12. hofbauer-kongress: vulkan der höllischen triebe (peter häuser, deutschland 1968)

Veröffentlicht: Januar 3, 2014 in Film
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Eine Party mit dufter Beatmusik, Whiskey-Soda und tanzenden Mädels: Grund genug für gute Laune, aber die vier Jungspunde blasen Trübsal, weil kein Geld in der Kasse ist und das triste Lotterleben endlich mal ein Ende finden muss. Flugs wird ein „Coup“ zusammengewürfelt, der arschtighte Plan, an die Moneten zu kommen. Ein paar hübsche Freundinnen werden ins Ferienhäuschen nach Bayern gekarrt, um mit ihrer Hilfe ein paar reiche, alter Männer auszunehmen. Gesagt, getan, doch kaum haben die Jungs einen Geschäftsmann um 10.000 DM erleichtert, fangen die Probleme erst an …

Der Opener des 12. Hofbauer-Kongresses ist die Wiederaufführung dieser deutschen Crime-Rarität, die die Besucher schon im September verzückte und aus humanistischer Pflicht jenen noch einmal vorgeführt wurde, die ihn damals verpasst hatten. Die in erbarmungswürdigem Zustand befindliche Kopie – rotstichig, zerkratzt, flimmernd – stellte kein Hindernis beim Genuss dieser Rumpelkammer-und-Rammelbuden-Produktion dar, belegte sie vielmehr mit samtigen Patina, die ihren obskurantistischen Charme noch steigerte. Mit technischer Finesse – vielleicht einmal abgesehen von der Kameraarbeit – kann VULKAN DER HÖLLISCHEN TRIEBE nicht aufwarten: Zwischen nachträglich synchronisiertem Ton und schmucklosem Bild bestehen erhebliche Differenzen, die im Wesentlichen den Witz des Films ausmachen, der Flow wird immer mal wieder durch Szenen unterbrochen, die einfach zu lang ausgespielt werden, der Schnitt rumpelt von einer Szene zur nächsten, die Schauspieler chargieren sich durch ihre eindimensionalen Rollen  und die „heiße“ Beatmusik, mit der da die „wilden“ Parties beschallt werden, ist mit viel Wohlwollen gerade mal als „lauwarm“ zu bezeichnen. Aber irgendwie ist das egal, weil die Attitüde stimmt und der Film gerade in seiner suboptimalen Form jene findet, die den Möchtegern-Coup seiner großmannssüchtigen Taugenichtse ideal abbildet. Ob das Drehbuch die Anhäufung von Pannen, Unzulänglichkeiten und Dummheiten, zu der etwa das simple Versenken eines Autos in einem See ausartet, tatsächlich vorsah oder ob da einfach Planlosigkeit und Pech am Werk waren, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, wohl aber, dass diese Szene so, wie sie ist, richtiger nicht sein könnte. Wenn die vier Clowns am Ende mit hängenden Schultern mitansehen müssen, wie sich ihre Beute vor ihren Augen buchstäblich in Scheiße verwandelt, kommt VULKAN DER HÖLLISCHEN TRIEBE zu sich, findet aber auch würdevolle Distanz zur eigenen Unzulänglichkeit. Vielleicht nicht ganz die deutsche Antwort auf RESERVOIR DOGS, trotz der schicken Anzüge und der Energie, die auf die richtige Handhaltung beim Rauchen verwendet wird, ganz gewiss aber ein cineastisches Zauberwerk, das man vielleicht nie wieder zu Gesicht bekommen wird.

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