besteht. Das Oberschwein des Films ist der Bürgermeister (Fernando Sancho), ein Feigling vor dem Herren, der in der niederträchtigsten Szene ein kleines Kind ins Unglück schickt, um selbst die Flucht ergreifen zu können. Ganz toll auch die kleine humorvolle Episode, in der er den „Minister“ aus dem Bett klingelt, um militärische Hilfe anzufordern und dieser lieber seinem Jahrzehnte jüngeren Hausmädchen auf den leicht bekleideten Hintern stiert. ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS ist von einer krachigen Schablonenhaftigkeit, dass es geradezu rührend ist – zumal Ossorio weitesgehend ohne jedes selbstironisches Augenzwinkern inszeniert. Der Film tritt mit dem Selbstverständnis eines knallharten Reißers auf, das in krassem Missverhältnis zu dem Unfug steht, den er präsentiert. Spannend ist er zu keiner Sekunde, aber liebhaben muss man ihn trotzdem. Filme mit einem von der Dorfbevölkerung gedemütigten Buckligen bekommen sowieso immer einen Bonuspunkt von mir.