Als ein paar Rednecks vor der Küste Louisianas einen Hai tödlich verwunden, kann dieser sich mit letzter Kraft in eine verfluchte Höhle retten, die jeden, der dort stirbt, als Geist wiederkehren lässt. In Folge wird das Städtchen Smallport von einem Geisterhai terrorisiert, der für seine Schandtaten nicht mehr ans Meer gebunden ist, sondern sich überall materialisieren kann, wo Wasser ist: Bürger Smallports werden also im Swimming Pool, aus dem Wassereimer, dem Wasserspender, dem Hydranten und dem Klo attackiert. Mit dem Leuchtturmwärter Finch (Richard Moll) versuchen Blaise (Dave Davis) und Vicky (Amy Brassette) den fischigen Spuk zu beenden …
Fürs Fernsehen gedreht, macht es GHOST SHARK selbst mir schwer, meine anhaltende Liebe für die schrottigen CGI-Monsterfilme der Gegenwart schlüssig zu verargumentieren. Die Effektarbeit ist wirklich aufreizend nachlässig, die Schauspieler zum Teil erbarmungswürdig schlecht, die Story trägt mit Mühe und Not über 60, aber keinesfalls über 90 Minuten. Sobald die Freude an der hirnrissig-genialen Prämisse und den kuriosen Geisterhaiauftritten sich etwas gelegt hat, bleibt nicht viel mehr als Ödnis. Das Finale ist so spannend wie die beliebte Fernsehshow „Ich trage einen großen Namen“, was mit den Protagonisten und dem Hai passiert, tangiert einen so sehr wie der berühmte Sack Reis in China, der der Erdanziehungskraft nachgeben muss. Schöner wäre es gewesen, einfach 90 Minuten lang zu zeigen, wie Menschen an den unmöglichsten Orten von einem durchsichtigen Hai gefressen werden und wie ihre Mitmenschen das erstaunlich gut verpacken. Mit Ausnahme des Bürgermeisters und des Sheriffs – natürlich – freunden sich alle erstaunlich schnell an mit der unglaublichen Tatsache: Die süße Cicely (Sloane Coe) nimmt es ganz gelassen hin, dass sie in ihrer Badewanne gefressen und dann aus unerfindlichen Gründen wieder ausgekotzt wird. Man möchte nicht wissen, was sie sonst so erlebt. Und die Straßenkids, deren Kumpels von einem plötzlich aus einem Hydranten herbeifliegenden Haigeist in der Mitte durchgebissen werden, zeigen auch keine Anzeichen von Panik oder auch nur Fassungslosigkeit. Aber schon Marky Mark wusste ja: „Life in the streets ain’t easy.“ Vielleicht konnten sie es aber auch einfach nicht fassen, dass man das Niveau einer Asylumproduktion so weit unterbieten kann. Ich fand’s ganz witzig, aber ob ich mir GHOST SHARK noch ein zweites Mal antun werde, möchte ich doch arg bezweifeln. Für die Szene, in ein armer Kerl den Hai aus dem Wasserspender zapft, trinkt und anschließend aufplatzt, archiviere ich ihn aber gern für die Nachwelt.
Wer meinen Blog verfolgt, der weiß, dass ich für die umstrittenen Mockbuster und Monsterfilme von The Asylum ein ausgesprochenes Faible habe. Mit SHARKNADO ist der kalifornischen Produktionsfirma nun eine veritabler Verleih-Coup gelungen, der ihnen einige Aufmerksamkeit beschert und ihren Namen auch in Deutschland bekannt gemacht hat. Mit dem gestiegenen Prestige sind auch die Stimmen derer lauter geworden, die die Geschäftsidee von The Asylum fragwürdig und kritikabel halten. In meinem Text für Hard Sensations habe ich mich mit der hinter der Kritik stehenden Argumentationslinie auseinandergesetzt, eine kleine Apologie für die „Mockbuster“ verfasst und natürlich SHARKNADO rezensiert. Wer neugierig auf den Film ist, dem empfehle ich die Blu-ray, auf der der schöne 2-HEADED SHARK ATTACK als Bonus enthalten ist. Meinen Text findet ihr hier.
Mein Abarbeiten des Haufens bemitleidenswerter Monsterfilme aus der Schmiede der Produktionsfirma The Asylum geht weiter. Für die armen Kollegen habe ich mich des Schlange-versus-Kroko-Films MEGA PYTHON VS. GATOROID angenommen, über den ihr hier eine Rezension lesen könnt. Außerdem möchte ich eure Aufmerksamkeit auf einen Text lenken, zu dem mich der unglaublich bescheuerte MEGAPIRANHA inspiriert hat: In einem Einakter habe ich versucht, zu zeigen, wie ein solcher Wahnsinn möglicherweise entstehen könnte. Nehmt euch etwas Zeit, schüttet euch ein kühles Bier ein, greift euch etwas Knabbergebäck und dann klickt hier. Danke!
Um mich von pakistanischen Actionfilmen zu erholen und Kraft für die mir auf der Weltreise bevorstehenden Inder zu tanken, habe ich ein paar Krakenmonsterfilme geschaut und für Hard Sensations einen Artikel dazu geschrieben, der so lang geraten ist, dass ich ihn in zwei Teile spalten musste. Teil 1 ist heute online gegangen und wartet darauf, von euch gelesen zu werden. Ich wünsche viel Vergnügen! Klick hier.
Während meine Actionkolumne auf Hard Sensations weiterhin im künstlichen Koma schlummert (sie ist noch nicht tot, versprochen!), arbeite ich hart daran, zum deutschen Direct-to-Video-Monstertrash-Experten zu werden (denn die Konkurrenz schläft nicht). Immer am Puls der Zeit, habe ich mir Fred Olen Rays neuestes Wunderk namens SUPERSHARK angeschaut, das dieser Tage via Sunfilm bei uns auf DVD erscheint. Ob es sich lohnt, den örtlichen MediaMarkt zu stürmen, um dort mit Ehrfurcht gebietendem Bariton nach der Herausgabe Scheibe zu verlangen und die Filiale bei Nichtverfügbarkeit mit den Abertausenden anderen darbenden Monstertrash-Kunden zu verwüsten, könnt ihr hier nachlesen. (Wem das zu aufwendig ist, hier die Kurzantwort: Ja.)
Männer vergewaltigen Frauen und werden von einer mysteriösen Katzenfrau blutig dafür bestraft. Ein Polizist ermittelt und verdächtigt einen Rocker, der aber unschuldig ist. Eine Gang grell geschminkter und gekleideter Punks treibt ihr Unwesen und wird nach und nach von der Katzenfrau dezimiert. Zwischendurch singen Menschen und dicke Frauen machen Bauchtanz …
DA KHWAR LASME SPOGMAY – was angeblich so viel bedeutet wie „Schön wie der 14. Mond“ – ist zunächst mal lang: 110 Minuten dauert der zweifelhafte Spaß, wobei schätzungsweise 40 davon für zahlreiche ausgedehnte Gesangs- und Tanznummern draufgehen. Formaltechnisch ist er eine mittlere Katastrophe: Er sieht unglaublich billig aus und wirkt mit seinen zahlreichen Verschmutzungen und den ausgeblichenen Farben trotz seines doch recht niedrigen Alters wie ein aus irgendeinem verschütteten Archiv geborgener Film aus den frühen Siebzigerjahren. Zwischendurch ist eine Szene mal völlig unscharf, was die Illusion, dass hier auch mal nicht der erste Take genommen worden sein könnte, endgültig zerstört. Schnitt und Ton gehen eine unheilige Allianz ein, scheinen einzig das Ziel zu verfolgen, die Zuschauer in den Wahnsinn oder in einen epileptischen Anfall zu treiben: Da kreischt und dröhnt es in einem Fort, während irgendwo darunter ein geklauter Score vor sich hin dudelt, und dazu die Bilder der Katzenfrau – die Regisseurin höchstselbst, die eine Badekappe mit Katzenohren sowie Handschuhe mit Plastikkrallen trägt – im Stroboskop-Rhythmus auf einen niederprasseln. Überhaupt die Frauen: Konnte man auch am sehr züchtigen, fast verschämten ZINDA LAASH noch gut erkennen, dass der Pakistani ein Faible für mollige Frauen hat, so werden die kleinen Butterfässchen hier von allen Seiten ausführlich beleuchtet. Zwar gibt es keine explizite Nacktheit zu begutachten, dennoch legen die verschiedenen Damen jegliche Scheu ab, zeigen ihre weichen Speckpölsterchen von allen Seiten und inszenieren sich in einer Art, die man bei Damen ihres Formats in unseren Breiten (äehm …) als eher unpassend empfände. In einer lustigen Szene streckt eine Frau ihrem love interest den dicken Po entgegen, den dieser daraufhin mit seinen Fäusten bearbeitet wie einen Punchingball. Die Männer sind wie in obigem Zitat erwähnt alle beschnurrbartet und dominant, außer eben sie begegnen ihren dicken Herzensdamen: Dann sind sie plötzlich ziemlich unbeholfen.
Normalerweise müsste ich nach etabliertem Baddie-Berichterstattungsbrauch noch en detail auf diverse Verfehlungen und Unglaublichkeiten dieses Films eingehen, aber das scheint mir gänzlich unmöglich. Irgendwann ab Minute 30 starrte ich ob der eigenen Unfähigkeit, das Gebotene irgendwie fassen zu können, nur noch völlig konsterniert auf den Bildschirm. Dutzende von handelnden Figuren geben sich in DA KHWAR LASME SPOGMAY die Klinke in die Hand und nahezu jede bekommt einen Partner zur Seite gestellt, mit dem eine eigene Gesangsnummer absolviert wird. Figuren, die man als Protagonisten ausgemacht zu haben glaubte, verschwinden einfach mal für eine halbe Stunde, bevor sie dann wieder zu alter Funktion zurückkehren. Irgendwann habe ich es tatsächlich als körperliche Arbeit empfunden, diesen Film weiterzusehen. Die Seherfahrung kann ich nur damit vergleichen, wie es wohl sein mag, auf LSD am Iron-Man-Triathlon teilzunehmen. Ich habe zwar weder Erfahrung mit halluzinogenen Drogen noch mit Triathlon, aber deshalb passt der Vergleich ja auch so gut: Nichts konnte mich auf DA KHWAR LASME SPOGMAY vorbereiten. Wer glaubt, schon alles gesehen zu haben, hat garantiert noch nie einen Pashto-Film gesehen. Danach ist nichts mehr so wie vorher und man weiß, dass man nichts weiß.
Bei einem Überfall der Wikinger auf eine Festung der Hunnen, entführen die bösen Nordmänner nicht bloß Attilas schöne Tochter Yonca (Fatma Belgen), sie erschlagen auch Tarkans (Kartal Tibet) treuen Freund, den Wolf Kurt. Der türkische Superheld schwört Rache und macht sich mit Kurts Sohn Kurt sogleich auf den Weg nach Norwegen, um die Wikinger Mores zu lehren. Deren Anführer Toro (Bilal Inci) hat eben den Wikingerkönig Gero gekillt und deswegen den Zorn von dessen Tochter Ursula (Eva Bender) auf sich gezogen. Die tapfere Ursula tut sich natürlich mit Tarkan zusammen, um Yonca zu befreien, die Tode von Kurt senior und Gero zu rächen und ein fieses Krakenmosnter zu plätten. Ach ja, die Tochter des Kaisers von China mischt auch noch mit …
Yeah! TARKAN VIKING KANI hält nun wirklich alles, was 3 DEV KANI bloß versprochen hatte. Aslans Film ist so dermaßen vollgestopft mit wüster Action, rührenden Kostümen, geklauter Soundtrack-Musik (u. a. kommen Morricones berühmte SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD-Melodie und außerdem Strauss‘ „Also sprach Zarathustra“ zum Einsatz, der Großteil dürfte allerdings aus Fleischers THE VIKINGS stammen), unbeweglichen Pappmachee-Monstern, schlechten Spezialeffekten, absurder Geschichtsklitterei, grellgelben Perücken und meterbreiten Schnurrbärten, dass man sich nach den knapp 90 Minuten fühlt, als habe man sich durch die Auslage einer Konditorei gefressen: pappsatt, aber überglücklich. Man muss diese unwiderstehliche Mischung aus Unbedarftheit und Übereifer einfach lieben: Da werden zwei brave Schäferhunde furztrocken als Wölfe bezeichnet und die verdörrte türkische Berglandschaft als Norwegen ausgegeben, verkommt die Reise ins finstere Mittelalter zu einer wilden Kostümparty, bei der grellbunter Plüsch de rigueur ist. Und je bescheuerter das alles ist, umso mehr scheinen die Schauspieler darauf bedacht, mit doppeltem Einsatz davon abzulenken. Wie die mit ihren Pappschwertern rumfuchteln, ihre albernen Perücken und ultratuckigen Kostüme mit äußerster Würde tragen und, wenn sie dann doch mal die Scham befällt, einfach eine Grimasse ziehen oder wüst rumschreien, nötigt dem Betrachter allerhöchsten Respekt ab.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, so irrwirtzig ist TARKAN VIKING KANI: Das bewegungslose Krakenmonster hat seit Ed Woods BRIDE OF THE MONSTER nix dazugelernt, bei einer Wikingerorgie werden die hilflosen Weiber von den euphorisierten Kerlen unter anderem mit einem Sprungtuch in die Höhe geworfen, das stolze Wikingerschiff verfügt offensichtlich über einen leistungsfähigen Außenbordmotor, die Wikingerburg (!) praktischerweise auch über ein ausladendes türkisches Bad mit viel prunkvollem Goldkitsch. All diese Details fallen aber hinter die den ganzen Film beherrschenden Raserei zurück: Spätestens nach einer halben Stunde wird das Drehbuch kurzerhand in die Tonne getreten. Statt sich des wohltemperierten Wechselspiels von Ruhepausen und Actionszenen zu bedienen, das man Dramaturgie nennt, steigert sich TARKAN VIKING KANI in einen unaufhaltsamen Rausch. Keilerei folgt auf Keilerei, bevor dann eine Keilerei dazwischengeschoben wird, um zur nächsten Keilerei überzuleiten. Dem Bemühen des Zuschauers, den Überblick zu behalten, wird eine schroffe Absage erteilt. Auch der Schnitt hilft bei der Beschleunigung eifrig mit: Scheiß was auf Rhythmus oder Überblick, Hauptsache es wird möglichst viele geiles Zeug in kürzester Zeit untergebracht. Und wenn mal was danebengeht, auch egal, man hat ja eh keine Zeit, darüber nachzudenken. Mit schnöder Vernunft kommt man hier nicht weiter, TARKAN VIKING KANI ist genau der Film, der vor dem inneren Auge des Achtjährigen vorbeizieht, wenn er mit dem Playmobilpiratenschiff in der Badewanne sitzt oder seine Cowboy- und Indianerfiguren den Angriff auf die Ritterbrug proben lässt. Mehmet Aslan ermöglicht es für die Dauer seines Films, nochmal in die Haut dieses Kindes zu schlüpfen. Wunscherfüllung par excellence.
Der böse Gangster Spider macht mit seiner Spider (Murphy?) Gang die Türkei unsicher. Weil man sich dort nicht zu helfen weiß, holt man sich die Besten der Besten aus den USA: Captain America (Aytekin Akkaya), der zum Glück ausgezeichnet Türkisch spricht, seinen Kumpel Santo (Deniz Erkanat) und ihre schöne Assistentin. Messerscharf haben sie die kriminelle Methode des in ein grünrotes Spiderman-Ganzkörperkondom gehüllten Superverbrechers analysiert: Er klaut wertvolle kulturelle Artefakte (= hässliche Nippesfiguren), die angeblich „hunderttausend“ wert sein sollen, verramscht sie für wenig Geld an amerikanische Artefakthändler und kauft sie dann für große Falschgeldbeträge zurück. Was sich selbst für Menschen mit nur geringem kaufmännischen Talent nach einem doppelten Verlustgeschäft anhört – wertvolle Gegenstände unter Wert verkaufen und dann aufwendig produziertes Falschgeld verschleudern, um sie sich wieder zurückzuholen? –, muss in einer Welt, in der solche Dialoge gesprochen werden, als Supercoup gelten: Kommissar Orhan zu Captain America: „Why are you wearing masks and costumes during work?“ Captain America: „Spider is a child minded lunatic. When he sees someone wearing a mask, he wants to destroy them. My costume is bulletproof.“ Kommissar: „I see.“ Ach so, na dann.
Die Hatz auf den Schurken läuft dann ab wie ein Bond-Film ohne Schauwerte: Die Helden sind anscheinend fest davon überzeugt, dass das Verfolgen rätselhafter Hinweise und die damit verbundenen Schauplatzwechsel, das fleißige Ausspionieren von angeblich Verdächtigen und manische Durchwühlen irgendwelcher Schubladen einer streng kriminalistischen Logik folgt, aber der Zuschauer hat spätestens nach 20 Minuten komplett die Orientierung verloren: Da ist immer die Rede von einer Yacht, die der Spider Gang als Basis dient, aber im ganzen Film ist kein einziges Schiff zu sehen. Da präsentiert Santo immer wieder stolz gefundene Papierfetzen, die irgendwas beweisen sollen, ohne das man erfährt, was. Da stellt sich plötzlich heraus, dass die Bösen auch irgendwie in einem Stripclub drinhängen, und schon wird flugs die schöne Assistentin dort eingeschleust, um etwas herauszufinden, was doch eigentlich eh keinen interessiert. Denn wenn man ehrlich ist, sind Captain America und Santo als knallhart ermittelnde und kombinierende Kriminalisten vollkommen unterbelichtet. Es ist ihr Glück, dass auch der supergerissene Spider, dem die buschigen Augenbrauen aus den Gucklöchern wachsen, nicht gerade eine Low-Profile-Strategie verfolgt: So wird das lästige Verfolgen von Spuren immer wieder von kräftigen Balgereien unterbrochen, bei denen der Captain und Santo dann ganz in ihrem Element sind. 3 DEV ADAM verliert sich zum Schluss endgültig in einer Folge wilder Prügeleien, während derer sich herausstellt, dass Spider offensichtlich mehrere Doppelgänger hat oder aber magisch begabt ist. Nachdem die Helden ihn ca. fünf Mal gekillt haben ist er dann aber tatsächlich hinüber.
Ein bisschen enttäuscht war ich schon von diesem Film. Ein charismatischer Szenenfresser wie Cüneyt Arkin fehlt an allen Ecken und Enden und das einzige, was wirklich komplett durchgeknallt ist an 3 DEV ADAM ist sein Mangel an Wahnsinn. Das muss man auch erst einmal hinbekommen: Einen Film zu drehen, in dem Captain America und Santo auf Geheiß der türkischen Polizei in die Türkei kommen, um das Criminal Mastermind Spiderman dingfest zu machen, und das als beinahe bodenständigen Krimi anzulegen. Während andere Türkploitation-Vertreter regelmäßig das Raum-Zeit-Kontinuum ins Wanken bringen, eine Gefahr für den fragilen menschlichen Verstand bedeuten und ihre Zuschauer an existenzielle Grenzen und darüber hinaus führen, da bleibt dieser hier trotz seiner Anlage merkwürdigerweise krampfhaft auf dem Teppich. Klar, wenn ein Verräter vom Spiderman einer Rattenfolter unterzogen wird, statt der fiesen Nager aber possierliche Meerschweinchen zum Einsatz kommen, ist das schon ziemlich einmalig. Aber es ist eben nur ein Moment in einem Film, der einige mehr davon vertragen hätte.
Haris Stavropoulos (Dimitris Voyatzis) ist ein obsessiver Serienvergewaltiger und Ladendieb. Kein Tag vergeht, an dem er nicht irgendwelchen Frauen oder auch Schulmädchen nachstellt, sich mit fadenscheinigen Geschichten ihr Vertrauen erschleicht, wie ein Irrer über sie herfällt und sich danach zu Hause verzückt in Allmachtsfantasien suhlt. Eines seiner Opfer, Teresa, die Freundin eines erfolgreichen Popsängers, ist von seiner Vergewaltigung nachhaltig beeindruckt: Sie kann ihren Schänder einfach nicht vergessen, hat sich Hals über Kopf in ihn verliebt …
Zunächst muss ich mich bei allen Griechen entschuldigen: Als sei ihr Heimatland, das als Wiege unserer Zivilisation gilt, mit Homer einen der bedeutendsten Künstler überhaupt und außerdem zahllose weitere große Denker hervorgebracht hat, mit der Springer-Propaganda, der finanziellen Misere und „Vorzeigegriechen“ wie Costa Cordalis, Nana Mouskouri und Vasili Sarikakis nicht schon genug gedemütigt, muss jetzt also auch noch Voyatzis‘ unterirdischer Schmier- und Schmuddelfilm als Beispiel griechischer Filmkunst herhalten. Selbst wenn man ein ausgesprochenes Faible für Schund hat, man als hartgesottener Exploitation- und Trash-Freund auch das Gesamtwerk Bruno Matteis ohne mit der Wimper zu zucken goutiert: Was Voyatzis hier auffährt, schlägt dem Fass den Boden aus. Er selbst spielt den Vergewaltiger als stets verschwitzten, manisch grimassierenden Schmierlappen, der nur von seiner krankhaften Lust am Leben gehalten zu werden scheint, und die irren Fratzen, zu denen sich sein Gesicht nach erfolgreich vollendeter Tat verzerrt, lassen selbst einen bis zur Hutkrempe zugekoksten Kinski noch als lethargischen Stoiker erscheinen. Der Film reiht Stavropoulos‘ Streifzüge ohne nennenswerten Spannungsaufbau aneinander, folgt ihm in geschmacklose Boutiquen, in denen er stets kettenrauchend Hemden und Schlüpfer mitgehen lässt, in von farbenblinden eingerichtete Absteigen und hoffnungslos zugemüllte und ausschließlich mit den hässlichsten Einrichtungsgegenständen bestückte Apartments. Dort trifft er dann auf seine „wunderschönen “ Opfer: käsige Trümmerfrauen mit Vokuhila-Frisuren, Krampfadern und Fettfalten, denen er die grotesken Polyesterblusen vom schwammigen Leib reißt, um sich wie ein epiletischer Bäckermeister an ihren teigigen Brüsten zu vergreifen.
HOBBY MOU … O VIASMOS! – was so viel bedeutet wie „Vergewaltigung ist mein Hobby!“ – zeigt mit sprachlos machender Konsequenz die ganze Hässlichkeit des Durchschnittlichen: Er folgt keiner Ästhetik des Hässlichen, wie es meinetwegen Giovinazzo in COMBAT SHOCK tut, Jim van Bebber in DEADBEAT AT DAWN oder auch Gaspar Noe in SEUL CONTRE TOUS, vielmehr frönt er einer totalen Antiästhetik. Der Film ruft mit seinen deprimierend stilfreien Bildern ein handfestes Ekelgefühl hervor und wenn er auch noch riechen würde, so würde er die Nasen seiner hilflosen Zuschauer wahrscheinlich mit einer Mischung aus kaltem Zigarettenrauch und überfülltem Aschenbecher, altem Schweiß, Käsefüßen, billigem Parfüm, tagelang im Kunstfaserslip gegorenem Altherrensack, Mundgeruch und vollgepissten Unterführungen erfreuen. Man stelle sich einen Film vor, dessen Cast sich ausschließlich aus den abstoßendsten Teilnehmern der (zum Glück der Vergangenheit angehörenden) Mittagstalkshows zusammensetzt und an den scheußlichsten Orten künstlich hochgezogener mediterraner Touri-Nester der Achtziger spielt (Athen sieht hier aus wie ausgeschissen), mit der leidenschaftslosen Mucke talentfreier Coverbands untermalt und einer billigen Videokamera abgelichtet ist, die jede Farbe zu einer schimmlig-grünen Pastellkotze verblassen lässt und jede Veränderung der Lichtverhältnisse mit lustigen Schattenwürfen quittiert, dann hat man eine ungefähre Vorstellung von der „Ästhetik“ von Voyatzis‘ Film. Genau: Würg.
Offensichtlich war das aber die Masche des Filmemachers: Wie einst die großen Exploitationmogule und die findigen Vielfilmer der Sechziger- und Siebzigerjahre übernahm der mittlerweile verstorbene Voyatzis gleich mehrere Funktionen, um seine Ideen zu Film zu machen. Als Produzent/Regisseur/Autor/Schauspieler verfügte er zwar weder über das technische Know-how noch über das schöpferische Talent oder das nötige Geld, aber das hielt ihn nicht davon ab, seine Visionen auf Video zu bannen und diese dann seinen Freunden in Nordgriechenland bei öffentlichen Vorführungen zu präsentieren. HOBBY MOU … O VIASMOS! ist eine von zwei oder drei Produktionen (je nachdem, ob man Wikipedia oder die IMDb um Rat fragt), die auf sein Konto gehen und die sich (angeblich) allesamt um heruntergekommene, am Rand der Gesellschaft stehende, kriminelle und vertierte Protagonisten drehen, die ohne Empathie ihren eigenen Trieben folgen und darüber zugrunde gehen. Das Erstaunliche an diesem Film ist, dass er trotz seines anstößigen Themas und der ohne Zweifel auf den kasseträchtigen Tabubruch hin konstruierten Geschichte fast zahm ist. Splattereffekte sucht man vergebens und die zahlreichen Vergewaltigungen, bei denen alle involvierten Geschlechtsteile schamvoll verhüllt bleiben (zum Glück, möchte ich hinzufügen!), erinnern eher an unentschieden ausgehende Ringkämpfe oder aber die verzweifelten Versuche heftig pubertierender Jungs, ihrer unwilligen Angebeteten einen Kuss abzuringen. Vielleicht ist das sogar das eigentlich Geschmacklose, denn die Taten Stavropoulos‘ zeitigen keinerlei Wirkung bei ihren Opfern, zumindest erfährt man nichts darüber. Die Ausnahme bildet ausgerechnet die flachbrüstige Teresa, bei der die Vergewaltigung sogar Gefühle der Liebe weckt und die deshalb schon kurz nach dem Übergriff einen Bauchtanz in ihrer Diskothek hinlegt (mit übermotivierten Wackelzooms abgelichtet). Auch ihr Freund nimmt es erstaunlich gelassen hin, dass er in ihrem Apartment von einem Vergewaltiger bewusstlos geschlagen wurde und auf ihr Geständnis, sich in den Schänder verliebt zu haben, antwortet er eierlos mit dem Hundert-Drachmen-Satz: „Lass uns Freunde bleiben.“
Ja, auf seine ganz eigene, niederträchtig-unbeholfene Art und Weise ist HOBBY MOU … O VIASMOS! durchaus als Partyfilm zu bezeichnen – auch wenn der Kater am nächsten Morgen ganz hartes Brot sein dürfte. Die mit versteckter Kamera gefilmte Szene, in der der eklige Stavropoulos ganz Stalker-like am Strand herumtänzelt, sich potenziellen Opfern nähert und seinen in eine viel zu enge Badehose gequetschten Prachtleib in Pose wirft, ist schon ziemlich weit draußen. Und auch die englischen Fan-Untertitel, die die Unzulänglichkeiten des Films treffend kommentieren, haben dazu beigetragen, dass ich HOBBY MOU … O VIASMOS! ohne Folgeschäden überstanden habe. Fast wie Stavropuoulos‘ Vergewaltigungsopfer bin ich also weitesgehend schmerzfrei durchgefickt worden. Nur diesen ekligen Geruch habe ich noch in der Nase …
Für Filme mit gefräßigen Haien habe ich ein Faible, seit mich Spielbergs JAWS mit acht Jahren zum Filmfan gemacht hat. Für Hard Sensations habe ich jetzt zwei neue Vertreter dieses Subsubsubgenres rezensiert, die dieser Tage auf DVD veröffentlich wurden: MEGA SHARK VS. CROCOSAURUS und SHARKTOPUS. Einmal unfasslicher Schrott, einmal größte anzunehmende Freude. Den Text gibt’s hier. Viel Vergnügen!