Archiv für April, 2011

Muffy (Deborah Foreman) lädt ihre College-Freunde für ein Wochenende zum 1. April in ihr abgeschieden auf einer Insel liegendes Haus ein. Schon beim Anlegen mit der Fähre kommt es infolge eines dummen Streichs zu einem Unfall, bei dem einer der Fährmänner schlimm verletzt wird. Wenig später ist der erste aus der Clique tot und die Freunde vermuten, dass das die Rache des Verwundeten ist. Doch auch mit Muffy scheint etwas nicht zu stimmen …

Ähnlich wie beim zuletzt von mir gesehen Slasherfilm HAPPY BIRTHDAY TO ME kann sich auch hier der Regisseur nicht ganz dazu entschließen, sich den engen Regeln des Subgenres komplett zu unterwerfen. Fred Walton – der zuvor den motivisch prägenden, wenn auch nicht hundertprozentig zufrieden stellenden WHEN A STRANGER CALLS gedreht hatte, nach APRIL FOOL’S DAY dann aber nur noch fürs Fernsehen tätig war – ist zwar wesentlich näher dran als J. Lee Thompson mit seiner Murder Mystery, doch stellt er dafür mit seiner (buchstäblichen) Auflösung die Zugehörigkeit zum Horrorfilm überhaupt infrage. Ein netter, insgesamt eher braver, aber dafür gediegen inszenierter Slasherepigone entpuppt sich plötzlich als etwas völlig anderes: Das ist aus strukturalistischer Perspektive schon ziemlich interessant. Waltons Film erzählt nicht nur von einer Täuschung – einer Inszenierung, die die Protagonisten für bare Münze nehmen –, er ist auch selbst eine: Walton erzählt eine andere Geschichte als die, die seine Zuschauer glauben, erzählt zu bekommen. Wenn Walton am Ende den Kontext erweitert, dem Zuschauer gemeinsam mit den Protagonisten Erkenntnis gewährt, dann verändern sich auch die Vorzeichen für das zuvor Gesehene und Geglaubte. Im Grunde genommen ist APRIL FOOL’S DAY mit seinem Ende ein früher Vertreter des Mindfuck-Films, der in den vergangenen 15 Jahren zu einem eigenen kleinen Subsubgenre geworden ist.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Aus dramaturgischer Sicht ist dieser Finaltwist nämlich ein totaler Reinfall. Zum einen ist er einfach zu flach und billig, zumal er schon im Titel überdeutlich angekündigt wird; eine Ankündigung übrigens, die aus dem Film heraus überhaupt nicht motiviert und wohl vor allem darauf zurückzuführen ist, dass man die Tradition, Slasherfilme nach bestimmten Tagen zu benennen, aus kommerziellen Erwägungen fortsetzen wollte. So fühlt man sich als Zuschauer weniger von einem gewieften Geschichtenerzähler aufs Glatteis geführt, als schlicht und ergreifend verarscht. Ansehen kann man sich APRIL FOOL’S DAY aber trotzdem und für Slasher-Enthusiasten mit Denkonstruktivismus-Vorlieben ist er eh unerlässlich. Nicht zuletzt für die süße Deborah Foreman, die hier eine hübsch latent manische Muffy gibt und glatt als Norman Bates‘ kleine Schwester durchginge.

scarecrows (william wesley, usa 1988)

Veröffentlicht: April 29, 2011 in Film
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Nach dem Überfall auf eine Militärbasis flieht die fünfköpfige Räuberbande mit der Beute von 3,5 Millionen Dollar und einem entführten Flugzeug. Als einer von ihnen mit dem Geld über einem Feld abspringt, zwingt er die anderen damit ebenfalls zur Landung. Erzürnt machen sie sich auf die Suche nach dem Verräter, doch der muss sich bereits mit einem gefährlicheren Gegner herumschlagen …

Dem hübschen SCARECROWS hat man bei seiner Vermarktung in Deutschland alle nur erdenklichen Knüppel zwischen die Beine geworfen, damit er hier bloß nicht sein Publikum findet: Erst wurde er von jeglicher Gewalt befreit, dann auf den nichtssagenden Titel PARATROOPER getauft und sein Cover schließlich mit einem dazu passenden Söldnermotiv verziert, wahrscheinlich um damit ahnungslose Actionfans zu ködern, die sich nach Ansicht des Films fürchterlich verprellt gefühlt haben müssen. Dabei hätte SCARECROWS durchaus etwas mehr Anerkennung verdient, denn die Geschichte, die Wesley in knapp 75 Minuten erzählt, ist originell und seine Schwächen sind leicht zu verschmerzen, weil solche kompakten kleinen Filme, die ihren Stiefel eiskalt runterspielen, ohne sich zu verzetteln, einfach viel zu selten sind.

Strukturell erinnert SCARECROWS am ehesten an eine Folge der seligen TALES FROM THE CRYPT-Reihe: Der Plot ist denkbar einfach und lässt sich am ehesten als Schuld-und-Sühne-Parabel oder Crime-does-not-pay-Warnfabel lesen und wird angetrieben von einem singulären Bild, der lebendigen Vogelscheuche. Wesley hat einige Schwierigkeiten, seinen Kurzgeschichten-Plot auf 75 Minuten auszudehnen, sodass es zwischendurch mal ein bisschen langweilig wird, ein größeres und grundsätzlicheres Problem besteht darin, dass es keinen echten Protagonisten gibt, mit dem der Zuschauer mitfiebern könnte. Sympathisch ist keiner der fünf Räuber, was den Impact des Films doch erheblich beeinträchtigt. Dafür gibt es aber eben einen atmosphärisch dichten Horrorfilm, der zum einen mit einem Monster aufwarten kann, das man nicht schon tausendmal gesehen hat, zum anderen keinerlei Anstalten macht, alles kaputtzuerklären, wie so viele Horrorfilme in den letzten Jahren. SCARECROWS entlässt einen dann trotz aller Leichtigkeit doch mit einem ziemlich mulmigen Gefühl. Wer weiß denn schon, was da draußen alles lauert …

Virginia (Melissa Sue Anderson) gehört an ihrer vornehmen Privatschule zu einer elitären Clique, die sich Abend für Abend im Pub „Silent Lady“ trifft und sich dort neue Streiche ausdenkt, die die Schulleitung zur Weißglut treiben. Kurz vor Virginias 18. Geburtstag beginnt jedoch das große Sterben in der Cique. Ein Freund nach dem anderen verschwindet spurlos und Virginia, die infolge einer Hirnoperation immer noch an Amnesie leidet, befürchtet selbst für die Morde verantwortlich zu sein …

HAPPY BIRTHDAY TO ME stammt aus der Blütezeit des Slasherkinos und verfügt deshalb auch über sehr ordentliche Production Values, die ihn von vielen anderen Billigheimern des Genres abheben. Aber auch sonst stellt der Film eine Ausnahme von der Regel dar, weil Routinier Thompson am monotonen Stalk’n’Slash nur mäßig interessiert ist, HAPPY BIRTHDAY TO ME stattdessen als klassischen Whodunit inszeniert, bei dem lediglich die extravaganten Morde etwas aus dem Rahmen fallen und die Brücke zum modernen Horrorfilm schlagen. Hier fangen dann aber auch die Probleme an, denn die Story ist arg konfus und ergibt meines Erachtens überhaupt keinen Sinn, scheint vielmehr einzig daraufhin konstruiert zu sein, vom Zuschauer nicht durchschaut werden zu können. So gestaltet sich der Handlungsverlauf des 110-Minüters dann auch als munteres Verdächtigeraten: Jedes einzelne der Cliquenmitglieder bekommt seinen zwielichtigen Moment, darf kurz mal als potenzieller Mörder in Frage kommen, bevor es dann selbst entsorgt wird. In der Wahl seiner Mittel ist der Film dabei nicht zimperlich: So findet Virginia beim nerdigen Alfred etwa den abgetrennten Kopf der verschwundenen Bernadette, doch der entpuppt sich dann als realistische Skulptur, die Alfred geschmackloserweise angefertigt hat, um mit dem Tod der Freundin fertig zu werden.

Man ahnt anhand eines solch wüsten Einfalls schon, dass HAPPY BIRTHDAY TO ME sich letztlich vor allem in vordergründigen Details, wie der mondänen Kulisse, dem gemäßigten Tempo und dem ruhigeren Tonfall, von den krachigeren Schoten des Genres unterscheidet, in der Konfusion des Plots und der Charakterisierung seiner Protagonisten aber durchaus das ein oder andere bekannte Fettnäpfchen mitnimmt: Weder nimmt die „Elite“-Clique jemals als Gemeinschaft Gestalt an, noch spürt man als Zuschauer eine besondere Verbundenheit mit diesen Typen, die sich schon in der ersten Szene benehmen wie die kompletten Vollidioten, ein Rennen über eine sich öffnende Zugbrücke starten, sich dabei fast umbringen, aber trotzdem kein Verständnis dafür aufbringen, dass das irgendjemand nicht lustig findet. Wieder mal so ein Slasher also, bei dem es immer genau den Richtigen erwischt. Dieser sieht aber eine Ecke besser aus als die anderen Genrevertreter.

Nach dem Atomkrieg: In einem Bunker in der Mojave Wüste sitzt ein Forschungsteam und wartet darauf, dass sich die Zeichen für ein erneut mögliches Leben an der Erdoberfläche verdichten. Bei einem „Landgang“ werden zwei Crewmitglieder jedoch von etwas überfallen, was sie als „Gargoyle“ bezeichnen, bevor der Funkkontakt schlißlich abbricht. Die von David (Andrew Stevens) geleitete Rettungsmission kann nur noch die Leichen der beiden Männer bergen, findet dafür aber eine Frau, die nicht nur an der Erdoberfläche überlebt hat, sondern auch noch schwanger ist. Das „Kind“ entpuppt sich jedoch als rasend schnell wachsendes Monstrum, das nach seiner „Geburt“ sofort beginnt, die Besatzung zu dezimieren …

Auch im Jahr elf nach ALIEN lief die Rip-off-Maschine noch auf Hochtouren. THE TERROR WITHIN ist ein ziemlich typischer Vetreter der unzähligen ALIEN-Klone und als solcher entweder als todsterbenslangweilig oder aber als OK zu bezeichnen: Er ist nämlich weder mies genug, um ihn als Baddie zu verlachen, noch gut genug, um tatsächlich mitzugehen. Das Monster, das aussieht wie ein auf links gedrehter Donald Duck, wird mit zunehmender Spielzeit alberner und warum es eine solche Bedrohung darstellt, wird auch nicht ganz klar. Das Original-Alien hatte immerhin scharfe Zähne, einen gefährlichen Schweif und das gemeine Säureblut, der Gesell hier hat eigentlich keine größeren Talente als ein engagierter Kirmesboxer, für den auch die raren Waffen ausreichen müssten, die die panischen Crewmitgleider zusammensuchen. Tun sie aber, dank ausreichend vorhandener menschlicher Blödheit, nicht. Weil die Hatz auf das Monster (oder umgekehrt) also nicht so besonders aufregend ist (noch nicht einmal George Kennedy, die personiiziere Rettung in letzter Sekunde, kann etwas gegen das Biest ausrichten) hat man sich noch eine tragische Liebesgeschichte für den Film ausgedacht, die dann auch für den einen Moment sorgt, bei dem einem das Geschehen dann mal ausnahmsweise nicht zu 100 Prozent am Arsch vorbeigeht.

Für den gestrigen Trashmarathon war THE TERROR WITHIN dann aber doch ein geeigneter, immerhin recht kurzweiliger Kandidat, der zudem eine der immer wieder gern gesehenen blutigen Aliengeburten als Refenrenz aufweisen kann.

12.000 Jahre in der Vergangenheit werden die Geschwister Tra (Barbara Bain) und Gar (Robert Gribbin) von der eigenen Mutter für einen begangenen Frevel zu ewigem Leben verflucht: In einem Jahr sollen sie jeweils zehn Jahre altern, ihre Jugend können sie kurzfristig zurückerlangen, wenn sie das Blut und Fleisch eines Menschen zu sich nehmen, und erst in 12.000 Jahren sollen sie eine Möglichkeit erhalten, den Fluch aufzulösen. Dazu müssen sie eine Jungfrau opfern, die zu einem Teil von ihnen selbst, zum anderen von den „Normalsterblichen“ abstammt. Und so schickt sich der Bruder also zum geeigneten Zeitpunkt an, eine Frau zu finden, die ihm ein Kind schenkt, dessen Tötung ihn und seine Schwester von dem Fluch des ewigen Lebens befreien soll …

DON’T GO NEAR THE PARK ist, vielleicht ahnt man das schon, ein merkwürdiger Film: In Großbritannien jahrelang als Video Nasty verboten, wurde er in Deutschland unter dem nur wenig verheißungsvollen, ja geradezu konservativen Titel DER FLUCH DES EWIGEN LEBENS  veröffentlicht, was auch eher nach einem Propagandafilm für Atheisten klingt als nach einem Horrorfilm. Damit enden die Merkwürdigkeiten aber noch nicht: Die narrative Klammer, mit ihrer schlappe 12.000 Jahre zurückreichenden Rückblende, erscheint arg ambitioniert für einen Low-Budget-Schocker, und so ist Foldes Film dann auch ziemlich vollgestopft mit einer Handlung, aus der andere Filmemacher mindestens zwei Filme gemacht hätten, die aber wahrscheinlich nicht halb so interessant wie DON’T GO NEAR THE PARK geworden wären.

Die erste halbe Stunde widmet sich den erfolgreichen Versuchen Gars, eine Frau (Linnea Quigley in ihrem Filmdebüt) für sein Kind zu finden, und erinnert mit seiner Atmosphäre familiären Terrors und trügerischem Kindersegen an konservative Thriller um böse Papas, zusammenbrechende Mamas und gemeine Wechselbälger. Foldes gelingen hier tatsächlich einige ziemlich beunruhigende Szenen, bis das Drehbuch den nächsten großen Handlungsschritt erforderlich macht. Als Gars Tochter Bondie (Tamara Taylor) nämlich 16 wird und der Zeitpunkt ihrer Opferung naht, reißt sie von zu Hause aus, sitzt beim Trampen allerdings einer Gruppe jugendlicher Vergewaltiger auf, die ihr in einer ziemlich unangenehmen Sequenz an die Wäsche gehen und flüchtet sich, nachdem sie sich der Schmierlappen mithilfe eines vom Papa geschenkten magischen Amuletts entledigt hat, geradewegs in die Hände von Tra, die unter dem Namen Patty als altes Mütterchen im titelgebenden Park wohnt und ausgerissene Kinder bei sich aufnimmt, darunter den kleinen Nick und den hübschen Cowboy. Der Fokus verschiebt sich nun zugunsten Bondies und des kleinen Nick, der dank des sehr unvermittelt auftauchenden Autors Taft (Aldo Ray) erfährt, dass mit Patty irgendwas nicht stimmt, ja dass sie vermutlich schon mehrere hundert Jahre alt ist. Der Plot verdickt sich, bis es schließlich zum Ritual kommt, bei dem Bondie geopfert und der Fluch Tras und Gars aufgelöst werden soll. Natürlich kommt alles anders und so können die drei ausgerissenen Kinder zu guter Letzt als elternlose Familie in den Sonnenuntergang marschieren. Die letzte Einstellung zeigt jedoch, dass Bondie von ihrem Papa vielleicht den Appetit auf Menschenfleisch geerbt haben könnte.

DON’T GO NEAR THE PARK eignet sich gut dazu, das zu verdeutlichen, was ich neulich in meinem Text über Rodriguez‘ MACHETE geschrieben habe. Legt man ein klassisches Verständnis von technischer und erzählerischer Wohlgeformtheit zugrunde, dann ist Foldes Film eine ziemliche Katastrophe. Der Plot ist konfus und ausufernd, es fehlt ihm ein emotionales Zentrum, zudem reicht das Budget nicht aus, um den Rückblick auf ein Land weit, weit vor unserer Zeit glaubhaft auszugestalten: Mit ihrem Lendenschurz, der Kriegsbemalung und dem sauberen Haarschnitt sehen Tra und Gar weniger aus wie „echte“ Urzeitmenschen, sondern eher wie Manager im Selbstfindungsseminar. Weitere tpische Schwierigkeiten – der „Star“, für den eigentlich kein Platz im Drehbuch war (Aldo Ray), die abgebrochenen Subplots (von der Mutter des kleinen Ausreißers Nick hört man nie wieder etwas), die Lücken in der Handlung (was genau finden die Kinder an der gruseligen Patty?) – lassen sich als logische Konsequenzen einer hektischen Produktion unter widrigen Bedingungen werten. Aber diese „Fehler“ machen DON’T GO NEAR THE PARK erst zu dem, was er ist: ein Film, der sich geradezu renitent dagegen sperrt, einsortiert zu werden, Sinn zu ergeben – aber auch dagegen, seine Zuschauer mit hundertfach gesehen Standardszenarios zu nerven. Klasse!

Vom Planeten Davana kommt der Außerirdische „Mr. Johnson“ (Arthur Roberts), der herausfinden soll, ob seiner Rasse ein Leben auf dem Planeten Erde möglich ist. Weil das Menschenblut, das er braucht, aber immer wieder in seinen Adern egrinnt, benötigt er regelmäßige Bluttransfusionen, wofür er die Krankenschwester Nadine (Traci Lords) einstellt. Gemeinsam mit dem freundlichen Chauffeur Jeremy (Lenny Juliano) kommt sie dem Spacevampir auf die Schliche …

Das gleichnamige Corman-Original aus dem Jahr 1957 habe ich noch nicht gesehen, aber Wynorskis Remake passte so gut in meine kleine Achtzigerjahre-Trashreihe, dass ich gestern einfach nicht drumrumgekommen bin, ihn einzuwerfen. Im filmhistorischen Gedächtnis bleiben wird NOT OF THIS EARTH wahrscheinlich zu allererst als Spielfilmdebüt der 19-jährigen Traci Lords, die damals erfolgreich antrat, um sich von ihrem Lolitaporno-Image zu befreien. Ihre Darstellung ist dann – durchaus keine Selbstverständlichkeit – auch ein Qualitätsmerkmal des Films: Ganz entgegen dem Brauch, gut gebaute Schönheiten in typischen Damsel-in-Distress-Rollen als Screamqueens zu verheizen, haben die Drehbuchautoren ihr ein ziemlich loses Mundwerk angeschrieben, dass ihr gut zum hübschen Gesicht steht und dem sie auch die nötige Persönlichkeit hinzufügt. Der ganze Film ist darüber hinaus ziemlich deutlich als flockig-satirische Zivilisationskomödie angelegt und das funktioniert sehr gut, weil der Humor nie zu grell wird, sondern im Gegenteil erstaunlich subtil ist und oft erst im Nachhinein als solcher auffällt. Viel Witz bezieht Wynorski aus dem Aufeinanderprallen des von Spock’scher Emotionalität geprägten Außerirdischen mit den menschlichen Katastrophen, die sich in L.A. so tummeln: etwa als ein „Strip-O-Gram“ bei ihm eintritt, um ihm ein Geburtstagsliedchen zu singen und er völlig regungslos bleibt, bis sich herausstellt, dass die kurzsichtige Stripperin die falsche Hausnummer erwischt hat; oder als ein Staubsaugervertreter ihm unbedingt sein Gerät vorführen will, was „Mr. Johnson“ immer wieder stoisch mit dem Hinweis ablehnt, er wolle nichts kaufen, bis ihm der ahnungslose Vertreter vorschlägt, den Keller zu reinigen. Ein toller Cameo gehört Monique Gabrielle, die eine geistig verwirrte Frau an einer Bushaltestelle spielt und das New-Wave-Punk-Outfit, in dem sich Rebecca Perle als Außerirdische vom Planeten Davana auf die Erde abseilt, um ein paar Punks aufzumischen, ist auch nicht ohne. Ein Film also, dessen kleinen Pretiosen ich jetzt noch länger aufzählen könnte, ohne damit jeglichen Sinn zu stiften, wehalb ich es beim obligatorischen Hinweis belasse, sich den Film schleunigst zuzulegen. Sweet!

In einem Collegestädtchen landet ein Raumschiff mit den drei außerirdischen Wissenschaftlern Dr. Kozmar (John Carradine), Dr. Zarma (Julie Newmar) und Cora (Tina Louise) an Bord. Diese brauchen frisches Teenagerblut, um ewige Jugend zu erlangen. Vor Ort engagieren sie die beiden Tankwärter Fred (Aldo Ray) und Kurt (Neville Brand), um ihnen das Frischfleisch zu besorgen. Ein Baggersee hält zahlreiche leichtbekleidete Opfer bereit …

EVILS OF THE NIGHT, dessen Geschichte Rustam so toll fand, dass er sie zwei Jahre später mit EVIL TOWN gleich nochmal erzählte, vertritt jene Spielart US-amerikanischer Exploitationfilme, die sich gar nicht erst lang damit aufhält, auf Seriosität zu machen, sondern sich gleich beherzt mitten in die Jauche begibt. Den oben genannten (abgehalfterten) Stars auf Seiten der Schurken werden die typischen Pornoaktricen auf Opferseite gegenübergestellt (u. a. Amber Lynn und Crystal Breeze), die dann auch die dringend notwendigen hohlen Dialogzeilen erhalten. Überhaupt ist Dummheit die menschliche Eigenschaft, die den Film überhaupt am Laufen hält. Schon das fröhliche Nacktbaden zu Beginn hält einige Überraschungen bereit, so etwa einen jungen Mann, der zwei Lesben in Anwesenheit der nur wenige Schritte entfernten eigenen Freundin beim gegenseitigen Einölen der Brüste bespannt und einen lustigen Jokus zweier besonders einfältiger Jocks, die eine blonde Schönheit damit zu becircen gedenken, dass sie ihr glibberige Algen über den Bauch reiben und in ihre Badehose stecken. Dazu läuft ein schrecklicher 80s-Popsong namens „Boys will be Boys“, der das ausgelassene Treiben untermalt und auf dem so viel Hall liegt, dass man das Gefühl hat, ihn zweimal gleichzeitig zu hören. Hallo, Echo?

Auf diesem Niveau geht’s munter weiter, sodass ein Großteil der Handlung von EVILS OF THE NIGHT logischerweise darin besteht, dass die Protagonisten sinnlos im Wald sitzen und darauf warten, dass einer nach dem anderen verschwindet. Die Notgeilheit nimmt pathologische Züge an, wenn ohne jede Lichtquelle im dunklen Tann herumgevögelt wird oder Charaktere auch schonmal in ein leerstehendes Haus einbrechen, um dann aber nicht etwa das Schlafzimmer aufzusuchen, sondern sich gleich auf dem Fliesenboden in der Eingangshalle ineinander zu verbeißen. Irgendwann wird das verbleibende Trio aus zwei besonders dummen Frauen und einem besonders notgeilen Typen von Fred und Kurt geschnappt und in der Garage festgebunden. Die dümmste Tussi kann sich zwar befreien, weiß dann aber nicht weiter: Als Kurt bemerkt, was passiert ist, läuft sie ziel- und kopflos vor ihm weg und reagiert auf die Befehle des noch festgebundenen Freundes, nach irgendwas zu greifen und als Waffe zu benutzen, gedankenschnell, indem sie allen möglichen nutzlosen Tand greift und nach dem Peiniger wirft, ohne ihm auch nur einen Kratzer zuzufügen. Die Szene endet in einem sogar recht unangenehmen Bohrmaschinenmord, bevor sich das Spielchen dann mit der anderen Tussi fortsetzt. Aber die Blödheit der Menschen ist tröstlich, weil auch die Außerirdischen ziemlich dämlich sind: Enttäuscht über die schwache Opferausbeute, gesteht Dr. Kozmar einen folgenschweren Fehler ein. Zwar sei der Ort vom Computer für seinen hohen Anteil an Studenten im richtigen Alter ausgewählt worden, man habe aber schlicht und ergreifend die Sommerferien vergessen. Shit happens!

the dark power (phil smoot, usa 1985)

Veröffentlicht: April 28, 2011 in Film
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Als der Indianer John „Four Eagles“ Cody stirbt und als letztes Wort „Toltec“ über seine Lippen kommt, stehen alle Bewohner des kleinen Städtchens in North Carolina vor einem Rätsel, dass sie wahrscheinlich bis heute nicht gelöst hätten, hätte Writer-Director Phil Smoot sich nicht dazu entschieden, dass 50 Minuten Exposition völlig ausreichend sind, und endlich seine „Dark Power“ in Form von vier zombifizierten Tolteken losgelassen. Zum Glück ist Lash LaRue wieder am Start und diesmal hat er auch seine Peitsche dabei!

Wer meinen Text zu ALIEN OUTLAW gelesen hat, der weiß schon, was Phil Smoots Filme auszeichnet: ausufernde Dialoge voller Nichtigkeiten, etliche handelnde Figuren, die lang aufgebaut werden, obwohl sie keinerlei Funktion für die Geschichte haben, und ein entsprechend konfuser Handlungsverlauf. Langweilig ist aber auch THE DARK POWER nicht, weil das alles mit unleugbarem Charme ausgestattet ist. Smoot drehte seine Filme im ländlichen North Carolina und das schlägt sich eben auch darin nieder, dass auch die absurdesten Geschichten noch mit dieser Gelassenheit und Lakonie erzählt werden, die man gemeinhin Landmenschen nachsagt. Wer sein Leben lang damit verbringt, Samen zu streuen und darauf zu hoffen, dass daraus dicke Kartoffeln werden, der erzählt eine Geschichte um einen alten Indianerfluch wohl auch so behäbig wie Smoot. Fünfzig Minuten lang passiert nichts, was einem Aufschluss darüber geben würde, warum THE DARK POWER eigentlich existiert, was er eigentlich erzählen will, stattdessen sieht man einen kleinen Jungen, der im Wald von Hunden attackiert wird und dem Lash LaRue mit seiner Peitsche zur Hilfe eilt. Oder man erfährt von der Reporterin, die sich von einem noch freundinnenlosen Studenten in die Geheimnisse um John Cody einweihen lässt, dass sie ein guter „Matchmaker“ sei. Oder wohnt den Bemühungen dreier Studentinnen bei, aus des Indianers altem Haus ein Dormitory zu machen, was solange gut geht, bis ohne das Wissen einer der Bewohnerinnen eine schwarze Kommilitonin aufgenommen wird. Gerade das letzte Beispiel scheint zu belegen, dass Smoot durchaus im Sinn hatte, eine kleine Gemeinde so faccettenreich und detailliert darzustellen, dass tatsächlich der Eindruck einer lebendigen Gemeinschaft mit all ihren kleinen Konflikten und Geheimnissen entsteht, aber dafür fehlten ihm erstens die Schauspieler und zweitens das schreiberische wie auch das organisatorische Talent. Lustig und irgendwie rührend ist es dennoch.

Das ändert sich auch nicht, als es dann doch irgendwann mal ans Eingemachte geht und das frisch eingweihte Wohnheim von vier gar nicht mal so übel aussehenden Indianerzombies angegriffen wird. Ein Stalk’n’Slash mit deutlich humoriger Ausrichtung beginnt, bis sich eine der Rothäute am Schluss eine Peitschenduell mit Lash LaRue liefert. Und so gut LaRue mit diesem Gerät auch umgehen kann: Ein Peitschenduell gibt filmisch nunmal gar nix her. Da ist der Film dann also wieder ganz bei sich.

Im gemütlichen North Carolina landet ein UFO und entlässt die „Alien Outlaws“, drei intergalaktische Hooligans, die sofort damit beginnen, arglose Wanderer zu killen. Zum Glück ist die kesse Jesse Jamison (Kari Anderson) in der Nähe, eine ehrgeizige aufstrebende Kunstschützin, die eigentlich mit ihrer Wildwestshow groß rauskommen will, nun zunächst aber mal die außerirdischen Halunken zur Strecke bringen muss …

ALIEN OUTLAW ist ein Fest. Nicht, weil er voller irrwitziger Ideen, mieser Effekte, schlechter Schauspieler und dummdreister Dialogzeilen stecken würde (was er auch tut), sondern zu allererst, weil Regisseur Phil Smoot sich mit seinem Drehbuch als, nun ja, gemessen an seinem Talent hoffnungslos überambitionierter Dialogschreiber verrät. Jeder Dialog wird bis zum Anschlag angefüllt mit „spritzigen“ Anekdötchen, belanglosen Floskeln, wissenswerten Fakten und anderen Lautäußerungen, sodass man als in der Disziplin der linguistischen Pragmatik bewandeter Zuschauer bald das Gefühl hat, es hier durchweg mit Soziopathen zu tun zu haben, denen jedes Gespür dafür, was ihren Gesprächs-„Partner“ interessieren könnte und was er hingegen als nervtötende Zeitverschwendung betrachten muss, vollkommen abhanden gekommen ist. Ob eine Figur von größerer oder nur nebensächlicher Bedeutung für den Film ist: Smoot gibt jedem seine große Rede. So darf die Dame von der Künstleragentur, bei der sich die selbstbewusste Jesse vorstellt, lang und breit davon erzählen, welche Pforten der Kunstschützin denn nun offenstünden, weil sie sich für diese tolle Agentur entschieden habe, wie sich ihr Leben dadurch verändern werde blablabla, ohne dass das im weiteren Verlauf auch nur die geringste Rolle spielte.

Überhaupt diese Jesse Jamison: Die „Powerfrau“, die mit Vorliebe im Miniwildlederkleidchen rumläuft, unter dessen Fransenröckchen man unschwer ihr Höschen hervorblitzen sieht, erkennt der geübte Zuschauer schon von Weitem als unerträgliche Zicke. Hinter dem strengen Gesicht mit dem zahnigen Haifischlächeln verbirgt sich eine menschliche Katastrophe, deren hervorstechendste Eigenschaften Humorlosigkeit, Missgunst, Eitelkeit und ein unerschütterlicher Glauben an die in keinerlei Verhältnis zu diesem Glauben stehenden eigenen Fähigkeiten sind: Mit ihren hüftlangen Haaren (die am Set bestimmt für den ein oder anderen Zickenalarm verantwortlich waren) hält sie sich für eine Prinzessin, der allein aufgrund dieser Tatsache schon alles zusteht, was die Welt so bereithält. Und auch, dass sie lediglich der „Star“ einer blöden Gunshow ist, hält sie nicht davon ab, sich für Prominenz zu halten. Der faule Manager, den sie zu Beginn rausschmeißt (nach einer Exposition, deren Länge vermuten lässt, dass es in ALIEN OUTLAW nicht um Alien Outlaws, sondern um die steinige Pfade im Kleinkunstgewerbe gehe) kann von Glück sagen, dass er diese Schlampe ohne Ärger losgeworden ist!

Der ruhende Pol des Films ist aber eindeutig Lash LaRue als Jesses großväterlicher Freund Alex Thomas. Der damals fast 70-jährige LaRue war in den Vierziger- und Fünfzigerjahren Held unzähliger RKO-Western, in denen er stets mit seiner Peitsche (daher der Name „Lash“) auftrat. Mit seinem fetten Southern Drawl, das durch eine halbseitige Gesichtslähmung noch intensiviert wird und dem unerschütterlichen Gemüt eines Mannes, der nur noch auf den Tod wartet, wird er zum Maskottchen dieses verlaberten Films, der einen unweigerlich an einen Besuch im Altenheim erinnert, einem Ort, an dem ja auch jede noch so langweilige Geschichte ad infinitum wiedergekäut wird. Wer könnte die Szene vergessen, in der Jesse ihren Freund Alex verlässt, sich zur Verabschiedung nochmal umdreht, nur um von ihm mit einem weiteren Schwall unverbindlicher Nettigkeiten und leerer Phrasen aufgehalten zu werden. Wenn man in einem Phil-Smoot-Film mitmacht, muss man viel Zeit mitbringen und über einen entsprechend flexiblen Terminkalender verfügen.

Weil ich aber noch nix über die Aliens gesagt habe: Ihre stärkste Szene haben sie, als sie an das Häuschen einer Blondine kommen, die gerade ihr Gepäck rausbringt, um zu verreisen. Als sie wieder im Haus verschwunden ist, machen sich die Aliens daran, beherzt die herumstehenden Taschen wegzutreten und das Auto zu demolieren. Man sieht: Asoziales Verhalten ist kein Exklusivrecht der menschlichen Rasse. Die Aliens reden nur nicht so viel darüber.

Als in den Sümpfen Louisianas der vollkommen verstümmelte Leichnam eines Fischers auftaucht, sollen der Mediziner Sam Rivers (Tory Kittles) und die Biologin Mary Callahan (China Chow) ermitteln. Der „Schuldige“ ist schnell gefunden: drei riesige gefräßige Fische, die ein paar Trophäenjäger haben züchten und aussetzen lassen, um sie zum Vergnügen zu jagen. Und die drei Monster machen den Helden und einer Gruppe von Sumpfbewohnern das Leben schwer …

Mark A. Z. Dippé ist ja auch so eine tragi(komi)sche Hollywoodfigur: Als FX-Mann hat er immerhin bei solchen Filmen wie ABYSS, TERMINATOR 2: JUDGMENT DAY oder JURASSIC PARK mitgearbeitet, sein Regiedebüt, die Comicverfilmung SPAWN, war seinerzeit ein Prestigeprojekt, das ihm einigen Ruhm hätte bringen können. Leider war SPAWN jedoch ein ziemliches Fiasko und Dippés Regielaufbahn damit schon wieder beendet. FRANKENFISH, fürs Fernsehen produziert, war sein letzter „richtiger“ Spielfilm und ist natürlich nicht geeignet, ihn als Filmemacher zu rehabilitieren, auch wenn so ein Monsterfilm ja eine gute Gelegenheit bietet, zu beweisen, dass man das anspruchslose Unterhaltungskino einigermaßen draufhat. Aber Dippé war offenbar selbst nicht richtig überzeugt davon: Zu langweilig und über weite Strecken zu vorhersehbar ist dieses CGI-Fischragout geworden, zu routiniert runtergefilmt, um irgendwie zu beeindrucken. Ja, das erste Drittel, das FRANKENFISH wie einen Polizeifilm beginnen lässt, ist ganz ordentlich und das Belagerungsszenario um die in den Sümpfen liegenden Hausboote profitiert erheblich durch sein schönes Setting. Die Fischeffekte schwanken zwischen brauchbar und mäßig, scheitern letztlich vor allem am wenig beeindruckenden Fischdesign, das das gefräßige Monster als einen übergroßen Karpfen realisiert, der dank normaler Lungen aber auch an Land hüpfen kann. Ich muss nicht erwähnen, dass die Probleme mit diesem Einfall nicht aufhören. Nach 75 kurzen Minuten ist der Spuk vorbei und man kann nur staunen, wie wenig davon übrig bleibt. Dippé vergisst beim Kochen bestimmt auch immer mit Salz und Pfeffer abzuschmecken.