Der Ostfriese Karl (Karl Dall) träumt von einer Melkmaschine, damit er seine Kühe nicht mehr von Hand melken muss, mehr aber noch von der Popsängerin Linda Lou (Isa Haller), deren Nacktplakate (?) die Wände seines Kuhstalls schmücken und deren kieksende Stimme Glas zum Zerbersten bringt (Anlass für mindestens drei vollkommen infantile Späße). Als eine Autogrammkarte von Linda bei ihm aus Ibiza eintrudelt, hält er diese im Eifer des Gefechts für einen Liebesbrief und macht sich mit seinem Drahtesel sofort auf den Weg gen Baleareninsel. Dort angekommen läuft er der Angebeteten tatsächlich über den Weg und macht auf diesem Wege Bekanntschaft mit den anderen Figuren des Films, die auch noch irgendwie da sind. Dazu gehören die beiden Jungspunde Frankie (Johnny Jürgens), Typ „jugendlicher Klappspaten mit Trichterbrust und unerklärlicher Anziehungskraft auf das andere Geschlecht“, und Slowly (Alexander Gittinger), die unverzichtbare Brillenschlange mit Überbiss und Sommersprossen, Lindas heiße Managerin Christa (Olivia Pascal), die Frankies frauenhassenden, lebenskünstlernden und fincabesitzenden Onkel Bernie (Chris Roberts) zur Liebe bekehren darf, die nymphomane Rita (Bea Fiedler), Ehefrau des manisch eifersüchtigen Besitzers der „Pension Blankenese“ Harald (Werner „Gottlieb Wendehals“ Böhm), und schließlich das freche Früchtchen Barbara (Jacqueline Elber). Man kombiniere diese Figuren in unterschiedlichen Konstellationen und stelle sich das schier unerschöpfliche Potenzial aus dumpfen Kalauern vor, das sich aus diesen ergibt, und man weiß, was einen erwartet. Was dann noch fehlt, ist das: Blind vor Liebe und berauscht vom Nachtleben Ibizas ist Karl bald pleite und muss diverse Frondienste ausüben, die wiederum Anlass für weitere Zoten sind, bis der reiche Gobrukin (Karl Dall), der dem Ostfriesen gleicht wie ein Ei dem anderen, von Karls Eskapaden erfährt und mit diesem die Rollen tauschen will, um von seiner hässlichen Gattin Suleika (Helga Feddersen) wegzukommen …
Franz Marischkas Filmografie liest sich wahlweise wie das Schwarzbuch des Autorenfilmers oder die Bibel des Deutschen-Trashfilm-Verfechters: ein schlüpfrig-frivoler Lederhosenfilm jagt den nächsten und man weiß, dass der „kreative Prozess“ bei den meisten mit der Titelfindung bereits abgeschlossen war. Dies hier ist sein letzter Film, eingekurbelt für die österreichisch-deutsche Produktionsfirma Lisa-Film, die das deutschsprachige Filmproletariat seit den Sechzigerjahren mit ihren (Erotik-)Komödien versorgte und in den frühen Achtzigerjahren ihren zweiten Frühling mit Publikumsschlagern wie den SUPERNASEN-Filmen erlebte. SUNSHINE REGGAE AUF IBIZA folgt einer knallhart kalkulierten Erfolgsrezeptur: Man nehme einen populären Komiker mit Volksbezug, einen beliebten, aber nicht zu exklusiven Ferienort, ein paar preiswerte Fernseh- und Schlagerstars, schmecke das Ganze mit einigen „pfiffigen“ Schlagern („Itzi-Bitzi Ibiza“) und Popsongs (Laid Backs Superhit „Sunshine Reggae“, der auf der DVD aus Urheberrechtsgründen fehlt) kräftig ab und garniere es zum Schluss mit reichlich nackter Haut, wippenden Brüsten und den allseits beliebten Herrenwitzen. Marischkas Film ist natürlich eine reichlich beschränkte Nummernrevue aus hohlen Zoten und spießigen Frivolitäten, weit jenseits der Grenze der Peinlichkeit. Dass ich SUNSHINE REGGAE AUF IBIZA goutieren kann, liegt längst nicht nur am unleugbaren Nostalgiefaktor, sondern vor allem daran, dass sich heutige Komödien diese Blöße einfach nicht mehr geben würden: Coolness ist alles und jeder stets darauf bedacht, bloß nicht negativ aus der Rolle zu fallen. So einen herrlich minderbemittelten Schwachsinn zu sehen, wirkt da einfach erfrischend. Klar, neun von zehn Gags zielen auf das geistige Niveau von Schimpansen mit Lernschwäche ab, aber das ist ja gerade der Spaß an der Sache. Den besten Witz gibt es gleich zu Beginn, wenn Karl Dall an einem Schild vorbeifährt, auf dem steht: „You are now leaving Ostfriesland“: Das sollte einen lebhaften Eindruck davon vermitteln, in welche Niederungen man sich bei der Sichtung dieses Films begeben muss. Dass es der Lisa-Film dennoch nie gelungen ist, mit ihrem Schwachmaten-Humor in die höheren Gefilde des Surrealismus vorzudringen, liegt vor allem an der einfallslosen Regie, die sich immer damit begnügt hat, die Kamerapositionen festzulegen und „Action“ zu rufen. Dass irgendeine Szene zweimal gedreht worden ist, kann man sich anhand des vorherrschenden Dilettantismus kaum vorstellen. Allein der minderbemittelte Schnitt macht einen fast sprachlos.
Und all das nach einem filmischen Wunder wie JOHNNY GUITAR. Fast wie Wechselduschen …