Ein Serienmörder geht um! Er hat es auf die Frauen einer kleinen Wohnsiedlung abgesehen, die er unter Zuhilfenahme diverser Gartenwerkzeuge umbringt. Die Polizei ist ratlos, ein Journalist (Jeremiah Beecher) versucht zu helfen – auch, weil er sich berechtigte Sorgen um die Sicherheit seiner Lebensgefährtin macht. Der Täter ist der behinderte und unansehnliche Gärtner Caleb (Erik Stern), der unter eine dissoziativen Persönlichkeitsstörung leidet, seitdem er als Kind den Unfalltod seines hübschen Bruders Lester verursachte. Als sein überbordend selbstbewusster und gutaussehender Bruder verschafft er sich Zugang zu den Frauen, bei denen er als Caleb abgeblitzt ist, und ermordet sie …
Der Gärtner ist immer der Mörder! Dieses Whodunit-Klischee bietet den Ausgangspunkt für diesen Serienmord-Thriller, mit dem Don Jones und Mikel Angel ein kleiner großer Wurf gelungen ist: THE LOVE BUTCHER muss sich nicht hinter größeren und bekannteren Artgenossen verstecken, sondern kann mit diesen gut mithalten – auch weil die ihm eigene pittoreske Schundigkeit und die für Exploitationfilme so typische kolportagehafte Verbindung von Gewalt, Sex und krudem Humor ihn wohltuend von seriöseren Vertretern des Genres abhebt und einiges von seiner merkwürdigen Stimmung ausmacht. Ich kann nicht wirklich beurteilen, inwiefern THE LOVE BUTCHER aus psychologischer Perspektive stimmig ist: Fakt ist auf jeden Fall, dass das Nebeneinander der beiden grundverschiedenen Brüder in Personalunion, das auf dem absolut überzeugenden Spiel Erik Sterns gründet, und das die Verwandlung vom behalbglatzten Krüppel zum strahlenden Beau begünstigende einfache, aber effiziente Make-up ausgezeichnet gelungen und für einen solchen Film durchaus bemerkenswert sind. Jones und Angel (wer für was verantwortlich war, habe ich nicht eruiert) haben ihren „Hitchcock für Low-Budget-Filmer“ gelesen, berauben den Zuschauer ebenfalls unerwartet einer zentralen Identifikationsfigur und nutzen die Tatsache, dass die Identität des Killers gleich zu Beginn geklärt wird, sowie den Einsatz wohldosierten schwarzen Humors auf eine Art und Weise, die Vergleiche mit des Meisters FRENZY nicht zu scheuen braucht. Klar ist das hier alles mehr als eine Nummer weniger filigran, anspruchsvoll und vielseitig, dann und wann auch ein wenig einfältig (dass sich etwa keiner die Mühe macht, die örtlichen Gärtner unter die Lupe zu nehmen, wo doch alle Mordwerkzeuge auf einen solchen als Täter schließen lassen, bleibt das Geheimnis der Filmpolizei), aber schließlich weiß man ja, worauf man sich einlässt, wenn man diesen kleinen B-Film einlegt und modifiziert seine Erwartungen entsprechend. Trebbin, den ich im vorigen Eintrag (zu Recht) gedisst habe, hat bei seinem Text zu diesem Film einen seiner (raren) hellen Momente gehabt und zeigt zudem Parallelen zum fünf Jahre später entstandenen MANIAC auf, die nicht von der Hand zu weisen sind. Die deutsche Synchro erinnert an selige Zeiten, in denen auch noch der kleinste Film von Meistern des Fachs eingesprochen wurde, passt sich dem kruden Charme des Films aber gut an. Ein hübscher, effektiver Sleazer für Freunde des ambitionierten Seventies-Grindhouse-Kinos.