Um die auf ehemaligem Indianerterritorium gelegene Mine „Golden Pike“ ranken sich dank zahlreicher mysteriöser Todesfälle von Minenarbeitern düstere Legenden. Ein Team von Abenteurern begibt sich in das verschlungene Höhlensystem, um das Rätsel zu lösen. Stattdessen werden sie eingeschlossen und nach und nach von einem grotesken Tentakelmonster in die ewigen Jagdgründe befördert …
Die Regisseurin Melanie Anne Phillips, die heute als Erfinderin einer Software für kreatives Drehbuchschreiben ihr Geld verdient, weiß ihren Film schon richtig einzuordnen. Peinlich ist ihr THE STRANGENESS, den sie – selbst eine Filmanfängerin – mit einer Crew von Collegeabsolventen und Filmstudenten und einem lausigen Budget von 25.000 Dollar auf die Beine stellte, zwar nicht, aber man kann ihren freundlichen Äußerungen im Interview auf der Code-Red-DVD mehr als deutlich entnehmen, dass sie sich ihren eigenen Film heute nicht mehr unbedingt ansehen möchte. Sie und ihre Kollegen waren damals jung, neugierig, filmbegeistert und enthusiastisch und machten vor allem deshalb einen Horrorfilm, weil sie wussten, dass man in diesem Genre noch am ehesten mit technischen Unzulänglichkeiten davonkommt. Ihre Empfehlung an potenzielle Zuschauer von THE STRANGENESS: Man sollte ihren Film als Beleg dafür betrachten, dass man etwas auf die Beine stellen kann, wenn man das Heft in die Hand nimmt. Das ist zwar richtig und dank einiger wirklich hübscher und liebenswerter Details, wie etwa des per Stop-Motion-Animation realisierten Monsters, das ein bisschen an die Großen Alten von Lovecraft denken lässt, und des ein oder anderen gelungenen Gags kann ích ihrem Film dann auch nicht so richtig böse sein, doch angesichts der nagenden Langeweile, die THE STRANGENESS über gut 60 Minuten produziert, fragt man sich schon, ob es wünschenswert ist, dass jeder Halbbegabte „sein Ding“ machen kann. Es ist lobenswert, dass sich Phillips gemeinsam mit Ko-Drehbuchautor Huntley nicht einfach am damals profitablen und wesentlich einfacher zu realisierenden Slasherkino versuchten, sondern sich die Messlatte mit einem klassischen Monsterfilm im filmisch doch recht anspruchsvollen Höhlensetting wesentlich höher legten, aber leider beweist THE STRANGENESS vor allem, dass es etwas mehr als nur guten Willens bedarf, um einen Film, der 90 Minuten lang in einer Höhle spielt, nicht zur Härteprüfung für das Sitzfleisch zu machen. Die Handlung ist auf die oben stehenden zwei Zeilen eingedampft, die Figuren flach und uninteressant, der Film technisch bestenfalls zweckmäßig (vor allem die Ohren haben einiges zu erleiden) und das nicht enden wollende Gelatsche durch schlecht beleuchtete Gänge einfach nur ermüdend. Dass THE STRANGENESS aller Mängel zum Trotz viel besser ist, als er es gemessen an den zur Verfügung stehenden Mitteln eigentlich sein dürfte, ändert leider nix daran, dass er vor allem für eine Redewendung treffender Beleg ist: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.