THE HEAT ist gleich der zweite große Wurf von Paul Feig nach dem auch schon tollen BRIDESMAIDS, hat mir sogar noch besser gefallen, was nicht zuletzt an meiner großen Liebe für Cop- und Buddyfilme liegt. Feig nimmt dieses typischerweise von Männern dominierte Genre und überträgt seine Klischees (wie schon bei BRIDESMAIDS) auf Frauenfiguren, die sich im Rahmen des Films allerdings durchaus echt, eben nicht wie Pappkameraden anfühlen. Der Witz besteht nicht darin, dass sich Frauen bei ihm wie Männer benehmen, sondern entsteht aus den sehr eigenen Problemen und Situationen, auf die sie in einer genretypischen (sprich: auf männliche Protagonisten zugeschnittenen) Cop-Geschichte stoßen.
Sandra Bullock verkörpert FBI-Agentin Ashburn, den prototypischen Streber, der sich stets streng an die Regeln hält, keinerlei Humor besitzt und natürlich auch keine Freunde hat. Melissa McCarthy steht als Bostoner Hardass-Cop Mullins im Abseits, weil sie ordinär und dreckig ist, das Gesetz gern beugt und nicht viel von wohlklingenden Theorien von der Polizeischule hält. Natürlich müssen die beiden sich zusammenraufen und beide lernen dabei etwas vom anderen. Wobei: Eigentlich darf Mullins bleiben wie sie ist, lediglich Ashburn bekommt beigebracht, sich wie ein menschliches Wesen zu verhalten, was in THE HEAT damit einhergeht, dass das Bild der gutaussehenden Karrierefrau lustvoll zertrümmert wird.
Ich habe nicht vor, große Aufsätze über die emanzipatorische Kraft von Feigs Film zu schreiben (die er gewiss hat): Mich hat der Film nämlich schon auf sehr viel basalerer Ebene voll erwischt. Ohne eine empirische Studie angestellt zu haben, behaupte ich, dass ich bei keinem Film der letzten fünf Jahre annähernd so viel, laut und herzhaft gelacht habe wie bei diesem. Man merkt ihm die Apatow-Herkunft natürlich an, aber es macht einfach einen Unterschied, ob einem diese bekannten Vulgarismen von 40-jährigen männlichen Slackern um die Ohren gehauen werden, die sich seit der Pubertät jeder Weiterentwicklung versperrt haben, oder von einer 40-jährigen Frau mit der Statur eines Gefrierschranks und dem Gesicht einer Bulldogge. Melissa McCarthy ist großartig als bärbeißige Mullins, wird aber eben nicht einfach auf die hässliche und damit per se „witzige“ Schreckschraube festgenagelt, sondern darf durchaus Brüche zeigen, die einem die Figur menschlich näherbringen und ihr Ecken und Kanten verleihen. Genauso Agentin Ashburn, deren Spießigkeit natürlich auch nur ein Panzer ist, den sie aufgebaut hat, um sich zu schützen. Ja, das sind die Klischees des Buddyfilms, aber Feig versteht eben, sie mit Leben zu füllen. Die Chemie seiner beiden Hauptdarstellerinnen – auch Sandra Bullock ist famos – hilft ihm dabei.
Das soll an dieser Stelle reichen. Ich hoffe, meine Leena macht ihr Versprechen wahr, über THE HEAT zu schreiben, denn sie kann gewiss besser artikulieren, warum Feig nicht nur ein zum Brüllen komischer, sondern auch ein wichtiger und bewegender Film gelungen ist.