Archiv für Oktober, 2012

Vor 5 Jahren wurde die Frau des Interpol-Polizisten Tommaso Ravelli (Tomas Milian) von Bankräubern erschossen. Seitdem verrichtet der Bulle seine Arbeit mit konzentriertem Stoizismus, wissend, dass ihm die Killer irgendwann über den Weg laufen werden. Eines Tages ist es soweit: Bei einem Raubüberfall wird eine Kugel aus derselben Waffe abgefeuert, aus der auch die tödliche Kugel für seine Frau stammte. Sie gehört einem Schwerverbrecher, der nur „der Marseiller“ genannt wird. Ravelli heftet sich ihm an die Fersen …

Tomas Milian ist – wie in fast allen seinen Filmen – das optische Zentrum des Geschehens. Endlos cool, mit halblangen Haaren, Schiebermütze, Schnurrbart, Schlaghose und einem kegelförmigen Zigarrillo, auf dem er unablässig herumkaut – zu brennen scheint das Ding, das tief in seinem Mundwinkel steckt, so gut wie nie –, läuft er mit Stahl im Blick, aber durchaus verwundbar durch Massis Film. Da fällt es überaus deutlich auf, dass er eigentlich kaum etwas zu tun hat. Im letzten Drittel verschwindet er fast völlig, wird dann vom Drehbuch immer wieder zur richtigen Zeit an den richtigen Ort versetzt. Kriminalistische Arbeit besteht hier nicht aus einem akribischen Suchen nach der Nadel im Heuhaufen, sondern in einem unbegründeten Wissen, untrüglichem Instinkt und dem Talent, einfach die richtigen Kontaktmänner zu kennen. So ist er immer zur Stelle, wenn es etwas zu tun gibt, und sein Profitum schlägt sich darin nieder, dass man als Zuschauer keine Antwort auf die Frage erhält, wie er nun dahin kommen konnte. Ravelli, im deutschen Verleihtitel zwar hübsch reißerisch, aber nur bedingt korrekt als DER EINZELKÄMPFER ausgewiesen, ist eher ein Geist, dessen Vertrauen in die ausgleichende Gerechtigkeit des Schicksals und seine unerschütterliche Geduld ihn ans Ziel bringen. Am Ende bekommt er seine Rache, die sich der Geliebten des Schurken ähnlich unauslöschlich ins Gedächtnis brennen wird, wie die Ermordung von Ravellis Frau ebendiesem.

Stelvio Massi, hauptberuflicher Kameramann, hat selten richtig Großes geleistet, sondern meist solides Spannungshandwerk. SQUADRA VOLANTE würde ich mal spontan – ohne alles von ihm zu kennen – zu seinen besseren Filmen zählen. Er wartet mit einigen schönen Einfällen vor allem im Schnitt auf, punktet mit der hübschen Idee, einen Überfall durch die Anwesenheit eines Kamerawagens als Inszenierung auszugeben, und natürlich mit der Besetzung: Mit Milian und Moschin kann man nicht viel falsch machen, auch wenn beide erst am Schluss zusammentreffen. Anderenfalls wäre wahrscheinlich die Kamera explodiert. Schöner Film, nicht mehr nicht weniger.

Als Vergeltung für die Erschießung seines Bruders ermordet der Gangster, den alle nur „den Marseiller“ nennen (Ivan Rassimov), die Ehefrau von Kommissar Vanni (Marcel Bozzuffi). Auf diese neue Qualität des Verbrechens reagiert die Polizei, indem sie Vanni eine neu formierte Spezialeinheit unterstellt, deren Mitglieder symbolisch mit einer .38 Magnum ausgestattet werden. Doch Vanni reagiert enttäuscht und erbost auf die sich einstellenden Disziplinlosigkeiten und Gesetzesübertretungen seiner Leute. Während der Marseiller sich anschickt, die Stadt mit strategisch deponierten Sprengladungen zu erpressen, wird die Spezialeinheit lahmgelegt …

Mit QUELLI DELLA CALIBRO 38, Dallamanos letztem Film, ist dem Regisseur ein Klassiker des italienischen Poliziottesco gelungen, nachdem er zuvor mit LA POLIZIA CHIEDE AIUTO und COSA AVETE FATTO A SOLANGE? schon im gemeinsamen Grenzgebiet von Polizeifilm und Giallo Beachtliches geleistet hatte. Der Ruf dieses Films stand seiner Wirkung auf mich zunächst im Wege, denn QUELLI DELLA CALIBRO 38 geht nicht den geraden Weg, den zu gehen er zunächst den Eindruck erweckt. Doch seine Umwege entpuppen sich rückblickend nicht als Irrungen und Wirrungen eines unfokussierten Drehbuchs, sondern als durchaus gewollt eingeschlagen. Die Spezialeinheit mit ihrer titelgebenden großkalibrigen Waffe bleibt eher eine Randerscheinung: Scheint Dallamano zunächst eine mehr oder weniger kritische Auseinandersetzung mit Selbstjustiz und dem Wunsch nach „Law & Order“ anzustreben, tritt dieser Strang zumindest vordergründig recht bald in den Hintergrund. Zunächst wird die mit der .38 verbundene Feuerkraft dadurch beschnitten, dass die Mitglieder der Spezialeinheit angewiesen werden, nur auf Beine zu schießen. Dann werden im Kontext des Genres geradezu lapidar anmutende Regelverletzungen massiv kritisiert, der sich bei den Jungbullen wie ein Virus ausbreitende Drang, die neue Macht auszunutzen, rigoros unterbunden. Man kann das kaum anders als als Stellungnahme Dallamanos zum Status quo des Poliottesco betrachten, der in schöner Regelmäßigkeit frustrierte Polizisten zeigte, die sich mit brachialer Gewalt gegen das aus dem Ruder gelaufene Verbrechen zur Wehr setzten. Vor allem Deodatos UOMINI SI NASCE POLIZIOTTI SI MUORE drängt sich zum Vergleich auf: Hier wie da geht es um eine motorisierte, neue gegründete Spezialeinheit überwiegend junger, motivierter Polizisten. Während Deodatos Cops im Namen des Gesetzes förmlich Amok laufen, von ihrem Vorgesetzten zwar kritisiert, aber niemlas wirklich zur Rechenschaft gezogen werden, da steht Dallamanos Spezialeinheit von Beginn an unter besonderer Beobachtung: Mit den neuen Aufgaben geht eben auch eine besondere Verantwrtung einher.

Vanni, von der Story her eigentlich zum Rächer prädestiniert, legt gerade wegen seiner persönlichen Betroffenheit größten Wert auf einen sauberen Ablauf der Ermittlungen. Er versteht die Ermordung seiner Frau eben nicht als Legitimation, die Regeln seinerseits zu beugen, sondern weiß, dass jeder seiner Schritte unter besonderer Beobachtung steht. Er muss sich noch enger an die Regeln halten als andere. QUELLI DELLA CALIBRO 38 wird zum Film über die Anstrengungen aller Beteiligten, trotz des enormen Drucks von außen, sauber zu bleiben. Und welcher Druck wird da auf sie ausgeübt! Zwei Bombenattentate zeigen verheerende Wirkung und Dallamano lässt keinen Zweifel an der Grausamkeit der Verbrechen des Marseillers. Lange fährt die Kamera über die am Boden liegenden Leichen von Frauen, Kindern, Männern, allesamt unschuldige Opfer eines rücksichtslosen Mörders. Die Presse fordert lautstark Maßnahmen und Erfolge, doch bei der Polizei sind alle bemüht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Vannis Vorgesetzter zieht irgendwann sogar in Erwägung, den Forderungen des Marseillers nachzugeben. Es ist Vanni, der ihn dazu drängt, nicht aufzugeben, weiterzumachen, auf die Wirksamkeit der kriminalistisch sauberen Metoden zu Vertrauen. QUELLI DELLA CALIBRO 38 wird so auch zur Zerreißprobe für den Zuschauer, der mit dem Beginn des Films ja geradezu gelockt wird mit dem Versprechen auf die kathartische Gewalt, der Dallamano eine Absage erteilt. Oder anders: Sein Film erinnert uns daran, dass erst ein Triumph, der unter Einhaltung der Spielregeln erzielt wird, wirklich reinigenden Wirkung hat.

Als gescheiterter Juwelenräuber lässt sich der Cop Massimo Torlani (Ray Lovelock) in das Gefängnis einschleusen, in dem auch der lokale Gangsterboss Giulianelli (Martin Balsam) einsitzt. Er soll sein Vertrauen gewinnen, mit ihm gemeinsam ausbrechen und so Zugang zum organisierten Verbrechen bekommen. Massimo hat durchaus persönliche Gründe, sich auf die riskante Mission einzulassen: Seine Mutter wurde von Gangstern aus Giulianellis Dunstkreis einst in den Rollstuhl geballert. Und sein Bedürfnis nach Rache lässt ihn die Grenzen des gesetzlich Erlaubten mehr als einmal übertreten …

Es gibt Filme, die haben auf Video irgendwie besser funktioniert. Dieser hier, zu Deutsch TOTE PFLASTERN SEINEN WEG betitelt, ist einer dieser Filme. Zugegeben: Ein Grund dafür, dass er mich gestern nicht so gepackt hat, mag auch die etwas suboptimale deutsche DVD sein, die den Film in zirkumzisierten Vollbild anbietet. Aber das ist nicht alles: PRONTO AD UCCIDERE ist ein eher mittelmäßig aufregender Vertreter seines Genres, solides Handwerk mit ein paar hübsch ruppigen Momenten, aber insgesamt nichts, das wirklich haften bleibt. Damals, Mitte der Neunziger, als man über jeden Italoklopper froh war, den man in den immer mehr Richtung Mainstreamangebot umsattelnden Videotheken noch auffinden konnte, erschien er als mittlere Offenbarung. Heute stelle ich fest, dass es Prosperi nach viel versprechendem Aufbau versäumt, die nächste Schippe draufzulegen. Nachdem Massimo zum Vertrauensmann von Giulianelli avanciert ist, man eine Zuspitzung der Ereignisse Richtung Showdown erwartet, läuft der Film stattdessen so weiter, als hätte er ewig Zeit. Anstatt zielstrebig das Ende anzusteuern, wird plötzlich sogar noch ein Love Interest eingebaut, das wie ein Nachgedanke wirkt. Und wenn er dann mit einem rätselhaften Schlusstwist endet, scheint das nach der Dramaturgie des Films eine gute halbe Stunde zu früh zu kommen. Insgesamt ein okayer Polizeifilm, mit dem man als Fan des Genres nichts falsch macht, der aber keine besonderen Akzente setzt.

Fred (Marc Porel) und Tony (Ray Lovelock) gehören zu einer Spezialeinheit, die sich in Rom dem aus dem Ruder laufenden Verbrechen entgegenstellen soll. Die beiden sind nicht zimperlich: Ihre Einsätze enden immer damit, dass Leichen weggeräumt werden müssen. Ihr Vorgesetzter (Adolfo Celi) hat Schwierigkeiten, ihr Vorgehen zu verteidigen. Aber die Hoffnung, dass sie den Gangsterboss Pasquini (Renato Salvatori) stellen, obsiegt …

Das Genre des Italo-Polizeifilms ist an reaktionären Spitzen nicht arm, doch Deodatos Schleuderttrauma von einem Film toppt alles. Gleich zu Beginn heizen die beiden gewaltgeilen Supercopsauf ihren Öfen zwei armseligen Handtaschenräubern hinterher, nehmen dabei keine Rücksicht auf Verluste und noch weniger auf andere Verkehrsteilnehmer und treiben die Flüchtigen in einen blutigen Tod. Das heißt: Eigentlich nur einen von beiden. Dem zweiten, einem schwerverletzt unter Schmerzen winselnden Tunichtgut, bricht Fred kurzerhand selbst das Genick, auf dass er keine weiteren Schandtaten begehe. In diesem Stile geht es weiter: Die Nobelkarossen der betuchten Besucher eines von Pasquini betriebenen Casinos werden von den beiden lachend in Brand gesetzt, später dann ein Bankraub vereitelt, indem die Täter durch gezielte Schüsse mitten im munteren Treiben auf der Straße getötet werden, noch bevor sie eine kriminelle Tat begehen konnten. Mit entfesselter Mordlust und der Macht des Gesetzes ausgetattet, walzen Fred und Tony wie moderne Nachfahren von Max & Moritz durch die Stadt. Es ist nicht erst die beinahe väterliche Verzweiflung ihres Vorgesetzten, die sie wie verrohte und die entscheidende Sozialisierung erst noch vor sich habende Kinder erscheinen lässt, die eben Kriminelle hopsgehen lassen, anstatt Frösche aufzublasen oder Matchbox-Autos in die Luft zu jagen. Wie beste Freunde wohnen beide zusammen, stelzen der Sekretärin mit dem juvenilen Übereifer von Jungs hinterher, die gerade den ersten Prono gesehen und verstanden haben, was man mit einem Pimmel so alles anstellen kann. Brüderlich wird alles geteilt, wie zum Beispiel die nymphomane Zeugin, über die die beiden nacheinander drüberrutschen und sich danach von ihrer gutherzigen Vermieterin ein Rührei machen lassen, um wieder zu Kräften zu kommen.

Das ist ales so weit draußen, dass man eh schon nicht so recht glauben mag, dass das alles Ernst gemeint ist. Dass Regisseur Deodato und Drehbuchator Di Leo zur intellektuellen Speerspitze des italienischen Genrekinos zu zählen sind, verstärkt den Verdacht, es hier mit einer doppelzüngigen Satire zu tun zu haben. Wo ihre amerikanischen Vorbilder … Don Siegels DIRTY HARRY oder Michael Winners DEATH WISH – die dunklen Neigungen ihrer Zuschauer noch sanft kitzelten, um ihnen dann den Spiegel vorzuhalten, da servieren Deodato und Di Leo eine Welt, die den Weltuntergangs-Fantasien des in seinem Reihenhäuschen fernab der Realität vor sich hin hassenden Bild-Lesers eins zu eins entspricht. Nur zwei ganze Kerls wie Fred und Tony können da Abhilfe schaffen und es ist wohl die Ironie des Schicksals, dass sie mit ihren Lederjacken, Cowboystiefeln, Motorrädern und dem ostentativ ausgestellten Disrespekt vor (erwachsenen) Autoritäten das gespuckte Ebenbild jener Lumpen sind, die der Spießbürger als Wurzel allen Übels ausgemacht zu haben glaubt.

Der Bankräuber Willi Jensen (Horst Frank) bricht aus dem Gefängnis aus, um seine versteckte Beute einzustreichen und sich abzusetzen. Doch das Geld ist für immer verloren. Weil die Polizei ihm natürlich längst auf der Spur ist, muss er nun anderweitig das Geld für die Flucht auftreiben. In die sich anschließenden Machenschaften zieht er auch seinen Bruder, den arglosen Taxifahrer Heinz (Heinz Reincke) mit hinein, der mittlerweile mit Willis Frau Vera (Christiane Krüger) liiert ist. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich gegen seinen Bruder zu wehren …

Anders als beim zuvor gesehenen WENN ES NACHT WIRD AUF DER REEPERBAHN wird hier eine sehr straighte Crime-Story erzählt. Trotzdem gibt es natürlich genug Einblicke in das Rotlichtmilieu und das kumpelige Miteinander von Polizei und Bürger, die in St. Pauli in erster Linie auf ein gutes Auskommen miteinander bedacht sind. Und dieses Gesellschaftsbild wäre nicht komplett, wenn es nicht auch wieder den reichen Bonzen gäbe, dem Menscheneben völlig egal sind. Was FLUCHTWEG ST. PAULI jedoch auszeichnet, ist sein kongenialer Drehbuch-Clou, die beiden unterschiedlichen Brüder Heinz und Willi einander gegenüberzustellen. Der Krimiplot bekommt so eine emotionale Durchschlagskraft und Dynamik, die ihm unter anderen Umständen abginge. Schon zu Beginn wird der Kontrast zwischen den beiden Brüdern, der den Film vorantreibt, etabliert und zwar von einem Polizisten, dem Taxifahrer Heinz eine volltrunkene Dame überantwortet. Als er den amüsierten Heinz mit der Erklärung entlässt, dass er sich sein ehrlich verdientes Geld am nächsten Tag bei der Dame abholen müsse, kommentiert er dessen Ehrlichkeit gegenüber einem Kollegen folgendermaßen: Der eine raubt Banken aus, der andere ist nimmt noch nicht einmal einer Betrunkenen 20 Mark aus der Tasche, die ihm rechtmäßig zustehen. Ins Zentrum des Films rückt so im weiteren Verlauf des Films immer mehr die Frage, ob sich dieser brave Heinz, der durch das Treiben seines Bruders immer mehr in Schwierigkeiten gerät, endlich einmal zur Wehr setzen wird.

Heinz Reincke, der in diesen St.-Pauli-Filmen sonst immer eher in der Peripherie herumschwirrt, in Vetrtertung des herzlichen Völkchens, das den Stadtteil bevölkert, ist die Idealbesetzung für den Heinz. Niemand kann so herrlich verzweifelt sein Leid klagen oder im Vollsuff herumheulen wie er. Horst Frank ist auch optisch der harte Gegenentwurf zum kleinen Heinz, ganz virile Souveränität und harte Rücksichtslosigkeit. Seinen einen großen emotionalen Moment hat er am Anfang, als er mitansehen muss, wie das Versteck seines Geldes dem Erdboden gleichgemacht wird: Hunderte unerklärliche Emotionen finden gleichzeitig Niederschlag in einem Gesicht, das um Fassung bemüht ist. Der ganze Film ist toll und neben den beiden Hauptdarstellern unbedingt mitverantwortlich dafür ist Klaus Schwarzkopf als Kommissar Knudsen, in dessen Auftreten sich der Professionalismus, den man von US-amerikanischen Filmpolizisten kennt, mit dem Streetworker-Habitus vereint, der in diesen Filmen nicht fehlen darf. Aber einzelne Faktoren hervorzuheben, st eigentlich ungerecht, weil Staudtes Film insgesamt eine echte Schau ist. Ideale Einstiegsdroge für eine glückliche Abhängigkeit vom wunderbaren Subgenre des St.-Pauli-Films, das beweist, dass es mal möglich war, deutsches Genrekino jenseits der Peinlichkeit und des Kopistentums zu machen.

In St. Pauli werden mehrere junge Mädchen mit LSD im Blut tot aufgefunden. Der Reporter Danny Sonntag (Erik Schumann) kommt dem Treiben einer Gruppe junger Männer aus gutem Hause auf die Spur: Diese verkaufen Mädchen an wohlhabende Männer aus Wirtschaft und Politik und machen sie mit den Drogen gefügig. Die Drogen wiederum stellt Harry Voss (Fritz Wepper), Sohn des Generaldirektors Wilhelm Voss (Herbert Tiede), her. Als Harry die brave Lotti (Marianne Hoffmann) kennenlernt, will er aussteigen. Doch das ist nicht so leicht, denn seine „Freunde“ wollen sich ihr Geschäft nicht kaputtmachen lassen …

Das Tolle an diesen St.Pauli-Sleazern, die in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern Konjunktur hatten, ist neben ihrem Lokal- und Zeitkolorit und der kolportagehaften Milieuzeichnung, in die sich immer wieder ein Voice-over-Erzähler zur Authentifizierung des Geschehens einschaltet, vor allem wie sie es immer wieder schaffen, den Status quo gegen alle auch selbst aufgezeigten Widersprüche aufrechtzuerhalten. Olsen zeigt eine Welt, die von dirty old men regiert wird: Selbstherrlichen Politikern und Wirtschaftsbossen, die sich bei ihren Besprechungen einen hinter die Binde kippen, schmutzige Witze erzählen und sich dann mit zittrigen Gichtgriffeln an jungen Mädchen vergreifen, stets nur auf Erhaltung ihres Rufs bedacht sind, wenn jemand zu Schaden kommt. Die Jugendlichen werden auf Karriere getrimmt, ohne nach ihren eigenen Vorstellungen gefragt zu werden, der Wunsch nach dem schnellen Geld und der Reiz des Adrenalinschubs führen sie auf die schiefe Bahn – auf der die Erwachsenen ihre besten Kunden sind. Am Ende versteigt sich der Film aber dann doch zu der Moral von der Geschicht, dass die jungen Leute sich mit ihrer geringen Lebenserfahrung doch mal lieber an die Regeln unserer nun auch wieder gar nicht sooo schlechten Gesellschaftsordnung halten sollten, anstatt zu rebllieren. Man sieht ja, dass dabei nichts Gutes rauskommt. In den Filmen vereint sich so auf unvorhersehbare Weise stets das Bieder-Heuchlerisch-Konservative mit dem Aufmüpfigen, das als Ausbruch aus der Langeweile zwar für einen reißerischen Filmstoff gern genommen wird, am Ende aber doch mit Bausch und Bogen verurteilt werden muss. Zumindest vordergründig, denn man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dem breiten Publikum, das diese Filme besuchte, hier „subversive“ Botschaften untergeschoben werden sollten. Wo die Sympathien des Filmemachers liegen, ist jedenfalls mehr als eindeutig, auch wenn es auf den Seiten der Jugendlichen durchaus Schwarze Schafe gibt.

Das angenehm betuliche und gemütliche Entertainment wird von diesen zersetzerischen Tendenz niemals wirklich gestört. WENN ES NACHT WIRD AUF DER REEPERBAHN ist eine Art Großstadt-Heimatfilm: Es weht ein etwas rauerer Wind als im bergigen Süden der Republik, aber irgendwie ist doch alles ganz gut so wie es ist. Für das Übel sind immer die anderen verantwortlich, der fiese Bonze oder der junge Halbstarke mit seinen Drogen. Wer viel Geld hat, ist generell verdächtig. Ganz anders da der kleine Gauner und Lude Uwe Wagenknecht (Heinz Reincke), dessen Totschläger zwar auch locker sitzt, der das Herz aber nunmal auf dem rechten Fleck sitzen hat und so redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Ja, das Deutschland jener Tage war schon ein seltsamer Ort. Aber eigentlich hat sich seit damals nix verändert.

Der Profikiller Jeff Heston (Charles Bronson) wird von seinem Auftraggeber und seiner Geliebten Vanessa (Jill Ireland) hintergangen. Nach einem Gefängnisaufenthalt begibt er sich in die USA, um sich an ihnen zu rächen. Vanessa ist mittlerweile mit dem Gangsterboss Al Weber (Telly Savalas) liiert, der großes Interesse daran hat, Jeff unter seine Fittiche zu nehmen. Seine Abneigung macht sich wiederum Vanessa zunutze, die ganz eigene Pläne verfolgt und Jeff dazu um den Finger wickelt …

Sergio Sollimas Film beginnt furios mit einer spannenden Verfolgungsjagd und einem Shootout, bei dem sein Protagonist schwer verwundet wird. Erst im Verlauf der nächsten halben Stunde liefert er den Kontext zu dieser Actionszene, bis dahin übt er sich – unterstützt von Morricones Beat-Score – in psychedelisch-fiebriger Lückenhaftigkeit. Zwar findet CITTÀ VIOLENTA bald eine klarere Linie, doch die Motivationen seiner Protgaonisten bleiben rätselhaft. Das liegt zum einen im Plot begründet, der alle Gegenspieler und auch vermeintlichen Freunde Jeffs mit geheimen Interessen und dunklen Geheimnissen ausstattet, zum anderen aber auch in strukturellen Schwächen: Charles Bronson ist als wortkarger Killer mit menschlichem Kern zwar idealbesetzt, nicht aber als leidenschaftlicher Liebhaber, der sich von einer Frau die Sinne vernebeln lässt. Das Auf und Ab seiner Beziehung zu Vanessa, das von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der Geschichte ist, bleibt unnachvollziehbar und unglaubwürdig. Und so versandet CITTÀ VIOLENTA mit zunehmender Laufzeit immer mehr: Die furiose Unmittelbarkeit, mit der der Film begann, ist wie weggeblasen. Es wird einfach nicht klar, was Sollima genau erzählen will. Mehrere Dialoge legen nahe, dass es darum geht, Betrug, Gier und Mord als Status quo des menschlichen Zusammenlebens zu kennzeichnen: Alle haben nur ihren eigenen Vorteil im Sinn und verstricken immer mehr Menschen in das von ihnen ausgelegte Netz des Verbrechens. Aber wenn das Sollimas Thema war, dann geht es zwischen den ganzen Plottwists und Wendungen unter. CITTÀ VIOLENTA hat einige schöne Szenen und Bilder, aber neben dem Auftakt bleibt eigentlich nur das bittere Finale im Gedächtnis, das alles das richtig macht, was in der vorangegegangenen Stunde falsch gelaufen ist: Es lässt keinerlei Fragen offen.

Die Handlung dieses fünften Sequels kurz und bündig zusammenzufassen, ist auch nach Studium der ausführlichen Wikipedia-Nacherzählung ein annähernd hoffnungsloses Unterfangen. Sechs Jahre nach HALLOWEEN 5: THE REVENGE OF MICHAEL MYERS knüpft Chappelles Film zwar direkt an den Vorgänger an, nimmt einen Faden auf, den jener geknüpft und dann verwaist liegen gelassen hatte. Dieser führt jedoch nicht als Ariadne-Faden ans Ziel, sondern nur weiter in die Irre. Teil 6 weicht weit vom in den anderen Teilen der Serie (womit HALLOWEEN III: SEASON OF THE WITCH ausgenommen ist) eingeschlagenen Weg ab. Anstatt Myers als personifiziertes, aber weitestgehend unerklärliches Böses zu inszenieren, wird hier erstmals der Versuch unternommen, seine Handlungen über einen vulgärpsycholgischen Ansatz hinaus zu motivieren. Und dazu wird dann ein ganz neues Fass aufgemacht, eines, das nur wenig mit der bisherigen Slasherfilm-Tradition zu tun hat.

Ein Druidenkult kommt ins Spiel, ein alter Fluch, der Unheil verspricht, und ein Weg, dieses Unheil durch Menschenopfer aus der eigenen Familie abzuwenden. Und Michael Myers soll einer jener Auswerwählten sein, die diese Menschenopfer darbringen, um die Gemeinschaft zu retten. Natürlich gibt es auch einen menschlichen Übeltäter hinter Michael, einen Mann, der den Killer instrumentalisiert und finstere Pläne mit ihm verfolgt. Man mag von diesem Einfall halten, was man will. Gegenargumente sind schnell zur Hand: In dem Moment, in dem man Michael Myers verrationalisiert, neutralisiert man ihn auch. Und der herbeifabulierte Fluch fällt so weit aus der bisher etablierten Bilderwelt der Filme, dass es schwerfällt, ihn zu akzeptieren. Zumal er gleich Dutzende neuer Fragen aufwirft, in dem Versuch, eine einzige zu beantworten. Dennoch wirkt er nicht wie ein völliger Fremdkörper. Atmosphärisch fügt sich HALLOWEEN: THE CURSE OF MICHAEL MYERS nahtlos in die Serie ein, bringt zudem auch abseits der Haupthandlung eigene Ideen ein, die man in HALLOWEEN 4: THE RETURN OF MICHAEL MYERS und HALLOWEEN 5: THE REVENGE OF MICHAEL MYERS zuvor schmerzlich vermisst hatte. Myers ist in Teil 6 vollends zum Mythos geworden und der Kampf der Jugendlichen gegen seinen alles überragenden Schatten verleiht der Geschichte einen realistischen Zug, der neu ist und durchaus überzeugt. Chappelle inszeniert auch die Attacken des Killers wieder mit etwas mehr visuellem Gespür, als es in den beiden stilistisch doch eher steifen Vorgängern der Fall war. Das Hauptproblem bleibt aber bestehen: CURSE kommt mit all seinen Ideen relativ wirr daher und konzentriert sich mit dem Druidenfluch ausgerechnet auf die mit Abstand uninteressanteste von allen.

Möglicherweise liegt der Hund aber auch ganz woanders begraben: Die Produktion wurde, wie es sich für einen Film mit dem Wort „Curse“ im Titel gehört, von zahlreichen Problemen heimgesucht. Bis das Drehbuch stand, zogen mehrere Jahre ins Land, dann machte der Tod von Loomis-Darsteller Donald Pleasence noch vor Fertigstellung des Films diverse Rewrites notwendig. Ein früher Wintereinbruch brachte den Zeitplan durcheinander, Produzent Paul Freeman griff schließlich eigenmächtig in die Fertigstellung ein, filmte wichtige Szenen selbst, überwachte die Postproduction und zwang die Produktionsfirma mit seinem Verhalten schließlich dazu, nachträglich nachzubessern. Der veröffentlichte Film war zwar recht erfolgreich, verfehlte aber das Ziel, das Franchise neu zu beleben. Jahre später wurde mit HALLOWEEN H20 ein konservatives Sequel/Reboot ins Rennen geschickt, der den Druidenkult völlig ignorierte. Von HALLOWEEN: THE CURSE OF MICHAEL MYERS kursiert neben einem blutigeren Director’s Cut auch der „Producer’s Cut“. Dieser enthält das ursprünglich vorgesehene Ende sowie einige längere Szenen. Ob CURSE in dieser Version besser ist, kann ich nicht beurteilen. Aber ich finde ihn auch so gar nicht so schlecht. Insgesamt konnte keines der HALLOWEEN-Sequels den Standard des Originals auch nur annähernd erreichen und selbst wenn man das als Gesetz annimmt, sind die Teile 2, 4 und 5 kaum mehr als Durchschnitt. CURSE versucht wenigstens etwas Neues und ist in seinem Scheitern gelungener als die mutlosen Vorgänger. Paul Rudd sollte man bei Gelegenheit mal auf sein Debüt ansprechen. Könnte lustig werden.

Nachdem Detective Lucas McCarthy (Lance Henriksen) den brutalen, vermutlich 100-fachen Serienmörder Max Jenke (Brion James) zur Strecke gebracht hat, ist er schwer traumatisiert und wird von Albträumen geplagt, das Familienleben leidet. Der Besuch bei der Hinrichtung des Killers soll leisten, was McCarthy dem Psychologen nicht zutraut: Ihn von allen Ängsten befreien. Doch es kommt anders: Jenke überlebt mehrere Stromstöße und nutzt seine letzten Atemzüge, um dem schockierten Polizisten persönlich zu drohen, ihm das Leben fortan zur Hölle zu machen. Tatsächlich wird McCarthy fortan vom untoten Killer heimgesucht und verliert gegenüber der ratlosen Familie immer häufiger die Fassung. Als der Freund von McCarthys Tochter schließlich tot aufgefunden wird, steht der hilflose Polizist plötzlich auch noch unter Mordverdacht …

THE HORROR SHOW erschien in Deutschland zu einer Zeit auf Video, in der ich gerade begann, meine nachmittägliche Freizeit zwischen den Regalen „meiner“ Familienvideothek zu verbringen. Auch zur Ausleihe dieses Films konnte ich meine Mutter eines Tages überreden, musste dann aber konsterniert feststellen, dass er in der deutschen Fassung einige Federn gelassen hatte. Diese speziell deutsche Form des erfolgsverhindernden Missmanagements setzte aber nur fort, was schon in den USA begonnen hatte: Der mit Lance Henriksen und Brion James exzellent besetzte Film begab sich thematisch ausgerechnet in Konkurrenz zu Wes Cravens beinahe zeitgleich erschienenem SHOCKER, hatte dem mit hitgespicktem Metalsoundtrack und postmodernem Teenieappeal daherkommenden Film – zudem selbst ein Flop – aber nichts Vergleichbares entgegenzusetzen. Wo Craven die Grenzen zwischen Horror, Komödie und Videoclip lustvoll und zielgruppengerecht verwischte (wahrscheinlich auch der Grund, warum ich den Film so beschissen finde), servierte Isaac einen düstereren, erwachseneren Horrorfilm, in dem die dem damaligen Zeitgeist entsprechenden Effekte und die zu jener Zeit obligatorischen Franchise-Bemühungen deutliche Irritationsmomente darstellen. So oft, wie hier der Name des Killers beschworen wird, er den Protagonisten aus dem Fernsehen oder als Gummitruthahn vom Essenstisch belästigt, kann man die Freddy-Krueger-Assoziationen nur schwerlich abschütteln. Das kann dem Film zwar keinen echten Schaden zufügen, beißt sich aber dennoch mit seinen Bemühungen um ernsten Thrill. Dann ist da noch dieser hoffnungslos nichtssagende Titel. Wie wenig man dem zu Recht vertraute, mag die Existenz der – allerdings kaum weniger einfallslosen – Alternativen HOUSE 3 und HORROR HOUSE belegen. Wer sollte sich von diesem Titel angelockt fühlen?

Vielleicht ist THE HORROR HOUSE aber auch dazu geschaffen, 20 Jahre after the fact wiederentdeckt zu werden. An ihm lässt sich gut nachvollziehen, welche Kluft zwischen den Achtziger- und Neunzigerjahren erst überwunden werden musste, um dem Serienkillerfilm zur nur zwei Jahre später sich neu entfaltenden kommerziellen Blüte zu verhelfen: Dass der Polizist das Drängen seiner Ehefrau, die Therapie zu verlängern, mit einer abfälligen Bemerkung ablehnt, verdeutlicht das Dilemma des Eighties-Helden, für den Traumata, Ängste und Neurosen Weiberkram sind und der es gewohnt ist, die Dinge durch Taten zu verändern. Er muss auf die harte Tour lernen, dass es Dinge gibt, die sich seinem Zugriff entziehen. THE HORROR SHOW kommt ihm insofern entgegen, als sein Schurke ihn nicht länger bloß als immaterielle Phobie heimsucht, sondern tatsächlich Gestalt angenommen hat: McCarthy wäre wohl verloren, wenn er die Ursache seiner Ängste nicht ein zweites Mal ins Jenseits schicken könnte. THE HORROR SHOW und sein Protagonist erinnern massiv an einen weiteren Serienkiller-Film seiner Zeit: das Chuck-Norris-Vehikel HERO AND THE TERROR. Auch dort hatte der Protagonist die Begegnung mit einem Mörder nicht ohne Schaden überstanden, auch dort begab er sich in Therapie, auch dort musste er seine Nemesis ein zweites Mal besiegen, sein Trauma durch Konfrontation beseitigen. Und auch dieser Film war ein kommerzieller Fehlgriff, der Norris dazu zwang, mit seinem nächsten Film wieder in gewohnte Gewässer zurückzukehren. THE HORROR SHOW ist der deutlich bessere, aber auch der weniger interessante Film von beiden. In HERO AND THE TERROR kann die Zerrissenheit im Sein nicht aufgelöst werden, sie affiziert den ganzen Film, der unentschlossen zwischen den Polen Actionfilm und Psychodrama pendelt. THE HORROR SHOW endet hingegen gänzlich unironisch mit einem Happy End, in dem auch das vermisste Familienkätzchen wieder auftaucht und auch den letzten Zweifel daran beseitigt, dass hier alles wieder im Lot ist. Der Film fällt selbst auf dieses Happy End herein, aber wir, die wir THE SILENCE OF THE LAMBS kennen, wir wissen natürlich, dass nichts mehr so sein wird wie zuvor.

André Toulon (Guy Rolfe) erinnert sich, wie er in den Besitz seines Geheimnisses gekommen war: Als junger Puppenspieler (Greg Sestero) im Paris der Jahrhundertwende begegnet er eines Tages dem Jahrtausende alten ägyptischen Zauberer Afzel (Jack Donner). Der hat der Gottheit Suthek das Geheimnis des Lebens entwendet und ist nun auf der Flucht vor dessen Schergen. Er weiht den Puppenspieler ein …

RETRO PUPPET MASTER knüpft nahtlos an den Vorgänger an: Wie dieser befleißigt er sich eines ruhigeren, beinahe märchenhaften Tons und fährt damit ganz gut. Gleichzeitig kehrt er aber zur ursprünglichen Mythologie um den Puppenspieler Toulon zurück, beleuchtet nun endlich die genauen Umstände, unter denen er zu jenem Mann wurde, dem sich die ersten Filme der Serie widmeten. Unter normalen Umständen würde ich kritisieren, dass dieser Erklärbär-Modus eher dazu geeignet ist, das Mysterium, das einen guten Horrorfilm auszeichnet, zu zerreden: Aber bei einem Full-Moon-Film ist man für jede erzählerische Idee dankbar und realistisch betrachtet war ja schon der Original-PUPPET MASTER nicht gerade der Stoff, der einen um den Schlaf bringt. Von einem Erbe, dem man Schande machen würde, kann also nur schwerlich die Rede sein. Auffällig ist, dass man die ursprüngliche Erklärung – bisher hieß es immer, Toulon habe das Geheimnis des Lebens selbst von einer Reise nach Kairo mitgebracht – hier zugunsten einer neuen verwirft. Wahrscheinlich schreckte man – zu Recht! – davor zurück einen Film dieser Größenordnung in der ägyptischen Metropole anzusiedeln. So spielt RETRO PUPPET MASTER also in Paris, auch gut. Der Titel bezieht sich sowohl auf den Rückblickscharakter des Films als auch auf das Puppendesign: Statt der altbekannten Puppenheimer, an denen man sich doch etwas sattgesehen hat, gibt es hier Toulons erste Schöpfungen zu sehen, die noch weniger geschliffen – eben im Retrolook – daherkommen und sehr hübsch anzuschauen sind. Weniger gut gelungen sind die visuellen Effekte um Sutheks Diener, die einen leichten MATRIX-Einfluss erkennen lassen: besonnenbrillte Anzugtypen mit verzerrten Stimmen. Es handelt sich aber um reaktivierte Mumien mit aufgemalten Fäulnisflecken im Gesicht, das wäre also der originelle Part.

Wie schon die vorangegangenen Beiträge kann  auch dieser Film das Wohlwollen des geneigten Zuschauers (sprich: meins) nicht bis zum Ende aufrechterhalten. Es fehlt einfach eine Idee, die über das bloß routinierte Abspulen des Vorhersehbaren hinausginge. Ich vermisste eine Überraschung, Raffinesse: Mag sein, dass das zu viel verlangt ist von einem Full-Moon-Film, der in erster Linie Geld bringen soll, aber wenn man solche Filme nicht mit einem gewissen Enthusiasmus macht, warum dann überhaupt? Das Finale muss man schon als antiklimaktisch bezeichnen und das liegt nicht nur daran, dass offensichtlich keine Kohle da war, um sich etwas halbwegs Spektakuläres zu leisten. Wie dem auch sei: RETRO PUPPET MASTER ist ganz niedlich und bleibt als besserer Eintrag der Serie im Gedächtnis. Ich bin jetzt erst einmal ganz froh, etwas anderes schauen zu können. Die nach diesem entstandenen PUPPET MASTER-Filme werde ich wohl vorerst meiden, Komplettierung bin ich aber nie abgeneigt. Full Moons Oeuvre bleibe ich zukünftig treu, die TRANCERS- und SUBSPECIES-Reihen sowie die ersten beiden GINGERDEAD MAN-Filme mit Gary Busey sind schon vorgemerkt. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie mag ich diesen trivialen Schrott …