i, the jury (richard t. heffron, usa 1982)

Veröffentlicht: Dezember 9, 2008 in Film
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i_the_juryBei manchen Filmen weiß man schon nach wenigen Sekunden, dass das nichts geben wird. I, THE JURY ist so ein Fall, denn er versagt bereits, wenn man zum ersten Mal seine Titelfigur zu Gesicht bekommt. Mickey Spillane, streitbarer Autor der Romanvorlage und Erfinder des Mike Hammer, hatte sich in einem Interview einmal wortreich darüber beschwert, wie man es wagen konnte, seinen kernig-maskulinen Privatdetektiv von dem gerade einmal 1,78 Meter großen und sichtbar italienischstämmigen Armand Assante verkörpern zu lassen. Als ich das damals las, hielt ich Mickey Spillane für größenwahnsinnig und kleinkariert, nach Betrachtung von Heffrons Film muss ich jedoch zugeben, dass ich den Mann verstehe. Armand Assante als Mike Hammer zu besetzen, ist das Musterbeispiel für eine Fehlbesetzung: Nicht nur rein optisch, auch in seinem ganzen Gebaren. Es wirkt geradezu lachhaft, dass dieser ölige Zwerg dem Zuschauer als harter Macker verkauft werden soll. Assante – ein guter Schauspieler, nur dass das klar ist – müht sich redlich, doch man kann sich des Eindrucks kaum erwehren, dass er wusste, wie deplatziert er in dieser Rolle ist.

Mit diesem fragwürdigen Besetzungscoup offenbart sich I, THE JURY sehr schnell nicht nur als misslungen, sondern geradezu als missraten. Nichts funktioniert: Die Hauptfigur ist unglaubwürdig, die Geschichte so umständlich erzählt, dass man sich fragen muss, ob die Urheber sie selbst verstanden haben, der Ton des ganzen Spektakels uneinheitlich – mal witzig, dann wieder  äußerst brutal – ohne dass diese Vorgehensweise irgendwie plausibel gemacht würde, und es gelingt Heffron nicht einmal ansatzweise, die Strukturen und die Sprache solcher Klassiker wie THE MALTESE FALCON oder THE BIG SLEEP, die sowohl für Spillanes Romane als auch für den Private-Eye-Film Pate standen, in die Achtziger zu überführen, obwohl sie damals schon längst selbst zu Inszenierungsstandards geworden waren.

Was I, THE JURY einzig und allein vor der völligen Belanglosigkeit rettet, ist die nackte Tasache seiner Existenz. Als große Kinoproduktion von Warner ins Rennen geschickt, kann man sich nur fragen, was die Verantwortlichen damals eigentlich geritten hat. I, THE JURY ist ein lupenreiner Sleazefilm, der sich in Sex und Gewalt suhlt, großes Kino anstrebt, aber nie den Niederungen des hohlen Trashs entrinnen kann. Da gibt es Absonderlichkeiten wie eine vom CIA betriebene Sexklinik unter der Leitung der geilen Dr. Bennett (Barbara Carrera), einen Lustmörder mit Rothaar-Perücken-Fetisch, einen wie erwähnt ausgesprochen schmierigen Privatdetektiv mit Tropenfisch-Aquarium, ein geiles nymphomanisches Schwesternpaar und abtrünnige CIA-Agenten, die Waffen verhökern.

Zugegeben: Auch Spillanes Roman ist nicht gerade intelligente Kost, lebt einzig und allein vom überbordenden Chauvinismus des Autors und liest sich in der Häufung softpornografischer Details und der Selbstverliebtheit der Hauptfigur reichlich anstrengend, aber wenigstens hält Spillane seinen Stil durch und zeichnet eine Welt, in der das alles irgendwie glaubwürdig ist. I, THE JURY ist ein einziger Kindergeburtstag, eine zusammengekleisterte Nummernrevue aus Elementen, von denen irgendein Idiot glaubte, sie passten gut zusammen. Trotz der sichtbaren Production Values mutet I, THE JURY an wie die wirren Fantasien von Drehbuchschreibern, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Was bleibt sind die Nippel von Barbara Carrera und der hübsche Score von Bill Conti. Was nicht bedeutet, dass man sich nicht königlich amüsieren könnte mit diesem Quatsch. Nur einen Film sollte man eben nicht erwarten.

Kommentare
  1. tschill sagt:

    Fand ich gerade lustig, was Du als Mangel beschreibst. Dem schmierigen Bahnhofskinocharakter entsprechend ist es doch nur richtig, daß man dann nicht die Testosteronbombe erwarten sollte, die Mickey in seinem stillen Kämmerchen ausgemoust hatte.
    Und, um mal noch etwas Positives Dir zu entlocken, waren die Action-Sequenzen nicht mitreißend inszeniert? Ich konnte jedenfalls nicht klagen.

    • funkhundd sagt:

      Zuerst: Vielleicht wäre eine zweite, von falscher Erwartungshaltung geprägte Sichtung nötig, um dem Film etwas Positives abgewinnen zu können bzw. Schwächen als Stärken zu begreifen. „Lustig“ ist der Film bestimmt und eine Kuriosität garantiert – aber eben vor allem in seinem Misslingen. Schmierigkeit und Testosteron gehen für mich eigentlich ganz gut zusammen, wüsste nicht, warum gerade darin der Widerspruch liegen sollte. Handwerklich ist der Film voll OK und auch unterhaltsam, aber eben nix Halbes und nix Ganzes. Da schaue ich dann doch lieber a) echten Sleaze oder b) richtig große Action.

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