les innocents aux mains sales (claude chabrol, frankreich/italien/deutschland 1975)

Veröffentlicht: März 16, 2008 in Film
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In einer mondänen Villa in St. Tropez führen Julie Wormser (Romy Schneider) und ihr 18 Jahre älterer Gatte Louis (Rod Steiger) eine traurige Ehe. Nach einer Herzattacke tut Louis sein Bestes, sich mit Whiskey zugrunde zu richten, ein gemeinsames Sexleben gibt es nicht mehr. Als Julie der virile Schriftsteller Jeff Marlo (Paolo Giusti) begegnet, hat sie in ihm nicht nur einen neuen Bettgesellen, sondern auch einen Komplizen gefunden: Gemeinsam ermorden sie Louis und lassen seine Leiche verschwinden. Doch dann erhält Julie die Nachricht vom Tod Jeffs und schließlich beginnt sich auch die Polizei für die junge Frau zu interessieren …

innocents_aux_mains_sales.jpgObwohl an der sonnigen Côte D’Azur angesiedelt, wird LES INNOCENTS von Schwarz dominiert: Schatten legen sich wie Trauerflor über die Gesichter der Protagonisten, immer wieder verschwinden sie im Schatten oder schälen sich aus diesem heraus, und selbst in den Tageslicht-Szenen wirkt Chabrols Film, als hätte man ihm die Farbe entzogen. Im modernen Interieur der Wormser-Villa muten die Charaktere wie Gefangene, wie Einrichtungsgegenstände an. Das passt zu der tragisch verlaufenden Geschichte, in der es am Ende nur Verlierer gibt, Verrat, Lüge und Enttäuschung die einzigen Konstanten sind und keiner die Konsequenzen der eigenen Handlungen überblicken kann. Diese Unbehaglichkeit akzentuiert auch Pierre Jansens Score, in dessen sparsames Klavierthema sich permanent dissonante Töne mischen und aus dem atmosphärischen Fluss reißen. Emotionales Zentrum des Films ist Julie, die versucht, in einer von Männern dominierten Welt glücklich zu werden und darüber schließlich – so legt es die abschließende Szene nahe – in den Wahnsinn abgleitet. Chabrols Beziehungsgeflechte sind einmal mehr von Macht und Unterdrückung geprägt, wobei das Instrument dieser Macht immer der Sex ist: Zunächst scheint es so als richtete sich diese Waffe vor allem gegen Louis, dessen „besten Jahre“ schon vorbei sind, doch das Geschehen kompliziert sich so weit, bis sowohl der Zuschauer als auch die Protagonisten irgendwann erkennen müssen, dass es kein singuläres Mastermind hinter den komplexen Kausalketten gibt. Das Schicksal erwischt schließlich jeden aus dem Hinterhalt.

Aus einem Krimi machte Chabrol ein niederschmetterndes Drama über das ganze Ausmaß menschlicher Gier und Eitelkeit; und gleichzeitig einen Frauenfilm, der in einer gnadenlosen Männerwelt angesiedelt ist. Für Julie bleibt am Ende nichts mehr, sie verliert alles. Noch nicht einmal die Verantwortung für ihre Taten gönnt man ihr. So wird sie von der Justiz am Ende verschont: Eine Gefangene ist sie trotzdem. Zurück in der menschenfeindlichen Architektur ihrer Villa wird sie für immer von den Geistern der Vergangenheit verfolgt werden. Ein Riesenfilm, in dem neben den genannten Darstellern auch Hans-Christian Blech und Jean Rochefort Glanzleistungen abliefern.

Kommentare
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