Eigentlich will James Brennan (Jesse Eisenberg) mit seinem Kumpel nach Europa reisen, bevor er in New York mit dem Studium beginnt, doch dann macht ihm ein finanzieller Engpass einen Strich durch die Rechnung. Anstatt also die lose Moral europäischer Mädchen auszunutzen, muss James im maroden Vergnügungspark „Adventureland“ anheuern, um etwas Geld für seinen Umzug in die Ostküstenmetropole zu verdienen. Der triste Arbeitsalltag dort schweißt die deprimierten Ferienjobber umso enger zusammen und so lernt James die süße Em (Kristen Stewart) kennen, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Was er nicht weiß: Em hat eine Affäre mit Mike Connell (Ryan Reynolds), dem verheirateten Hausmeister des Parks. Und ausgerechnet diesen sucht sich James als Berater in Liebesdingen aus …
Die Masche von Judd Apatow – narzisstischen, unreifen Nerds beim Ausleben ihres Weltschmerzes und dem Reißen von infantilen Pimmelwitzen zuzuschauen – hatte sich für mich spätestens mit dem unterirdischen FUNNY PEOPLE abgenutzt. Greg Mottolas ADVENTURELAND, dem Nachfolger des erfolgreichen SUPERBAD, bei dem Apatow mal wieder noch als Produzent fungiert hatte, stand ich demzufolge zunächst etwas skeptisch gegenüber: Zwar waren die von Apatow produzierten Filme bislang allesamt besser als sein Regie-Output, doch Mottola konnte sich mit SUPERBAD noch nicht ganz von seines Mentors Hang zur Zote lossagen, was dem Film dann auch seine schwächsten Momente bescherte. Würde sich Apatows Abwesenheit hier entsprechend positiv auswirken? Antwort: Eindeutig ja. In der Welt von ADVENTURELAND findet man sich als Apatow-erprobter Zuschauer zwar sofort zurecht – auch hier werden die Nerds und Outcasts von den „Normalen“, die sich auf die Aufrechterhaltung des schönen Scheins spezialisiert haben, gegängelt und drangsaliert -, aber dem Film geht zum Glück sowohl die selbstmitleidige Art seiner Protagonisten als auch das nervtötende Abfeiern des eigenen Stillstands als nonkormistischem Way of Life ab. Während FUNNY PEOPLE dem Zuschauer, der mit dem störrischen Slackertum seiner Hauptfiguren nichts anfangen konnte, mit geradezu herablassender Trotzigkeit begegnete, ist ADVENTURELAND offener, nachgiebiger, verständnisvoller und selbstkritischer. Das liegt natürlich auch darin begründet, dass seine Charaktere noch voll damit beschäftigt sind, sich zu finden: ADVENTURELAND ist ganz allgemein ein Film über die Jugend und das Erwachsenwerden und letzten Endes sitzen alle seine Figuren im selben Boot, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Der titelgebende Vergnügungspark ist nur ein Spiegel der großen, weiten Welt da draußen: Man schlägt die Zeit mit schwachsinnigen Tätigkeiten tot, wird mies bezahlt und muss ständig damit rechnen, einem Arschloch zu begegnen, das seinen Frust an anderen auslässt. Die Kunst besteht darin, die Menschen zu finden, mit denen man etwas teilt und alle anderen so gut es geht zu ignorieren, ohne dabei jedoch zum Misanthropen zu werden.
Was mir am an ADVENTURELAND am besten gefallen hat, das ist zum einen, wie er sein zusammengewürfeltes, hochgradig heterogenes Personeninventar über den gemeinsamen Job zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenführt: Jede dieser Figuren spielt eine Rolle, jeder kommt eine Funktion für die Entwicklung des Hauptcharakters James Brennan zu, keiner von ihnen ist austauschbar. Mottola erzeugt einen Sinn von Gemeinschaft und Familie, der meilenweit vom Zynismus Apatows entfernt ist. Bmerkenswert sind auch der Look des Films und die Art, wie Mottola sich einerseits in Nostalgie ergeht, dabei jedoch andererseits stets der Versuchung widersteht, seinen Film mit abgeschmackten Verweisen und Zitaten anzureichern und so dem Trugschluss aufzusitzen, dies trüge zur Authentifizierung bei. ADVENTURELAND spielt zwar in den späten Achtzigerjahren, aber seine Welt sieht bis auf einige Hinweise fast zeitlos unkonkret aus. Anstatt mit den ach so lustigen Achtzigerklamotten und einem Best of der abgenudeltsten Achtzigerjahre-Hits einen auf Eighties-Revival zu machen, evoziert ADVENTURELAND eher den Eindruck einer bereits leicht verblassten und unkonkreten Erinnerung, in der so mancher grelle Tupfer schon von matteren Tönen ersetzt wurde. Und wenn ikonischer Eighties-Pop wie etwa Falcos „Rock me Amadeus“ erklingt, dann schließt sich daran meist leise Zeitgeistkritik an (die im Einklang mit der Outcast-Thematik steht), lieber jedoch huldigt Mottola Postpunk- oder Alternative-Größen wie den Residents, Hüsker Dü und den Buzzcocks, die in den Achtzigern selbst eher unter dem Radar des Mainstreams durchflogen, oder aber Musikern wie Lou Reed und Velvet Underground, deren Heldentaten noch auf das vorige Jahrzehnt datierten. Das hat zur Folge, dass ADVENTURELAND weniger den Versuch einer Art Kollektiverinnerung der Achtzigerjahre darstellt, als vielmehr einen sehr individuell geprägten Blick auf dieses Jahrzehnt wirft, bei dem Popkultur-Trivia nur eine von vielen Zutaten, aber längst nicht die wichtigste ist. Nostalgie ist eben vor allem ein Gefühl: das Gefühl, das sich mit der plötzlich über einem hereinbrechenden Gewissheit einstellt, dass man von all den unzähligen Möglichkeiten, die einem damals offenstanden, zielstrebig genau jene auswählte, die einen ins Hier und Jetzt führten, sich die Vielzahl von Zufällen rückblickend plötzlich zu einer sinnstiftenden Geschichte zusammenfügt. Die Leichtigkeit, mit der Mottola in ADVENTURELAND unverwechselbare Identität aus der totalen Kontingenz, Schönheit aus dem Banalen und Heldenhaftigkeit aus dem nackten Sein entwirft, hat mich gestern tief berührt. Ein wunderschöner Film, eine Klasse für sich.