Martel „Too Sweet“ Gordone (Leon Isaac Kennedy) hat sich durch seinen Erfolg beim Knastboxen eine Bewährungsstrafe erworben. Nun schrubbt er im Boxstall von Cunningham den Boden, vom Boxen selbst jedoch will er, sehr zum Missfallen seines Chefs, der Too Sweet für ein großes Talent hält, nichts wissen. Doch Too Sweets Einstellung ändert sich schlagartig, als sein ehemaliger rachsüchtiger Zellengenosse Half Dead (Ernie Hudson) bei ihm zu Hause auftaucht und seine Geliebte vergewaltigt und umbringt …
Was für ein unglaublicher Güllehaufen! Ich weiß gar nicht, ob man dieser Gurke von epochalen Ausmaßen überhaupt annähernd gerecht werden kann, ohne auf echte Exkremente zurückzugreifen. Dabei klingt auf dem Papier alles recht viel versprechend: Mensch, hier spielt Mr. T mit! Und man sehe sich nur das geile Plakatmotiv an! Doch leider, leider, leider ging hier so ziemlich alles in die Buxe. Doch von vorn: Mit PENITENTIARY gelang Fanaka nicht nur ein überraschend erfolgreiches B-Picture, sondern auch ein zwar kruder und billiger, aber doch auch recht origineller und effektiver kleiner Knastfilm. Klar, auch PENITENTIARY ist weit davon entfernt, nach objektiven Maßstäben für „gut“ erklärt zu werden (was immer das dann bedeutet), aber er macht das beste aus seinen Beschränkungen, wird nach besten aristotelischen Prinzipien durch Ort – den Knast – und Zeit sowie durch einen durchgängigen visuellen Stil zusammengehalten. Genau diese Kohärenz geht dem Sequel nun aber in geradezu spektakulärer Art und Weise ab. Das beginnt schon mit dem an STAR WARS erinnernden ins Bild hineinfließenden Einleitungstext, der nicht nur die Vorgeschichte zum Sequel rekapituliert, sondern auch gleich noch dessen erste halbe Stunde vorwegnimmt. Möglicherweise hatte Fanaka hier tatsächlich einen Brecht’schen Entfremdungseffekt im Sinne, faktisch sorgt dieser Auftakt aber dafür, dass man als Zuschauer von vornherein auf Distanz zum Film gerät und auch in der Folge keinerlei Chance mehr erhält, in den Film „reinzukommen“. Fanaka erzählt seine als afroamerikanische Antwort auf die ersten beiden ROCKY-Filme gestaltete Underdogstory katastrophal umständlich, vollkommen gegen jede Vernunft und Logik. Ihm gelingt es noch nicht einmal, fundamentale Kategorien wie Zeit und Raum auch nur einigermaßen kohärent und plausibel zu machen. Eben noch äußerte Too Sweet seine umumkehrbare Abneigung gegen den Boxsport, dann auf einmal will er Ruhm und Ehre im Ring erlangen. Ausschlaggebend für diesen Sinneswandel soll der Mord an seiner Freundin sein, doch diese Motivation führt Fanaka selbst ad absurdum: erstens, weil Too Sweet seinen Feind Half Dead noch am Tatort überwältigt und somit seine Rache eigentlich schon bekommen hat, zweitens, weil Half Dead als Boxgegner sowieso nie zur Disposition steht, drittens, weil er nur kurz nach dem Verbrechen schon wieder die nächste Braut im Arm hat und von seiner tiefen Trauer über den Verlust der Geliebten nix mehr zu spüren ist. In dieser Art sorg- und zielloser Fabuliererei spielt sich der ganze Film ab: Der vorbestrafte Mörder Half Dead kann von seinen beiden idiotischen Sidekicks einfach so aus dem Krankenhaus befreit werden, ohne dass es jemanden sonderlich interessiert; Too Sweet engagiert zusätzlich zu seinem Trainer Mr. T (Mr. T), der ständig eine Wunderlampe mit sich herumträgt, aus der violetter Dampf aufsteigt, auch noch seinen alten Knasttrainer Seldom Seen (Malik Carter), ohne dass deren genaue Funktionen irgendwie definiert würden; die von ROCKY und ROCKY II entlehnte Dramaturgie aus ehrenvoller Niederlage und Revanche mit abschließendem Triumph verpufft wirkungslos, weil zwischen beiden Kämpfen keinerlei Charakterentwicklung stattfindet. Und zu allem Überfluss sind die Boxkämpfe lahmarschig und ohne jegliches Gespür für Timing und Aufbau inszeniert. PENITENTIARY II mutet wie eine lose Ansammlung lustlos abgefilmter Proben an, bei denen jeder Freund des Regisseurs mal vorbeischauen und mitmachen durfte: Da wird zu den damals gerade aufkommenden Electrofunk-Beats lustig auf Rollerskates getanzt, zwei subattraktive Ischen trällern vorm großen Finale eine „Hymne“, der Lilliputaner Tony Cox darf ein paar Possen reißen und Blaxploitationlegende Rudy Ray Moore einen nutzlosen Cameoauftritt absolvieren.
Der Fokus des Sequels ist deutlich weiter als noch im ersten Teil und das wird dem Film zum Verhängnis, weil Fanaka weder das inszenatorische noch das erzählerische Format hat, das nötig wäre, um die vielen Elemente – Sozialdrama, Boxfilm, Aufsteigergeschichte, Racheplot – unter einen Hut zu bringen. Und stilistisch passt ebenfalls nix zusammen, wechseln sich grotesk überzeichnete Comicelemente – die Vergewaltigung von Too Sweets Freundin ist in Rauch und Neonlicht gehüllt – und ein roher, ungeschminkter Look ab, ohne dass ein dahinterliegendes Konzept erkennbar würde. Wenn dieser Klumpatsch wenigstens noch Schadenfreude oder Unglauben evozieren würde, man ihn als Trashfilm oder Baddie rezipieren könnte, wäre meine letztlich Kritik hinfällig: Aber PENITENTIARY II ist einfach nur uninspiriert, stümperhaft und letztlich vor allem stinklangweilig. Das fällt umso schwerer ins Gewicht, als dass ich den Eindruck hatte, dies sei nicht auf Unfähigkeit, sondern schlicht auf Unlust zurückzuführen gewesen. Vielleicht kann Fanakas Audiokommentar Abhilfe schaffen, denn irgendwie möchte ich nicht glauben, was ich hier gesehen habe. Sehr, sehr schade.